Stanislaw Lem - Der futurologische Kongress

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    Ein unspektakulärer Titel für ein dünnes Buch, das aber mehr Ideen und Phantasie in sich birgt, also es so manch anderer auf zehnmal so vielen Seiten fertig bringt.


    amazon.de Kurzbeschreibung:
    Der achte futurologische Kongreß zu Nounas in Costricana, an dem auch der weltberühmte Weltraumfahrer Ijon Tichy teilnimmt, steht unter keinem guten Stern. In den Straßen kämpft eine rücksichtslose Militärregierung mit Insurgenten, wobei auch chemische Kampfstoffe eingesetzt werden, sogenannte "Gutstoffe", Benignatoren....
    Wie in den "Sterntagebüchern" betreibt Lem ein Spiel mit der Sprache und schöpft scheinbar mühelos mehr als hundert neue Begriffe aus der Wissenschaft und dem Leben der Zukunft und imaginiert beiläufig die "sprachseiteige Zukunftsvoraussage", d. h. eine Futurologie, die die Zukunft anhand der Umformungsmöglichkeiten der Sprache erforscht.


    Lem zeichnet vor allem im zweiten Teil des Buches eine bizarre Welt, die zur Zeit der Entstehung 1971 zwar sicherlich schon absurd genug war, aber gerade dadurch unheimlich wird, dass einige Aspekte mittlerweile gar nicht mehr so undenkbar sind. Grundlegende Fragen über die "Realität der vermeintlichen Realität" werden durch die angesprochenen Chemikalien aufgeworfen. Auf eine genauere Beschreibung der Story verzichte ich an dieser Stelle, da sie quasi gewzungermaßen die Hauptpointe vorweg nehmen würde. Eine kurze Zusammenfassung findet sich jedoch im zugehörigen Wikipedia-Eintrag.


    Insgesamt ein Ideenfeuerwerk der ganz besonderen Art, auch wenn die Fülle von Wortschöpfungen und Darstellungen manchmal fast zuviel wird.
    138 Seiten, die keinesfalls verschwendete Zeit sind; nicht umsonst eins seiner bekanntesten Bücher.

    Ich verabscheue, was Sie sagen, aber ich werde Ihr Recht, es zu sagen, bis zum Tod verteidigen. - Voltaire

    Einmal editiert, zuletzt von nimue ()

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    Verlag: Suhrkamp
    Erscheinungsjahr: 2009 (1971)
    Seiten: 138
    Format: Taschenbuch


    [hr]



    Der Raumfahrer Ijon Tichy nimmt am Futurologischen Kongress im Staat Costricana teil, der die wachsende Weltbevölkerung zum Thema hat. Als Tichy plötzlich einen Anfall von unerklärlicher Liebe und Zuneigung "erleidet", wird ihm klar, dass das Trinkwasser versetzt wurde - mit sogenannten Benignatoren (chemische Begütigungsmittel), durch die der Diktator des Landes einen Aufstand der unzufriedenen Bevölkerung verhindern will. Dennoch kommt es zum Aufstand, das Militär bekämpft die Bevölkerung, das Hilton wird zerstört. Tichy flieht mit einigen Kollegen in die Kanalisation, er halluziniert aufgrund der freigesetzten chemischen Stoffe des Militärs. Schließlich legt man ihn in flüssigen Stickstoff, und Tichy wacht in einer fernen Zukunft wieder auf...


    In der Ich-Form berichtet uns Tichy seine Erlebnisse in der Zukunft, teilweise sind es Tagebucheinträge, in denen er seiner Verwirrung und seinem Unglauben über die unbekannte neue Welt Ausdruck verleiht. Die Welt, die er sieht, hat nach wie vor das Problem des überproportionalen Bevölkerungswachstums, doch herrscht nun Frieden, Wohlstand und Glück für jedermann. Tichy kommt schnell hinter das Geheimnis - es ist die Psychemie, also der gezielte und unbemerkte Einsatz von Psychopharmaka, der die Menschen in ihren Gefühlen und Gedanken manipuliert. Ebenso hat sich die Sprache rasant verwandelt: Begriffe, die Tichy kannte, haben nun eine völlig andere Bedeutung, andere sind völlige Neuschöpfungen, so dass ihm eine Kommunikation als sehr schwierig erscheint.


    Stanislaw Lem entwickelt in diesem Buch in rasantem Tempo eine Fülle an skurrilen Ideen und bizarren Phantasien, die man dennoch gut nachvollziehen kann. Das Spiel mit der Sprache treibt Lem ab einem gewissen Punkt auf die Spitze, so dass es nicht immer leicht ist zu folgen, manchmal mag man gar nicht mehr als ein paar Seiten am Stück lesen, weshalb ich für dieses kurze Buch auch mehrere Wochen gebraucht habe. In jedem Satz steckt eine neue ungeheure Idee, Lem lässt dem Leser kaum Zeit zum Durchatmen, denn schon geht es weiter in diesem Strudel. Dennoch steckt im Kern eine gewisse Wahrheit, die mir Unbehagen bereitet hat.


    Ganz sicher kein Buch für zwischendurch. Wenn man unbefangen herangeht, wird man ein Kleinod der Science-Fiction-Lektüre kennenlernen.


    4ratten

  • Die Bücher von Lem, waren fast die einzigen Science-Fiction-Bücher meiner Bücherei, die ich als Jugendliche nicht gelesen habe, ein Versuch reichte mir, auch wenn ich nicht mehr weiß, welches Buch mir den Autor damals verdorben hat.


    Vor kurzem ist mir im Fernsehen zufällig die großartig skurrile Ijon-Tichy-Serie begegnet (ich liebe die Ikea-Folge Shøpping) und ich habe beschlossen, Lem eine erneute Chance zu geben und zwar seinem Ijon-Tichy-Klassiker „Der futurologische Kongreß“


    Eines war mir recht schnell klar: Was auch immer es in den 1970er Jahren in Polen an Drogen gab, Lem hat sie genommen. Anders kann ich mir die verrückten Ideen nämlich nicht erklären. Dabei jagt man in gewisser Weise durch das Buch, man wird vom Tempo der Erzählung einfach mitgerissen. Ijon Tichy, der Erzähler befindet sich auf einem Kongress und die Einfälle mit denen er dieses Geschehen kommentiert und die Kongressteilnehmer und anderen Hotelbewohner (Besucher parallel stattfindender Kongresse) charakterisiert, sind ziemlich skurril. Die zweite Hälfte des Buches hindurch verwickelt Lem seine Figur in eine sehr futuristische Handlung, die er mit einem eigenen Vokabular illustriert. Das ist nicht nur sprachlich interessant (ich finde, hier übertreibt Lem es allerdings ein wenig), sondern, so wie es endet, auch ziemlich bedrückend.


    „Der futurologische Kongreß“ lässt mich nicht zu einem Lem-Fan werden, im Moment plane ich nicht, noch mehr von ihm zu lesen, aber der Autor ist von der „todlangweilig“ in die „nicht mein Ding, aber ich versteh, dass andere das gut finden“ – Schublade gewechselt.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


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  • Ein für mich unsterblicher Klassiker, den ich mir schon in der Schulzeit um 1989 angetan habe. Man muss sich zwar durchaus in einer gewissen "metaphysischen" oder philosophischen Denkerstimmung befinden, um sich dem Roman nicht nur intellektuell sondern auch emotional nähern zu können, aber es gibt nun einmal Romane, die man sein Leben nicht vergisst und da gehören gewissen Lem-Werke für mich persönlich dazu.

  • Die erste Hälfte des Buches fand ich wirklich klasse, bei der zweiten wurde es mir dann irgendwie zuviel. Somit kann ich sagen, dass man trotz der nur 139 Seiten ruhig noch hinten etliches hätte kürzen können. :breitgrins:


    Im Schnitt komme ich in etwa auf diese Bewertung
    3ratten:marypipeshalbeprivatmaus:


    Bechdel-Test: :pueh:

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.