Die FAZ über Lese-Communities

Es gibt 108 Antworten in diesem Thema, welches 12.918 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Suse.

  • Ich glaube aber, dass es gut tut, sich ab und zu einen Ruck zu geben und was zu lesen, was außerhalb von der Standardlektüre liegt. Das kann für jemanden, der nur theoretische Sachbücher liest genauso ein vermeintlich anspruchsloser Roman sein wie ungekehrt.

  • Suse: Das hast du wirklich schön gesagt! :smile:


    @faxefaxe: Mag sein, dass das für dich gilt, aber ich glaube nicht, dass man das verallgemeinern kann. Lesegewohnheiten ändern sich ja sowieso von selbst und irgendwann hat ein Liebesromanleser vielleicht auch mal Lust auf etwas Anspruchsvolleres oder er steigt "dauerhaft" auf Fantasy um oder oder oder. Aber wieso sollte man sich dazu zwingen, wenn man aktuell sehr zufrieden ist, mit dem, was man liest (und zwar ganz egal, was das ist)?

  • Weil man sich in seinem Trott einrichten kann und vielleicht trotzdem was verpasst.


  • Weil man sich in seinem Trott einrichten kann und vielleicht trotzdem was verpasst.


    Und das ist immer schlimm?
    Es soll Leute geben, die gerne an Gewohnheiten festhalten. Es soll Leute geben, die verschiedene Genres/Niveaustufen durchprobiert haben und bei den für sie interessantesten Büchern hängengeblieben sind.
    Das gilt doch für alle Lebensbereiche: Es soll Leute geben, die glücklich sind, jeden Tag im Büro zu arbeiten, eine Häuschen zu haben und einmal im Jahr mit der Familie an den Gardasee zu fahren. Warum muss man als Außenstehender darüber urteilen, nur weil man selbst gerne ab und an Bungeejumping macht?

  • Ich glaube, dass es gut tut.
    Die empfindliche Reaktion verstehe ich nicht.


  • Weil man sich in seinem Trott einrichten kann und vielleicht trotzdem was verpasst.


    Ich glaube, wenn man etwas nur tut aus der Angst heraus, etwas zu verpassen, dann verdirbt einen der (innere) Zwang an dieser Tätigkeit den ganzen Spaß an der Sache. Bezogen auf Bücher: Wie viele Bücher müsste ich lesen, damit ich nicht mehr das Gefühl habe, etwas zu verpassen? Sicherlich wesentlich mehr als ich tatsächlich lesen kann. Und ich würde nur durch die Bücher hetzen und schon ab der Hälfte auf das nächste Buch schielen, das ich lesen "muss". Wozu das Ganze?


    Für mich steht fest, dass egal wie viel ich lese und egal was ich lese, es immer etwas gibt, was ich verpasse (sowohl subjektiv gesehen als auch objektiv (sofern es das gibt). Also kann ich den Zwang auch ganz umgehen, indem ich einfach lese, worauf ich Lust habe, und lasse den Rest gut sein. Stress hab ich auf Arbeit schließlich schon mehr als genug. schulterzuck.gif

  • Naja, "auch mal was anderes lesen" wird gerade etwas überhöht.


  • Ich glaube, dass es gut tut.
    Die empfindliche Reaktion verstehe ich nicht.


    Es nervt mich einfach, dass es immer Leute gibt, die meinen, besser wissen zu müssen, was für andere gut ist. Was gibt dir das Recht dazu?
    Und dann immer schön knapp in max. 2 Zeilen, ohne große Begründungen oder irgendwas - das finde ich einfach schade.
    Ich schreibe hier meine Meinung und frage nach und alles was kommt ist das Zitat oben..


    Naja, da das ja eigentlich nicht das Thema hier ist, ist die Diskussion für mich beendet. :winken:

  • Ich frage mich, was Leser daran stört, wenn ihnen vorgehalten wird, dass sie keine anspruchsvollen Bücher lesen. Und dass ein Autor diese Community Welt einmal beleuchten möchte. Mehr tut er nämlich nicht.


    Da treffen sich Leute im Internet, um über ihr Hobby zu reden. Sie tun das mit dem Anspruch, untereinander ernst genommen zu werden und sie nehmen ihr Hobby, das Lesen auch ernst.
    Und dann lesen sie einen Artikel über ihre Community, indem erst mal behauptet wird (jedenfalls kommt das bei mir so an), dass sie zu der "deutschen Leserschaft" gehören, die als Ganzes gar kein Recht hat, sich als Leser ernst zu nehmen oder ernsthaft über ihre Interessen zu diskutieren, weil sie die falschen Bücher lesen, nämlich die weniger anspruchsvollen.
    Dabei hat diese Community (sowie die meisten anderen ja auch, inklusive Leseblogs) niemals den Anspruch gehabt, Literaturkritik auf hohem Niveau zu betreiben.
    Nebenbei gibt es auch Literaturkritiker, die in ihrer Freizeit die genannten Autoren lesen bzw. "anspruchslose Kost".


    Das Beispiel


    Zitat

    Die Inhalts- und Geschmacksfixierung markiert den Hauptunterschied zur etablierten Literaturkritik, die sich vor allem für die Form zu interessieren hat. Natürlich sind auf Fantum oder gefühlter Abneigung basierende Empfehlungen legitim, notwendig scheint diese Ausrichtung aber nicht. Damit stellt sich die Frage, ob nicht auch anspruchsvollere Autoren von einer solchen selbstmoderierten Debatte über ihre Bücher profitieren könnten, wenn man sie mehr aufs Stilanalytische lenkte.


    finde ich sehr daneben gegriffen.
    Der Autor möchte scheinbar über eine Community bzw. Lesecommunities allg. berichten.
    Hier sagt er aber, dass er das nicht möchte, dass er die vorhandenen Communities und damit die Interessen der User gern ändern möchte, nämlich dahin gehend, dass eher eine Stilanalyse stattfindet.
    Das ist nicht arrogant?!
    Diese Leute treffen sich in ihrer Freizeit im Internet um über ihre Interessen/ Lieblingsbücher zu diskutieren auf ihre Weise.
    Jetzt kommt jemand, der diese Communities angeblich gar nicht kannte, also erst seit kurzem darin liest, und gleich mal anmerkt, dass sie in die falsche Richtung gehen! :entsetzt:
    Ne, oder?!
    Ich schreibe einen Artikel über Kaffee und als Kritik kommt, dass der Artikel nichts zum Thema Tee enthielte und Kaffee überhaupt ungesünder ("nieveauloser") als Tee sei.


    Und ja, die meisten Menschen, die Bücher lesen, interessieren sich für den Inhalt. Auch die meisten Literturwissenschaftler! Einige spezialisieren sich beruflich auf Stilanalysen und andere interessieren sich auch privat mehr für Sprache und Interpreation als für den Handlungsverlauf des Buches - das ist legitim (und betrifft natürlich nicht nur Literaturwissenschaftlier :zwinker:).
    Aber der "deutschen Leserschaft" vorzuwerfen, dass sie sich über den Inhalt von Büchern unterhält in einer Internetcommunity, die sie in der Freizeit aufsucht (ich kann das gar nicht oft genug betonen - es geht also nicht um Leute, die damit ihr Geld verdienen oder etwas beweisen wollen oder etwas "erreichen" wollen!) ist arrogant!


    Das ist nämlich so, als ob ich zu Dir nach Hause komme und einfach mal Deinen Wohnstil als niveaulos kritisiere. Du hast mich darum nicht gebeten und Dich auch nicht eingerichtet, um mich zu beeindrucken, sondern so, dass es Dir gefällt.
    Wie eben die meisten Menschen.
    Und die meisten Menschen lesen, was ihnen gefällt und reden auch darüber.
    Dass man Literaturanalysen nicht mit der Frage "gefällt es mir" beginnen sollte, sagen (einige) Literaturwissenschaftler oder Autoren, die damit auch gern die Leser zum Lesen von zunächst "sperrigen" Werken aufrufen möchten (Jeanette Winterson hat dazu einen Aufsatz geschrieben) und deren Ziel es vielleciht ist, dass mehr Leute ihren Horizont über das Bekannte und Beliebte hinweg erweitern.
    Schön, wenn man versucht, Leute dazu zu animieren!
    Nicht so schön, wenn man Leute kritisiert, weil sie in ihrer Freizeit das Bekannte und Beliebte konsumieren, wie wir alle es an irgendeiner Stelle tun.


    Der Begriff "die deutsche Leserschaft" regt mich so auf, weil hier eine typische "Finte" benutzt wird:
    Alle Deutschen zusammenfassen und ihnen eine verbreitetes Verhalten oder verbreitete Vorlieben als typisch und damit schlecht vorwerfen. "Deutsche" sind doch dafür bekannt, sich Mühe zu geben, nicht "typisch deutsch" zu wirken, so dass inzwischen "typisch deutsch" das ist, was vor ein paar Jahren/ Jahrzehnten (?) typisch deutsch war, abzulehnen und ins Gegenteil zu verkehren. (:breitgrins:)


    "Wir Deutschen" ziehen uns diesen Schuh wohl gerne an und ändern uns dann, um nicht so "typisch niveaulos" zu sein oder verschweigen wahlweise unsere Vorlieben vor anderen.


    Es ist aber klar, dass nicht jeder in jedem Bereich nur hochkarätiges konsumiert und schätzt - wie gesagt, such Dir einen Bereich aus: Musik, Wohnen, Essen, Fernsehen, Lesen.
    Das ist normal und sollte mMn nicht als gegebener Zustand kritisiert werden.
    Allenfalls könnte man motivieren, mehr über den Tellerrand zu schauen und sich weiterzubilden, auch Unbekanntes und "Sperriges" mal anzugehen/ auszuprobieren.


    Bei Debbie Meier ("The power of their ideas") gibt es einen kurzen Absatz über eine Frau, die zu spät zu einer Veranstaltung kam, weil sie im Auto das Mozartstück zu Ende hören wollte. Debbie Meier, ihres Zeichens Schulleiterin, fragte daraufhin erstaunt, ob sie wirklich aus Genuss Mozart höre. Nach Meiers Ansicht tat man das, weil es "zur Kultur" gehörte und einen irgendwie "weiterbringen" sollte, aber nicht aus Begeisterung.
    Aus meiner Sicht sagt diese Szene, dass man Menschen nicht nach ihrem Geschmack beurteilen sollte.
    Der eine hört in der Freizeit gern "Klassik", der andere Volksmusik, ein Dritter die Charts.
    Es wäre interessant zu erkunden, wie es zu diesen unterschiedlichen Vorlieben kommt. Und ggf. (k.A.) kann man Mozart intensiver analysieren als Volksmusik oder aktuelle Popmusik.
    Aber wäre es nicht vermessen, Leuten, die sich etwa in einem Volksmusikforum treffen, an den Kopf zu knallen, dass niemals eine anspruchsvolle Analyse eines klassischen Stückes in der Community stattfindet und dass man sie dorthin lenken sollte?
    Ihnen also ihren Geschmack vorzuwerfen und dann noch vorzuschlagen, wie sie ihn ändern sollten?
    Also ihren Geschmack lenken zu wollen?


    Ich finde das alles sehr arrogant insbesondere bei einem freiwillig gewählten Austausch über ein freiwillig gewähltes Hobby.
    Im Prinzip wird nicht nur die "deutsche Leserschaft" als ganzes kritisiert, sondern auch Lesecommunities als ganzes, da sich in diesen vermutlich nicht an erster Stelle die "anspruchsvollen" Bücher finden lassen.
    Diese ändern sich m.W. übrigens teilweise mit der Zeit.
    Was vor 100 Jahren als anspruchsvoll galt, muss heute nicht mehr in diese Kategorie fallen und umgekehrt (wie gesagt, einige der sog. Klassiker waren ja in ihrer Entstehungszeit Massenliteratur und Unterhaltungsliteratur).


    Eventuell ist sogar das Alter der Leser ein Faktor (ältere lesen eher "anspruchsvolle" Literatur?).
    Damit würde man auch noch ganze Altersgruppen als niveaulos abkanzeln.


    Ich finde es immer sehr waghalsig, den eigenen Geschmack, über den sich sprichwörtlich nicht streiten lässt, als Richtlinie für andere zu sehen und insbesondere anderen im Hobbybereich vorschreiben zu wollen, was sie zu tun und zu lassen und insbesondere zu mögen und anzustreben haben.
    Das passiert aber heute tatsächlich in einigen Hobbycommunities, in denen ich lese (Tiere, Fotografie).
    Dort wird ein Druck aufgebaut, in eine bestimmte Richtung zu gehen, es wird von der Community festgelegt, was man anstreben sollte, was gut und was richtig ist und alle, die nicht mitmachen, werden kritisiert. Dies ist mMn eine fatale Entwicklung, denn seine Freizeitbeschäftigung sollte man doch selbst wählen und in einer Art ausüben, die für einen selbst passt (bei Haustierhaltung kann man darüber streiten, klar!).


    Wenn dieser Ansatz "ich weiß, was für euch gut wäre und ich sage, ob ihr eure Zeit wertvoll verbringt oder nicht" jetzt auch noch auf ganze Communities übertragen wird, ja, dann ärgert mich das.
    Weil es immer Leser geben wird, die sich davon verunsichern lassen und jetzt in ihrer Freizeit womöglich die geforderten Stilanalysen betreiben und Autoren lesen, die ihnen nichts geben, weil diese "niveauvoller" sind. Die sich also jetzt ihre Freizeitgestaltung vorschreiben lassen! :grmpf:

    Ich sammele Kochbücher, Foodfotos und Zitate.


    <3 Aktuelle Lieblingsbücher: "The good people" von Hannah Kent, "Plate to pixel" von Hélène Dujardin und "The elegance of the hedgehog" von Muriel Barbery.

    Einmal editiert, zuletzt von Keshia ()

  • Jetzt hast du sie aber abgewatscht, Keshia :breitgrins:


    Inhaltlich stimme ich dir in den meisten Punkten zu. Mich regt es nur nicht ganz so auf, weil ich das "Följetong" für überholt halte. Die "anspruchsvolle" Literaturkritik wird es wohl immer geben, aber sie hat doch inzwischen schon längst kaum mehr Bedeutung für den Buchhandel. Es schaffen nur einige wenige (bekannte) Autoren, die von der Kritik gelobt werden, auf die Bestsellerlisten (Houellebecq, T. C. Boyle, Ian McEwan usw. - alle finden hier übrigens auch ihren Platz und ich bin mir sicher, dass sie auch auf LB besprochen werden), aber den Absatz machen Buchhandel und Verlage doch mit dem, was auch die meisten hier im Forum lesen. Wir sollten genügend Selbstbewusstsein haben, uns das auch mal klar zu machen und uns nicht angegriffen zu fühlen. Ich halte das für einen Sturm im Wasserglas.


    Und wenn der Autor des Artikels so an anspruchsvoller Lektüre und der Diskussion derselben interessiert ist, dann kann er ja einen Blick auf das Klassikerforum werfen.

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

    Einmal editiert, zuletzt von Suse ()

  • Keshia, du schreibst ja durchaus richtige Dinge, nur mit dem Artikel haben sie jedoch nicht viel zu tun.


    Insbesondere Dein Zitat "Die Inhalts- und Geschmacksfixierung markiert ..." ist keineswegs daneben gegriffen. Der Autor benutzt diese Überleitung, in der doch gar nichts falsches steht, ob nicht auch anspruchsvolle Autoren in solchen Communities mitmachen sollen, dann aber eben mehr stilanalytische Aspekte einbringen sollten. Was ist daran verkehrt? Ich tue dies im Forum in gleicher Weise und kann mit einer Kritik wie ich sie gerade erst wieder hier im Forum gelesen habe "Der Protagonist hat mir nicht gefallen" so rein gar nichts anfangen, wenn es um die Beurteilung der Qualität eines Textes geht.


    Der Autor will keineswegs alle Menschen ändern, das steht an keiner Stelle, er fragt sich, ob und inwieweit auch die anspruchsvolleren Autoren, die eben nicht sehr übermäßig vorkommen, von einem solchen Forum profitieren könnten.


    Es geht eben nicht darum, wie man seine Freizeit verbringen soll und welche Bücher man lesen soll.


    Schöne Grüße, Thomas

  • Aber wäre es nicht vermessen, Leuten, die sich etwa in einem Volksmusikforum treffen, an den Kopf zu knallen, dass niemals eine anspruchsvolle Analyse eines klassischen Stückes in der Community stattfindet und dass man sie dorthin lenken sollte?
    Ihnen also ihren Geschmack vorzuwerfen und dann noch vorzuschlagen, wie sie ihn ändern sollten?


    Wenn sich Volksmusik aufgrund eines Forums gut verkauft, dann ist es erlaubt, darüber nachzudenken, ob nicht die Klassik-Macher auch gerade dieses Forum benutzen sollten, um sich zumindest ein bisschen besser zu verkaufen.


    Deswegen bin ich hier aktiv und nicht so sehr im Klassikerforum. Um einmal im Jahr _einen_ einzigen Leser von einem guten Buch zu überzeugen. Natürlich versuche ich Menschen zu überzeugen. Sonst würde ich hier nicht schreiben. Ich bin aber daher noch lange nicht in missionarischer Weise unterwegs (wenn ich doch mal in all den Jahren über die Strenge geschlagen haben sollte, dann tut mir das leid) - oder lenke gar Leute in eine Richtung.


    Natürlich kann man Leuten sagen, dass die Protagonisten-Identifikation eines Lesers - um ein Beispiel herauszugreifen - nicht zur Beurteilung eines Textes herangezogen werden sollte. Ich kann es ihnen (von mir aus) auch an den Kopf knallen. Tue ich auch. Wer sich solchen Diskussionen nicht stellen will, der soll die entsprechenden Threads halt meiden. Ja, wir haben durch solche Diskussionen sogar User verloren, aber auf beiden Seiten des Ufers.


    Gruß, Thomas

  • Ich finde es immer sehr waghalsig, den eigenen Geschmack, über den sich sprichwörtlich nicht streiten lässt, als Richtlinie für andere zu sehen und insbesondere anderen im Hobbybereich vorschreiben zu wollen, was sie zu tun und zu lassen und insbesondere zu mögen und anzustreben haben.


    Die Frage ist, geht es der Literaturkritik überhaupt um Geschmack oder geht es ihr ausschließlich um Niveau.


    "Ich schaue am liebsten Kreisklassenfußball." Dagegen lässt sich nichts einwenden, wenn man jedoch anfängt darüber zu diskutieren, wo der niveauvollere Fußball gespielt wird, dann kommt man an der Bundesliga nicht vorbei. Wenn dann entgegnet wird, dass man diesen dennoch nicht mag "diese hochgezüchteten Vereine, die nichts mehr mit der Region zu tun haben." dann ist das ein Urteil, was mit dem Fußballniveau rein gar nichts zu tun hat, der Sportkritiker redet jedoch die ganze Zeit über Niveau.


    Du willst doch dem Kritiker nicht vorhalten, dass er über Niveau diskutieren will? Stattdessen hältst du ihm aber vor, dass er deinen Geschmack kritisiert. Tut er aber gar nicht. Natürlich glaubt er in seinem tiefsten Inneren daran, dass die Lektüre von mehr Niveau gut tut. Geschmacksbildung beim Essen braucht ja auch etwas Gewöhnung und Probieren. Bei der Lektüre ist das auch so. Vielleicht, ich würde sogar sagen vermutlich, liegt darin das Problem begraben, dass im Feuilleton fast nur Autoren schreiben, die Niveau wollen.

  • Ich finde eine Diskussion über Niveau in Zeitungen extrem schwierig. Es gibt nämlich Bücher oder auch Serien, die jedem etwas bieten, d.h. die breite Masse ansprechen, weniger intelligente, aber auch Menschen, die entweder Plan von der Materie haben oder einen höheren Bildungsstand und alle haben was davon. DAS sind für mich die wirklich guten Sachen, nur werden die meist leider nicht besprochen.

    LG Gytha

    “Dieses Haus sei gesegniget”


  • Da treffen sich Leute im Internet, um über ihr Hobby zu reden. Sie tun das mit dem Anspruch, untereinander ernst genommen zu werden und sie nehmen ihr Hobby, das Lesen auch ernst.
    Und dann lesen sie einen Artikel über ihre Community, indem erst mal behauptet wird (jedenfalls kommt das bei mir so an), dass sie zu der "deutschen Leserschaft" gehören, die als Ganzes gar kein Recht hat, sich als Leser ernst zu nehmen oder ernsthaft über ihre Interessen zu diskutieren, weil sie die falschen Bücher lesen, nämlich die weniger anspruchsvollen.
    Dabei hat diese Community (sowie die meisten anderen ja auch, inklusive Leseblogs) niemals den Anspruch gehabt, Literaturkritik auf hohem Niveau zu betreiben.


    Danke, das hast du wunderbar treffend ausgedrückt. :smile:



    Natürlich kann man Leuten sagen, dass die Protagonisten-Identifikation eines Lesers - um ein Beispiel herauszugreifen - nicht zur Beurteilung eines Textes herangezogen werden sollte. Ich kann es ihnen (von mir aus) auch an den Kopf knallen. Tue ich auch. Wer sich solchen Diskussionen nicht stellen will, der soll die entsprechenden Threads halt meiden. Ja, wir haben durch solche Diskussionen sogar User verloren, aber auf beiden Seiten des Ufers.


    Aber für manche ist das ein wesentlicher Faktor, warum ihnen ein Buch besser oder weniger gut gefällt. Und das ist doch völlig in Ordnung, dann beurteilen sie das Buch eben auch danach. Jemand, der das nicht so sieht und findet, dass das kein Kriterium sein darf, kann das ja in seiner Kritik aussen vor lassen. Aber deswegen muss man doch nicht versuchen, der jeweils anderen Seite zu sagen, wie "falsch" oder "unqualifiziert" deren Kritik ist (auch etwas, was ich bei dem Artikel empfand). Es sind einfach zwei verschiedene Arten, Bücher wahrzunehmen und zu beurteilen und das kann doch beides existieren.


    Ich finde diese Diskussion gerade sehr interessant, denn es wird klar, was Dani und Holden schon am Anfang gesagt haben: Wir haben hier zwei völlig verschiedene Welten. Ich fürchte, wir drehen uns auch im Kreis deswegen, das Verständnis eines überwiegenden Feuilleton-Lesers ist völlig anders als das eines überwiegenden Unterhaltungslesers (um mal bei den angestammten Ausdrücken zu bleiben ;)).

  • Ich finde die Diskussion ebenfalls sehr interessant. Vor allem fällt mir auf, dass Leser anspruchsvoller Literatur öfter fordern, dass "die anderen" ihren Horizont erweitern könnten als umgekehrt :zwinker:


    Den Artikel empfinde ich nach wie vor aber nicht als so schlimm. Wie bereits geschrieben: Wir sollten selbstbewusst genug sein, dass wir uns davon nicht angegriffen fühlen.


    Und es stimmt doch auch, dass die anspruchsvolle Literatur ebenfalls ihren Platz in den Büchercommunitys finden kann / darf / soll. Es ist doch genügend Platz für alle und gerade die Vielfalt ist doch so schön an unserem Hobby, oder? Da ist für jeden etwas dabei :winken:

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Ich bin erst gestern auf den Artikel gestoßen und habe mich wieder köstlich amüsiert.


    In den Communities fällt allerdings schon auf, dass die Frauen vorherrschen. Lesen Männer nicht so oft oder tauschen die sich nicht aus?


    Für mein Empfinden war der Artikel schon sehr abwertend geschrieben. Vor allem die Erwähnung, dass Kerstin Gier vor einem Autoren im Ranging steht, den unser Artikelschreiber mehr mag. Gute Bücher müssen doch nicht immer hohe Literatur sein, sondern sollen für Zerstreuung sorgen und Spaß bereiten. Ich quäle mich doch nicht durch ein Buch durch, nur weil es als anspruchsvoll gilt.


    Deswegen gucke ich zur Belustigung ja auch immer "Druckfrisch", weil Dennis Scheck alle Bücher in die Tonne wirft, die ich gut finde (ich glaube der Mann hasst Sarah Lark, Iny Lorentz und Co :zwinker:) und Bücher huldigt, zu denen ich niemals greifen würde.


    Sollte man nicht einfach akzeptieren, dass jeder nach seinem Geschmack liest? Ich verurteile auch keinen, der die Bildzeitung kauft und liest, solange derjenige mich nicht zwingt sie ebenfalls zu lesen.

    &WCF_AMPERSAND"Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende&WCF_AMPERSAND" (H.M. Enzensberger)


  • Deswegen gucke ich zur Belustigung ja auch immer "Druckfrisch", weil Dennis Scheck alle Bücher in die Tonne wirft, die ich gut finde (ich glaube der Mann hasst Sarah Lark, Iny Lorentz und Co :zwinker:) und Bücher huldigt, zu denen ich niemals greifen würde.


    Ich mache gute Kritiken inhaltlich an zwei Kriterien fest:


    1. Es wird das Buch bewertet und nicht die Menschen, die dahinter stehen.
    2. Die Rezension ist auf die Zielgruppe abgestimmt. Das bedeutet, dass ich einem Jugendbuch sehr wohl eine bessere Bewertung zukommen lassen kann als einem "anspruchsvollen" Buch, sofern es seinen ursprünglichen Zweck erfüllt und die Zielgruppe damit besser erreicht.


    Denis Scheck wertet nie Autoren oder Leser ab. Immer nur die Bücher und das finde ich legitim. Allerdings: Seine rassistische Blackfacing-Aktion verzeihe ich ihm deshalb trotzdem nicht.

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.


  • Ich verurteile auch keinen, der die Bildzeitung kauft und liest, solange derjenige mich nicht zwingt sie ebenfalls zu lesen.


    Man muss nicht den Leser "verurteilen", warum auch. Aber man kann dennoch feststellen, dass die Bildzeitung ein ziemlich niveauloses populistisches Blatt ist. Wer immer nur zu McDonalds geht und sagt, es gebe nichts Besseres, dessen Geschmack ist nicht sonderlich ausgeprägt. Und so ähnlich sehen das dann auch die Feuilleton-Buchleser. Da treffen Welten aufeinander, die man nicht zusammenbringen kann.


    Das Feuilleton könnte aber durchaus auch mal "Fast Food" besprechen. Ab und zu schmeckt das ja auch. Das hat das Feuilleton noch nicht verstanden.


    Gruß, Thomas


  • Aber für manche ist das ein wesentlicher Faktor, warum ihnen ein Buch besser oder weniger gut gefällt. Und das ist doch völlig in Ordnung, dann beurteilen sie das Buch eben auch danach. Jemand, der das nicht so sieht und findet, dass das kein Kriterium sein darf, kann das ja in seiner Kritik aussen vor lassen. Aber deswegen muss man doch nicht versuchen, der jeweils anderen Seite zu sagen, wie "falsch" oder "unqualifiziert" deren Kritik ist (auch etwas, was ich bei dem Artikel empfand). Es sind einfach zwei verschiedene Arten, Bücher wahrzunehmen und zu beurteilen und das kann doch beides existieren.


    Das hast du schön formuliert und ich sehe es genau wie du.


    Wenn ich Rezensionen zu Büchern lese, dann will ich keine Stilmittel analysiert sehen, sondern wissen ob es spannend war, wie die Charaktere auf den Leser gewirkt haben und ob man für sein eigenes Leben noch etwas mitnehmen kann. Und ja der Unterhaltungswert ist mir wichtig, denn ich lese ein Buch in meiner Freizeit und zwar zur Entspannung.


    Klar ist manchmal noch interessant aus welcher Erzählperspektive die Geschichte erzählt wird, aber das ist für mich nicht entscheidend. Ich weiß nicht, ob es Leute gibt, die nicht zu einem Buch greifen, weil es einen Ich- Erzähler hat oder ähnliches.


    Wenn ich zum Beispiel in einer Rezension lese, dass sich der Autor in Details verliert und alles sehr ausführlich beschreibt, dann überlege ich mir schon, ob ich es wirklich lese.


    Ich bin ja nun auch auf Lovelybooks unterwegs und da werden auch Bücher wie die von Ian McEwan und ähnlichen besprochen.


    Ich finde jedenfalls, dass vor allem die Buchcommunities und Blogs dafür sorgen, dass man auch auf kleine Verlage aufmerksam wird, deren Bücher man nicht mal eben im Laden findet.


    Seit einiger Zeit grübel ich nämlich, ob ich erwachsen und mutig genug bin, mich Büchern aus dem Festa- Verlag zu widmen, weil eine Bloggerin da schon einige vorgestellt hat...

    &WCF_AMPERSAND"Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende&WCF_AMPERSAND" (H.M. Enzensberger)