Stieg Larsson - Verblendung

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  • Ich hatte anfangs noch Probleme, den Hype um dieses Buch zu verstehen, doch je mehr ich las, desto mehr machte sich auch bei mir Begeisterung breit. Viel dazu beigetragen hat Lisbeth Salander, deren Einschätzung von Alfa_Romea weiter vorne genau auf den Punkt getroffen hat. Mikael war mir wegen seiner laxen Einstellung zu Beziehungen und einiger Entscheidungen, die er im Lauf der Story traf, etwas unsympathisch, aber auch solche Protagonisten sind interessant. Die Geschichte der Vanger-Dynastie ist spannend, glaubhaft und detailliert erzählt und bietet mit ihren zahlreichen guten und schlechten Familienmitgliedern viele Möglichkeiten, die Larsson schön ausgeschöpft hat.
    Ich freue mich schon auf den nächsten Band und vergebe 4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Ich habe Verblendung im Urlaub innerhalb von 2 Tagen gelesen und kann mich den positiven Stimmen nur anschließen, wobei schon alles gesagt wurde.


    Die Geschichte beginnt langsam, trotzdem gelang es mir nicht das Buch aus der Hand zu legen, um ab circa der Mitte richtig "in Fahrt" zu kommen, ohne gekünzelt zu wirken.
    Die Figuren waren sehr lebendig und real dargestellt, auch mich konnte am meisten die Figur der Lisbeth Salander begeistern.


    Fazit, ein Krimi der sich wirklich lohnt


    5ratten

  • Ich habe mir das Buch schon vor 2 Jahren gekauft, bevor ich den Hype um das Buch mitbekommen habe, wartete aber auf die anderen beiden Bände um alle hintereinander lesen zu können. Es hat sich gelohnt.
    Zum Inhalt muss ja nichts mehr gesagt werden, daher komme ich gleich zu meiner Meinung.


    Mich hat der Roman von der ersten Seite an gepackt. Zugegeben, ich habe eine Schwäche für mysteriöse Verschwindegeschichten. (Wirtschaftkriminalität interessiert mich wiederum eigentlich überhaupt nicht, aber dieser Strang tritt ja mehr und mehr in den Hintergrund). Ich finde die Handlung wunderbar aufgebaut, für mich hatte das Buch keinerlei Längen und das Ende war, für mich, durchaus überraschend und passend.
    Die Charaktäre sind schön herausgearbeitet. Auf der einen Seite Mikael Blomquist, ein Wirtschaftsjournalist mit hohen Idealen und einem etwas gewöhnungsbedürftigen Privatleben. Auf der anderen Seite Lisbeth Salander, eine sehr außergewöhnliche Protagonistin, eine hochbegabte und sozial inkompetente Hackerin, die sich (wenn überhaupt) am Rande der Legalität bewegt, eine mysteriöse Vergangenheit hat und mich auf besondere Weise berührte. Trotzdem ist sie auch eine starke Persönlichkeit, die mir wider Erwarten immer sympathischer wurde.
    Gefallen hat mir die systematische Vorgehensweise der Protagonisten in ihrer Arbeit und somit auch in der Entwicklung der Handlung. Der Stil war klar und wunderbar zu lesen. Besonders gefallen hat mir der ständige Wechsel der Perspektive, sodass man sich der Geschichte von verschiedenen Seiten nähert.


    Für mich handelt es sich hier um einen absoluten :tipp:
    und es gibt von mir 5ratten

    Die Literatur gibt der Seele Nahrung,<br />sie bessert und tröstet sie.<br /><br />:lesen:<br />Alfred Kerr: Die Biographie

  • Habe "Verblendung" nun auch durch und war ziemlich begeistert! Zu Beginn hatte ich meine Schwierigkeiten, da es mich so gar nicht fesseln wollte und ich es ein wenig langatmig fand. Aber dann entwickelt sich die Story wesentlich rasanter und man rätselt mit. Leider fand ich das Ende wieder etwas langgezogen. Eigentlich war alles so gut wie geklärt und man war erleichtert, dass es gut ausging. Und dann wurde die Wennerström-Sache noch so lange ausgewalzt. Aber sei's drum, ich fands jedenfalls so gut, dass ich jetze beim 2. Teil bin.


    Übrigens kommt der Film zum Buch ab 1. Oktober in die Kinos. Das lasse ich mir nicht entgehen! :smile:

  • Nachdem ich das Buch schon ewig mal lesen wollte, habe ich mich ja jetzt ein wenig beeilen müssen, damit ich den Film noch im Kino sehen kann, nachdem ich das Buch gelesen habe. Und tadaaaaaaa heute(eher gestern) habe ich "Verblendung" beendet und ich bin total begeistert! Das Buch hat mich von der ersten bis zur letzen Seite gefesselt. Es war mein erster schwedischer Krimi, aber ich freue mich jetzt schon auf den zweiten Teil. Für mich bekommt der Krimi 10 von 10 Punkten! :)


    5ratten

    &quot;Twenty years from now you will be more disappointed by the things that you didn&#39;t do than by the ones you did do. So throw off the bowlines. Sail away from the safe harbor. Catch the trade winds in y

    Einmal editiert, zuletzt von bella* ()


  • Die Geschichte beginnt langsam, trotzdem gelang es mir nicht das Buch aus der Hand zu legen, um ab circa der Mitte richtig "in Fahrt" zu kommen, ohne gekünzelt zu wirken.
    Die Figuren waren sehr lebendig und real dargestellt, auch mich konnte am meisten die Figur der Lisbeth Salander begeistern.


    Fazit, ein Krimi der sich wirklich lohnt


    Ich habe jetzt die Hälfte gelesen und warte immer noch darauf, dass die Geschichte überhaupt in Gang kommt, geschweige denn "Fahrt aufnimmt" :rollen: . Ich verstehe (noch nicht?) so ganz, warum dieses Buch so hoch gelobt ist. Ich finde die Geschichte verwirrend (all die vielen Vangers, die es zu sortieren gilt) und einzig der Salander-Handlungsstrang hat es bisher vermocht, mich bei der Stange zu halten; die Figur begeistert mich auch. Ich hoffe, das Lohnende an dem Krimi kommt noch.

  • @ qantaqa


    Oh, Du bist die erste negative Stimme die ich zu diesem Buch höre. Da bin ich aber auf Dein endgültiges Urteil gespannt.

  • Eins vorweg: ich bevorzuge leise, psychologisch ausgefeilte Krimis, die blutspritzenden Thriller sind nicht so mein Ding. Deshalb passen skandinavische Krimis grundsätzlich in mein Beuteschema, wie auch "Verblendung" durchaus hinein passt.


    Meinen ersten Eindruck zur ersten Hälfte des Buches, den ich weiter oben beschrieben habe, kann ich leider nur teilweise zurück nehmen. Auch wenn das Buch dann durchaus spannend wurde, sind 350 Seiten Einleitung einfach zu viel. Oft ist ja der erste Teil einer neuen Krimi-Reihe ein wenig zäh, weil Personen und Szenario erst einmal eingeführt werden müssen; das ist bei diesem Buch aber nicht der Fall, denn über die Hauptfiguren Blomkvist und Salander erfährt man noch nicht allzu viel (lediglich der Salander-Handlungsstrang, in dem man Lisbeth schon recht gut kennen lernte, vermochte mich bei der Stange zu halten) - das kommt aber erst in der zweiten Hälfte ein wenig, aber vielleicht gibt es über Blomkvist auch nicht viel zu sagen: er ist mir nicht wirklich sympathisch, zu glatt und langweilig, aber auch zu unprofessionell (Cecilia) - Salander dagegen ist eine taffe junge Frau, die bei mir viele Sympathiepunkte gesammelt hat. Die unorthodoxe Lösung ihres Rechtsanwaltsproblems hat mir sehr gut gefallen.


    Alle Figuren außer Salander sind oberflächlich gezeichnet und erreichen nie die psychologische Tiefe, die Emotionen erzeugt. Das ist für mich ein wesentlicher Mangel dieses Buches. Manche Figuren wirken sogar wie Karikaturen (Harald Vanger, Isabella Vanger), die aber glücklicherweise nicht so oft auftauchen.


    Die Geschichte selbst ist dick aufgetragen und die Auflösung wird kurz und lieblos geliefert - da rächt es sich, dass Blomkvist mehr als 300 Seiten brauchte, um die Ermittlungen richtig aufzunehmen, denn dann bleiben eben nur noch knapp 400, um eine gute Geschichte zu entwickeln, die unter die Haut geht.


    Ich kann immer noch nicht verstehen, dass dieses Buch so hoch gelobt wird - dabei ist es nicht schlecht, nur auch nicht besonders gut, für einen Thriller zu lahm, für einen atmosphärisch dichten Krimi zu oberflächlich - Durchschnitt eben.
    Den zweiten Teil der Millenium-Trilogie werde ich sicher lesen (schon allein deshalb, weil das Buch bereits auf meinem SUB liegt :breitgrins: ) und auch der dritte Teil wird sicher den Weg auf meinen Nachttisch finden, denn ich habe die Hoffnung, dass sich die Startschwierigkeiten nur auf den ersten Teil der Reihe beschränken.


    Fazit: nach dem Getöse hatte ich mehr erwartet, trotzdem habe ich mich recht gut unterhalten.
    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Ich habe den Film im Kino gesehen, und habe den Anfang sehr langweilig, den Film als ganzes aber großartig gefunden. Nun weiß ich aber nicht, soll ich das Buch lesen? Ich habe Angst, dass dadurch die ganze Spannung verloren geht und das Buch dementsprechend langweilig wird. Was glaubt ihr?


    Ich habe aber auch schon eine Notlösung :breitgrins: : Ich kaufe es meiner Oma zu Weihnachten...


  • Ich habe den Film im Kino gesehen, und habe den Anfang sehr langweilig, den Film als ganzes aber großartig gefunden. Nun weiß ich aber nicht, soll ich das Buch lesen? Ich habe Angst, dass dadurch die ganze Spannung verloren geht und das Buch dementsprechend langweilig wird. Was glaubt ihr?


    Ich habe aber auch schon eine Notlösung :breitgrins: : Ich kaufe es meiner Oma zu Weihnachten...


    Eine Frage zuerst: möchtest Du wissen wie es weitergeht, sprich die beiden anderen Teile lesen?
    Den Film habe ich leider immer noch nicht gesehen, aber ich denke, Du kannst auch mit Teil 2 weitermachen.


    Liebe Grüße
    dubh

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Zitat

    Eine Frage zuerst: möchtest Du wissen wie es weitergeht, sprich die beiden anderen Teile lesen?


    Sicher, aber ich bin kein Mensch, der den 2. Band liest, obwohl er den 1. nicht kennt, Film hin oder her. Allerdings habe ich noch nie einen Krimi gelesen, obwohl ich das Ende kannte.

  • marimirl
    Naja Vergebung ist eigentlich eher Thriller den Krimi^^ und ich finde im ersten Band wird nichts über den zweiten verraten also kannst Du diesen ruhig lesen. Er ist recht rasant an einigen Stellen und mir persönlich hat dabei allerding eher die Detektivarbeit gefallen - und ohne Lisbeth wäre die ganze Reihe eh undenkbar. ^^

  • Ich beschränke mich am Ende eines Buchs im Normalfall ja auf einige Zeilen für meine eigene Datenbank, aber da Valentinchen gerne meine Abschlussmeinung hören wollte, hab ich einfach mal versucht, einige Dinge mehr zu dem Buch zusammengetragen.


    Ich sollte vorausschicken, dass ich normalerweise, obwohl eifrige Krimileserin, mit Thrillern nicht so viel anfangen kann und auch mit vielen skandinavischen Autoren, die ich probiert habe, nicht so recht warm geworden bin. Vielleicht nicht unbedingt die besten Voraussetzungen, aber das Buch kam als Geschenk zu mir, und aufgrund der vielen begeisterten Meinungen um mich rum habe ich es gelesen.
    Und auch wenn es mir letztlich um die Lesezeit nicht Leid tat, so kann ich mich der allgemeinen Begeisterung nicht recht anschließen.


    Zur Geschichte allgemein: Die fand ich gut ausgedacht, wenn auch nicht herausragend oder irgendwie besonders. Die Spannung war grundsätzlich da, aber sehr wellenförmig. Kurzzeitig mochte man das Buch kaum weglegen, dann ebbte es aber wieder ab und zog sich zwischendurch auch schon mal ziemlich. Was die neuen Hinweise betrifft, die Blomquist nach 40 Jahren findet, da finde ich es nur zum Teil wahrscheinlich, dass sie bis jetzt unentdeckt geblieben sind. Einiges davon hätte eigentlich zur polizeilichen Routineuntersuchung gehört. Größere Logiklöcher sind mir allerdings aber auch nicht aufgefallen.
    Der Schreibstil war größtenteils flüssig zu lesen, allerdings bin ich so über einige holprige Stellen gestolpert, die mir das Vergnügen immer wieder etwas verdorben haben. Ich muss nicht wissen, mit welchem Computerprogramm irgendwelche Leute ihre Emails öffnen und auch so einige englische Ausdrücke und Halbsätze fand ich eher bemüht auf modern getrimmt als passend.
    Was die beiden Hauptcharaktere angeht, so fand ich Mikael Blomquist extrem farblos und langweilig. Ich könnte noch nicht mal behaupten, er wäre mir unsympathisch gewesen, dafür war er einfach nicht interessant genug. Geschmäcker mögen ja verschieden sein, aber es ist mir das ganze Buch über ein Rätsel geblieben, wieso alle im Buch anwesenden Frauen nicht schnell genug in sein Bett krabbeln konnten.
    Lisbeth Salander fand ich dagegen so überzeichnet, dass ich von ihr leicht genervt war. Ich hatte das Gefühl, dass der Autor unbedingt eine „ungewöhnliche“ Heldin schaffen wollte, und daher alle Eigenschaften, die ihm dazu eingefallen sind, genommen hat und sie ihr angepappt hat, ob es nun passt oder nicht.
    Von den Neben-Personen hat eigentlich nur Henrik Vanger bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Die übrigen Personen blieben für mich auch ziemlich blass.


    Hm, wenn ich jetzt so überfliege, was ich geschrieben habe, dann könnte man meinen, ich fand das Buch schlecht, was aber nicht pauschal stimmt. Es war in meinen Augen ein durchschnittlich solides Buch, nicht mehr, aber auch nicht weniger.
    Und ja, ich werde die nächsten Bände auch noch lesen, da ich sie ebenfalls geschenkt bekommen werde, kaufen würde ich sie mir aber nicht.


    Mein persönliches Fazit: 3ratten

    Einmal editiert, zuletzt von Marmotte ()

  • Oh, danke, Murmeltierchen! ;)


    Interessant, auch mal nicht ganz so überschwengliche Meinungen zu hören.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Stieg Larsson – Verblendung


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    Witzig, ich kann die einzelnen Teile nur am Cover in 1., 2. und 3. Teil einteilen, aber nie dem Namen nach. Was hätte sich der deutsche Verlag da erst bei 10 Teilen einfallen lassen müssen? „Verwirrung, Verschwendung, … " :breitgrins:


    Zum Inhalt ist denke ich schon ausführlich berichtet worden. Eigentlich haben mich erst die ganzen Lobeshymnen neugierig darauf gemacht. Denn der ganze Wirtschaftsskandal in dem Blomkvist steckt, ist normalerweise nicht mein Fall. Und somit hatte ich auch zu Beginn des Buches größere Schwierigkeiten hineinzufinden und vor allem zu verstehen, warum fast alle Verblendung so gut bewertet hatten.


    Auch mit der ganzen vangerschen Familiengeschichte bin ich anfangs gar nicht warm geworden, vor allem weil ich mir schwer getan habe, alle Personen richtig zuzuordnen. Zum Glück enthält das Buch mittendrin einmal einen Art Stammbaum der Familie Vanger ohne den ich komplett verloren gewesen wäre, auch die Karten der Insel mitten unter dem Text haben mir sehr weitergeholfen. Nach und nach will man einfach nur so schnell wie möglich weiterlesen und herausfinden ob das Rätsel um die Familie Vanger nach so langer Zeit doch gelöst werden kann.


    Wie schon viele angemerkt haben, einen Großteil des Reizes an dem Buch, macht sicher die Figur der Lisbeth Salander aus, ich überlege gerade, was aus dem Buch geworden wäre, würde Blomkvist alleine ermitteln. Ich glaube nicht, dass der Erfolg dann auch nur annähernd so groß wäre. Lisbeth ist mir trotz allem, oder gerade deswegen als Figur sehr ans Herz gewachsen.


    Zur Geschichte: am Ende wurde meiner Meinung nach, das am Anfang verlorene Tempo wettgemacht. Mich hat das aber nicht gestört, denn ich mag sowohl „langsame“ als auch „rasendschnelle“ Krimis sehr gerne.
    Auf jeden Fall werde ich über kurz oder lang sicher weiter lesen an der Trilogie. Es gibt sicher noch etwas Luft nach oben.


    4ratten

    Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen, und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen.<br />Jean Anouilh

  • Ich bin kein Krimileser und greife nur hin und wieder zu diesem Genre, wenn das Buch sehr nachdrücklich empfohlen wird und im besten Fall auch genug Drumherum hat, das mich abseits der Krimihandlung unterhalten kann. Empfohlen wurde mir Verblendung gleich von mehreren Personen und schlußendlich mit einer deutlichen Anweisung in die Hand gedrückt: "Lies!" Einmal begonnen stellte sich das auch nicht als Problem heraus, nach zwei Abenden war das Buch gelesen und ich gut unterhalten, den Hype darum kann ich aber nur bedingt nachvollziehen.




    Vieles wird nur vage angedeutet (so etwa, was es mit Lisbeth Salanders Abneigung gegen Behörden auf sich hat) oder viel zu spät erklärt, um die Spannung hoch zu halten.


    Ich bin froh, dass einiges nur angedeutet wurde und ich selbst die Schlüsse ziehen musste/ konnte, auch wenn dadurch nicht alles bis ins letzte aufgelöst wurde. Im Fall von Lisbeth Salander liegt die Vermutung nah, dass



    vor allem der Schluss wird nicht einfach auf 30 Seiten hingeschludert (wie so oft bei diesem Genre), sondern Larsson nimmt sich Zeit und Platz, die Geschichte zu Ende zu erzählen. Sowas ist sehr erfreulich.


    Zum einen stimme ich zu, Larsson erzählt, was er zu erzählen hat, und verweilt auch gerne mal bei Nebensächlichkeiten, die für mich allerdings nicht störend waren sondern zum Gesamtbild gehörten. Allerdings zögerte das so manche Auflösung dermaßen hinaus, dass ich schon fast genervt war. Nachdem so viele Querverbindungen gelöst waren, lag Harriets Schicksal für mich z.B. schon längst auf der Hand während im Text noch Geheimniskrämerei betrieben wurde. Oder auch Kleinigkeiten wie Lisbeths Geheimnis - die Hinweise waren eindeutig, ein großer Knall sollte die Enthüllung für den Leser also nicht sein, wird aber von Larsson so verkauft. Andererseits war ich mir meiner Verdächtigungen, was den Täter anbelangt, nie ganz sicher, da die Informationen hier sehr spärlich gestreut sind, auf der Auflösung aber auch nicht unendlich lange herumgeritten wird.



    Selten konnte mich ein Buch, dessen Inhalt mir für meinen Geschmack eigentlich viel zu Konstruiert und nahe am Unrealistischen war, dennoch so fesseln.


    Die Handlung fand ich eigentlich gut und glaubhaft konstruiert. Die einzelnen Elemente sind dabei alle bereits bekannt - eine einflußreiche Familien mit dunklem Geheimnis, Wirtschaftskriminalität, eine Mordserie, amouröse Verwicklungen, Rache, etc. - Larsson hat es aber geschickt geschafft, sie alle plausibel miteinander zu verknüpfen. Dass es stellenweise etwas dick aufgetragen ist, na gut. Wollen wir sowas nicht lesen, wenn wir zu solch einem Buch greifen? :zwinker:



    Manche Figuren wirken sogar wie Karikaturen (Harald Vanger, Isabella Vanger), die aber glücklicherweise nicht so oft auftauchen.


    Auch ich fand die Personen teils etwas zu schematisch, halte es angesichts der Fülle aber durchaus für in Ordnung. Als Karikaturen empfand ich sie beim Lesen zwar nicht, im Nachhinein ist diese Einordnung für mich aber sehr gut nachvollziehbar. Die Figurenkonstellation verspricht immerhin auch in den Folgebänden interessant zu werden. Bemerkenswert finde ich, dass man trotz der zahlreichen Personen, allein aus der weit verzweigten Familie Vanger, den Überblick behalten kann.
    Wie den meisten gefiel auch mir Lisbeth Salander am besten, eine ungewöhnliche, gut ausgearbeitete Figur. Mikael ist zu sehr Frauenheld, was wahrscheinlich die kantige Seite seiner sonst eher glatten Persönlichkeit darstellen soll, insgesamt aber ein sympathischer Charakter. Erika Berger ist mir zu tough - immer einen flotten Spruch auf den Lippen, von allen bewundert, nur Mikael gegenüber gesteht sie Schwächen ein. :rollen: Henrik Vanger kommt ebenfalls etwas zu gut weg, auch wenn er eine sympathische Person ist, hätte die Kritik an ihm ruhig etwas ausgiebiger ausfallen können.



    Was die neuen Hinweise betrifft, die Blomquist nach 40 Jahren findet, da finde ich es nur zum Teil wahrscheinlich, dass sie bis jetzt unentdeckt geblieben sind. Einiges davon hätte eigentlich zur polizeilichen Routineuntersuchung gehört. Größere Logiklöcher sind mir allerdings aber auch nicht aufgefallen.


    Wie gesagt, ich bin nur eine Gelegenheits-Krimi-/Thrillerleserin, aber Kommissar Zufall spielt meist eine große Rolle, oder nicht? Und in diesem Fall halte ich zwei Punkte zugute: zum einen haben sich Ermittlungsmethoden bzw. Recherchemöglichkeiten allgemein innerhalb von vier Jahrzehnten bestimmt deutlich gewandelt, zum anderen kann eine frische Herangehensweise einiges lostreten, wohingegen die vorherigen Ermittler gedanklich bereits im Kreis liefen.



    Darüber hinaus fand ich die Überlegungen zu Moral und Ethik eines Journalisten bzw. zur Branche allgemein sehr interessant. Ich würde ja gern wissen, ob es einen Bezug zu aktuellen Diskussionen in Schweden gibt.
    Außerdem gefiel mir, wie Larsson Bezug nimmt auf die Landschaft und so ortskundige Leser miteinbezieht, oder Mikaels Lektüre beim Namen nennt, solche Details mag ich.


    Insgesamt reicht es für
    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Viele Grüße
    Breña

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Ich bin ein bisschen erleichtert, hier auch mal nicht ganz so positive Meinungen zu hören ... ich gehöre wohl zu der (sehr) kleinen Minderheit, der "Verblendung" gar nicht besonders gefallen hat. Hätte ich nicht die (teilweise doch auch negativen) Rezensionen bei Amazon gelesen, würde ich mich schon fragen, ob mit mir etwas nicht stimmt! ;)


    Mir haben weder die Figuren Mikael und Lisbeth zugesagt noch fand ich die Krimihandlung besonders spannend. Für mich klang die Idee hinter dem Roman besser als ihre tatsächliche Umsetzung.


    Was mich irgendwie wundert: Kaum jemand scheint sich an dem (für mich schon) Übermaß an sexueller Gewalt zu stören, das sich durch den Roman zieht. Ich bin ja gar nicht mal sooo zartbesaitet, aber ich fand, dass die Sex- und Gewaltsszenen die Handlung schon sehr dominierten. Oder ist das heutzutage in diesem Genre einfach so ...?

  • Hm ich überlege momentan weshalb mich das nicht unbedingt gestört hat. Ich glaube das liegt daran das die meisten Krimis und Thriller zunehmend brutaler werden. Zudem kommt es bei mir auch immer drauf an wie etwas geschildert wird. Hier ging ja auch eine Menge Gewalt von einer weiblichen Figur aus. Ich glaub dass das bei mir dadurch auch einen etwas positiveren Anstrich bekommen hat. Mag sein das ich auch durchaus ein Stückweit abgestumpft bin.


  • Ich bin ein bisschen erleichtert, hier auch mal nicht ganz so positive Meinungen zu hören ... ich gehöre wohl zu der (sehr) kleinen Minderheit, der "Verblendung" gar nicht besonders gefallen hat. Hätte ich nicht die (teilweise doch auch negativen) Rezensionen bei Amazon gelesen, würde ich mich schon fragen, ob mit mir etwas nicht stimmt! ;)


    So ging mir das auch. Dass mit mir vielleicht etwas nicht stimmt, hat mich aber eigentlich bisher nicht gestört. :breitgrins:


    Zitat

    Was mich irgendwie wundert: Kaum jemand scheint sich an dem (für mich schon) Übermaß an sexueller Gewalt zu stören, das sich durch den Roman zieht. Ich bin ja gar nicht mal sooo zartbesaitet, aber ich fand, dass die Sex- und Gewaltsszenen die Handlung schon sehr dominierten. Oder ist das heutzutage in diesem Genre einfach so ...?


    Da hast Du sicher recht in beidem. Gewalt ist exzessiv dargestellt, das ist heutzutage, besonders im Zusammenhang mit Sexualität, leider üblich - Sex sells. Im zweiten Teil, Verdammnis, wird das Ganze nochmal gesteigert.