Jonas Jonasson - Die Analphabetin, die rechnen konnte

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 4.680 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Xirxe.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Roman, Carl‘s Books
    Eigentlich könnte man die Handlung in einem Satz zusammenfassen, aber das würde einen heftigen Spoiler-Alarm auslösen. Zu Handlung also nur soviel: Es geht um Nombeko, die in einem Slum Südafrikas geboren wird und mit fünf anfängt als Latrinenträgerin zu arbeiten. Sie ist Analphabetin, aber sie kann rechnen und das beschehrt ihr eine seltsame Karriere, die - wie wir es von Herrn Jonasson kennen - alles andere als gradlinig verläuft und sie mit einem in vielerlei Hinsicht sperrigen Gepäckstück nach Schweden verschlägt. Dort trifft sie auf die Zwillingsbrüder Holger und Holger, die Söhne eines fanatischen Kämpfers gegen die Monarchie und für die Republik, von denen einer gar nicht existiert. Und der erobert ihr Herz.
    Wie schon angedeutet bleibt Jonas Jonasson seinem Hang zum Skurrilen treu. Die Protagonistin bleibt ebenso wenig Analphabetin, wie der Einhundertjährige verschwunden blieb. Immer neue Verwicklungen verhindern das Glück der sympathischen Protagonisten. Das fand ich lange Zeit sehr erheiternd, wurde aber irgendwann so nervig, dass ich das Buch am liebsten ins Feuer geworfen hätte. (Ich habe es nicht getan. Weil ich keinen Kamin habe.) Meine Angewohnheit einen periodisch auftretenden, biologischen Vorgang durch Lesen kurzweiliger zu gestalten, führte dazu, dass ich weiter gelesen habe und so auch in den Genuss des versöhnlichen Endes kam.
    Eine unterhaltsame Lektüre für alle, die den Hundertjährigen mochten und starke Nerven (oder keinen Kamin) haben.


    EDIT: Amazonlink eingefügt. LG, Saltanah

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()

  • Lange habe ich auf einen Beitrag zum neuen Jonasson gewartet. Danke für die erheiternde Rezi. Einen Kamin habe ich zum Glück nicht, weswegen ich der Analphabetin guten Gewissens eine Chance geben kann :breitgrins:

    //Grösser ist doof//

  • @ audax: Mochtest du das Buch oder nicht? Leider hast du keine Bewertung in Form von Sternen, Ratten oder ähnlichem deiner Rezi beigefügt.


    Ich habe den neuen Jonasson als Hörbuch genossen und fand dieses einfach nur irre gut. Frau Thalbach als Sprecherin ist einfach nur der Knaller... :klatschen:

    &WCF_AMPERSAND"Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende&WCF_AMPERSAND" (H.M. Enzensberger)

  • Ich habe dieses Buch zu Weihnachten geschenkt bekommen und werde es wohl auch demnächst lesen. Gekauft hatte ich es mir nicht, denn nachdem ich so begeistert von dem hundertjährigen war, bekam ich Zweifel, ob so ein geniales Buch noch einmal aus der Feder des selben Autors entspringen könnte, ohne in irgendeiner Weise eine Wiederholung zu werden.
    Ich habe einen Kamin, aber da ich generell ein Gegner von Bücherverbrennungen bin, besteht in dieser Hinsicht keine Gefahr. :breitgrins:


    Ich lasse mich einfach mal überraschen und da ich Südafrika sehr gut kenne, wird es voraussichtlich für mich eine gute Lektüre.
    Eine Bekannte von mir, auf deren Buchgeschmack meinem sehr ähnelt berichtete lustigerweise fast genau in dem selben Wortlaut davon, wie Audax.


  • @ audax: Mochtest du das Buch oder nicht? Leider hast du keine Bewertung in Form von Sternen, Ratten oder ähnlichem deiner Rezi beigefügt.


    Ich habe den neuen Jonasson als Hörbuch genossen und fand dieses einfach nur irre gut. Frau Thalbach als Sprecherin ist einfach nur der Knaller... :klatschen:


    Wenn ich es bewerten müsste, gäbe 4 1/2 von 5 Sternen.... :gruebel:

  • Danke :blume: für die Info, dann kann ich deine Rezi auch besser verstehen. :breitgrins:

    &WCF_AMPERSAND"Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende&WCF_AMPERSAND" (H.M. Enzensberger)

  • Hallo im Forum! und hallo Vorredner.
    Mir ging es genauso bis auf den Kamin-Impuls. Ich hab aufgegeben. Bis zur Hälfte war ich sehr angetan und wollte es reihum schon empfehlen. Aber irgendwann nervt's wirklich, zieht sich, es wird ein wenig zu irre, etc. Leider ist mir so das Ende entgangen, normalerweise beisse ich mich durch. Sympathisch sind die Figuren wirklich, aber der Handlungsstrang entgleitet dem guten Autor für meinen Geschmack.
    Bin trotzdem an dem 100-jährigen interessiert....
    Man wird sehen.
    Grüsse
    KHW

  • Als Nombeko in den Slums von Soweto geboren wird, hätte ihr wohl keiner zugetraut, dass aus ihr mal etwas Vernünftiges wird. Ihre drogensüchtige Mutter hat sie früh verloren und schlägt sich, noch ein Kind, als Latrinentonnenträgerin durch. Dabei vertreibt sie sich die Zeit mit Tonnenzählen und entdeckt so nach und nach die Welt der Mathematik.


    Auf verwickelten Wegen gerät sie schließlich als Putzfrau in den Haushalt eines Ingenieurs, der von der südafrikanischen Apartheidsregierung beauftragt wurde, eine Atombombe zu bauen ... und eines schönen Tages landet sie, nebst Atombombe, in Schweden, wo sie direkt nach der Ankunft Holger kennenlernt, dessen Lebensgeschichte gelinde gesagt ungewöhnlich ist und den es sozusagen eigentlich gar nicht gibt. Oberstes Ziel ist jetzt erst einmal, die lästige Bombe loszuwerden und dann endlich ein normales Leben anzufangen.


    Klingt verwirrend? Ist auch ziemlich verzwickt. Und es ist schwer, das Buch appetitanregend zusammenzufassen, ohne zu viel zu verraten.


    Thematisch hat mich der Roman eigentlich gar nicht angesprochen, und obwohl ich den "Hundertjährigen" mochte, hätte ich ihn mir nicht gekauft, aber einem geschenkten Gaul guckt man nicht ins Maul, und so kam ich zu einem überraschend vergnüglichen Leseerlebnis.


    Die Geschichte von Nombeko und Holger ist abgefahren, überdreht und ganz und gar verrückt; wer also Realismus erwartet, kann das Buch getrost zur Seite legen. Wenn man aber Lust hat, sich auf ein durchgeknalltes Märchen für Erwachsene mit einer Prise Geschichte des 20. Jahrhunderts und einem Schuss Naturwissenschaften einzulassen, ist die "Analphabetin" eine erstklassige Wahl. Ich habe mich köstlich amüsiert über die immer schräger werdenden Verflechtungen. Natürlich ist Jonassons Humor Geschmackssache, aber hier hat er meinen Nerv absolut getroffen - noch mehr als mit dem "Hundertjährigen", weil weniger derb.


    4ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Na, dann werde ich wohl mein Weihnachtsgeschenk lesen. Das hört sich an, als würde es mir gefallen. Ich habe es schon einmal oben auf den Stapel gelegt. :breitgrins:

  • Der Erstling des Autors hat mich wunderbar amüsiert. Die naive Forrest-Gump-Manier mit der sein Held durchs Leben spaziert, hat mich inklusive lakonischem Erzählton ziemlich gut unterhalten.


    Doch bei der „Analphabetin…“ gefällt mir das alles schon viel weniger. Das beginnt nämlich eigentlich schon beim Titel die weibliche Hauptfigur ist nämlich beileibe keine Analphabetin, sie saugt an Wissen auf, was sie erlangen kann – das ist nicht sonderlich viel als junge, arme Schwarze im Apartheidsregime Südafrikas, aber sie macht das Beste aus ihren Möglichkeiten – sie dann , wenn auch konsequent als Gedanken ihrer Umgebung getarnt, als Analphabetin zu bezeichnen empfinde ich nicht als lustig auf Kosten der Rassisten, sondern eher selbst diskriminierend.


    Das wurde mit Nombekos Ankunft in Schweden zwar besser, aber der Wunsch des Autoren die Zeitspanne von Südafrikas Apartheidshochperiode in den 1970ern bis praktisch heute abzudecken führt dazu, dass immer wieder lange nichts passiert – „so lebten sie dann 3/4/5/7 Jahre vor sich hin…“. Diese Zeitsprünge wären nicht so schlimm gewesen, aber auch die Geschehnisse, die zwischen den Ruheperioden liegen, waren weder spektakulär noch besonders amüsant, so dass ich mehrfach kurz davor war, das Buch gelangweilt beiseite zu legen.


    Der Autor hat versucht das Erfolgsrezept seines Erstlings mit ein paar anderen Zutaten zu kopieren, doch das Ergebnis ist meiner Meinung nach nur ein müder Abklatsch, den man nicht unbedingt lesen muss.


    3ratten

    Einmal editiert, zuletzt von illy ()

  • Danke für die Rezis. Nachdem der Hundertjährige mich schon nicht vom Hocker gerissen hat, war ich nicht versucht, dieses Buch zu probieren, und es sieht so aus, als ob das eine weise Entscheidung war. :)

    Was ist wertvoller, Wissen oder Fantasie? Es ist die Fantasie, denn das Wissen hat Grenzen.  - Albert Einstein

  • Kann mich größtenteils nur anschliessen. Guter Anfang. Lustige Story....aber irgendwann zieht es sich nur noch.
    Hab mich durch die letzten Seiten gekämpft....


    400 Seiten hat das Buch: den Inhalt hätte man auch gut in 250 Seiten packen können.


    Ich vergebe 3ratten

    Opa Pittschikowski aus dem Ruhrrevier, kennt die Blauen Knappen schon seit 1904 - niemals tat er fehlen, nur einmal war er krank - Oma tat er quälen wenn er schon morgens sang:<br /><br />Ob ich verroste und ver

  • 3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Die hochbegabte Südafrikanerin Nombeko, die mit 14 Jahren die Chefin des Latrinenbüros in Soweto wird, per Zufall an ein Vermögen in Form von Rohdiamanten gerät, kurz darauf von einem Weißen überfahren und daraufhin zu mehreren Jahren Frondiensten in dessen Haushalt verurteilt wird und in dieser Zeit beachtlichen Anteil am Bau mehrerer Atombomben aufweisen kann, ist die Hauptfigur dieser Geschichte. Wie sie sich aus ihren immer neuen misslichen Situationen (in die sie völlig unverschuldet gerät), stets wieder befreien kann, ist schräg und noch schräger. Da wird eine Atombombe quer über die Kontinente verschickt, ein Zwillingspaar Holger und Holger getauft und zu republikanischen Extremisten erzogen, ein König und ein Ministerpräsident entführt und Nombeko ist allzeit mit dabei bzw. darin verwickelt. Der Absurditäten ist kein Ende :breitgrins:
    Was im 'Hundertjährigen' noch einen Hauch von Realität hatte, ist in diesem Buch völlig auf die Spitze getrieben. Die Ereignisse überschlagen sich und eines ist unglaublicher als das andere. Mir ist das Alles ein bisschen zu viel des Guten, denn der Rahmen ist durchaus sehr realitätsnah. Die damaligen Geschehnisse nicht nur in Südafrika, nein, auch in USA, Europa usw. werden wahrheitsgetreu wiedergegeben, sodass sich Nombekos Geschichte dazu als besonders absurd darstellt. Etwas weniger wäre hier vielleicht mehr gewesen :zwinker:
    Jonassons Sprache ist wie bei seinem ersten Buch gewohnt ironisch und indirekt, was die Absurditäten noch verstärkt. So traten bei mir ab ca. der Mitte des Buches gewisse 'Abnutzungserscheinungen' auf. Dennoch: Es ist eine amüsante, wirklich unglaubliche Geschichte, die sich lockerleicht an einem Wochenende weglesen lest.

    Je mehr sich unsere Bekanntschaft mit guten Büchern vergrößert, desto geringer wird der Kreis von Menschen, an deren Umgang wir Geschmack finden.&nbsp; &nbsp; Ludwig Feuerbach (1804 - 1872)