Fredrik Backman - Kleine Stadt der großen Träume

Es gibt 34 Antworten in diesem Thema, welches 6.479 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von HoldenCaulfield.

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    512 Seiten
    Fischer Krüger Verlag
    ET: 26.10.2017
    OT: Björnstad


    1. Teil der Reihe um Björnstad.


    Kurzbeschreibung laut Amazon:
    Wer glaubt noch an Björnstadt? Es liegt viel zu weit hinter den dunklen Wäldern im Norden. Doch die Menschen hier halten zusammen. Und sie teilen eine Leidenschaft, die sie wieder mit Stolz erfüllen könnte. Die den Rest der Welt an Björnstadt erinnern könnte. Vielleicht sogar Arbeitsplätze bringen, eine Zukunft. Deshalb liegen alle Träume und Hoffnungen nun auf den Schultern ein paar junger Björnstädter. Noch ahnt keiner in der Stadt, dass sich ihre Gemeinschaft über Nacht für immer verändern wird.


    Als mir das Buch von Jellybooks zum Lesen angeboten wurde, habe ich erst gezögert. Will ich ein Buch über eine Stadt lesen, in der Eishockey das Wichtigste im Leben seiner Bewohner ist? Zum Glück habe ich mich doch für das Buch entschieden, denn es erzählt so viel mehr als die Kurzbeschreibung erwarten lässt.


    Zu Beginn lernt man viele der Bewohner von Björnstadt kennen und erfährt wie ihre Beziehung zum Eishockey ist. Im Verlauf der Handlung erlebt man die Geschichte immer wieder aus dem Blickwinkel dieser Menschen, die in ihren Ansichten und Reaktionen so verschieden sind und dadurch ein komplexes Gesamtbild vermitteln.
    Im Mittelpunkt steht Peter, der Sportdirektor des Eishockeyclubs, mit seiner Frau und seinen zwei Kindern. Er ist in Björnstadt aufgewachsen und war zu seiner Zeit der Star des Ortes, der es sogar bis nach Kanada in die dortige Liga geschafft hat.


    Für Björnstadt ist Eishockey nicht nur ein Spiel. Nein, die Menschen lieben diesen Sport, der das Leben und die sozialen Strukturen ihrer Gemeinschaft prägt. Der Autor schafft es ganz wunderbar deutlich zu machen wie unterschiedlich die Beziehung Einzelner zu diesem Sport ist und was er für sie bedeutet.


    Umso dramatischer sind die Reaktionen als ein schlimmes Ereignis die Menschen vor die Wahl stellt. Ist ihre Loyalität dem Club und seinen Spielern gegenüber so stark, dass sie auch jegliche Moral und ihr Rechtsempfinden ignorieren?
    Hier wird die ganz eigene Dynamik von eingeschworenen Gemeinschaften in kleinen Orten deutlich.


    Anfangs habe ich das Buch einfach nur gerne gelesen und interessiert die einzelnen Menschen und Familien kennengelernt. So nach und nach hat mich die Geschichte immer mehr in ihren Bann gezogen und ich habe genauso wie die Zuschauer in der Geschichte bei den Wettkämpfen mitgefiebert.
    Doch als sich der Schwerpunkt der Geschichte durch ein unerwartetes Ereignis verlagert, wurde das Leseerlebnis unglaublich intensiv und emotional.


    Man muss die Fortsetzung nicht unbedingt lesen, denn das Ende könnte man durchaus so stehen lassen. Doch da ich wissen will, wie es weitergeht, warte ich sehnsüchtig auf Band 2.


    Fazit: Eine packende und sehr emotionale Geschichte, die noch lange nachhallt.


    5ratten

  • Gestern hatte ich das Hörbuch in der Hand und hab es dann wieder weggelegt. Jetzt merke ich es mir doch noch mal vor :smile:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Gestern hatte ich das Hörbuch in der Hand und hab es dann wieder weggelegt. Jetzt merke ich es mir doch noch mal vor :smile:


    Wenn du es irgendwann hörst/liest, bin ich auf deine Meinung gespannt. :smile:



    Ich kenne von ihm nur Oma lässt grüßen und sagt, es tut ihr leid. Das hat mir sehr gut gefallen.


    Gehört das nicht zu deinen Highlights 2017? Aufgrund deiner Empfehlung ist es auf meine Wunschliste gewandert. :smile:

  • Deine Rezi macht mich neugierig, Aurian. Ich mag Geschichten über Ortschaften, wo sich viele Bewohner kennen. Sehe ich es richtig, dass die anderen Teile noch noch nicht erschienen sind? Mich hätte interessiert, wie viele es insgesamt sind oder werden. Leider habe ich dazu nichts gefunden.

  • Deine Rezi macht mich neugierig, Aurian. Ich mag Geschichten über Ortschaften, wo sich viele Bewohner kennen. Sehe ich es richtig, dass die anderen Teile noch noch nicht erschienen sind? Mich hätte interessiert, wie viele es insgesamt sind oder werden. Leider habe ich dazu nichts gefunden.

    Oh! Ich habe deine Frage erst jetzt gesehen! Entschuldige bitte!


    Band 2 ist bereits erschienen, allerdings noch nicht auf deutsch. Leider weiß ich auch nicht, auf wie viele Bände die Reihe ausgelegt ist.

  • Aurian

    Macht nichts, es eilt ja nicht.

    Zu lange Reihen mag ich nicht besonders, es sei denn, sie gefallen mir wirklich gut. Meist fange ich dann an, die Folgebände mit dem ersten zu vergleichen, und häufig schneiden sie schlechter ab. Aber ich habe dann immer das Gefühl, ich müsste trotzdem weiterlesen. Ich werde mir einfach den ersten Band aus der Bücherei holen und sehe dann schon, ob und wie lange ich dranbleibe.

  • Hat noch jemand das Buch schon gelesen? Wenn ja, wie hat es euch gefallen? :smile:

    Ich habe deine Rezension noch nicht gelesen....bin auf Seite 300 und schwer begeistert!!!!

  • WoW!!!


    Peter Andersson lebt mit seiner Familie in Björnstadt, einem kleinen Kaff mitten in den Wäldern Schwedens. Er arbeitet als Sportdirektor beim hiesigen Eishockeyclub, den "Björnstädter Bären". Die Junioren des Clubs sind sehr erfolgreich und ein wichtiges Ereignis steht bevor. Der Kampf um den ersten Platz, den die Bären gewinnen wollen…um jeden Preis. Denn wenn sie Erste sind, ist die Hoffnung nahe, dass das neue Leistungszentrum für Eishockey bei ihnen gebaut wird und nicht im Nachbarort.

    Spieler, Trainer und Sportdirektor, ja das ganze Dorf weiss um was es geht. Die Zukunft von Björnstadt liegt in den Händen des Teams.

    Kurz vor dem Spiel erschüttert eine Straftat das kleine Dorf….und plötzlich ist nichts mehr so wie es war. Spieler, Trainer, Sportdirektor … ja das ganze Dorf wird durcheinander gewirbelt. Und muss entscheiden, ob es der Mannschaft weiterhin die Stange hält oder die Gerechtigkeit siegen lässt?


    Eines vorneweg: ich habe mit Eishockey absolut nichts am Hut. Ich verstehe weder die Regeln, noch interessiert mich dieses Spiel sonderlich, noch weiss ich um die geschäftlichen Seiten dieses Sports. Und genau darum, bin ich eine Weile um dieses Buch geschlichen und habe es nicht gelesen. Zu gross war die Angst hier mit sportlichen Ausdrücken und Details überschüttet zu werden.

    Was habe ich mich geirrt! Hätte ich dieses wunderbare, feinfühlige Buch doch schon viel eher gelesen.

    Das Grundthema ist zu weiten Teilen Eishockey. Es wird zum Beispiel sehr eindrücklich beschrieben, wie stark der Mannschaftszusammenhalt sein muss, wenn man siegen will. Die Hierarchie innerhalb der Mannschaft, des Umfeldes, auch die Sponsoren und die ganze Abhängigkeit wird so dargestellt, dass auch ich als Laie die Zusammenhänge sehen und nachvollziehen konnte. Erst mal habe ich gedacht, dass hier ganz schön viele Klischees bedient werden. Wie zum Beispiel der Sohn der ausländischen Putzfrau, der Eishockey in den Beinen und im Blut hat, und um Anerkennung kämpft. Oder aber der reiche, hochnäsige Geldgeber, der mit seinem Geld nicht nur die Mannschaft, seinen Sohn , sondern das ganze Dorf unter Druck setzt. Erst mit der Zeit ging mir ein Licht auf. Dass, Fredrik Backmann genau mit solchen Figuren die Welt des Sportes zwar etwas überspitzt, doch leider sehr real und gesellschaftskritisch darstellt. Das Zusammenspiel der Figuren, die Charakterisierung ist hervorragend gewählt, so dass die Handlung sehr schlüssig ist.

    Ich hätte nie gedacht, dass eine beschriebene Szene aus einem Eishockeymatch meinen Puls so in die Höhe schnellen lässt. Denn mit dem Wissen im Hinterkopf, was alles vom Sieg abhängt, war das doch ungeheuer spannend und fesselnd.

    In diesem Buch geht es nicht nur um sportliche Ereignisse, es geht auch um Durchhaltewillen, Kampfgeist, Prinzipien, Loyalität, Mitmenschlichkeit und Freundschaft.

    Mich hat dieses Buch sehr beschäftigt. Denn als eine Straftat zum zentralen Thema wird, werden die oben genannten Punkte gehörig durcheinander gewirbelt. Ich empfand diese Seite der Story als sehr emotional und berührend.

    Es entstehen dabei leise Töne, wie der homosexuelle Spieler, der seinen Platz in der Mannschaft finden will und Angst hat, dass sie über ihn lachen, wenn er nicht dabei ist. Aber auch laute Töne, wie die Rolle der Männer als kraftvolle Eishockeyspieler und die der Frauen, die für den Kaffee und die Reinigung zuständig sind.

    In vielen verschiedenen Erzählsträngen, die eine Vielzahl an Figuren einschliessen, erzählt der Autor die Geschichte von Björnstadt. Obwohl die Figuren wirklich zahlreich sind, hatte ich gerade durch die prägnante Charakterisierung, nie das Gefühl, nicht zu wissen wer denn nur wer ist. Ich weiss nicht, wie Fredrik Backmann das geschafft hat, zudem er noch in jedem einzelnen Kapitel willkürlich die Perspektive wechselt….doch nie hatte ich den Eindruck oder auch nur das Gefühl, dass die Handlung wild durcheinander geht.

    Der Schreibstil ist einer der besten, der mir in letzter Zeit unter die Augen gekommen ist und ich habe diese Story mit Freude, Neugier und ganz viel Emotionen, die hoch gekocht sind, gelesen.

    Ich kann auch Eishockeymuffeln dieses Buch bedenkenlos ans Herz legen. Denn es geht um so viel mehr, als dem Spiel auf dem Eis. Es geht um Durchhaltewillen, Emotionen, Prinzipien....siehe oben!


    5ratten

    3 Mal editiert, zuletzt von Igela ()

  • Aurian Ja, ein tolle Buch. Nach "Oma sagt, es tut mit leid", das eher enttäuschend war, ein Aufsteller. Dieses hier hat mir fast noch besser gefallen als "Ove".

  • Das klingt toll!


    Mitreißende Sportszenen lese ich richtig gerne - egal, ob mich die Sportart grundsätzlich interessiert oder nicht. (Quidditch bei HP war auch immer klasse. Oder Basketball bei Pat Conroy.)

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Die "Kleine Stadt der großen Träume" von Fredrik Backman hat es in sich, ja.

    Nachdem uns über fast das ganze erste Drittel des Romans hinweg quasi ein doch einigermaßen bequemes "Lesenest" in Björnstadt (das sich in einer, gefühlt erst mal leicht geneigten, Abwärtsspirale befindet) geschaffen wurde und nachdem uns eine ganze Menge Personen langsam doch vertraut vorkommen, geht es erst so richtig los - und die relative Idylle entpuppt sich als Kartenhaus..

    Für mich ist dieses bis jetzt das beste Buch von Fredrik Backman - mit einem weit gespannten detailliert angelegten Erzählbogen. Der Blick des Autors ist wieder scharf, aber dabei oft liebevoll - auch zunächst extrem erscheinende Charaktere nimmt man ihm dabei schließlich ab.

    So über Mannschaftsport schreiben kann nur jemand, der die Sache "von innen" kennt - mit auch allen Schattenseiten.

    Die Sprache ist wie gewohnt einfach, "unverschlungen" und passend - Fredrik Backman hat "seinen" Stil gefunden, ohne sich jedoch dabei von Buch zu Buch zu wiederholen - ich bin sehr gespannt auf sein nächstes Buch.


    Einmal editiert, zuletzt von Alice ()

  • Für mich war es das erste Buch von Fredrik Backman und wird sicher nicht nicht das letzte sein. Allerdings bin ich nicht ganz uneingeschränkt zufrieden. Sehr gut gefiel mir die Darstellung der Charaktere, egal ob sie nun sympathisch waren oder nicht. Jede und jeder wurde so geschildert, dass man sich ohne Probleme in sie hineinversetzen und ihre Handlungsweisen nachvollziehen konnte. Besonders gut getroffen war dabei dieses "Rudelverhalten" der Eishockeyspieler und -verantwortlichen, das aus rational denkenden Individuen ganz andere Menschen macht, die zugunsten der Mannschaft normale soziale Verhaltensweisen schlicht ausblenden und nicht nur auf geistiger Ebene auf äußerst grobmotorisches Agieren umschalten. Der Verein steht an erster Stelle - um jeden Preis. Auch die Menschen abseits des Platzes, die doch in irgendeiner Weise mit dem Sport zu tun haben, wurden toll dargestellt.


    Mit Backmans Stil hatte ich mitunter Probleme. Der häufige Wechsel zwischen den Schauplätzen und Personen machte es schwer für mich, richtig in die Handlung einzutauchen, ebenso die ausführliche Beschäftigung mit dem Sport an sich. Nervig fand ich auch die vielen Andeutungen auf spätere Ereignisse und die ständigen Erläuterungen, z. B. frühere Lebenserfahrungen, mit denen bestimmte Handlungsweisen Einzelner erklärt wurden. Das alles zusammen machte die Erzählung recht sperrig und ließ in der ersten Hälfte keinen richtigen "Flow" aufkommen (mir fehlt gerade das richtige Wort). Die zweite Hälfte hat das zwar wettgemacht, aber perfekt war es leider nicht.


    4ratten