Lucy Maud Montgomery - Anne auf Green Gables

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  • Ich finde auch, dass sich die vernünftige Diana und die liebenswert-spinnerte Anne prima ergänzen. (Wieso die stocknüchterne Mrs. Barry allerdings auf einen solch ungewöhnlichen Namen verfallen ist, werde ich nie kapieren!)


    Ganz am Anfang des Buches, als Matthew Anne vom Bahnhof abholt und sie an "Barry's Pond" bzw. "The lake of shining waters" vorbeikommen, erzählt Matthew, dass ein Lehrer, der damals gerade bei Barrys wohnte, den Namen für das Kind aussuchen durfte. Matthew selbst findet den Namen "Diana" ziemlich "heidnisch" :zwinker:


    Ja, Dianas Mutter ist schon eine harte Nuss. Dagegen werden mir Marilla und Mrs.Lynde immer sympathischer. Was es mit Dianas "Übelkeit" und dem Himbeertrunk auf sich hat, war mir ziemlich schnell klar. Klasse, wie Marilla reagiert, als Mrs.Barry ärgerlich auf Anne ist:
    "I should think she would better punish Diana for being so greedy as to drink three glassfuls of anything." :daumen:


    Aber Anne rettet durch ihr beherztes Eingreifen Dianas kleine Schwester, die in Abwesenheit der Eltern einen schweren Anfall von Krupphusten hat. Hier macht sich Annes Erfahrung mit der Pflege von Kleinkindern bezahlt. Mrs.Barry ist wieder versöhnt und die Busenfreundinnen vereint.

    Einmal editiert, zuletzt von Ruby Tuesday ()

  • Der Himbeersaft :totlach: Das ist soooo typisch Anne *g* sie hat mir nach dem ersten Lesen aber auch furchtbar leid getan. Ich wusste ja noch nicht das sich dann irgendwann alles wieder klären würde. Anne hat mir sehr sehr leid getan als Mrs.Barry ihr daraufhin verboten hat mit Diana wieder zu sprechen. Auf Marilla bin ich aber auch stolz, ich find gerade durch so etwas merkt man, das auch sie Anne sehr lieb gewonnen hat. Sie kanens eben nur nicht so zeigen. Aber gerade durch diese Äußerungen wird das umso klarer. Ich freu mich für Anne das sie so ein schönes zu Hause für sich gefunden hat. :) Für mich ist Green Gables auch immer eines meiner literarischen Lieblingsorte gewesen. Ich fühl mich auch wie nach Hause kommen, wenn ich Anne wieder begegne.


  • Ich bin heute nicht viel weiter gekommen, stecke mitten im 8. Kapitel. Mit Anne werde ich immer noch nicht warm, denn ihr Gerede nimmt kein Ende.


    Am Ende des 8. Kapitels gab es noch einen Worterguss, der auf dem Kindle zwei Seiten in Anspruch nahm. Noch seltsamer fand ich, dass Anne danach in irgendetwas (Looking-glass) ihr Spiegelbild betrachtet und dann küsst. :rollen: Dazu fällt mir wirklich nichts mehr ein. Noch narzisstischer geht es nicht.


    In Kapitel IX kommt der Ausbruch gegenüber Mrs. Rachel, die ihre Ansichten über Annes Äußeres zum Besten gibt. Das ist wirklich furchtbar. Solche Sprüche sollte man, wenn überhaupt, zumindest nicht in Anwesenheit der Person machen, um die es geht. Was kann man schon für seine Haarfarbe oder Körperbau? Das ist auch eine Art der Diskriminierung. Annes Reaktion ist verständlich, und ich finde es gut, dass sie das lautstark zum Ausdruck gebracht hat. Es passt zu ihrer Impulsivität. Vor über hundert Jahren ging es natürlich nicht, dass sich ein Kind auf diese Weise zur Wehr setzt, aber ich hätte an Marillas Stelle keine Entschuldigung verlangt. Wenn ein Mensch einen anderen blöde anredet, muss er damit rechnen, dass eine dumme Antwort kommt.


    [quote author=Valentine link=topic=35952.msg830128#msg830128]
    Gilbert hat mir schon fast ein bisschen leid getan, dass er von Anne dermaßen mit Verachtung gestraft wird. Er hat es ja nicht böse gemeint.
    [/quote]


    Es hängt eben auch immer davon ab, wie so ein Spruch bei dem Anderen ankommt. Manchmal meint man, eine lustige Bemerkung gemacht zu haben, aber wenn der Empfänger der Botschaft den Spruch schon x-mal gehört hat, findet er es nicht mehr lustig. Anne ist nun mal eine Schöngeistige, da ist kein Platz für Bemerkungen, die auf etwas abzielen, mit dem sie selbst zu kämpfen hat. Gilbert tut mir trotzdem Leid. Das war entweder Gedankenlosigkeit oder die Absicht, sich vor seinen Kumpels aufzuplustern. Und Anne macht sich für ihn erst interessant, wenn sie ihn ignoriert, aber das ist ihr nicht klar.


    Gestern habe ich unterwegs gelesen ohne die Möglichkeit, mir Notizen zu machen, daher weiß ich nicht mehr, in welchem Kapitel die Sache mit der Brosche vorkam. Ich dachte mir schon, dass Anne an dem Verschwinden nicht schuld war, denn sonst hätte sie ihr schlechtes Gewissen viel stärker geplagt. Hier war sie aber einfach viel zu ruhig. Dass sie Marillas Beschuldigung hinnimmt und sich eine Geschichte ausdenkt, wie die Brosche verschwunden sein könnte, um dann an der Grillparty teilzunehmen zu dürfen, ist eine typische kindliche Reaktion. Die Ansage von Marilla war ja deutlich: Bevor nicht klar ist, was mit dem Anstecker passiert ist, geht keiner auf eine Grillparty. Somit muss ein Grund her, also erfinde ich einen, dann darf ich gehen. Über die Konsequenzen wird nicht weiter nachgedacht, davon war ja auch keine Rede. Erlebnisse dieser Art hatte ich mit meinen Kindern auch schon. Da muss man als Erwachsener wirklich aufpassen, wie man etwas sagt.


  • Ach Diana, irgendwie ist sie für mich zu Beginn echt eher eine Freundin von Anne, weil Anne unbedingt eine Busenfreundin möchte.


    Das ging mir ähnlich. Für mich las sich das eher so, als hätte sich Anne einfach das erstbeste Mädchen gegriffen, das ihr in die Finger kam ;)
    Aber mal sehen, was sich daraus noch so entwickelt...

    Even when reading is impossible, the presence of books acquired produces such an ecstasy that the buying of more books than one can read is nothing less than the soul reaching towards infinity... - We cherish books even if unread, their mere presence exudes comfort, their ready access reassurance.


  • "I should think she would better punish Diana for being so greedy as to drink three glassfuls of anything." :daumen:


    Das hat mir auch gefallen. Marilla wächst immer besser in ihre Adoptivmutterrolle hinein, und sie weiß, dass Anne vielleicht oft schusselig ist oder doofe Sachen macht, es im Grunde aber nie böse meint. Und Mrs. Barry finde ich übertrieben streng. Die erinnert mich an die Mutter einer Schulfreundin, die immer Hausarrest bekam, wenn sie mal schlechte Noten hatte :rollen:



    Anne ist nun mal eine Schöngeistige, da ist kein Platz für Bemerkungen, die auf etwas abzielen, mit dem sie selbst zu kämpfen hat.


    Das stimmt, und ich kann ihre Reaktion auch gut nachvollziehen, sogar in der beschriebenen Heftigkeit. Gilbert hat den Finger genau in ihre Wunde gelegt, da ist sie ausgeflippt.


    Zitat

    Gilbert tut mir trotzdem Leid. Das war entweder Gedankenlosigkeit oder die Absicht, sich vor seinen Kumpels aufzuplustern. Und Anne macht sich für ihn erst interessant, wenn sie ihn ignoriert, aber das ist ihr nicht klar.


    Das ist etwas, was ich an ihr mag - sie ist nicht eine von diesen koketten Mädchen, die sich rar machen und mit den Gefühlen der Jungs spielen.


    Zitat

    Somit muss ein Grund her, also erfinde ich einen, dann darf ich gehen. Über die Konsequenzen wird nicht weiter nachgedacht, davon war ja auch keine Rede. Erlebnisse dieser Art hatte ich mit meinen Kindern auch schon. Da muss man als Erwachsener wirklich aufpassen, wie man etwas sagt.


    Die Szene war echt gut beobachtet. So sind Kinder.


    Zitat von Ruby Tuesday

    Aber Anne rettet durch ihr beherztes Eingreifen Dianas kleine Schwester, die in Abwesenheit der Eltern einen schweren Anfall von Krupphusten hat. Hier macht sich Annes Erfahrung mit der Pflege von Kleinkindern bezahlt. Mrs.Barry ist wieder versöhnt und die Busenfreundinnen vereint.


    Gott sei Dank! Ich fand Mrs. Barrys unbarmherziges Verhalten zuvor ziemlich daneben.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich fand Mrs. Barry vor allem extrem übertrieben. Es musste ihr ja eigentlich klar sein das Annes Verhalten keinesfalls absichtlich war. Schade das sie da so wenig Verständnis gezeigt hat. Zu Mal eine Freundschaft einfach so zu verbieten auch sehr grausam ist, wenn man sich das mal genauer anschaut.

  • Das ist wirklich fies, einem Kind gegenüber, das noch dazu Reue gezeigt und sich entschuldigt hat (was ja sicher nicht leicht gefallen ist), so hartherzig zu sein :traurig:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Für Kinder ist es ja schon schwer genug, sich auf Wunsch der Eltern hin von Freunden abzulösen, wo es wirklich begründet ist (z.B. Drogengeschichten). Wenn das Ganze aber nur auf falschen Anschuldigungen beruht wie hier... :sauer: Hat mich eigentlich gewundert, dass Anne die Sache verhältnismäßig widerspruchslos hingenommen hat. Ich hätte erwartet, dass sie einen Schlachtplan schmiedet, wie Diana und sie sich weiterhin heimlich treffen können.


    Die Szene mit Dianas furchteinflößender Großtante war zu gut! Aber auch mutig von Anne, sofort hinzugehen und sich zu entschuldigen, wo Tante Josephine doch als Drache verschrien ist. Aber der Mut wird belohnt und Anne findet in ihr einen weiteren "kindred spirit". Wenn ich mich richtig erinnere, sind sich die beiden auch nicht zum letzten Mal begegnet.


    Und die neue Pfarrersfrau scheint auch sympathisch zu sein, hätte sie doch ohne Marillas Eingreifen klaglos Annes Schmerzmittel-Kuchen gegessen. Lecker! :breitgrins: Erst Diana und dann Mrs.Allan - Anne sorgt noch dafür, dass sich nie wieder Gäste nach Green Gables trauen, zumindest nicht zum Essen.

  • :lachen: Ich liebe die Kuchenszene :lachen:


    Und die Großtante ist wirklich eine tolle Frau. Ich hab mich für Anne immer total gefreut wenn sie auf Menschen getroffen ist die sie als Verwandte Seele erkannt hat. So ein Gefühl habe ich z.B. zu meiner besten Freundin auch. Als Erstleserin damals leider nicht, aber ich musste an Anne denken als ich festgestellt habe das meine beste Freundin genauso eine Person ist. :)

  • O ja, die Szene mit Tante Josephine ist göttlich. Anne hat bestimmt ein ähnliches Desaster befürchtet wie seinerzeit mit dem Johannisbeerwein, doch die Tante hat Humor und nimmt es im Nachhinein gelassen. Klasse.


    Bei der Kuchengeschichte hat mir Anne so leid getan. Sie wollte alles für Mr. und Mrs. Allan (die ich sehr sympathisch finde) besonders schön machen, und dann das ... aber auch sie hat toll reagiert!

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Jaa, der misslungene Kuchen - Anne tat mir auch so leid! Sie hat aber auch ein Talent, immer daneben zu greifen... erst mit dem Saft für Diana und dann beim Kuchenbacken.
    Aber Mrs. Allan hat ja so toll reagiert, auch auf Annes Redeschwall in ihrem Zimmer, der an die nicht anwesende Marilla gerichtet war. Mrs. Allan hat so die Situation gerettet und Anne schnell wieder aufgebaut. So muss sie einem ja direkt sympathisch sein!

  • Ich hinke immer noch hinterher.


    Die Sache mit dem Himbeersaft war schon gut, aber noch besser war Annes Abschiednehmen von Diana. Ich kann mir so richtig lebhaft vorstellen, wie sie deklamiert hat. So richtig theatralisch, das passt zu Anne. Sie würde eine großartige Schauspielerin abgeben. Scarlett O'Hara dürfte genau ihre Kragenweite sein.


    Zu mehr Kommentaren reicht es heute nicht mehr. Ich bin jetzt froh, wenn ich ins Bett komme.


  • Ich glaub eher das sie selbst als Schauspielerin zu theatralisch wäre :lachen:


    Auf jeden Fall wäre sie glaubwürdig :zwinker:.


    Gilbert entpuppt sich für mich als eigentlich ganz angenehmer Mitschüler. Er ist längst nicht so schlimm, dass man ihn immer ignorieren müsste. Und so oft, wie Anne ihn erwähnt - wenn auch immer nur die erste Silbe seines Namens - kann ich nur vermuten, dass sie sich insgeheim doch für ihn erwärmt hat. Ich denke, er spielt in den späteren Büchern noch eine Rolle.


    Grundsätzlich ist es nicht schlecht, mit so viel Vorstellungskraft gesegnet zu sein wie Anne. Sie kann sich alles schönreden und lebt gut damit. Was will sie mehr. Es ist besser, sich mit Unannehmlichkeiten zu arrangieren, wenn man sie nicht ändern kann.


    Die Kuchenszene fand ich auch köstlich. Allerdings musste ich "anodyne liniment" erst übersetzen, um das ganze Ausmaß dieser Verwechslung klarzumachen. Das hätte auch ganz schön ins Auge gehen können. Man merkt, dass Annes kleine Unfälle bei Marilla immer weniger Aufsehen erregen. Entweder hat sie sich daran gewöhnt und seufzend damit abgefunden, oder entwickelt diese elterliche Gelassenheit, wenn man weiß, dass die Kinder "nun mal so sind". Ich habe nach wie vor großen Respekt vor Marilla. In ihrem Alter ohne mütterliche Erfahrung ein fremdes Kind zu bekommen - es gäbe nicht viele Frauen, die sich darauf einlassen.


    Ich bin jetzt im Kapitel XXV, wo Matthew plötzlich seltsame Empfindungen verspürt und Anne zu einem schicken Kleid verhelfen möchte. Der arme Kerl, was er trotz seiner Scheu vor Frauen alles auf sich nimmt! Schade, dass man über ihn so wenig erfährt. Er ist ein interessanter Charakter in der Geschichte.

  • Doris
    Ich denke Anne ist einfach zu Stolz um zuzugeben das er eigentlich nett ist. Sie ist ja manchmal sehr stur und kann denke ich Fehler nicht so gut zugeben. Gilbert versucht ja wieder auf sie zu zugehen aber sie lässt sich nicht darauf ein.

  • Ein typisches Verhalten vieler Mädchen. Nur merkt man es bei den meisten nicht so spontan, weil sie weniger redselig sind als Anne :breitgrins:.


  • Ich bin jetzt im Kapitel XXV, wo Matthew plötzlich seltsame Empfindungen verspürt und Anne zu einem schicken Kleid verhelfen möchte. Der arme Kerl, was er trotz seiner Scheu vor Frauen alles auf sich nimmt! Schade, dass man über ihn so wenig erfährt. Er ist ein interessanter Charakter in der Geschichte.


    Die Szene fand ich auch toll, vor allem, als Matthew im Laden steht, sich plötzlich einer jungen Verkäuferin gegenübersieht und in seiner Panik schließlich doch nur Gartengeräte kauft :breitgrins: Gut, dass er wenigstens vor Mrs.Lynde nicht ganz so viel Angst hat; so kommt Anne doch noch zu ihrem Kleid mit Puffärmeln (wobei ich Braun ja eine absolut langweilige Farbe finde. Konnten sie ihr nicht ein grünes Kleid spendieren oder ein cremefarbenes? Aber Hauptsache, Anne ist glücklich damit.)
    Nachdem Matthew und Marilla Anne bei ihrer Vorführung erlebt haben, wird den beiden erst so richtig klar, dass Anne sehr begabt ist und eine solide Schulausbildung bekommen sollte. Matthew hat sich über das Thema jedenfalls schon ausführliche Gedanken gemacht und legt auch Marilla nahe, entsprechende Überlegungen für die Zukunft anzustellen. Soviel also zu dem Waisenjungen, den sie aufnehmen wollten, damit er bei der Farmarbeit hilft... :zwinker:

  • Ich sehe immer Marilla Missbilligenden Blick weil er unnütze Dinge gekauft hat vor mir :lachen: Das ist soooooo süß von ihm. Und ich mag ihn allein schon aus dem Grund das er sich da so sehr überwunden hat und überhaupt in den Laden gegangen ist. Die Farbe ist echt naja... aber zu ihren Haaren sieht es bestimmt schön aus. Wobei ich glaube Anne ist es sicher egal, so lange es Puffärmel hat, könnte es auch aus Kartoffelsack sein :breitgrins: