Diskussionsrunde: Chigozie Obioma - Der dunkle Fluss

Es gibt 55 Antworten in diesem Thema, welches 11.668 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von kaluma.

  • Ich denke, ein Grund, wieso sie sich alle nicht so "grün" sind dort ist der, daß diese Einheit als Staat eher erzwungen war und sie sich nicht freiwillig dafür entschieden haben. Erschwerend kommt dann auch noch hinzu, daß sie nicht einmal eine gemeinsame Sprache haben, wie es z.B. in Deutschland der Fall war. Hier gab es ja früher auch unzählige Staaten, die sich aber trotzdem durch die Sprache verbunden fühlten.


    Den Vater mit den Briten gleichzusetzen passt schon ganz gut, für mich verkörpert er auch den westlichen Lebensstil.

  • Hallo,


    ich selbst halte nicht so viel von der Gleichsetzung der Geschichte mit der Landesgeschichte. Mir gehen solche Interpretationen immer zu weit, auch wenn sie durchaus ihre Berechtigung haben.


    Benist als Erzähler ja wirklich speziell und natürlich kennen wir seine Gedanken im Gegensatz zu seinen Brüdern. Für mich ist er schon irgendwie die positive Figur im Buch, die auch einige moralische Ansätze ins sich birgt. Ich mochte ihn sehr...


    Sprachlich fand ich es nicht zu anspruchsvoll, aber passend zum Erzähler. Ich muss sagen dass ich es zwischendrin auch wirklich einen Hänger hatte und zwar, während Ikennas "Verwandlungsebenen". Nach dem Brudermord dagegen fand ich es sehr sehr spannend.


    Der Titel und das Fischer-Symbol beschäftigen mich noch ein wenig, denn hier muss ich sagen, sind mir die Verbindungen nicht ausreichend herausgearbeitet.
    Nach dem Titel und dem Klappentext hätte ich mir viel mehr Geschichten um und mit dem Fluss gewünscht. Es ist mir schon klar geworden, dass der Fluss ein unheimlicher Ort ist, aber inwieweit sich hier afrikanischer Aberglaube wiederspiegelt bleibt zumindest mir fremd. Ich spüre die Gefahr des Flusses nicht, er ist lediglich der Ort entscheidender Wendungen, ohne mystische Ausstrahlung.
    Auch die Fischer, die hier immer wieder symbolisch auftauchen, waren für mich am Anfang nicht in dem Maße ausgearbeitet, dass es sich so stark durchzieht.


    Trotzdem hat mir das Buch gefallen. Ich habe zwar noch keinen weiteren nigerianischen, aber doch andere "Zentralafrikanische Autoren".
    Diese Zerrissenheit und Hingabe zu den Europäern und oft auch die damit verbundene Ernüchterung ist sehr oft der Fall.


    Viele Grüße
    schokotimmi


  • Was haltet ihr davon, die ganze Geschichte auf einem anderen Niveau als eine Beschreibung Nigerias zu sehen? Sobald der alles bestimmende Diktator (die britischen Kolonialherren) aus dem Haus ist, gehen sich die Brüder (die verschiedenen Volksgruppen Nigerias) gegenseitig an die Gurgel. Ich weiß zu wenig über die nigerianische Geschichte (der Bürgerkrieg in Biafra z. B.), um dem Gedanken weiter nachzugehen, aber auch im Buch wird ja von Differenzen zwischen den verschiedenen Völkern berichtet.


    Das geht mir - zumindest als bewusstes Motiv beim Schreiben dann doch zu weit, der Autor ist ja kein gelernter Politikwissenschaftler o.ä., sondern in erster Linie Autor, mag sein, dass es in seinem Unterbewusstsein eine Rolle gespielt hat, als e die Geschichte erfunden hat, aber mehr meiner Meinung nach nicht.


    Ich merke wie, alleine dadurch, dass wir das Buch gemeinsam lesen, ich viel mehr über die Geschichte und mögliche Hintergründe nachdenke, insofern gefällt mir diese Sorte Leserunde sehr gut und hat, sogar unabhängig davon, was ihr anderen schreibt (was natürlich noch einen darauf setzt), für mich schon einen Mehrwert gegenüber dem normalen Lesen.


    Ich würde gerne noch ein bisschen was zu Ike loswerden.

    Zitat

    Auch das überlebte er, aber sein rechtes Bein schrumpfte dabei ein Stück und war von da an nicht mehr voll einsatzfähig.


    Ich finde es faszinierend, dass das das erste Mal auf seiner Beerdigung in der Buchmitte erwähnt wird, man sollte doch meinen, dass so eine körperliche Einschränkung eine größere Rolle spielt. Ich kann mir schon vorstellen, dass das Ike belastet hat und ihm seine Rolle als Vorbild noch weiter erschwert hat. Überhaupt diese Vorbild-Rolle lässt mich nicht los. Der Vater erwartet, dass der älteste Bruder ein Vorbild ist, aber woher soll Ike wissen, wie man ein Vorbild ist? Hier fehlt der Großfamilienzusammmenhalt, indem er diese Rolle von einem älteren Cousin hätte übernehmen können.


    Übrigens fand ich die Aufmachung des Romans auch sehr gut gemacht, mit den Angelhaken als Kapitelsymbole und wie die Überschrift, dann oft direkt im ersten Satz einer Person zugeordnet wurde. Die Überschriften erinnern mich in ihrer Symbolik an Sternzeichen oder Tarotkarten.



    Der Titel und das Fischer-Symbol


    Der englische Titel lautet ja "The Fishermen" d.h. in der ursprünglichen Intention ist der Fluss längst nicht so wichtig wie die Fischer.

  • Nochmal zur Familie:


    Vielleicht war es etwas hart, dass ich das Wort Vernachlässigung benutzt habe. Ich meinte das auch nicht so im landläufigen Sonne (die Kinder bekommen ja zu essen, haben Kleidung, gehen zur Schule usw.). Aber es fehlt mir in der Erziehung doch ein wenig die Zuwendung. Es gibt Aufgaben, Verbote und Strafen, aber was ich vermisse, sind elterliche Erklärungen, Gespräche über Gott und die Welt, gemeinsame Aktivitäten. Also das, was ein gewöhnliches Familienleben ausmacht. Das gibt es praktisch nur unter den vier Jungs.


    Der Gedanke an dieses afrikanische Sprichwort mit der Erziehung durch ein ganzes Dorf und daran, dass hier die Großfamilie fehlt, ist mir auch schon gekommen. Da hätte es verschiedenste männliche Rollenvorbilder für die Jungs gegeben und auch mehr Rückhalt, Aufmerksamkeit, Orientierung. Und vielleicht wäre Abulus Fluch tatsächlich gebannt worden, wenn die Beteiligten komplett in der "alten" Religion gesteckt hätten - dann wäre dem Aberglauben einfach mit den passenden Ritualen begegnet worden.
    Tatsächlich hat die Mutter ja versucht, Abulus Fluch mit einer Art Teufelsaustreibung in der christlichen Kirche zu bannen. Aus meiner Sicht absurd. Obwohl es auch im Christentum jede Menge Aberglauben gab (und leider heute noch gibt), hatte ich beim Lesen das Gefühl "das kann nicht klappen".


    Ben:


    Auch mir kommt er für sein Alter reif vor, aber nicht unglaubwürdig reif. Für sein Alter beobachtet er sehr genau, ich habe es allerdings so verstanden, dass er die Geschichte als Erwachsener erzählt, und dabei seine damaligen Beobachtungen in der Rückschau interpretiert und wertet.


    Zum Titel:


    Ich habe mich anfangs gefragt, ob mit dem namensgebenden schwarzen Fluss der Niger gemeint ist, was aber nicht sein kann, da der nicht durch Akure fließt. Einen so großen Unterschied zwischen dem Originaltitel The Fishermen und dem dem deutschen Der schwarze Fluss sehe ich hier nicht, da die Fischerei am Fluss stattfindet und der Fluss eine gewisse magische, historische oder religiöse Bedeutung hat. Ich sehe beides (Fischer und Fluss) als Sinnbild für die afrikanischen Wurzeln der Menschen an: sie stecken in ihnen, es zieht sie immer wieder an, und es führt in die Katastrophe, wenn man sich allein an westlichen Religionen/Sitten/Bräuchen orientiert, ohne das afrikanische Erbe/ihre Geschichte zu integrieren und aktiv zu verarbeiten.



    Was haltet ihr davon, die ganze Geschichte auf einem anderen Niveau als eine Beschreibung Nigerias zu sehen? Sobald der alles bestimmende Diktator (die britischen Kolonialherren) aus dem Haus ist, gehen sich die Brüder (die verschiedenen Volksgruppen Nigerias) gegenseitig an die Gurgel. Ich weiß zu wenig über die nigerianische Geschichte (der Bürgerkrieg in Biafra z. B.), um dem Gedanken weiter nachzugehen, aber auch im Buch wird ja von Differenzen zwischen den verschiedenen Völkern berichtet.


    Das wäre bestimmt eine mögliche Deutung. Tatsache ist ja, dass es nach Ende der Kolonialzeit in ganz Afrika entweder Instabilität, Krieg oder Militärdiktaturen gegeben hat. Allerdings weiß ich auch zuwenig über nigerianische oder generell afrikanische Geschichte, um das genau zu beurteilen und hier irgendeine Ursachenforschung und -deutung zu betreiben.

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

    Einmal editiert, zuletzt von kaluma ()


  • Der Titel und das Fischer-Symbol beschäftigen mich noch ein wenig, denn hier muss ich sagen, sind mir die Verbindungen nicht ausreichend herausgearbeitet.
    Nach dem Titel und dem Klappentext hätte ich mir viel mehr Geschichten um und mit dem Fluss gewünscht. Es ist mir schon klar geworden, dass der Fluss ein unheimlicher Ort ist, aber inwieweit sich hier afrikanischer Aberglaube wiederspiegelt bleibt zumindest mir fremd. Ich spüre die Gefahr des Flusses nicht, er ist lediglich der Ort entscheidender Wendungen, ohne mystische Ausstrahlung.
    Auch die Fischer, die hier immer wieder symbolisch auftauchen, waren für mich am Anfang nicht in dem Maße ausgearbeitet, dass es sich so stark durchzieht.


    Ich lebe ja am Rhein und hier spielt er als der Fluss des Schicksals im Leben der Menschen, der Region schon eine zentrale Rolle. Ich hätte mir gedacht, dass das in einer wesentlich naturverbundeneren Umgebung, wie ich mir den Ort, wo Bens Familie lebt, vorstelle, noch eine wesentlich größere, dominantere Rolle spielt. Vielleicht ist es ja auch so, aber es wird so selbstverständlich wahrgenommen, dass es in einem Roman wie diesem nicht zwangsläufig erwähnt werden muss.


    Bei den Fischern hatte ich das gleiche Gefühl - für mich war die Symbolik - das, was eigentlich hätte mitgeteilt werden sollen - nicht stark, bzw. kraftvoll genug.

  • Ich sehe das mit dem Fluss eher so, dass dieser für Kinder ja eine Gefahr dargestellt, denn immerhin kann man darin ertrinken und es ist ja fraglich, ob denn alle schwimmen können oder nicht. Da kann dann schnell mal ein Unglück geschehen.


    Was habt ihr eigentlich für Empfindungen zu dem Fluss? Ich habe ihn mir als dreckiges Etwas vorstellen müssen, da für mich rüber kam als wenn darin alles mögliche entsorgt wird. Baden möchte ich darin gewiss nicht. :entsetzt: Und ob man die Fische daraus überhaupt essen kann?

    &WCF_AMPERSAND"Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende&WCF_AMPERSAND" (H.M. Enzensberger)


  • Ich sehe das mit dem Fluss eher so, dass dieser für Kinder ja eine Gefahr dargestellt, denn immerhin kann man darin ertrinken und es ist ja fraglich, ob denn alle schwimmen können oder nicht. Da kann dann schnell mal ein Unglück geschehen.


    Was habt ihr eigentlich für Empfindungen zu dem Fluss? Ich habe ihn mir als dreckiges Etwas vorstellen müssen, da für mich rüber kam als wenn darin alles mögliche entsorgt wird. Baden möchte ich darin gewiss nicht. :entsetzt: Und ob man die Fische daraus überhaupt essen kann?


    Der Rhein stellt für Kinder auch eine Gefahr da - jedes Jahr ertrinken hier reihenweise Kinder und auch Erwachsene. Trotzdem - und auch deswegen - ist es für mich ein Schicksalsfluss, der mich begleitet. Und so stelle ich mir diesen namenlosen Fluss auch vor - ja, er ist unglaublich schmutzig und stinkt, kann ich mir vorstellen. Er ist keine Schönheit. Aber er ist eben da und man kann in ihm fischen, was viele Anwohner seit Jahrhunderten tun. Dort treffen die Jungen auch denjenigen, der ihnen - zumindest aus ihrer Sicht - zum Schicksal wird.
    Als dunkler Fluss ist er für mich aber auch ein bisschen so ein Fass ohne Boden, ein Fluss des Vergessens, des Verschwindens.
    Aber Du hast Recht, man sollte den Fluss nicht überbewerten - trotzdem gehört er in irgendeiner Form zum Leben der Anwohner dazu.

    Einmal editiert, zuletzt von TochterAlice ()

  • Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, was eigentlich "zwischen" Ben und David geschehen ist. Die vier älteren Brüder sind ja sehr dich hintereinander, dann kommt eine sechsjährige Lücke und dann zwei wieder dicht aufeinander. Eigentlich gehörten in die Zwischenzeit zwei - oder zumindest eins - weitere Kinder. Eine Antwort gibt das Buch nicht (oder ich habe sie überlesen). Wahrscheinlich kennt Ben sie nicht, bzw. hat sich die Frage nie gestellt. Da könnten Antworten auf die Motivationen der Eltern geben, ist aber natürlich rein spekulativ.


    Da bin ich wieder bei der Erzählperspektive angelangt, die mich, je mehr darüber nachdenke, immer mehr begeistert. Sie ist Ben als Kind, nicht Ben als Erwachsener, der im Nachhinein nach Erklärungen sucht.


    Fischer/Fluss:
    Auch ich hatte eigentlich erwartet, dass beides auf der Handlungsebene eine größere, bedeutsamere Rolle im Buch spielen würde. Dass die Jungs ausgerechnet angeln waren, als sie auf den Verrückten stießen, war eigentlich egal. Sie hätten auch verbotener Weise Fussball spielen oder sonstwas tun können.
    Als Symbol kann man da natürlich einiges hineinlegen. Der Fluss als das "alte" Afrika, von dem sich das neue "zivilisierte" entfernt hat, der sowohl anziehend als auch bedrohlich wirkt zum Beispiel. Das alte, das sich als erfolgreich im Kampf gegen den Verrückten, der auch für das alte, abergläubige steht, erweist.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Alice: wieso ist denn der Fluss namenlos? Ist denn Ala nicht sein Name? Zumindest sagt Google Maps, daß es in Akure einen Fluss namens Ala gibt!


    In meiner Vorstellung trennt und verbindet der Fluss die alte und die neue Welt. Die Jungs sollen sich dem Fluss nicht nähern, weil sie sonst in das alte Afrika auf der anderen Seite eintauchen, vor dem der Vater sie bewahren will. Daß Abulu am Ende vom Fluss fortgetragen wird, sollte vielleicht eine Art Zukunftsweisung sein, in welche Richtung sich Nigeria entwickeln sollte?!?

  • Mit ein wenig Verspätung bin ich jetzt in der Runde angelangt.


    Hintergrund


    Zunächst einmal habe ich von Nigeria bislang wenig bis keine Kenntnisse. Bis auf die Tatsache, dass es 1960 unabhängig wurde, und in den Neunziger unter der Militärdiktatur zu leiden hatte, wusste ich nichts. So hat mich das Buch dazu gebracht, weitere Details nachzulesen, insbesondere wenn sie im Text angesprochen wurden. Beispielsweise, dass die Fußballer Nigerias 1996 in Atlanta Olympiasieger wurden, ist völlig an mir vorbei gegangen (aber ich war schwanger und in Examensvorbereitung :smile:). Jetzt weiß ich es. Schon aus diesem Grund hat sich das Lesen dieses Buches gelohnt...


    Figuren


    Meines Erachtens zeigt sich gleich zu Beginn des Romans der Fakt, in dessen Folge sämtliche Ereignisse zu betrachten sind: Der Vater, Angestellter der nigerianischen Zentralbank, wird von seinem Arbeitgeber versetzt, so dass er nur noch unregelmäßig nach Hause kommt und seine Söhne "kontrollieren" kann. Allerdings ist die Formulierung "nachdem unser Vater aus Akure weggezogen war" irritierend für mich, suggeriert sie doch zunächst eine dauerhafte Trennung von der Familie.


    Ich hatte den Eindruck, dass vor der Versetzung des Vaters alles soweit in Ordnung ist, in der Vorstellung der Familie seinen natürlichen Gang geht. So zumindest sieht es Ben in seinem Rückblick. Auch wenn nicht explizit von Liebe gesprochen wird, denke ich schon, dass untereinander Zuneigung vorhanden ist. Mutter und Vater möchten, dass aus ihren Kindern anständige, erfolgreiche Menschen werden. Dass, wenn der Vater nicht mehr da ist, die Zügel schleifen gelassen werden, ist fast schon vorauszusehen. Ikenna (15), der älteste Sohn, ist mitten in der Pubertät, Boja mit seinen 14 Jahren nicht minder. Da hat man so viel mit sich selbst zu tun, mit der eigenen körperlichen Veränderung, dem Erwachsenwerden. Und wenn dann noch die vom Vater "etablierten Richtlinien - Selbstbeherrschung, gehorsam, Fleiß" (Seite 12), die bislang alltagsbestimmend gewesen sind, gelockert werden oder sich gar völlig auflösen, ist der Ausbruch vorprogrammiert. Wenn nichts mehr eingrenzt...


    ... und das im Grunde vor dem Augen der Gemeinschaft. Denn wenn es heißt...


    "Die Menschen hier waren wie die Tauben, passive Geschöpfe, die träge auf Markt- und Spielplätzen herumwatschelten, als warteten sie auf ein Grücht oder eine Neuigkeit, und sich versammelten, wo immer eine Handvoll Körner ausgestreut wurde. Jeder kannte jeden. Jeder war dein Bruder. Es gab kaum einen Ort, an dem man nicht jemanden traf, der deine Mutter oder deinen Bruder kannte. Das galt für alle unsere Nachbarn..." (Seite 178)


    ... können doch Veränderungen nicht verborgen bleiben. Nachdenklich gemacht hat mich in diesem Zusammenhang die Beschreibung des Verhaltens der Menschen, nachdem Boja aus dem Brunnen geholt wird: "Wie in der Geschichte von Lazarus grölte die Menge vor Begeisterung. Nur dass sie hier keine Wiederauferstehung zu sehen bekam, sondern das unvergessliche Bild eines aufgeschwemmten Toten." (a. a. O.)


    Ich denke, dass Ikenna auf Grund seiner inneren Zerrissenheit besonders empfänglich war für die "Prophezeiung" von Abulu und sich deshalb auch so extrem hineingesteigert hat, so dass er sich nicht nur körperlich, sondern auch geistig wandelte und besonders Boja darunter zu leiden hatte. Die beiden sind altersmäßig sehr dicht aufeinander (ich glaube mich zu erinnern, dass sie beide 1981 geboren wurden, einer im April, er andere vermutlich im November oder Dezember) und schienen sich auch gut zu verstehen. Ich meine, Boja mochte Ikenna und sah sich der Zurückweisung zeitweise hilflos gegenüber. Und nachdem es zum tödlich endenden Streit kommt, ist er so erschüttert, dass er sich das Leben nimmt. "... Boja war nicht bloß irgendein Pilz, er verkörperte eine ganze Bandbreite seiner Art. Er war ein destruktiver Pilz, ein Wesen der Gewalt, das sich selbst in die Welt drängte und auch wieder hinaus." (Seite 168) - Das macht traurig.


    Interpretationen/Vergleiche


    Kann man Ikenna und Boja mit Kain und Abel vergleichen? Es taucht einmal die Formulierung "Kain-und-Abel-Syndrom" auf (Seite 181) - können in diesem Bruderzwist Ähnlichkeiten festgestellt werden?


    Empfindungen


    Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass die Gewalt allgegenwärtig ist. Das habt ihr - wie ich beim Rüberlesen schon gesehen habe - ebenfalls festgestellt. Nicht nur die Schläge, die der Vater verteilt, nein auch die Zeit vor dem Tod von Ikenna ist von gewalttätigen Auseinandersetzungen gekennzeichnet. Ich finde das richtig bedrückend.


    Zuletzt schmiedet zudem noch der eigentlich mit wunderbaren Geschichten angefüllte Obembe Rachepläne und plant die Ermordung von Abulu. Dass er Ben, von dem ich eher einen ruhiges, ja besonnenes Bild hatte, trotz aller Zweifel, die dieser hat, dazu treiben kann, dieses Ziel zu erreichen, ist schon bewegend. Ich stelle mir dabei vor, dass die beiden mit neun und elf Jahren ja wirklich noch Kinder waren...


    Was denkt ihr darüber, dass der Vater zu Ben sagt: "Was du getan hast, ist großartig... Bereue es nicht..." (Seite 295)


    Schreibstil


    Der Schreibstil überfordert nicht, ich konnte ihm gut folgen. Er ist sehr beobachtend und beschreibend. Manchmal holpert es hinsichtlich afrikanischer Begriffe etwas, aber das ist kein großes Lesehindernis. Die Sprache ist zum Teil sehr bildhaft, das gefällt mir besonders:


    "Die Sonne brannte vom Himmel und zwang die Bäume, ihre schattigen Dächer auszubreiten." (Seite 123)
    "Den Rest des Tages war Mutter wie eine Straße voller Minen, die explodierten, wenn man ihnen zu nahe kam." (Seite 138)
    "Dieser Streit war die Nadel, die sich in ihre Wunde bohrte, von diesem Tag an hörte ihre Seele nicht mehr auf zu bluten. Dafür hörte sie auf zu sprechen, und bald legte sich eine betäubende Stille über ihre Welt." (Seite 191)


    Auffallend ist auch die Verwendung von Tiermotiven, die einzelnen Personen und Eigenschaften zugeordnet werden. Darauf würde ich aber später gern gesondert eingehen.

    Das Leben ist das schönste Märchen. Hans Christian Andersen


  • Ich will mich nicht mit langen Inhaltsbeschreibungen aufhalten, sondern nur erwähnen, dass ich Abulu, der angeblich die Zukunft vorhersehen kann, total unheimlich fand. Letztendlich sind aber alle Beteiligten doch irgendwie selbst an ihrem Unglück schuld gewesen, oder?



    Ich kann auch nicht so wirklich nachvollziehen, wieso Ikenna diese Prophezeiung so zugesetzt hat...eigentlich hätten sie durch ihre Familie und ihre Erziehung doch immun gegen solch einen Mumpitz sein müssen!?! Aber irgendwie scheint das Umfeld doch einen weitaus grösseren Einfluss auf sie gehabt zu haben, als ihrem Vater lieb war.


    Ich meine auch, dass das Wissen, dass Abulu verrückt ist, eigentlich davor hätte warnen müssen, seine Vorhersage als wahr zu betrachten. Denn wenn man dann an nichts anderes mehr denken, zermürbt dies so, dass letzten Endes kein klarer Gedanke mehr gefasst wird und man überall darauf wartet, dass das Übel eintritt. Was es dann auch tut. Im Grunde setzt man die Ursache für das Ereignis und Ergebnis dann selbst.

    Das Leben ist das schönste Märchen. Hans Christian Andersen


  • Den Eindruck der Vernachlässung und Verständnislosigkeit hatte ich irgendwie nicht - aus meiner Sicht ist es so, dass die Familie gewissen Gegebenheiten unterworfen ist und sich davon nicht losmachen kann wie bspw. die Arbeitssituation, die den Vater in eine andere Stadt zwingt, wenn er sich beruflich verbessern/ entwickeln will.


    Vernachlässigen verbinden wir oft mit der Bedeutung, dass nicht die notwendige, erforderliche Sorgfalt und Pflege aufgebracht wird. Davon kann hier nicht die Rede sein. Doch man kann auch jemanden vernachlässigen, wenn man ihn nicht genügend Aufmerksamkeit widmet und sich nicht oder zu wenig um ihn kümmert. Von daher ist es nicht so verkehrt, das Wort zu gebrauchen. Denn die Mutter ist wahrlich überfordert nach dem Weggang des Vaters, sich um alle Kinder gleichermaßen zu kümmern, zumal sie selbst auch noch arbeiten geht.


    Hinsichtlich des Verständnisses habe ich jedoch ebenso den Eindruck, dass das durchaus vorhanden sein könnte. Allerdings kommt es mir so vor, dass über Probleme nicht wirklich geredet wird, sie einfach nicht zur Sprache gebracht werden. Möglicherweise wäre das Unglück nicht geschehen, wenn Ikenna den Mund aufgemacht und sich nicht ver- und eingeschlossen hätte.

    Das Leben ist das schönste Märchen. Hans Christian Andersen


  • Thema Ben:


    Einige haben hier ja Ben als reifer als seine Brüder empfunden. Könnte es nicht sein, dass dieser Eindruck entsteht, weil Ben als Erzähler agiert? Er ist ja bereits erwachsen als er uns die Geschichte von sich und seinen Brüdern näher bringt und Erinnerungen trügen ja auch so ein wenig, da sieht man sich meist in einem besseren Licht als andere. Was meint ihr?


    Nein, als reifer empfinde ich ihn nicht. Er ist vom Wesen ruhiger und trifft nicht gern eigene Entscheidungen. Das hat nichts mit Reife zu tun. Ihm fehlt es einfach an Entschlossenheit. Dass er letzten Ende Abulu (mit) tötet, liegt an der dauerhaften Beeinflussung von Obembe. Von sich aus hat es ja abgelehnt, etwas zu tun.


    Ich bin mir allerdings bezüglich des "Sehens im besseren Licht" nicht schlüssig. Ben büßt schließlich für die Tat im Gefängnis, während Obembe sich davonmacht...


    Übrigens empfand ich das Urteil sehr hart: "acht Jahre Haft ohne familiären Kontakt" (Seite 301) - Dass er das ohne Schäden überstanden hat, ist erstaunlich...

    Das Leben ist das schönste Märchen. Hans Christian Andersen


  • Übrigens empfand ich das Urteil sehr hart: "acht Jahre Haft ohne familiären Kontakt" (Seite 301) - Dass er das ohne Schäden überstanden hat, ist erstaunlich...


    und das in einem Erwachsenengefängnis! Aber ob er wirklich ohne Schäden davongekommen ist, weiss man nicht, sein weiteres Leben liegt ja schließlich noch vor ihm.



    Fischer/Fluss:
    Auch ich hatte eigentlich erwartet, dass beides auf der Handlungsebene eine größere, bedeutsamere Rolle im Buch spielen würde. Dass die Jungs ausgerechnet angeln waren, als sie auf den Verrückten stießen, war eigentlich egal. Sie hätten auch verbotener Weise Fussball spielen oder sonstwas tun können.


    Ich vermute, das hätte die Eltern nicht so entsetzt und war auch nicht so verboten wie die Faszination für einen klassischen Beruf(!) Fussball ist ein Hobby, Fischer ist ein Beruf unter dem gewünschten Niveau.



    Was denkt ihr darüber, dass der Vater zu Ben sagt: "Was du getan hast, ist großartig... Bereue es nicht..." (Seite 295)


    Da überwiegt mit Sicherheit der Rachegedanke. Der Vater wollte Abulu ja selbst ermorden und war nur nicht so besessen davon wie Obemebe, dass er nach dem ersten Scheitern es weiter versucht hätte. Andererseits kann es natürlich auch ein Trost sein, für eine "gerechte Sache" eingesperrt zu sein, fühlt sich besser an als die Strafe mit Schuldgefühlen noch zu verstärken.



    Schreibstil
    Der Schreibstil überfordert nicht, ich konnte ihm gut folgen. Er ist sehr beobachtend und beschreibend. Manchmal holpert es hinsichtlich afrikanischer Begriffe etwas, aber das ist kein großes Lesehindernis. Die Sprache ist zum Teil sehr bildhaft, das gefällt mir besonders:


    Ich bin manchmal über zu komplizierte Wörter gestolpert, wie Leviatahn oder Nyktophobier, denn selbst unter der Voraussetzung, dass Ben das ja als Erwachsener erzählt und selbst wenn er im Gefängnis viel Bildung abbekommen hätte (was ich bezweifle), finde ich diese Begriffe sprachlich ziemlich oberhalb vom restlichen Stil. Vielleicht sind diese Wörter aber auch im Englischen gebräuchlicher und es ist nur ein Übersetzungsholprer.

  • Ich meine auch, dass das Wissen, dass Abulu verrückt ist, eigentlich davor hätte warnen müssen, seine Vorhersage als wahr zu betrachten. Denn wenn man dann an nichts anderes mehr denken, zermürbt dies so, dass letzten Endes kein klarer Gedanke mehr gefasst wird und man überall darauf wartet, dass das Übel eintritt. Was es dann auch tut. Im Grunde setzt man die Ursache für das Ereignis und Ergebnis dann selbst.


    Hier will ich nochmal nachhacken - für mich ist es vollkommen nachvollziehbar, dass Ikenna an diese Prophezeiung glaubt und sich daraus eine selbsterfüllende Prophezeiung entwickelt. Er ist mitten in der Pubertät, innerlich sowieso schon aufgewühlt und zerrissen. Er steht am Scheideweg, fühlt sich vllt. sogar von der Verantwortung erdrückt. Über Probleme und Gefühle zu sprechen hat er nie gelernt. Außerdem erfährt er durch das große Nachbarschaftsgeflecht ja immer wieder, dass sich Abulus Prophezeiungen tatsächlich erfüllen, zumindest stellt man es so dar. Der Glaube daran ist somit für mich überhaupt nicht unverständlich.



    Fischer/Fluss:
    Auch ich hatte eigentlich erwartet, dass beides auf der Handlungsebene eine größere, bedeutsamere Rolle im Buch spielen würde. Dass die Jungs ausgerechnet angeln waren, als sie auf den Verrückten stießen, war eigentlich egal. Sie hätten auch verbotener Weise Fussball spielen oder sonstwas tun können.
    Als Symbol kann man da natürlich einiges hineinlegen. Der Fluss als das "alte" Afrika, von dem sich das neue "zivilisierte" entfernt hat, der sowohl anziehend als auch bedrohlich wirkt zum Beispiel. Das alte, das sich als erfolgreich im Kampf gegen den Verrückten, der auch für das alte, abergläubige steht, erweist.


    Ich sehe es wirklich ähnlich und hätte hier einfach mehr erwartet, ich bin nicht enttäuscht, aber ein bisschen wehmütig.
    Eure Interpretationen finde ich interessant, mir persönlich fehlen das leider die Afrika-Kenntnisse zum einen und die Texthinweise zum anderen. Dafür hätte ich wirklich mehr Verbindung zwischen Handlung und Fluss gebraucht.


    Grüße
    schokotimmi

  • Vernachlässigen verbinden wir oft mit der Bedeutung, dass nicht die notwendige, erforderliche Sorgfalt und Pflege aufgebracht wird. Davon kann hier nicht die Rede sein. Doch man kann auch jemanden vernachlässigen, wenn man ihn nicht genügend Aufmerksamkeit widmet und sich nicht oder zu wenig um ihn kümmert. Von daher ist es nicht so verkehrt, das Wort zu gebrauchen. Denn die Mutter ist wahrlich überfordert nach dem Weggang des Vaters, sich um alle Kinder gleichermaßen zu kümmern, zumal sie selbst auch noch arbeiten geht.


    Hinsichtlich des Verständnisses habe ich jedoch ebenso den Eindruck, dass das durchaus vorhanden sein könnte. Allerdings kommt es mir so vor, dass über Probleme nicht wirklich geredet wird, sie einfach nicht zur Sprache gebracht werden. Möglicherweise wäre das Unglück nicht geschehen, wenn Ikenna den Mund aufgemacht und sich nicht ver- und eingeschlossen hätte.


    Ich meinte es noch ein bisschen anders: ich glaube, innerlich ist die Mutter bei ihren Kindern und lässt sie nicht verwahrlosen, obwohl sie sowohl geistig als auch möglicherweise moralisch überfordert ist mit dieser Situation - aber eine Verwahrlosung sehe ich immer noch nicht, denn das hat etwas mit Loslassen und Abwenden zu tun und das macht sie nicht - sie ist im wahrsten Sinne des Wortes ohnmächtig, zu handeln (sehe ich so)

    Einmal editiert, zuletzt von TochterAlice ()

  • Ich bin manchmal über zu komplizierte Wörter gestolpert, wie Leviatahn oder Nyktophobier, denn selbst unter der Voraussetzung, dass Ben das ja als Erwachsener erzählt und selbst wenn er im Gefängnis viel Bildung abbekommen hätte (was ich bezweifle), finde ich diese Begriffe sprachlich ziemlich oberhalb vom restlichen Stil. Vielleicht sind diese Wörter aber auch im Englischen gebräuchlicher und es ist nur ein Übersetzungsholprer.


    Jetzt, wo Du das schreibst, kommt es mir auch wieder "hoch": genau so habe ich es auch empfunden, irgendwie unnatürlich. Selbst wenn es im Englischen "normal" wäre, hätte es so ins Deutsche übertragen werden sollen, dass es passt - und einer kleiner Junge, der Nyktophobier sagt, ist mir noch nie begegnet und sei er noch so altklug und besserwisserisch.


  • und das in einem Erwachsenengefängnis! Aber ob er wirklich ohne Schäden davongekommen ist, weiss man nicht, sein weiteres Leben liegt ja schließlich noch vor ihm.


    Ja, die Strafe fand ich auch extrem hart, für ein Kind!




    Fischer/Fluss:
    Auch ich hatte eigentlich erwartet, dass beides auf der Handlungsebene eine größere, bedeutsamere Rolle im Buch spielen würde. Dass die Jungs ausgerechnet angeln waren, als sie auf den Verrückten stießen, war eigentlich egal. Sie hätten auch verbotener Weise Fussball spielen oder sonstwas tun können.


    Dass der Fluss eine größere Rolle spielt, hatte ich auch erwartet. Doch dass das Schicksal sie beim Angeln ereilte, empfand ich als notwendig. Fußball hätte es nicht sein können, der war nicht verboten genug. Schaute nicht sogar die ganze Familie oft Fußball im Fernsehen?
    Was mir daran noch auffiel, war, dass die Kinder ständig gesagt bekamen, sie sollten lieber in ihre Bücher schauen, statt draußen herumzustromern. Das ist so ziemlich das Gegenteil von dem, was man uns in der Kindheit immer gesagt hat: ("hock nicht so viel drin, lies nicht so viel, geh lieber raus!" :breitgrins:)




    Ich bin manchmal über zu komplizierte Wörter gestolpert, wie Leviatahn oder Nyktophobier, denn selbst unter der Voraussetzung, dass Ben das ja als Erwachsener erzählt und selbst wenn er im Gefängnis viel Bildung abbekommen hätte (was ich bezweifle), finde ich diese Begriffe sprachlich ziemlich oberhalb vom restlichen Stil. Vielleicht sind diese Wörter aber auch im Englischen gebräuchlicher und es ist nur ein Übersetzungsholprer.


    Das ist mir auch aufgefallen. Leviathan mag ja in einer biblisch belesenen Familie noch angehen, aber Nyktophobier??? Vielleicht liegt es wirklich an der Übersetzung, denn es gab noch andere holprige Textstellen.




    Was denkt ihr darüber, dass der Vater zu Ben sagt: "Was du getan hast, ist großartig... Bereue es nicht..." (Seite 295)


    Der Vater erkennt hier zumindest Bens Mut an. Ben hat zu seinem Bruder gestanden, obwohl er eigentlich etwas anderes wollte, und er steht für seine Tat ein.
    Ich fand übrigens gut, dass der Vater Ben erzählt hat, dass er dasselbe versucht hat. Ich konnte ihn in dem Moment sogar verstehen, obwohl es ja nun nicht gerade richtig ist, jemanden zu töten. Ich glaube auch nicht, dass Rache dafür das alleinige Motiv ist. Eher das Verhindern von weiterem Unglück. Der Vater musste hier mit ansehen, wie seine ganze Familie zerbricht und in die Katastrophe läuft, die Zukunft von vier seiner Söhne zerstört wird. Dass er da hilflos und wütend ist, ist nur zu verständlich. Da holen auch den so gebildeten Vater archaische Denk- und Handlungsweisen ein.

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

    Einmal editiert, zuletzt von kaluma ()


  • Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, was eigentlich "zwischen" Ben und David geschehen ist. Die vier älteren Brüder sind ja sehr dich hintereinander, dann kommt eine sechsjährige Lücke und dann zwei wieder dicht aufeinander. Eigentlich gehörten in die Zwischenzeit zwei - oder zumindest eins - weitere Kinder. Eine Antwort gibt das Buch nicht (oder ich habe sie überlesen). Wahrscheinlich kennt Ben sie nicht, bzw. hat sich die Frage nie gestellt. Da könnten Antworten auf die Motivationen der Eltern geben, ist aber natürlich rein spekulativ.


    Das habe ich mich überhaupt nicht gefragt, sondern im Gegenteil: ich finde es erstaunlich, dass die Mutter es geschafft hat, Kinder in so kurzem Abstand zu bekommen, besonders die beiden ersten (das frage ich mich immer bei so kurzen Altersabständen, denn die Zykluspause nach der Geburt beträgt im Durchschnitt ein Jahr, wenn gestillt wird). Bzw. dass sie überhaupt so viele überlebende Kinder hat, sehe ich als Glücksfall an. Die Lücke ist eher normal. Sehr wahrscheinlich, dass sie auch Fehlgeburten hatte, es kann sich nun mal keine Frau aussuchen, wie viele Kinder sie behalten darf, weder in Afrika noch hier. Im Baby- oder Kleinkindalter verstorbene Geschwister gab es vermutlich nicht, ich denke das hätte Ben erwähnt.
    Ich glaube auch nicht, dass diese Lücke zwischen den Geschwistern eine Rolle für die Geschichte spielt, abgesehen davon, dass die beiden Jüngsten eben nicht direkt an den Geschehnissen beteiligt sind.

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

  • Ja, die Strafe fand ich auch extrem hart, für ein Kind!


    Also ich fand das auch total schrecklich und ich kann mir schon vorstellen, dass das sein weiteres Leben bestimmen wird.




    Was mir daran noch auffiel, war, dass die Kinder ständig gesagt bekamen, sie sollten lieber in ihre Bücher schauen, statt draußen herumzustromern. Das ist so ziemlich das Gegenteil von dem, was man uns in der Kindheit immer gesagt hat: ("hock nicht so viel drin, lies nicht so viel, geh lieber raus!" :breitgrins:)


    Ja in meiner Kindheit wurde ich auch immer dazu angehalten draußen zu sein, wobei ich früher nie der Stubenhocker war. Das bin ich erst jetzt als erwachsene Leseratte, wobei ich bei schönem Wetter auch gern draußen lese. :zwinker:


    Wahrscheinlich soll das "Nase in die Bücher stecken" bei einer besseren Zukunft helfen, so habe ich es mir erklärt.

    &WCF_AMPERSAND"Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende&WCF_AMPERSAND" (H.M. Enzensberger)