Joan Weng - Feine Leute

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    Ein ganz besonderes Pärchen ist es, das die Autorin Joan Wenig hier auf seinen ersten Fall ansetzt: den aus proletarischen Verhältnissen stammenden Kommissar Paul Genzer, auch "der Rote" genannt plus Ufastar Carl von Bäumer aus altem ostpreußischem Adel. Was die beiden verbindet? Nun, im Berlin der 1920er Jahre tickten die Uhren etwas anders als im restlichen Deutschland und so ist es ein überaus komplexes Beziehungssystem, ja ein ganzer Wust davon, das die beiden verbindet. Der Fall, um den es geht: Ein Mord an einem schwerreichen Unternehmer mit überaus vielschichtigem Hintergrund.


    Ein wenig zu viel von allem ist in diesem Krimi enthalten und so verlaufen sich meiner Ansicht nach die Erläuterungen. Der Entwicklung der Erzählstränge ebenso wie der Spannung ist dies ausgesprochen abträglich.


    Das Berlin der 1920er Jahren übt ja gerade auf die Krimiliteratur einen ganz besonderen Reiz aus. Vor allem Volker Kutscher und Susanne Goga haben sich hier mit ihren Reihen um die Protagonisten Gereon Rath und Leo Wechsler schon längst in die Herzen der Leser geschrieben und Maßstäbe gesetzt. Ich persönlich bin ein Riesenfan von Susanne Goga und ihrem Leo Wechsler und finde, dass Joan Wenig mit ihrer Variante da nicht mithalten kann. Die Figuren sind zu wenig ausgearbeitet, dem Setting haftet zu wenig von der Atmosphäre im Berlin der 1920er Jahre an, in das ich mich durch die Krimis von Susanne Goga jedes mal hineinkatapultiert finde. Das ist hier definitiv nicht der Fall - zu unangepasst die Sprache, zu wenig "Geist" in den Lokalitäten. Auch die Figuren sind, abgesehen vom grundsätzlich gut aufgestellten Ermittlerteam - auch diesem würde allerdings noch etwas Feinjustierung guttun - nicht richtig ausgereift, haben zu wenig Alleinstellungsmerkmale.


    Gefallen hat mir die Verbindung zu Ostpreußen, Carls Heimat, Ich würde mir wünschen, dass diese in weiteren Bänden der Reihe einen prominenteren Platz einnimmt: historische Ostpreußen-Krimis, das wäre mal was wirklich Originelles!
    3ratten

  • Das Buch:
    Für die feine Berliner Gesellschaft im Jahr 1925 ist der Mord am wohlhabenden Gottlieb Straumann bereits gelöst - auch wenn die polizeilichen Ertmittlungen noch laufen, ist Straumanns untreue Frau Berenice in den Augen der Öffentlichkeit schon so gut wie verurteilt.
    Nur Paul Genzer, "Berlins jüngster Kommissar", hat Zweifel, vor allem, als Berenice Straumann kurz darauf an einer Überdosis Morphium stribt und sich im Fahrwasser des Straumann-Mordes weitere Leichen stapeln. Während er sich nebenbei noch mit anderen blutrünstigen Todesfällen in Berlins Unterschicht-Milieu herumschlagen muss, kommt Hilfe von unerwarteter Seite. Filmstar Carl von Bäumer, "der schönste Mann der Ufa", schaltet sich in die Ermittlungen ein und verfolgt dabei ganz eigene Interessen...


    Meine Meinung:
    Ich hatte mir von "Feine Leute" erhofft, dass es mich in die "Roaring Twenties" in Berlin versetzt. Dies gelingt der Autorin leider nicht ganz. Während ich vor allem die beiden Hauptcharaktere förmlich vor Augen sehen konnte, blieb der Hintergrund eher blass und austauschbar. Auch die ganzen halbseidenen Kriminellen, mit denen Kommissar Genzer während seiner Ermittlungen zu tun bekommt, konnte ich beim Lesen nie wirklich auseinander halten.
    Auch die Krimihandlung fand ich zu verworren, um ihr mit vollem Interesse folgen zu können. Seltsame Zufälle und Verwicklungen lassen dem Leser wenig Chancen, selbst bei der Lösung des Falles mitzurätseln, und auch dessen Auflösung erschien mir zu konstruiert.
    Rätselhaft blieb mir auch, warum sich im Lauf des Buches so viele Verdächtige bereitwillig von einem Schauspieler verhören lassen - nur, weil er auf der Leinwand ebenfalls einen Detektiv spielt? Das ist eine etwas fadenscheinige Erklärung.
    Bemerkenswert ist "Feine Leute" hauptsächlich durch das ungewöhnliche Ermittlergespann; diesen Teil des Buches habe ich sehr genossen, obwohl mir die Autorin auch hier zu viel konstruiert hat - der Grund der Streitigkeiten zwischen den beiden war für mich nicht unbedingt nachvollziehbar und schien mehr als Aufhänger für die Krimihandlung zu dienen.


    Alles in allem ein Krimi, der eher durch seine Ermittler besticht; alles andere ist schnell wieder vergessen. Etwas mehr Struktur und Ausarbeitung hätte der Geschichte gut getan. Schade, denn die "Zutaten" klangen wirklich vielversprechend.
    Ich vergebe 3ratten
    für das sympathische Ermittlerteam, dessen private Schwierigkeiten weitaus spannender waren als der eigentliche Mordfall.

  • Inhalt:


    In einem Hotelzimmer in Berlin wird der schwer-reiche Straumann erschossen aufgefunden. Der Verdacht fällt schnell auf seinen Verwalter, Max Bayer, beauftragt von Straumanns Ehefrau Bernice.
    Kriminalkommissar Paul Genzer ermittelt. Er hat den Verdacht, dass die Lösung nicht so einfach und offensichtlich ist, wie sie scheint, was durch den Mord Bernices kurze Zeit später erhärtet wird. Verstärkt wird er in seiner Vermutung dutch den UFA Schauspieler Carl Bäumer, dem er ziemlich nahe steht, und der ihn bei seinen Ermittlungen unterstützt.


    Meine Meinung:



    Ich habe früher viele Krimis gelesen, dann jahrelang keine, und in letzter Zeit wieder den einen oder anderen. Überzeugen konnten sie mich leider nicht.


    Im Prolog erfahren wir schon, was es mit dem Tod Straumanns auf sich hat, aber dann erfahren wir lange Zeit nichts mehr. Das Buch ist total zerfasert, es gibt keinen roten Faden, kein Gedanke wird zu Ende geführt. Der Leser wird von einem Schauplatz zum nächsten geworfen, was gerade am Anfang des Buches sehr verwirrend ist, zumal man nicht erfährt, wer nun eigentlich was gemacht hat, oder auch nicht, und ob und wie alles zusammenhängt.


    Das einzig Durchgängige ist die Beziehung der beiden Hauptprotagonisten zueinander, wie alle anderen ins Bild passen wird bis zum Schluss nicht klar. Man bekommt hier ein Häppchen, da ein Häppchen, und bevor man etwas greifen kann ist man schon wieder ganz woanders, wo man wieder nur ein Häppchen serviert bekommt. Mein Eindruck war, dass ich nur unzusammenhängende Schnipsel vorgeworfen bekam, was darin mündete, dass ich nach 2/3 des Buches jegliches Interesse verloren hatte, das ohnehin nicht so recht aufkommen konnte.


    Die Sprache ist in Ordnung, passt aber nicht unbedingt zu den jeweiligen Personen; so philosophiert zum Beispiel der ungebildete Kleinganove Emil Braunzer über die Vergnügungsstätte 'Dantes Inferno' in einer so (ab)gehobenen Weise, dass es vollkommen unglaubwürdig ist und auch durch das eine oder andere eingestreute Berliner Dialektword nicht glaubhafter wird. Überhaupt waren mir die Charaktere zu klischeehaft: die fetten stinkenden Prols, die verkommenen Reichen, die zickigen Adligen, die Weiber die nur auf Ehe aus sind, und ein paar aufstrebende Liberale: und Alle, Alle koksen oder nehmen Morphium, oder beides.


    Die Stimmung des Berlins der 1920er Jahre kam für mich überhaupt nicht rüber. Keine Musik, kein Cabaret, keine 'Wilden Zwanziger' mit Aufschwung und erstarkender Konjunktur. Nur Elend, Mord und Kriminalität, dabei ist doch gerade Berlin bekannt für die Goldenen Zwanziger, die zwischen 1924 und 1929 die Stadt prägten. Davon ist in dem Buch leider gar nichts zu spüren.


    Ich vermute mal, dass der Titel ironisch gemeint ist, denn wir bewegen uns in den Kreisen des Proletariats und der Kriminellen (Schieber, Gangster...), mit gelegentlichen Blicken auf die gehobene Gesellschaft - von feinen Leuten keine Spur.


    Die Idee des ermittelnden Schauspielers erinnert mich an 'Castle', obwohl das dort ein Schriftsteller ist, und die Motivation eine andere, und es war auch sicher nicht Vorbild. Es hat mich nur irgendwie daran erinnert.


    Ich muss leider sagen, dass ich das Buch zu keiner Zeit spannend fand, denn durch die Art wie das Buch aufgebaut ist kann von vornherein keine Spannung aufgebaut werden.


    Der Streit unter Liebenden war überzeugend beschrieben, Verleumdungen, Missverständnisse und Mangel an Kommunikation waren sehr eindringlich, konnten das Buch aber auch nicht herausreißen.


    Die Idee an sich war gut, aber die Umsetzung hat für mich überhaupt nicht funktioniert.


    2ratten

    Was ist wertvoller, Wissen oder Fantasie? Es ist die Fantasie, denn das Wissen hat Grenzen.  - Albert Einstein

  • Berlin 1925:


    Kriminalkommissar Paul Genzer hat die Akten einiger Toten auf dem Schreibtisch, deren Ableben er ermitteln soll. Der von der Damenwelt und Paul Genzer begehrte UFA-Filmstar und Leinwanddetektiv Carl von Bäumer unterstützt ihn bei den Ermittlungen.


    Joan Wenig nimmt mich in ihrem Debütkrimi mit ins Berlin der Goldenen Zwanziger Jahre, das geprägt ist von Drogen, leichten Mädchen und der puren Lust auf Amüsement. Hier passt der schönste Mann der UFA-Filmstudios, Carl von Bäumer, hervorragend hinein. Etwas naiv mischt er sich in die Ermittlungen seines Partners Paul Genzer ein. Sein hier und da pubertäres Gehabe passt für mich nicht in die Welt der Berliner Kriminalpolizei hinein und ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Filmstar, sei er auch noch so ein großer Leinwandheld, in die Polizeiarbeit mit einbezogen wird.


    Neben der kriminalistischen Arbeit nimmt ein sehr großer Teil der Geschichte die privaten Querelen von Gezer und von Bäumer ein, was die Spannung des Falles oder der Fälle stark mindert. Für mich gibt es hier auch zu viele Nebenschauplätze mit zu vielen Protagonisten, die für mich ziemlich farblos blieben. Auch bei Carl sehe ich die verschiedensten Pullunder, aber keinen Menschen vor mir. Er bleibt mir fremd. Von Paul Genzer habe ich dagegen bald ein ziemlich klares Bild vor Augen.


    Obwohl der Kriminalroman eine interessante Geschichte erzählt und in einer, wie ich finde, interessanten Zeit spielt, konnte er mich leider nicht überzeugen.


    3ratten

  • Berlin 1925: Paul Genzer ermittelt in einem Fall, der recht eindeutig erscheint. Der reiche Gottlieb Straumann wurde erschossen und seine Frau Bernice ist tatverdächtig. Genzer hat Zweifel und als Bernice dann plötzlich auch an einer Überdosis Morphium stirbt, sieht er seine Zweifel bestätigt. Seine Ermittlungen bringen ihn in die ihm fremde High Society, daher kommt ihm die Unterstützung des Schauspielers Carl von Bäumer sehr gelegen.
    Der Schreibstil ist anspruchsvoll und daher lässt sich das Buch nicht so einfach weg lesen.
    Die beiden ungleichen Ermittler ergänzen sich sowohl bei den Ermittlungen als auch im Privatleben. Sie wurden authentisch und gut beschrieben, so dass ich sie mir vorstellen konnte. Ihre privaten Probleme standen mir aber zu sehr im Vordergrund. Alle anderen Charaktere waren nicht so detailliert gezeichnet.
    Die Goldenen Zwanziger in Berlin sind Jahre des Aufatmens nach einer schwierigen Zeit und geprägt von der Sucht nach Vergnügen. Ich mag Krimis, die in dieser Zeit und in Berlin spielen, denn damals herrschte eine ganz besondere Atmosphäre. Aber diese Atmosphäre habe ich hier nicht gespürt.
    Für mich blieb die Spannung auf der Strecke, da es doch eine Reihe von Nebenschauplätze gibt. Es löst sich am Ende aber alles schlüssig auf und Zusammenhänge werden klar.
    Dieses Buch hat mich nicht vollends überzeugen können.



    3ratten

  • Moin


    Mich hat das Buch nicht umgehauen. Nach Goga und Kutscher hoffte ich, mit "Weng" einen neuen guten Lesestoff der Vorkriegszeit
    zu erhalten: Fehlanzeige


    Ständig wird zwischen Personen und Handlungen hin und her gesprungen. Nachher weiss man schon nicht mehr, welche Personen überhaupt
    von Bedeutung sind. Vieles bleibt ziemlich verworren.....ein Schauspieler, der als Polizist auftritt.... Auch die halbe Verwandtschaft der beiden
    Hauptdarsteller spielte überall eine gewisse Rolle....


    Die Grundidee fand ich ganz nett. Auch das Ende war eigentlich mal was Neues.....aber insgesamt habe ich mich einwenig durch das Buch gequält.


    Gut gedacht - schlecht gemacht.


    Ich vergebe


    2ratten

    Opa Pittschikowski aus dem Ruhrrevier, kennt die Blauen Knappen schon seit 1904 - niemals tat er fehlen, nur einmal war er krank - Oma tat er quälen wenn er schon morgens sang:<br /><br />Ob ich verroste und ver

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    Joan Weng: Feine Leute – Kriminalroman, Berlin 2016, Aufbau-Verlag, ISBN 978-3-7466-3175-2, Softcover, 333 Seiten, Format: 11,6 x 2,7 x 19,1 cm, Buch: EUR 9,99 (D), EUR 10,30 (A), Kindle Edition: EUR 7,99.


    Berlin 1925: Hat Bernice Straumann tatsächlich ihren Liebhaber, den Gutsverwalter Max Bayer, dazu angestiftet, ihren vermögenden Ehemann Gottlieb zu erschießen? Für „die Leute“ ist der Fall glasklar. Dich Kriminalkommissar Paul Genzer, 28, hat so seine Zweifel. Der Ermordete hatte Krebs im Endstadium. Wenn es seiner Frau um sein Geld oder ihre Freiheit gegangen wäre, hätte sie ihn nicht umbringen lassen müssen. Beides hätte sie in Kürze so oder so bekommen.


    Wer außer Straumanns Frau hat von seinem Tod profitiert? Bei seinen Geschäften war der Mann offenbar nicht zimperlich. Der eine oder andere, der mit ihm zu tun gehabt hat, dürfte ihm die Pest an den Hals gewünscht haben, wenn nicht Schlimmeres.


    Carl bringt die High Society zum Reden
    Jetzt sollte man bei den feinen Leuten, mit den Straumann Umgang hatte, mal Mäuschen spielen und unauffällig Informationen sammeln können. Doch zu diesen Kreisen hat der vierschrötige Arbeitersohn Genzer keinen Zugang. Jetzt schlägt die Stunde seines Geliebten, des Schauspielers Carl von Bäumers, 22, des „schönsten Manns der Ufa“. Zu gerne würde er seinem „Paulken“ ein paar Türen öffen oder am besten gleich den ganzen Fall für ihn lösen. Denn zurzeit steckt die Beziehung der beiden Männer wegen Pauls Eifersucht und Carls Zickigkeit in einer Krise und Carl würde sich nur zu gerne mit seinem Freund versöhnen.


    Also zieht Carl los mit seinen guten Kontakten, seinem Charme und Schauspieltalent sowie seiner Erfahrung als Kino-Kommissar und bringt die High Society zum Reden. Was er da erfährt, ist zum Teil ganz schön starker Tobak.


    Ein Gattenmord? Oder ein anderes Motiv?
    Als es im Umfeld Gottlieb Straumanns zu weiteren Attentaten und Todesfällen kommt, wird offensichtlich, dass sein Tod kein schnöder Gattenmord war. Da muss etwas ganz anderes dahinter stecken. Der zu Unrecht verdächtigten Witwe nutzt das allerdings nichts mehr: Sie ist unter den Todesopfern.


    Was wirklich geschehen ist, erfahren wir ganz am Ende, wenn Carl und der Kommissar ihre Erkenntnisse zusammentragen und in Agatha-Christie-Manier ihre Schlussfolgerungen ziehen.


    Das Motiv und die Tatausführung – das hat was! Desgleichen der Schauplatz im Berlin der 1920er- Jahre und die Idee, ein homosexuelles Paar als Hauptfiguren zu wählen. Damals gab es ja noch den Unzuchtparagraphen und vor allem, wenn, wie hier, beide Partner in der Öffentlichkeit standen, war eine solche Beziehung hochriskant.


    Tolle Ideen – aber ein bisschen viel Personal
    Was den Krimi allerdings ein wenig anstrengend macht, ist die Vielzahl von Personen. Knapp 30 Figuren wuseln da herum, und jedes Kapitel wird aus der Sicht einer anderen Person geschildert. Das kann man machen, wenn man ein umfangreiches Epos hat wie KRIEG UND FRIEDEN oder DAS LIED VON EIS UND FEUER, bei dem die Leser Zeit haben, die Personen kennenzulernen. Da genügt dann die Nennung eines Namens und man weiß: ‚Ach, das sind die! Die gehören so und so zusammen, haben diese und jene Probleme, und in der letzten Szene haben sie gerade dies und das gemacht.‘


    In einem Buch von 330 Seiten Umfang kann man jede Person nur schlaglichtartig beleuchten und es besteht die Gefahr, dass der Leser den Faden verliert und immer mal wieder nachschlagen muss, wer wer ist. ‚Ein Chemiestudent, der in einem Hotel arbeitet? Moment, den hatten wir doch schon mal!‘ – blätter, blätter, blätter – ‚Ach ja, da! Aber für die Handlung ist er nicht weiter wichtig? Ach so.‘


    Sowas bremst ein wenig das Tempo und die Spannung. Vor allem, dass die Leute auch noch in den verschiedensten Beziehungen zueinander stehen, macht die Sache so komplex: A ist der Lover von B und C, der Vater von D, Geschäftspartner von E, verschwägert mit F und taucht deshalb in den verschiedensten Handlungssträngen auf. Und so ähnlich ist das irgendwie mit allen.


    Mir ist bis jetzt nicht ganz klar, wie der arme Pastor in diesen Schlammassel hineingeraten konnte. Er war doch vollkommen harm- und ahnungslos. Nur aus familiären Gründen?


    Ein perfider Masterplan
    Irgendwann habe ich aufgegeben, das komplizierte Beziehungsgeflecht durchschauen zu wollen. Wie und wann Gottlieb Straumann zu Tode gekommen ist, habe ich begriffen und der perfide Masterplan dahinter hat mir gut gefallen. Welch schrecklichs Schicksal die diversen Nebenfiguren ereilt hat, war mir ab einem bestimmten Punkt egal.


    Ich gebe zu, dass ich mit allzu personalintensiven Romanen grundsätzlich meine Schwierigkeiten habe. Diese Art der Unübersichtlichkeit habe ich schon den von mir sehr verehrten Ben Aaronovitch angekreidet. So gesehen befindet sich die Autorin da in bester Gesellschaft. Sollte es einen weiteren Band mit Paul Genzer und Carl von Bäumer geben, würde ich es gerne noch einmal mit den beiden Helden versuchen.


    Die Autorin
    Joan Weng, geboren 1984 in Stuttgart, studierte Germanistik und Geschichte und promoviert aktuell über das Frauenbild in der Literatur der Weimarer Republik. Für ihre Kurzprosa wurde sie mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Hattinger Literaturförderpreis, dem Wiener Werkstattpreis, dem Goldstaubpreis der Autorinnen Vereinigung e. V. sowie zahlreichen Stipendien. Seit 2013 leitet sie die Redaktion von http://www.zweiundvierziger.de, dem Blog der 42er Autoren. Sie lebt mit ihrer Familie bei Tübingen. „Feine Leute“ ist ihr erster Roman.

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    Joan Weng
    Feine Leute
    Aufbau Verlag


    Autor: Joan Weng, geboren 1984 in Stuttgart, studierte Germanistik und Geschichte und promoviert aktuell über das Frauenbild in der Literatur der Weimarer Republik. Für ihre Kurzprosa wurde sie mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Hattinger Literaturförderpreis, dem Wiener Werkstattpreis, dem Goldstaubpreis der Autorinnen Vereinigung e. V. sowie zahlreichen Stipendien. Seit 2013 leitet sie die Redaktion von zweiundvierziger.de, dem Blog der 42er Autoren. Sie lebt mit ihrer Familie bei Tübingen. „Feine Leute“ ist ihr erster Roman. (Quelle: Aufbau Verlag)


    Wie jeden ersten Samstag im Monat besucht Carl von Bäumer seine Schwester. Zusammen sitzen die beiden bei Tee und Kuchen und reden über das Leben von Carl, da seine Mutter beginnt sich Sorgen um ihn zu machen. Seine Gedanken sind jedoch ganz woanders, denn zusammen mit Kriminalkommissar Paul Genzer muss er einen Mordfall aufklären. Seine Beziehung zu Paul spielt bei allem ebenfalls eine große Rolle.


    Das Buch besteht aus insgesamt 9 Kapiteln, die alle aus der Angabe des Wochentages sowie des Datums bestehen. Diese sind dick gedruckt in der oberen rechten Ecke, vor jedem Kapitel zu finden. Die Kapitel selbst sind dann nochmals in verschiedene Abschnitte unterteilt, die jedes Mal mit einem (-) voneinander getrennt sind. Aufgrund der Datumsangabe lässt sich die Story sehr gut verfolgen, da man stets den zeitlichen Rahmen kennt. Am Anfang des Buches werden wir in die Handlung geschmissen, ohne zu wissen, worum es geht. Danach folgen einige Kapitel, in denen wir sehr viele Personen und ihre Beziehung zueinander kennenlernen. In dieser Zeit steht der Mordfall eher im Hintergrund. Erst ab ca. Seite 110 kommt das Buch in fahrt und die Ermittlungen fangen richtig an und werden am Ende sehr gut aufgelöst. Das Ende liest sich dann eher Sherlock Holmes typisch, dies passt aber super zum Buch. Die Erklärungen und die Auflösung selbst lesen sich verständlich und schlüssig.
    Die ganze Story passt insgesamt sehr gut in die Epoche, in der sie spielt. Auch die oben schon angedeutete Beziehung der beiden Hauptcharaktere wird sehr gut beschrieben. Gerade was den Umgang mit der Öffentlichkeit angeht, denn Homosexualität war zu dieser Zeit noch ein Tabu. Im Großen und Ganzen ist das Buch nicht besonders leicht zu lesen, weshalb es sich auch weniger für zwischendurch eignet. Man sollte sich hier lieber die Zeit nehmen und das Buch in Ruhe lesen.


    Cover: Das Cover hat als Grundfarbe, Schwarz und zeigt eine Stadt bei Nacht. Auf der Vorderseite sehen wir unter dem Titel einige Autos und beleuchtete Häuser. Anhand der Autos kann man gut erkennen, in welcher Zeit die Story spielt. Der Titel selbst ist in einem Weiß bis Grau gehalten und hebt sich somit gut vom schwarzen Hintergrund ab. Außerdem passt der Titel perfekt zum Inhalt des Buches, denn dieser spielt ebenfalls in der gehobeneren Klasse.


    Fazit: Die Autorin hat es geschafft, den Leser zurück in die Zeit zu katapultieren. Außerdem wird ein wirklich interessanter und spannender Mordfall erzählt und am Ende schlüssig aufgeklärt. Hier und da liest sich das Buch etwas stockend und gerade in der ersten Hälfte muss man sich leicht zwingen durchzuhalten, dies wird aber in der zweiten Hälfte besser. Von mir bekommt das Buch 4/5 Sterne.


    Klappentext: Berlin im Sommer 1925: Dass Bernice ihren schwerreichen Gatten von ihrem Liebhaber hat umbringen lassen, ist eine Tatsache – zumindest für die feine Gesellschaft. Kriminalkommissar Paul Genzer ist davon jedoch nicht überzeugt, insbesondere nachdem die Witwe plötzlich an einer Überdosis Morphium gestorben ist. Während der Tod der Witwe neue Fragen aufwirft, folgen weitere Bluttaten, und so ist der proletarische Kommissar bald froh, bei seinen Ermittlungen durch den hochadligen Filmstar Carl von Bäumer ungewöhnliche Unterstützung zu bekommen. Der Leinwanddetektiv mit der Leidenschaft für Kokain kennt sich zwar bestens aus in der Welt der Reichen und Schönen, er verfolgt jedoch ganz eigene Motive. (Quelle: Aufbau Verlag)


    Autor: Joan Weng
    Titel: Feine Leute
    Verlag: Aufbau Verlag
    Genre: Krimi
    Seiten: 336
    Preis: 9,99
    ISBN: 978-3-7466-3175-2

  • Bisher finde ich das Buch durchaus amüsant. Allerdings schlägt Kur die Autorin einen etwas zu seichten Stil an. Ich finde sie übertreibt es mit locker flockig etwas. Aber ich nag Carl und Paul. Immerhin 8o

  • Kurzer Kommentar zum Abschluss:

    Es war ehrlich gesagt nach einer Weile ziemlich nervtötend dieser übertrieben vergnügliche Tonfall, den die Autorin hier anschlägt. Der Mordfall an sich war dann ziemlich verworren, weil zu jeder Figur erstmal die Halbe Lebensgeschichte aufgetischt wird. Irgendwann konnte ich kaum noch jemanden auseinander halten, weil sich die Figuren so ähnlich waren. Bis auf Carl und Paul, die ich schon sympathisch fand. Aber insgesamt fehlte es dem Buch einfach an mehr Substanz.