Literaturkritiker im Kreuzfeuer

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  • Hallo ihr Lieben,


    gestern kam auf 3sat ein interessanter Bericht über Marcel Reich-Ranicki. Früher - zu Zeiten des Literarischen Quartetts - konnte ich ihn ja überhaupt nicht leiden, aber inzwischen fasziniert mich dieser Mensch.


    Er meinte im Bericht "Ein Literaturkritiker liebt die Literatur und möchte sich darüber unterhalten. Mit wem könnte er das besser als mit Autoren und anderen Kritikern?"


    Da hat er schon recht - ich möchte mich jetzt zwar sicherlich nicht mit ihm vergleichen, aber ich schreibe Rezensionen und liebe es, mich mit anderen über Literatur zu unterhalten.


    Was ist eigentlich die Aufgabe einer guten Kritik? Sie soll nicht in Lobhudelei verfallen (was ich leider oft genug tue), sondern eher auch negative Aspekte zur Sprache bringen. Das verstehe ich jedenfalls darunter (natürlich: Lob muss auch sein). Marcel Reich Ranicki ist so ziemlich der weltbekannteste Literaturkritiker, oder? Ich kenne jedenfalls nicht viele andere *hüstel*


    Was meint ihr zu Elke Heidenreich? Sie steht ja auch immer wieder im Kreuzfeuer der Kritik, weil sie die Bücher angeblich zu schnell vorstellt oder aus welchen Gründen auch immer. Ich empfinde das gar nicht so schlimm, sondern sehe mir ihre Sendung "Lesen" auch immer wieder gerne an.


    Ehm...interessiert euch das Thema überhaupt? :breitgrins:


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Hallo zusammen!
    Hallo nimue!


    Nun ja, MRR ist auch so eine meiner Hasslieben. "Weltbekannt" weiss ich nicht - im deutschen Sprachraum sicher der bekannteste. Wobei es schon noch mehr gibt. Um wirklich bekannt zu werden, muss man aber wohl im TV auftreten / getreten sein. Dann wären neben MRR und EH noch Karasek, Cohn-Bendit zu nennen.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Guten Morgen!


    Ich gebe zu, dass ich früher auch immer ein wenig Magengrummeln hatte, wenn MRR am Bildschirm auftauchte. In seiner Sendung hatte ich immer das Gefühl, er ist auf Konfrontation und Streit aus, nur um die Zuschauer nicht zu enttäuschen, die mittlerweile ja darauf gewartet haben. Die Buchkritiken sind dadurch etwas in den Hintergrund geraten, finde ich.
    Seit ich seine Biographie gelesen habe, sehe ich ihn allerdings mit etwas anderen Augen. Allerdings mit mehr Respekt vor dem Menschen MRR, nicht unbedingt als Kritiker - obwohl ich schon beeindruckt bin, wie belesen er ist und wie detailliert er sich erinnern kann.


    Kritiken sehe ich eigentlich nur als Anreiz, auch aus einem anderen Blickwinkel Dinge zu sehen, nie als Entscheidung für oder gegen ein Buch. Meistens lese ich eine Kritik ja erst, wenn ich das Buch auch schon gelesen habe. Kritik als Anstoss über etwas zu diskutieren, andere Meinungen zu hören, finde ich in Ordnung.


    Zu Elke Heidenreich... ich mag sie sehr. Trotz aller Kritik, die sie einstecken muss. Sie ist ja von Natur aus schon etwas „schnoddrig“, redet sehr schnell und macht mich manchmal ein wenig hibbelig. Aber wie soll sie auch in 30 Minuten Sendezeit etwas ausführlich vorstellen oder besprechen?. Und da es ja kaum vergleichbare Sendungen gibt - leider - kann man auch nicht sagen, ob es jemand anders in der Form besser machen würde.


    Gruß
    Alex

    Die Bildung kommt nicht vom Lesen, sondern vom Nachdenken über das Gelesene.
    <br />(Carl Hilty)

  • Moin, Moin!


    Zitat von "nimue"

    Was ist eigentlich die Aufgabe einer guten Kritik?


    Vor einem schlechten Buch zu warnen, damit man Zeit spart.
    Zu einem guten Buch zu drängen, damit man es liest und wahrnimmt.


    Ich mochte MRR und Elke Heidenreich immer, wahrscheinlich WEIL sie so temperamentvoll sind. Dagegen bin ich gegen das Phlegma der Sigrid Löffler allergisch. Ich habe sie schon mehrmals live erlebt und weiß sie durchaus als gebildete und erfahrene Literaturkritikerin zu schätzen, aber die leise Antipathie bleibt eben doch bestehen. Ich mag Menschen, die mit Verve auftreten, die Gefühle äußern, die deutlich sind. Das ist auch der Unterschied zwischen Harald Schmidt und z.B. Kerner, der immer um eine angenehme, sachliche Atmossphäre bemüht ist. Ich bevorzuge die Haudegen. :smile:

  • MRR habe ich eher als Entertainer verstanden, auf seine Buchkritiken habe ich wenig gegeben, dafür waren sie zu sehr medial inszeniert. Elke Heidenreich sagt ja fast nichts zu den Büchern; die Sendung finde ich insgesamt sehr dröge. Wenn schon Buchkritik im Fernsehen, dann Denis Schecks "Druckfrisch" oder "Kulturzeit" auf 3Sat.


    Und zum Thema: In Zeiten, da zehntausende von neuen Büchern erscheinen, ist man auf Hinweise angewiesen, zumal man im Freundeskreis günstigstenfalls ein "Du, das mußt Du lesen" oder "Tolles Buch" zu hören bekommt, wobei der Kontext fehlt, etwa ein Hinweis darauf, daß man sich betroffen fühlte, weil einen das Thema persönlich berührt hat - denkbar schlechte Voraussetzungen für eine Empfehlung. Ich schreibe selbst ziemlich viele Buchkritiken und versuche i.d.R., zunächst den Inhalt und dann meinen Leseeindruck zu schildern, und zwar möglichst so, daß ein Kritikleser auch verstehen kann, warum es ihm möglicherweise anders gehen wird - das halte ich für wichtig. Ich lese Buchkritiken und -empfehlungen sehr gewissenhaft und nutze sie durchaus als Entscheidungsgrundlage, wobei es mir sehr auf das "Wie" ankommt. Ein Rezensent, der sich nur aufspielen will oder ein dusseliger Ichwillmalmeckern, der es gerade geschafft hat, den "Senden"-Button hinter seiner Rezension zu drücken, die sagen mir nichts. Wenn ich aber den Eindruck habe, ich könnte das Buch aus ähnlichen Gründen gut finden (oder eben nicht), dann beeinflußt das mein Kaufverhalten. Es gibt zu viele gute Bücher und zu wenig Zeit, sie alle zu lesen.

  • Elke Heidenreich mag ich eigentlich ganz gerne, aber ihre Literatursendung ist mir doch zu simpel, da finde ich auch Dennis Schenk interessanter, der nicht nur lobt, sondern Mist auch als Mist bezeichnet.

  • Ob das Thema interessiert? Oh, allerdings!


    Zum Thema "Literarisches Quartett" mit MRR habe ich einmal eine interessante Bemerkung eines Buchhändlers gelesen: Er sagte, dass im Anschluss an die Sendung nicht etwa nur die Bücher gut gingen die positiv besprochen wurden, sondern ALLE Bücher, auch die Verrisse. - Seine Vermutung für dieses Phänomen war, dass wenn es ein Buch in die Sendung schafft, es also MRR überhaupt für wert befindet vorgestellt zu werden, dann kann es schon so schlecht nicht sein. Da merkt man erstmal, wieviel Macht dieser Mensch überhaupt hat!


    Ich halte eigentlich recht viel von MRR. Nicht etwa, weil ich seine Literaturkritiken so unschlagbar toll finde -dazu kenne ich zu wenige von ihm- sondern weil er die Literaturkritik überhaupt ins Rampenlicht geholt hat. Eigentlich das Lesen überhaupt. Durch ihn haben unzählige Menschen den Weg zu Büchern gefunden.
    Um mal einen vielleicht etwas hinkenden Vergleich zu bemühen: Was Beate Uhse für das Image der Pornoindustrie und der Selbstbestimmung der Frau gewesen ist, das ist MRR für die Buchbranche und die Wertschätzung eines Buches. Er hat es gewagt, ausgerechnet das kurzlebige Medium Fernsehen für seine Kritiken interessant zu machen.
    Man mag von ihm halten was man will - er hat auf jeden Fall eines erreicht: Dass die Leute mehr lesen.


    Und zur Literaturkritik: Ich brauche sie nicht, da ich genug zu tun habe, auf die Tipps von Freunden und denen hier zu achten :zwinker:
    Sie erfüllt aber nicht nur die Aufgabe, dem Leser näherzubringen, ob ein Buch etwas für ihn ist oder eben nicht.
    Eine gute Kritik zeichnet sich für mich dadurch aus, dass klar wird, welche Zielgruppe mit genau diesem Buch etwas anfangen kann. Da gehört das Aufzählen der Schwächen einfach dazu. Wenn z.B. also jemand bei Büchern von Dan Brown unterschlägt, dass sie sprachlich eigentlich keine Tiefe haben und die Geschichten einem simplen Drehbuchmuster folgen, dann hat der Kritiker auf jeden Fall etwas falsch gemacht.


    Wenn sich die Kritik mit etwas Anderem als Belletristik beschäftigt, also z.B. Sachbücher, Biographien oder Dokumentationen bespricht, dann lege ich die Meßlatte durchaus noch eine ganze Ecke höher.
    Dann nämlich sollte in der Kritik deutlich werden, welches Ziel der Autor verfolgt. Will er eher informieren oder manipulieren? Wenn Letzteres, dann wo? Was für ein Ziel hat sich der Autor in seinem Vorwort gesetzt? Hat er es erreicht? - Ich hatte z.B. eine Kritik zu Kohls Biographie gelesen, in der sich der Kritiker massiv daran störte, dass sich Kohl überall nur ins rechte Licht rückt, ohne auch nur irgendwo echte Schwächen oder Fehler einzuräumen. Der Kritiker gab dann auch rundheraus zu, dass ihm immer noch nicht klar sei ob Kohl das alles nun wirklich genau so glaubt wie es aufgeschrieben ist (er sich also etwas vormacht) oder er doch sich selbst ganz bewußt ein Denkmal setzen wollte. DAS waren für mich sehr aufschlussreiche Aussagen, die in eine gute Literaturkritik in diesem Genre definitiv dazugehört.


    Last not least: Bei der Masse an täglichen Neuerscheinungen kann man den Stellenwert der Heraushebung guter Titel, die in Kritiken ans Licht geholt werden, nicht hoch genug einschätzen. Ich finde gut, dass es sie gibt.

  • Huhu,


    Zitat von "Sven"

    Er sagte, dass im Anschluss an die Sendung nicht etwa nur die Bücher gut gingen die positiv besprochen wurden, sondern ALLE Bücher, auch die Verrisse. - Seine Vermutung für dieses Phänomen war, dass wenn es ein Buch in die Sendung schafft, es also MRR überhaupt für wert befindet vorgestellt zu werden, dann kann es schon so schlecht nicht sein. Da merkt man erstmal, wieviel Macht dieser Mensch überhaupt hat!


    Das ist generell so - nicht nur bei MRR. Jeder Verlag, jeder Autor sagt "Schlechte Kritik ist nur gar keine Kritik".


    Zitat von "Sven"

    Um mal einen vielleicht etwas hinkenden Vergleich zu bemühen: Was Beate Uhse für das Image der Pornoindustrie und der Selbstbestimmung der Frau gewesen ist, das ist MRR für die Buchbranche und die Wertschätzung eines Buches.


    :totlach:


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Literaturkritiker im Kreuzfeuer? Immer gerne, aber wohl eher, weil sie jemandem auf die Füße getreten sind als dass sie ernsthaft abgeschafft werden müssten. So sehe ich das jedenfalls.


    Für alle möglichen Produkte gibt es Beurteilungen, seien sie technisch notwendig, sicherheitsrelevant oder einfach nur da, weil das Produkt da ist. Mit welcher Berechtigung sollten Bücher ausgenommen sein? Es ist eine fast undankbare Aufgabe, die die Kritiker übernehmen, weil Geschmack nun mal sehr subjektiv ist. Und dem einen gefällt die Literatur für die fünf Minuten zwischendurch, der andere erwartet Botschaften und geschliffene Sprache.


    Was MRR nie und nimmer auch nur in die Hand nehmen würde, wird ja von anderen Kritikern besprochen. Er ist, wie schon gesagt wurde, der bekannsteste und energischste, aber nicht der einzige.


    Ohne Literaturkritik würde mir was fehlen. Nicht unbedingt, weil ich sie für meine Buchauswahl benötige. Aber das Drumherum, die Diskussionen, die daraus resultierende Bekanntheit eines Buchs, die Aspekte einer Kritik... all das würde mir fehlen. Da bin ich Voyeur *gg* Und mich fasziniert, welche Zusammenhänge und Verlgeiche die wirklich guten Kritiker anstellen, welches literarische Wissen dahintersteckt. Einfach toll.


    nimue ist ja auch schon mal auf MRR Spuren gewandelt: Es gibt in der Tat ein Buch, das sie in echter MRR-Manier vom Tisch gefegt hat mit dem Kommentar "zu schlecht für eine Bewertung" :breitgrins:

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa

  • Zitat von "Bettina"

    nimue ist ja auch schon mal auf MRR Spuren gewandelt: Es gibt in der Tat ein Buch, das sie in echter MRR-Manier vom Tisch gefegt hat mit dem Kommentar "zu schlecht für eine Bewertung" :breitgrins:


    Ich bemühe mich wenigstens, noch etwas Gutes an einem Buch zu finden - aber Jacq, Bohlen und Hohlbein machen es mir da sehr schwer :breitgrins:

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Nunja MRR ist mir manchmal ein wenig arg radikal- manchmal hab ich bei ihm echt das Gefühl das alles was nicht son Sarah Kirsch oder Thomas Mann stammt bei ihm von vorneherein gleich schlechte Karten hat... Andererseits hat er das Literarische Leben in Deutschland mitgeprägt. Ich persöhnlich kann ihn ja nicht so gut leiden aber ich finde es muss auch unbequeme Menschen geben. Und mal ganz ehrlich? Was kann einem Autor besseres passieren als eine Kritik von ihm? Sei sie nun gut oder schlecht, dadurch kommt er doch ins Gespräch! Und ich bin bestimmt nicht die einzige die ab und an ein Buch nur deshalb liest weil MRR es total versissen hat! :zwinker:


    Elke Heidenreich Sendung finde ich gut. Nicht unbedingt immer wegen der Bücher sondern auch wegen dem Grundgedanken dahinter. Sie vermittelt ihren Zuschauern das Lesen toll ist und das es gar nicht soo wichtig ist was einem Kritiker gefällt sondern dass, das was man liest einem selbst gefallen muss. Und das finde ich gut. Ich finde auch gut das sie nicht allzuviel dazu sagt, sodass man sich eine eigene Meinung bilden kann. Sie macht einen bloß neugierig- ohne eine ellenlange Kritik. Und Neugier auf ein Buch ist schließlich meist der Grund warum es überhaupt lesen wird.

  • Hi, interessantes Thema!


    Ich habe erst kürzlich die Boigraphie von M R-R gelesen. Er sagt ja, dass man mit Autoren nur zweierlei Beziehungen aufrecht erhalten kann, entweder man lobt jedes Buch in den Himmel, dann kann man auch Freundschaften mit ihnen schließen, oder aber man sagt die Wahrheit, das was man denkt, und dann gibt es Streit!
    Damals im "Literarischen Quartett" war ich nicht immer gleicher Meinung, aber M R-R kann seine Kritik immer belegen. Natürlich geht/ging er ab und an zu weit. Aber das ist mir immer noch lieber als das Lobgesülze von Heidenreich. Ich habe nun schon einige Bücher auf Empfehlung von ihr gelesen, die ich zum Kotzen fand. Ich denke, Heidenreich hat ein wenig Angst vor Konfrontation. Man muss aber als Kritiker eine dickes Fell haben! (Na ja, es ist auch nicht ihr Beruf, und M R-R wollte nie etwas anderes werden als deutscher Literaturkritiker , das war immer sein Traum.)


    Im grunde genommen mache ich mir sowieso immer ein eigenes Bild von den Büchern :winken:

  • Ahoi


    Da ich keine Zeitung Lese fällt für mich die Literaturkritik im groben und ganzen flach, das einzige was ich als solches benennen könnte, sind die abgehakten Sätze auf Taschenbücher die da irgendjemand einmal über dieses Buch gesagt hat. An sonst ziehe ich nur Kritiken zu rate wenn ich mit nämlichen Buch bereits durch bin, sprich, die besten Kritiken sind für mich die die mit meiner Meinung übereinstimmen nach dem ich ein Buch bereits gelesen habe. Und selbst wenn's der Kritiker in den Himmel lobt und ich es trotzdem unterm Hund finde, na und? Ist ja auch kein Beinbruch, höchstens eine Gelegenheit zb. hier im Forum seine Meinung darüber zu sagen.
    Im übrigen muss ich gestehen das mir die Meinungen im Forum um ne ganze Ecke wichtiger sind als von irgend einem professionellen Lit/Rezi. Sie sind differenzierter und spiegeln, wenn's erlaubt ist, die Meinung des gemeinen (Lese)Volkes eher wieder, als die abgefassten Darbietungen eines Lesers der seinen Lebensunterhalt, unter anderem, damit verdient Bücher vorzustellen. Eine seiner Direktiven lautet natürlich möglichst objektiv zu sein, aber jeder hat natürlich so seine Vorlieben die einem dann doch schon eher liegen als ein anderes Genre für das man sich nicht so begeistern kann und ein Buch somit vielleicht nicht schlechter ist, wenn man das Interesse dafür aufbringt , aber vielleicht dennoch nicht so viel Spaß gemacht hat es zu lesen.
    Somit kann man sagen:
    Wenn professionelle Kritiken dann immer 3-4 Verschiedene. Nach Möglichkeit von Redakteuren deren Vorlieben man kennt. Aber wie gesagt, ich halte mich da eher an Foren denn hier ist die Trefferquote für gute Bücher um einiges höher. (man kann auch schon mahl ganz ungeniert dämliche Fragen stellen wenn man an der Rezi irgendetwas überhaupt nicht kapiert hat)


    Weil wir gerade bei guten Büchern sind.
    Ich glaube die Heidenreich musste in letzter Zeit vor allem wegen der Tatsache, mächtig Prügel bezogen haben, das sie im Grunde überhaupt keine schlechten Bücher in ihrer Sendung präsentiert. Vor allem jene Leutz die die ihre Sendung regelmäßig sehen werden schon bemerkt haben das sie noch kein einziges Buch hatte wo sie meinte: "Dieses Werk kann ich ihnen nicht empfählen."
    Liest sich jetzt natürlich etwas dämlich, aber achtet mahl drauf.
    Die Erklärung für dieses Phänomen ist natürlich, recht simpel. (und ich staune das ihre Kritiker das noch nicht geschnallt haben)
    Sie nimmt ganz einfach keine schlechten Bücher mit in die Sendung. In weiser Voraussicht weis sie natürlich das 30 Minuten schlicht und einfach zu kurz sind, und sie sich somit auf die Bücher beschränkt die Ihr in den letzten Monaten am besten gefallen haben.


    Was MRR betrifft. Seit seiner Äußerung darüber das Semi- Professionelle Rezis, bzw. von Leihen verfasste Rezis keinen Wert haben und am besten in einem beträchtlichen Umfang beschnitten werden sollen, habe ich ein kleines Zerwürfnis mit ihm. (natürlich nur im geistigen Sinne gesprochen)
    Es hat mich dann doch etwas zum nachdenken angeregt wie er, jetzt nicht nur sich, sondern auch den gesamten (deutschen ) Literaturbetrieb sieht. Einfach zu meinen das Leihen nicht dafür qualifiziert seihen um ihre eigene Meinung zu einem Buch kund zu tun halte ich schon für etwas schäbig.
    Was den Menschen hinter dem Literatur -Imperator betrifft , muss ich sagen das er mir durchaus sympathisch ist. In diesem Jahr hatten wir ja , anlässlich seines Geburtstages, etliche Gelegenheiten ihn ja etwas näher kennen zu lernen, und ich muss gestehen ich war von seiner Geschichte wirklich beeindruckt.


    Ca
    NtM


    Ein Fall in Heidenreich´s Lesen soll natürlich nicht unterschlagen werden. In der Zweiten Jahreshälfte 2005 gab es eine Sendung in der sie vor laufender Kamera ein Büchlein aus der Präsentation verschwinden lies und einfach nur meinte:
    "Das, meine lieben Zuseher, lesen sie natürlich nicht!"


    Es handelte sich dabei um ein Taschenbuch aus dem Surkamp Verlag das den sinnigen Titel trug:
    Endlich Nichtleser :zwinker:

  • Huhu, :)


    ich finde nicht, dass die Sendung von Elke Heidenreich mit dem Literarischen Quartett vergleichbar ist.
    Der Ansatz vom literarischen Quartett war doch der, einen intelektuellen Disput über Bücher zu führen. Es werden im Grunde genommen also vor allem Menschen angesprochen, die ohnehin lesen, die sich darüber hinaus auch gern differenzierter mit ihrem Lesestoff auseinandersetzen wollen. Der Reiz daran war für mich vor allem der, zu sehen, dass es unterschiedliche Meinungen zu einem Buch geben kann und diese alle für sich richtig sein können. Denn - auch wenn ein guter Kritiker sich bemüht einen möglichst objektiven Standpunkt einzunehmen - bleibt eine Kritik immer etwas sehr subjektives, so dass es niemals ein allgemeingültiges Urteil geben kann.
    Klar, es gibt einige Punkte, die man schon bewerten kann, wie zum Beispiel den Spannungsaufbau, den Sprachstil, die Richtigkeit von verwendeten Fakten im Buch.
    Insofern kann man die rein handwerklichen Qualitäten eines Buches schon in gewissem Umfang relativieren.
    Dagegen steht aber immer, dass ein Werk immer erst im Bezug zum Leser sich wirklich entfaltet und insofern erst im Zusammenspiel von Handlung, Stil und den Erfahrungen des Lesers, seinen Vorurteilen, Gefühlen oder auch vergleichbaren Erfahrungen das Kunstwerk an sich entsteht.


    Nur so kann man meiner Meinung nach überhaupt die Existenzberechtigung verschiedener Genres, Musikstile, Kunststile usw. usf. erklären.


    Ich versuch mal an einem Beispiel zu verdeutlichen, was ich meine: jemand der sein Leben lang vom Glück geküßt wurde, der mag Edvard Munchs "Schrei" furchtbar banal, häßlich, aufdringlich, verstörend, einfach unangenehm finden und das Bild als bloßes Gekritzel bewerten. Dagegen wird jemand, der sich ohnmächtig, bedrängt, einsam, verzweifelt fühlt, sich vielleicht genau in diesem Werk wiederfinden und dankbar dafür sein, dass jemand es geschafft hat auszudrücken, wie er sich fühlt und dies Werk als Kunstwerk empfinden.


    Insofern vermittelt - auch bei der Vormachtstellung Reich-Raniczkis - das literarische Quartett dem Zuschauer, dass es immer mehrere Ansätze gibt, sich mit einem Kunstwerk auseinanderzusetzen.


    Lesen von Elke Heidenreich setzt dagegen viel früher an. Hier sollen vor allem auch die Menschen angesprochen werden, die überhaupt erstmal zum Lesen gebracht werden sollen. Insofern finde ich es auch absolut legitim, dass sie wirklich nur Bücher empfiehlt. Denn in einer Sendung, die zum Lesen animieren soll, wäre es verfehlt, wenn dort dann Bücher vorgestellt werden, von denen man doch abrät.
    Aber insofern hat die Sendung für mich auch wenig mit echter Literaturkritik zu tun. Es sind subjektive Lesetipps, aber nunmal keine wirkliche Auseinandersetzung mit den einzelnen Werken.


    Mich haben beide Sendungen bereits zu neuen Büchern geführt. :)


    Ich lese Kritiken meistens äußerst skeptisch. Zum einen, weil ich schon oft gemerkt habe, dass mein Geschmack nicht unbedingt massenkompatibel ist und ich oft mit hochgelobten Werken überhaupt nichts anfangen kann. Den Reiz von Harry Potter habe ich zum Beispiel immer noch nicht verstanden, obwohl ich bereits die ersten drei Bücher gelesen habe. Da gibt es doch wesentlich umwerfendere Kinderbücher... :rollen:


    Zum anderen war ich auch schon oft genug nach dem Lesen einer Kritik stinksauer, weil diese im Grunde keine Kritik war, sondern eine Nacherzählung des Buches. Das ist in meinen Augen echt der schlimmste Fehler, den ein Kritiker machen kann: das ganze Buch vorwegnehmen und das reine Nacherzählen mit einer echten Kritik verwechseln.
    Darum gehöre ich auch eher zu den Leuten, die eine Kritik erst lesen, nachdem sie das Buch gelesen haben.


    Gute Kritiken, die man auch bereits vor dem Lesen des Buches an sich lesen kann, sollten von daher meiner Meinung nach nur kurz die eigentliche Handlung und das Thema des Buches anreissen, auf dessen handwerkliche Eigenschaften eingehen (Sprachfluss, logische Folgerichtigkeit, Spannungsaufbau...) und dann eine deutlich als solche erkennbare subjektive und begründete Bewertung des Buches enthalten.
    Denn - irgendjemand (sorry, ich weiß leider nicht mehr wer :redface: ) schrieb es ja bereits - man kann ein Buch wesentlich besser einordnen, wenn man den subjektiven Hintergrund des Kritikers kennt, warum gerade er persönlich einen Aspekt des Buches als positiv oder negativ bewertet.
    Besonders positiv empfinde ich auch immer, wenn in der Kritik etwas zum Autor und der Entstehungsgeschichte des Buches steht. Das sind Punkte, die einem oft helfen besondere Eigenheiten oder auch versteckte Andeutungen als solche zu erkennen und zu verstehen.


    Da viele Kritiken diese Anforderungen meiner Meinung nach nicht erfüllen, lese ich Kritiken meist erst, wenn ich ein Buch bereits gelesen habe, damit ich sicher gehen kann, dass mir nicht bereits vor dem eigentlichen Lesen die spannung schon wieder genommen wird.
    Dann finde ich es aber äußerst interessant zu vergleichen, wie andere ein Buch sehen, beweten und deuten.


    Auf die meisten Bücher komme ich von daher nicht durch Kritiken, sondern durch andere Bücher (dazu gibt es hier ja auch schon irgendwo einen Thread :breitgrins: ), durch den Autoren oder durch Stöbern in Buchläden oder bei Amazon. :)

  • Hallo allerseits


    Danke Heide, dass Du diese interessante Diskussion wieder aufgewärmt hast :klatschen:


    Sandhofer ... lang ist's her, dass Du dieses sagtest: "Dann wären neben MRR und EH noch Karasek, Cohn-Bendit zu nennen".


    Die ersten drei sind mir ja ein Begriff im Zusammenhang mit Literatur, aber nicht unser aller Multikulti? Hat Daniel Cohn-Bendit sich hier auch hervorgetan? Schade, dass ich das verpasst habe :sauer:
    Oder geht es um einen Namensvetter?


    Herrn Reich-Ranitzki habe ich ja geliebt, seit er in einer seiner Sendungen mal über die neue Übersetzung von "Schuld und Sühne" (=Verbrechen und Strafe") gesprochen hat.


    Wünsche allerseits ein gutes Neues Jahr


    Daniela

    bitte wühlt bei booklooker mal in meinen Angeboten (elahub) - ich verkaufe für die Katzenhilfe Göttingen :) -

  • Hallo zusammen!


    Zitat von "elahub"


    Sandhofer ... lang ist's her, dass Du dieses sagtest: "Dann wären neben MRR und EH noch Karasek, Cohn-Bendit zu nennen".
    Die ersten drei sind mir ja ein Begriff im Zusammenhang mit Literatur, aber nicht unser aller Multikulti? Hat Daniel Cohn-Bendit sich hier auch hervorgetan? Schade, dass ich das verpasst habe :sauer:
    Oder geht es um einen Namensvetter?


    Ne, ne, ist schon der rote Dani. Er hat, lang lang ist's her unterdessen, mal den Literaturclub des Schweizer Fernsehens moderiert. Nachher kam die Heidenreich und man konnte diese Sendung nicht mehr gucken. Jetzt moderiert Roger Willemsen. Ist offenbar wieder besser als EH, aber irgendwie habe ich die Lust am Literaturclub verloren ...


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Zitat von "Nymphetamine"

    Ich glaube die Heidenreich musste in letzter Zeit vor allem wegen der Tatsache, mächtig Prügel bezogen haben, das sie im Grunde überhaupt keine schlechten Bücher in ihrer Sendung präsentiert.
    [...]
    Sie nimmt ganz einfach keine schlechten Bücher mit in die Sendung. In weiser Voraussicht weis sie natürlich das 30 Minuten schlicht und einfach zu kurz sind, und sie sich somit auf die Bücher beschränkt die Ihr in den letzten Monaten am besten gefallen haben.


    Genau, das soll mal einer verstehen. Warum soll man unbedingt Bücher in eine Sendung nehmen, die man hinterher ohnehin zuerfetzt? An E.H.'s Stelle würde ich meine Sendezeit auch lieber mit dem füllen, was mir am Herzen liegt. Oder ist das nicht so logisch, wie wir beide denken?

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa

  • Zitat von "Bettina"

    Genau, das soll mal einer verstehen. Warum soll man unbedingt Bücher in eine Sendung nehmen, die man hinterher ohnehin zuerfetzt?


    Ich würde mal sagen, die Mischung machts. Man kann zur Abwechslung durchaus mal ein Buch eines bekannten Autors oder mit einem aktuellen Inhalt besprechen, das nicht gut herausgekommen ist - auch, um die Leute davor zu "warnen".
    Ausserdem ist die Spannung der Sendung ja dahin, wenn man im Videotexxt liest, welche Bücher besprochen werden und von vornherein weiss, dass EH sie sowieso gut findet :zwinker:


    Gruss


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.