Lucy Maud Montgomery - Anne auf Green Gables

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  • Ich glaub Anne holt jetzt vor allem auch nach das sie jetzt jemanden hat der ihr auch mal genauer zu hört. :err:


    Glaub ich auch.


    Zeitlich würde ich das Buch auch so um die Jahrhundertwende einordnen. Dazu passen auch die Mode und viele Denkweisen und auch, dass Kinder schon früh mitarbeiten müssen.


    Die Puffärmel sind herrlich. Zwar fand ich die selber höchstens als kleines Mädchen schön, aber wie blöd es sich anfühlt, wenn man als einzige unmoderne Klamotten trägt bzw. den letzten Schrei nicht mitmachen kann oder darf, ist hier wirklich prima eingefangen.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





    Einmal editiert, zuletzt von Valentine ()


  • Die Puffärmel sind herrlich. Zwar fand ich die selber höchstens als kleines Mädchen schön, aber wie blöd es sich anfühlt, wenn man als einzige unmoderne Klamotten trägt bzw. den letzten Schrei nicht mitmachen kann oder darf, ist hier wirklich prima eingefangen.


    Meine Oma hat mir oft erzählt, wie schlimm es für sie als Kind war, dass sie als Heimatvertriebene sehr arm waren - komische Schuhe, keine Weihnachts-oder Geburtstagsgeschenke, nie Schwimmen gelernt zu haben, weil es nur einen Badeanzug für die drei Schwestern gibt und den hat die Älteste... Dafür wurde (und werde) ich dann nach Strich und Faden verwöhnt. Meine Oma ist mein Matthew! :herz:



    Als ich heute die Szene gelesen habe, in der Mrs.Lynde Anne mit ihren taktlosen Bemerkungen zum Ausrasten bringt, hätte ich die gute Frau ebenfalls umbringen können. Unglaublich, was sich manche Erwachsene so erlauben, aber umgekehrt erwarten sie respektvolles Verhalten der Kinder :gruebel:
    Ich hab in meiner Kindheit ähnliches erlebt und werde noch immer stinkwütend, wenn ich so etwas mitbekomme. Dafür hat Marilla erneut ein paar Sympathiepunkte eingeheimst, weil sie Mrs.Lynde auf ihr verletzendes Verhalten hingewiesen hat. Und Matthew schafft es, Anne zu einer Entschuldigung zu bewegen (herrlich die Szene, wie er durch sein fremdes Haus schleicht, in Stockwerke, die er kaum je betreten hat) .
    Da haben die beiden (bis dahin) kinderlosen Junggesellen es Mrs.Lynde mit ihrer Kinderschar (arme Dinger) so richtig gezeigt, wer mit Kindern umgehen kann und wer nicht! Ha!
    Die Entschuldigungsszene selbst fand ich perfekt - nur Marilla hat das sichere Gefühl, dass Anne jede Sekunde ihres theatralischen, demütigen Auftritts genießt, doch die doofe Mrs.Lynde (ich bin nachtragend) merkt es nicht.


  • Und eine Bekannte meiner Mutter meinte tatsächlich mal in meinem Beisein (ich war vielleicht 5 oder so), dass sie eigentlich kein hübsches rothaariges Kind kenne, dir sähen einfach alle komisch aus. Äh, ja... Meine Mutter war von da an nicht mehr mit ihr bekannt...
    Aufgrund dieser Erlebnisse kann ich mit Anne sehr mitfühlen und auch verstehen, dass sie Mrs. Lynde gegenüber so ausrastet. Was fällt der Frau ein!


    Im Ernst jetzt? Das ist ganz schön heftig...


    Bis jetzt ist mir noch nichts aufgefallen, was eine genaue zeitliche Einordnung ermöglichen würde, zum Beispiel die Erwähnung von tatsächlichen historischen Ereignissen. Ich weiß nur, dass "Anne of Green Gables" im Jahr 1908 veröffentlicht wurde.


    Ich muss sagen, dass mir so etwas üblicherweise nicht besonders wichtig ist ;) Über die Beschreibungen bekomme ich einigermaßen ein Gefühl dafür, in welcher Zeit es spielt, auch wenn ich das nicht konkret an Zahlen festmachen kann oder muss.


    Ich bin mittlerweile bei Kapitel 15 angekommen.
    Marilla kommt bei mir mittlerweile ganz gut weg. Bei der Broschen-Affäre kann ich sogar nachvollziehen, dass sie Anne nicht wirklich glaubt - auch wenn mir klar war, dass Annes Beichte nur ausgedacht war ;) Das sie dann aber ihren Fehler ganz offen eingesteht und sich entschuldigt, rechne ich ihr hoch an.


    Der Episode an der Schule kann ich ehrlich gesagt nicht wirklich viel abgewinnen. Auch wenn ich Annes feste Entschlossenheit, nicht mehr in die Schule zu gehen, recht amüsant finde ;)

    Even when reading is impossible, the presence of books acquired produces such an ecstasy that the buying of more books than one can read is nothing less than the soul reaching towards infinity... - We cherish books even if unread, their mere presence exudes comfort, their ready access reassurance.

  • Bei mir geht es nicht so schnell voran wie bei euch (ich "muss" nebenbei noch Krabat lesen).


    In Kapitel V zeigt sich, dass Anne gedanklich schon sehr reif ist. Sie denkt positiv und arrangiert sich mit Dingen, die sie nicht ändern kann, ohne gleich zu hadern. Kein Wunder bei ihrem Lebenslauf. Sie wurde quasi nur herumgereicht und musste sich fügen. Ein unbeschwertes Kinderleben ist ihr unbekannt, sie kennt nur Pflichten. Da ist es sinnvoll, das Beste aus seiner Situation zu machen, weil man sonst mit dem Lamentieren nicht mehr fertig wird.


    Matthew gefällt mir gut. Er hat sein Herz für Anne entdeckt. Ich frage mich, welche Träume er hat oder hatte. Ob er wohl selbst einmal eine Familie gründen wollte und sich immer ein Mädchen wie Anne gewünscht hat? Wenn sie nun bei ihnen bleibt, bekommt er wenigstens eine Tochter.


    Annes Gebet in Kapitel VII ist einfach bezaubernd :smile:. Das war so herzerfrischend aufrichtig und viel ehrlicher als all die auswendig gelernten Gebete für passende Gelegenheiten.


    @ Valentine
    Ende 19. Jahrhundert würde passen, ja.


  • Ich frage mich, welche Träume er hat oder hatte. Ob er wohl selbst einmal eine Familie gründen wollte und sich immer ein Mädchen wie Anne gewünscht hat?


    Das ist eine interessante Frage! Aufgrund seiner Schüchternheit hat er bestimmt nie so recht geglaubt, dass er einmal eine Familie haben würde, aber davon geträumt haben kann er ja trotzdem.


    Zitat

    Annes Gebet in Kapitel VII ist einfach bezaubernd :smile:. Das war so herzerfrischend aufrichtig und viel ehrlicher als all die auswendig gelernten Gebete für passende Gelegenheiten.


    Das fand ich auch wunderbar! :herz:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich bin noch nicht so ganz in der Zeit angekommen, in der das Buch spielt. Mir fehlen die genaueren Zeitangaben, wie man sie in der Erwachsenenliteratur findet. Bei Kinderbüchern spielt das nur eine untergeordnete Rolle. Da wird es schwer, die Zeit auszumachen und sich auf die damaligen Gepflogenheiten einzustellen. Aber zum Glück habe ich ja euch, die mir auf die Sprünge helfen :smile:.


    Ich spoiler mal, ich weiß ja nicht, ob alle 8 Bände für alle ein reread sind?!


    Wear the old coat and buy the new book (Austin Phelps)

  • bibse hat recht - wenn man die späteren Bände in Betracht zieht, muss das Buch schon einige Jahre früher spielen als vermutet. Um 1880 dürfte hinkommen.


    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ja das würde denke ich mal passen. Auch wen das mit der Mode und den Puffärmeln dann nicht so ganz hinhaut, die kommen erst etwa 10 Jahre später wieder richtig in Mode. Aber vermutlich war das auf dem Land noch mal anders^^


  • Ja das würde denke ich mal passen. Auch wen das mit der Mode und den Puffärmeln dann nicht so ganz hinhaut, die kommen erst etwa 10 Jahre später wieder richtig in Mode. Aber vermutlich war das auf dem Land noch mal anders


    Wow, Holden, du kennst dich aber in der Mode der damaligen Zeit gut aus!



    Ich bin heute nicht viel weiter gekommen, stecke mitten im 8. Kapitel. Mit Anne werde ich immer noch nicht warm, denn ihr Gerede nimmt kein Ende. Im Gegenzug steigt meine Hochachtung vor Marilla, die in ihrem gesetzten Alter noch Mutter wird. Wenn man so ein zurückgezogenes Leben führt und sich schon von den Nachbarn fernhält, weil die nur Seichtes daherreden, ist es wirklich mutig, so eine Plaudertasche bei sich aufzunehmen. Als Mutter von zwei Ratschkathln weiß ich, wie anstrengend das sein kann. Außerdem hängt Anne ihr Fähnchen ein bisschen zu offensichtlich nach dem Wind. Zuerst möchte sie Apfelblüten mit in ihr Zimmer nehmen und als Marilla es verbietet, erklärt Anne, dass sie das kurze Leben der Blüten nicht noch zusätzlich verkürzen möchte, indem sie sie pflückt. Hm. Ich schätze, daran werde ich mich gewöhnen müssen, das wird sich bestimmt nicht so bald ändern.

  • Wenn ich Annes Gerede so lese, dann bin ich doch immer wiederfroh, dass ich nicht mit Marilla tauschen muss. Da sie und Matthew ja so ein zurückgezogenes Leben führen, wurde ihre Geduld bestimmt noch nicht so oft strapaziert. Ich würde das in echt nicht aushalten.


    Anne und Diana haben sich schon recht schnell angefreundet, das hat direkt gepasst bei den beiden.
    Schön fand ich die Stelle, als Anne erklärte, dass sie vieles in der Umgebung neu benannt haben und Diana auch etwas umbenennen durfte obwohl sie dazu ja eigentlich gar kein Talent hat und der von ihr gefundene Name doch eher langweilig ist.



    Der Episode an der Schule kann ich ehrlich gesagt nicht wirklich viel abgewinnen. Auch wenn ich Annes feste Entschlossenheit, nicht mehr in die Schule zu gehen, recht amüsant finde ;)


    Das ging mir ähnlich. Wobei ich Annes Reaktion auch selbst für jemanden wie sie sehr heftig fand - aber so ist sie nun mal. :smile:

  • Ach Diana, irgendwie ist sie für mich zu Beginn echt eher eine Freundin von Anne, weil Anne unbedingt eine Busenfreundin möchte. Mir war sie immer viel zu brav. Aber natürlich als Kontrast zu Anne und als jemand, der sie immer mal wieder auf den Boden zurückholt natürlich passend. Gut das man mit der Zeit auch merkt das Anne sie wirklich mag und das es nicht nur eine Schnapsidee von ihr war.


  • Doris
    Ich hab mal in der Schule Historische Mode im Unterricht durch genommen und auf Facebook folge ich ein paar Seiten die sich mit der Mode des 19. Jahrhunderts beschäftigen. Da bekommt man einiges so nebenbei mit. :)


    Hallo Holden,
    kann man diese Facebookseiten auch sehen, wenn man dort nicht angemeldet ist?
    Könntest Du die evtl. verlinken?


    Das Thema interessiert mich auch. :zwinker:


    LG von
    Keshia

    Ich sammele Kochbücher, Foodfotos und Zitate.


    <3 Aktuelle Lieblingsbücher: "The good people" von Hannah Kent, "Plate to pixel" von Hélène Dujardin und "The elegance of the hedgehog" von Muriel Barbery.

  • So, nachdem ich mit meinem Zweitbuch fertig bin, hole ich wieder auf und bin jetzt auch bei der Schul-Szene angelangt.
    Nicht zu fassen, dass die gute Mrs.Lynde tatsächlich ein paar Sympathiepunkte bei mir absahnt. Als Marilla bei ihr Rat suchte, schwante mir Unheil, aber hier hat ihr Urteil tatsächlich Hand und Fuß: Marilla soll Anne erst mal zu Hause lassen und nicht bedrängen, bis Anne selbst wieder den Wunsch verspürt, in die Schule gehen zu wollen. Und der Lehrer tauge sowieso nichts... :breitgrins:
    Aber Recht hat sie. Gilbert gönne ich es ja auch, dass Anne ihn so zappeln lässt; bestimmt wird er von den anderen Mädchen schon genug angeschmachtet, da tut ihm auch mal ein bisschen Gegenwind ganz gut.


    Was anderes: Wir hatten vor ein paar Wochen eine Fortbildung zum Thema Trauma und sollten eine Szene aus unserer Schulzeit erzählen, in der uns eine Bemerkung des Lehrers oder der Lehrerin noch lange danach verletzt hat. Krass, was dabei herauskam! Und das zog sich von 70- bis zu Mitte 20jährigen, man kann also leider nicht sagen, dass solche Vorfälle bei den pädagogisch gut ausgebildeten Lehrkräften heute kein Thema mehr sind :sauer:


    Anne hat mit Diana endlich ihre Busenfreundin gefunden. Mir ist sie zwar ein bisschen zu konventionell und nüchtern (also passt ihr Name eigentlich überhaupt nicht), aber damit gibt sie auch ein gutes Gegengewicht zu Anne ab. Und Marilla hat ja schon angedeutet, dass Mrs.Barry sehr spezielle Vorstellungen von gut erzogenen Kindern hat; da wird es wahrscheinlich höchste Zeit, dass die arme Diana mit Annes Hilfe mal ein bisschen verrückte Dinge machen darf.

  • dodo
    Ich finde sie tun sich denke ich mal beide gut. Diana braucht mal etwas mehr Pepp in ihrem Leben und Anne ab und zu jemanden der sie einfach mal bremst oder ihr auch aufzeigt das die Realität, bei aller Träumerei, auch schön ist.


    Hach Gilbert. Meine erste große Romanliebe :flirt: (wobei er mir in der Verfilmung auch sehr gut gefällt und das sicher auch irgendwann damit verknüpft wurde *gg*)


  • Diana braucht mal etwas mehr Pepp in ihrem Leben und Anne ab und zu jemanden der sie einfach mal bremst oder ihr auch aufzeigt das die Realität, bei aller Träumerei, auch schön ist.


    Ich finde auch, dass sich die vernünftige Diana und die liebenswert-spinnerte Anne prima ergänzen. (Wieso die stocknüchterne Mrs. Barry allerdings auf einen solch ungewöhnlichen Namen verfallen ist, werde ich nie kapieren!)


    Gilbert hat mir schon fast ein bisschen leid getan, dass er von Anne dermaßen mit Verachtung gestraft wird. Er hat es ja nicht böse gemeint.


    Und dass Lehrer (oder auch Eltern) unglaublich viel mit einer unbedachten Bemerkung oder Handlung kaputtmachen können, ist leider nur zu wahr :traurig:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Als Teenagerleserin hab ich Anna sooooo gut verstanden. Ich finde gerade solche Situationen machen das Buch auch so gefühlt modern, obwohl es eigentlich schon über 100 Jahre alt ist. Manches Menschen nutzen ihr wie auch immer geartete Machtposition leider einfach aus.