II. Kapitel 2 bis 4 (bis Seite 111)

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  • Und die Kirche hat bis jetzt nichts wesentliches zu den Maggies und ihren unwürdigen Lebensumständen gesagt?

    Im August letzten Jahres besuchte Papst Franziskus Irland, als erster Papst überhaupt, das wurden in den Medien gesagt. Der Papst kann nicht länger die Augen vor den Missbräuchen schließen, was er auch nicht tut. Das rechne ich ihm sogar hoch an, Franziskus scheint wirklich an einer Änderung interessiert zu sein. Seine Reden in Irland habe ich mit verfolgt, alle Berichte darüber gelesen. Der Papst entschuldigte sich zwar für die Vorfälle von sexuellen Übergriffen, er sagte aber kein Wort zu dem Magdalen-Einrichtungen. Bei den Maggies geht es ja nicht nur um den Missbrauch, sondern um die Behandlung, die Qualen, die Folterungen, die die Frauen im Namen der Kirche erleiden mussten. Bis heute erfolgte also keine Entschuldigung, geschweige denn in irgendeiner Weise eine Entschädigung. Wobei alles Geld der Welt das, was den Frauen angetan wurde, nicht besser machen kann.

    In den letzten Jahren schließen sich immer mehr ehemalige Maggies zusammen und gehen mit ihren Erlebnissen an die Öffentlichkeit. In Irland selbst finden sie aber, auch heute noch, wenig Gehör. Die Frauen kämpfen dafür, dass man sie anhört, dass man ihnen Glauben schenkt, dass mal ein Verantwortlicher sagt: "Wir entschuldigen uns, das war ganz großer Mist, was wir getan haben". Bisher nichts als Schweigen ...

  • Gelang eigentlich irgendwann einmal einer Maggie die Flucht? Und wie war es mit jenen, die die Seiten gewechselt haben? Jene also, die das Gelübde ablegen konnten. Ich fürchte fast, dass sie dann dieses System weiter aufrechterhalten haben, halt von der Seite der Nonnen her, genauo grausam und arrogant.

    Im Nachwort erwähnte ich ein Buch: "Kathy's Story" von Kathy O'Beirne. Es soll die Biografie eines Mädchens sein, dass bereits als Kind missbraucht, geschlagen und schließlich in den 1970er-Jahren in der Magdalen-Wäscherei landete. Als ich das Buch vor ca. 10 Jahren kaufte und las, konnte ich recherchieren, dass die Autorin inzwischen in den USA lebt und ihren Namen geändert hat, weil sie nach der Veröffentlichung des Buches Morddrohungen erhalten hätte. Auch sagt sie, es wäre ihr nicht gelungen, andere Maggies zum Sprechen zu bringen.

    Als ich dann den Roman schrieb, recherchierte ich erneut auch über die Kathy. Inzwischen gibt es zahlreiche Einträge im Netz, dass das Buch reine Fantasie wäre. Es gibt offenbar Aussagen von der Familie Kathy's, von Freunden und Nachbarn, dass die Frau bereits als Kind "nicht ganz richtig im Kopf" gewesen sei, dass die immer versucht hätte, andere schlecht zu machen und so weiter. Kathy sei in einem liebevollen Elternhaus aufgewachsen (was sie im Buch ganz anders schildert), aufgrund ihres wirren Verhaltens wären aber "gewisse Erziehungsmaßnahmen" notwendig gewesen, um Kathy vor sich selbst und vor anderen zu schützen.

    In mir sind ehrlicherweise Zweifel. Vielleicht ist Kathy's Story wirklich Erfindung, es könnte aber auch sein, dass ihr Umfeld sie so darstellt, weil sie die Wahrheit gesagt hat. ich wünschte, ich könne sie ausfindig machen, persönlich mit ihr sprechen und mir einen Eindruck von ihr bilden.


    Hier der Link zu dem Buch bei Amazon:


    https://www.amazon.de/Kathys-S…63783134&s=gateway&sr=8-2

  • Rose sieht, dass die Oberin im puren Sadismus handelt und anscheinend noch Freude daran hat Fiona zu verprügeln.

    Der Spaß am Foltern fand ich ebenso erschreckend, aber wenn die Oberin diese Gewalt ebenso grausam fände, könnte sie ihren Job wohl auch nicht machen. Womit mal wieder bewiesen wäre, dass Gewalt kein Monopol von Männern ist.


    Na ich bin gespannt wie Rose sich entwickelt.

    Da bin ich auch gespannt, bisher war das ja eher enttäuschend. Aber ich habe Rose noch nicht aufgegeben! :)


    Leider kommen tatsächlich keine Freundschaften zu stande, wie auch wenn sie kein Wort miteinander reden können.

    Das wird jetzt erklärt. Aber ist das der einzige Grund? So ganz erklärt sich mir die Sache immer noch nicht.


    Mir geht es wie dir, damit, das es so schrecklich wird habe ich auch nicht gerechnet. Mich nimmt das auch immer mit und bleibt mir so stark im Gedächtnis als hätte ich es mit eigenen Augen gesehen.

    Der Nachteil eines bildhaften und eindringlichem Sprachstil. :huh:


    Cindy ist mir überaus sympathisch mit ihrer offenen und rebellischen Art. Ich fürchte allerdings, dass ihr das noch viel Ärger und viel Schmerz einbringen wird.

    Mir wird sie auch immer sympathischer.Aber Sympathiepunkte bei den Nonnen wird sie sich damit nicht einhandeln.


    Nein, es gibt in Irland nichts, was darüber zu "besichtigen" wäre, auch keine Ausstellungen oder etwas in der Art. (...) Noch heute werden in Irland die Vorgänge in den Magdalen-Anstalten unter den Teppich gekehrt, Frauen, die darüber sprechen wollen, als Lügnerinnen oder gar wahnsinnig hingestellt.

    Das ist wirklich fast noch schlimmer oder setzt dem ganzen zumindest die Krone auf. Nach einer solchen Geschichte sollte man doch wenigstens jetzt die Sache aufarbeiten. X(


    Ja, dieses Buch ist kein "Friede-Freude-Eierkuchen"- Roman. Es war mir wichtig, nichts zu beschönigen, sondern die Realität aufzuzeigen. Es gibt Berichten von Frauen, die bereit waren, darüber zu sprechen, die genau diese Strafen und Vorgehen so schildern, diese habe ich - leider ... - nicht erfunden, sondern nur mit eigenen Worten wiedergegeben.

    Das hätte auch nicht gepasst und wäre eine Verhöhnung gewesen. Also alles gut!


    Im August letzten Jahres besuchte Papst Franziskus Irland, als erster Papst überhaupt, das wurden in den Medien gesagt. Der Papst kann nicht länger die Augen vor den Missbräuchen schließen, was er auch nicht tut. Das rechne ich ihm sogar hoch an, Franziskus scheint wirklich an einer Änderung interessiert zu sein. Seine Reden in Irland habe ich mit verfolgt, alle Berichte darüber gelesen. Der Papst entschuldigte sich zwar für die Vorfälle von sexuellen Übergriffen, er sagte aber kein Wort zu dem Magdalen-Einrichtungen. Bei den Maggies geht es ja nicht nur um den Missbrauch, sondern um die Behandlung, die Qualen, die Folterungen, die die Frauen im Namen der Kirche erleiden mussten. Bis heute erfolgte also keine Entschuldigung, geschweige denn in irgendeiner Weise eine Entschädigung. Wobei alles Geld der Welt das, was den Frauen angetan wurde, nicht besser machen kann.

    Ohne Worte wirklich.

  • Fionas Schicksal ist vielleicht noch schlimmer als das der anderen Mädchen. Warum? Weil sie höher fällt als die anderen. Wieviele Töchter aus gutem Hause landen schon in einer Klosterwäscherei in Dublin? Sie verliert an einem Tag alles: Den Geliebten, den Vater, die Brüder, ihr Zuhause, ihren Stand. Die Hoffnung war wohl das letzte Gut, was sie noch zu verlieren hatte. "Der Vater holt mich Weihnachten hier raus"..Pah, der ist froh, das er das Kind seiner Frau los ist - er muss schon sehr verbittert sein - aber das die Brüder in die selbe Kerbe hauen, ist einfach nur tief-traurig.

    Dieser ganze Aufstand mit dem geklauten Briefpapier setzt noch eine kleine Hoffnung vorraus, doch sie wird im Nu hinfortgewischt mit Schlägen als Beigabe.

    Welch tiefer Hass muss die Äbtissin auf diese Frauen haben?

    Ich frage mich, ob alles automatisch abgeheiligt ist, nur weil sie im Dienst der katholischen Kirche sind. Sie lügen und betrügen, sind gierig und verfressen und das alles von oben herab, keine Spur von Barmherzigkeit. Wer sündigt hier?

    Glauben sie wirklich, dass sie sich damit einen Platz im Himmel sichern? Das sie die Frauen auf den rechten Weg bringen?

    Rose Ansehen sinkt ganz gewaltig, sie selbst sucht und findet Ausreden, die das Ganze rechtfertigen. Ich bin enttäuscht von ihr, trotzdem glaube ich, dass sie irgendwann doch rebelliert.


    Ein Loch graben und ein totes Baby, ohne Nottaufe - wie viele andere zuvor - einfach hineinzuwerfen, war Grausamkeit und Abgestumpftheit in einem. Wie kommt es überhaupt zu Schwangerschaften innerhalb der Klostermauern? Spielt der Priester, der sich davon bereichert dabei eine aktive Rolle?


    Die Geschichte geht mir ziemlich nahe.

  • Ich frage mich, ob alles automatisch abgeheiligt ist, nur weil sie im Dienst der katholischen Kirche sind. Sie lügen und betrügen, sind gierig und verfressen und das alles von oben herab, keine Spur von Barmherzigkeit.

    Ich frage mich auch, ob diese Frauen sich selber und ihr Tun je in Frage gestellt haben. Bzw wie sie diese Gewalt vor sich selber rechtfertigen konnten - sollten sie jemals über sich selber nachgedacht haben (was ich ja bezweifle)

    Rose braucht ja auch einige Zeit um die vorhandenen Zweifel auch vor sich selber eingestehen zu können. Eine Entwicklung die nicht so einfach ist, weil sie ihr ganzes Weltbild, das sie von Kindheit an erlernt hat, auf den Kopf gestellt wird. Sicher nicht einfach!


    Rebecca Michele

    Danke für Deine ausführlichen Antworten.

    Konntest Du eigentlich mit überlebenden Maggies reden?

    Das Verhalten der Kirche in dieser Angelegenheit ist abscheulich, wenn auch nicht überraschend.

    Vernunft, Vernunft...

  • Welch tiefer Hass muss die Äbtissin auf diese Frauen haben?

    Diese Frau, ebenso Schwester Agatha, sind schlecht und grausam, ohne einen besonderen Grund zu haben. Es gibt ja immer wieder Menschen, die Freude daran empfinden, andere zu erniedrigen und zu quälen, weil sie sich damit "besser" fühlen. Häufig sind das Menschen, sie über ein sehr geringes Selbstwertgefühl verfügen, was sie aber NIE zugeben würden! Sie denken, wenn sie andere erniedrigen, erhöhen sie sich automatisch damit.

  • Konntest Du eigentlich mit überlebenden Maggies reden?

    Leider nein. Es gelang mir nicht, in Irland lebende Frauen zu finden, die bis in die 1990ern in den Anstalten waren. Ich glaube, diese halten sich bewusst im Hintergrund, weil sie befürchten, als verrückt hingestellt zu werden und evtl. sogar in einer Psychiatrie zu verschwinden. In den wenigen Fernsehberichten, die ich im Internet fand (alles US-Produktionen, keine einzige aus Irland oder GB!), werden die Gesichter der Frauen nicht gezeigt und ihre Stimmen nachgesprochen. Das sagt ja schon vieles ...

  • Rose Ansehen sinkt ganz gewaltig, sie selbst sucht und findet Ausreden, die das Ganze rechtfertigen. Ich bin enttäuscht von ihr, trotzdem glaube ich, dass sie irgendwann doch rebelliert.

    Von Geburt an zu strengen Gehorsam gegenüber der Kirche erzogen, ist Rose noch nicht so weit, Zweifel wirklich zuzulassen. Bereits ihre frühere Mutter Oberin sagte, dass es Rose an Demut und Gehorsam mangelt, zwei wichtige Eigenschaften, um ein gottgefälliges Leben zu führen. So denkt Rose, dass alles seinen übergeordneten Sinn hat, was in diesem Kloster geschieht. Sie erkennt diesen aber noch nicht, was aber allein an ihr liegt. Frauen generell neigen ja generell gern dazu, bei Widrigkeiten, die uns ereilen, bei sich selbst die Schuld zu suchen.

    Derzeit kann Rose nicht unternehmen, sondern nur versuchen, das Leid der Frauen etwas zu mildern. Auch dadurch, dass Rose nicht schlägt und sie deren Gespräche untereinander zulässt, wenn keine andere Nonne anwesend ist.

  • Wie kommt es überhaupt zu Schwangerschaften innerhalb der Klostermauern? Spielt der Priester, der sich davon bereichert dabei eine aktive Rolle?

    Nun ja, wie eine der Maggies sagt: Der Heilige Geist war es sicher nicht ...

  • Das ist wirklich fast noch schlimmer oder setzt dem ganzen zumindest die Krone auf. Nach einer solchen Geschichte sollte man doch wenigstens jetzt die Sache aufarbeiten. X(

    Noch heute haftet Irland der Ruf an, das Land seit katholischer als der Vatikan. Ein Beispiel hierfür ist, dass Ehescheidungen erst in den 1990er-Jahren möglich wurden. Zuvor gab es keine Scheidung. Tausende lebten zwar getrennt und mit neuen Partnern zusammen, viele seit Jahrzehnten, der "schöne Schein" einer Ehe, vor Gott geschlossen und von einem Priester gesegnet, musste erhalten bleiben. Erschreckend war das Ergebnis des Referendums: Nur knapp über 50% der Abstimmungsberechtigten stimmen für ein Scheidungsgesetz!


    Bei meinen Reisen durch Irland habe ich allerdings von dieser tiefen Religiosität noch nie etwas gespürt oder gar erlebt, im Gegenteil! Die Menschen sind so herzlich und aufgeschlossen. Gut, außerhalb Dublins ist der Tourismus eine der wichtigsten Einnahmequelle, und Irland hat Milliarden an Euros von der EU erhalten. Das Land stand schon mal, ähnlich wie Griechenland, am Rand des Abgrundes.

    Dass bei Besuchen/Besichtigungen der Kirchen lange Hosen (zumindest kniebedeckend) getragen und die Schultern bedeckt sein müssen - das kennen wir ja auch allen katholischen Ländern.

  • Fiona hat mir leidgetan. So hofft, dass der Vater ihr nur eine Leere erteilen wird und das der Bruder, als Mann der Kirche, ihr helfen wird. Doch sie hat sich getäuscht. Da ist es ihnen gelungen, den Brief rauszuschmuggeln, und dann taucht der Bruder auf und macht sie so nieder. Die Äbtissin hat an den Züchtigungen ihre Freude.


    Dann wird ein Kind geboren und die Nonnen lügen. Angeblich ist Mary schwanger in die Wäscherei gekommen. Nur wenige Tage sind der Frau vergönnt, dann muss sie wieder an die Arbeit und hat nicht einmal erfahren, ob sie ein Mädchen oder einen Jungen bekommen hat. Cindy versucht Rose die Augen zu öffnen, doch sie glaubt es nicht. Das tote Baby wird einfach verscharrt. Rose macht sich Gedanken über die Zustände, aber dann sagt sie sich auch immer wieder, dass alles richtig ist. Im Prinzip übernimmt sie die Haltung der Kirche und ordnet die Frauen als sündig ein, die Buße tun müssen. Sie findet es zwar falsch, was geschieht, ist aber der Kirche gegenüber gehorsam, auch wenn ihr immer vorgeworfen wurde, dass sie Probleme mit dem Gehorsam hat. Ich bin gespannt, wie lange sie dem Treiben noch zusieht.

  • Ich muss sagen, dass ich ziemlich viel nur schwer ertragen kann.

    Mir geht das auch so. Nicht die Brutalität finde ich schwer zu ertragen, das kann ich noch ab, auch wenn es nicht schön ist. Ich tue mich bei solchen Beschreibungen immer so schwer mit der Ungerechtigkeit.

    Der Verrat ihres Bruders muss sie dabei wahrhaftig getroffen haben. Wieso handelt er so? Denkt er wirklich, dass die Anstalt anders ist, als die Oberin vorgibt? Oder ist er so enttäuscht von seiner Schwester, dass er denkt, dass sie das verdient hat? Ich kann mir beides kaum vorstellen, aber wahrscheinlich hat er einfach Angst, die Verantwortung zu übernehmen.

    Der Vater und die Brüder wussten immer Bescheid. Sie haben wahrscheinlich die Einstellung des Vaters übernommen; eine Frau die nicht nach dem Bild der Männer funktioniert, Ist schlecht. Wieviel die Männer selbst beigetragen haben, ist da unerheblich. Dazu kommt dann wahrscheinlich auch noch die Schulung der Kirche, die das noch verstärkt.

  • Was ich mich auch frage, wie sie die Dämpfe über Jahre hinweg aushalten sollen.

    Sollen sie das? ich glaube, dass war den Nonnen egal. Wenn ein Bett leer wurde, wurde es sicherlich schnell wieder gefüllt. Sündige Frauen gab es sicher genug.

    Genau das habe ich auch gedacht.....Völlerei ist eine Sünde....aber die Nonnen legen sich die Interpretation für sich so hin, das es gerechtfertigt wirkt.

    Das war doch immer schon so. Wenn man in der Fastenzeit kein Fleisch essen durfte, dann war es eben Fisch und das Schlemmen ging weiter.

  • Aber ich habe Rose noch nicht aufgegeben!

    Ich glaube, Rose muss sich noch etwas akklimatisieren.

    Nun ja, wie eine der Maggies sagt: Der Heilige Geist war es sicher nicht .

    Sonst hätten sie ein echtes Wunder in dieser Anstalt. *io*

    Sollen sie das? ich glaube, dass war den Nonnen egal. Wenn ein Bett leer wurde, wurde es sicherlich schnell wieder gefüllt. Sündige Frauen gab es sicher genug.

    Das denke ich auch. Es erinnert eher an Sklavenhaltung. Die Sklaven im alten Rom waren ja teilweise auch wie Gegenstände, bzw. laut Gesetz Dinge mit halber Stimme. Tiere waren Dinge ohne Stimme. Die Maggies waren wohl die "Waschmaschinen".

    Das war doch immer schon so. Wenn man in der Fastenzeit kein Fleisch essen durfte, dann war es eben Fisch und das Schlemmen ging weiter.

    Biber. Der lebt ja schließlich im Wasser und ist damit ein Fisch. Oder die "Herrgottsbscheißerle" aka Maultaschen

    Liebe Grüße


    Nadine


    " Liest Du ein Buch zum ersten Mal, lernst Du jemanden kennen.

    Liest Du es zum zweiten Mal, begegnet Dir ein Freund."

    (Chin. Weisheit)

    :buecherstapel:

  • Sie haben wahrscheinlich die Einstellung des Vaters übernommen; eine Frau die nicht nach dem Bild der Männer funktioniert, Ist schlecht.

    Zu der Zeit, in dem die Handlung spielt, war es nicht nur in Irland, sondern in allen Ländern Europas die Regel, dass ein Mädchen ihrem Vater unterstellt ist, auch, wenn sie zur Frau wird. Danach kamen die Brüder, ab einer Eheschließung der Mann. Frauen wurde ein selbstständiges Denken und Handeln ja abgesprochen.

  • Die Sklaven im alten Rom waren ja teilweise auch wie Gegenstände, bzw. laut Gesetz Dinge mit halber Stimme

    Leider nicht nur zu Z4eiten des antiken Romans. Denken wir an die Sklaven in der Karibik und in den USA. Sie waren keine Menschen, sondern nur Waren, und das ist leider auch noch nicht allzu lange her.

  • Ich muss gestehen, mich nimmt das Gelesene ziemlich mit, was sicherlich auch daranliegt, dass das alles auf wahren Tatsachen beruht. Es ist einfach nur schockierend, wie sich Menschen, die das Christliche und Nächstenliebe repräsentieren sollen, an schwächeren Mitmenschen vergehen, sie bis auf das Blut ausnutzen und erniedrigen. Einfach nur abschleulich! Und es macht mich wirklich fassungslos. Da wünscht man sich echt, es gibt wirklich einen Gott, der dafür sorgt, dass diese Leute nachher in der Hölle schmoren.


    Rose ist noch ein wenig zu gutgläubig, für sie ist der Gedanke, dass die Nonnen des Magdalen-Heimes unchristlich handeln, noch unvorstellbar und blasphemisch. Da braucht sie noch ein paar Schubser in die richtige Richtung. Aber tief in ihrem Inneren weiß sie, dass hier irgendetwas ganz und gar nicht stimmt. Aber Rose lässt sich wenigstens nicht von den anderen Schwestern einspannen und sich von ihnen irgendwann auf die gleiche verdorbene Spur bringen. Nach dem schrecklichen und traurigen Vorfall mit Alice wird sie hoffentlich noch mehr hinterfragen, warum die Frauen innerhalb der Heimmauern schwanger werden können, wo doch alles unter Verschluss gehalten wird, wie in einem Hochsicherheitsgefängnis.


    Cindy scheint mir ziemlich stark zu sein und sie wird sicherlich auch nicht so schnell resignieren. Fiona tut mir einfach nur leid, als sie der felsenfesten Überzeugung ist, dass ihr Vater sie spätestens zu Weihnachten wieder nach Hause holen wird. Diese Erinnerungen an die vergangenen Weihnachtsfeste und das Leben früher stelle ich mir in Fionas Situation furchtbar vor. Fiona habe ich bisher schwächer als Cindy gesehen, aber dass sie den Namen ihrer Freundin nicht verraten hat, während sie so brutal bestraft wird, hat mich wirklich überrascht. Gut, die Mutter Oberin kann sich auch so denken, dass es sich um Cindy handelt, aber trotzdem. Ich hoffe sehr, dass Fiona nicht an dem "Leben" in dem Heim zerbrechen wird, aber solange sie mit Cindy zusammen ist, habe ich Hoffnung, dass sich die beiden gut ergänzen.


    Cindys Lebensgeschichte ist auch mehr als traurig - und ich habe gestaunt, wie gut die junge Frau die ganzen Zusammenhänge durchschaut; dumm ist sie nicht.


    Richtig schlimm fand ich auch das Zusammentreffen von Fiona mit ihrem Bruder Collum: für sie war es unvorstellbar, dass er sie hängen lässt, aber das, was er macht ist noch viel schlimmer; er weist sie nicht nur zurück, sondern macht ihr klar, dass sie längst nicht mehr seine Schwester ist. Diese ganzen Priester und Nonnen sind doch alle ein verlogenes Pack :cursing:


    Am Ende hat mich dann noch der Umgang der Nonnen mit den toten Kindern und Frauen geschockt ... da fehlen mir wirklich die Worte ;(;(

    Liebe Grüße

    Karin

  • Auch wenn sie vorher einen anderen Weg geht, versucht öfter wegzusehen, den Frauen mehr Freiräume zu lassen, empfindet sie die Anstalt noch als in Ordnung. Das fand ich überraschend.

    Bei Rose muss der Prozess einzusehen, dass die Kirche schändliche Dinge tut, die alles andere als gottgefällig sein können, erstmal richtig einsetzen. Wie Rebecca schreibt, sie ist so erzogen geworden, dass die Kirche das Nonplusultra ist.


    Noch heute werden in Irland die Vorgänge in den Magdalen-Anstalten unter den Teppich gekehrt, Frauen, die darüber sprechen wollen, als Lügnerinnen oder gar wahnsinnig hingestellt.

    Also, das schockiert mich jetzt genauso wie die Geschehnisse in den Heimen. D.h. die Unterdrückung reicht bis in die heutige Zeit rein. Und was ist so schwierig daran, diese Vergangenheit endlich aufzuarbeiten und damit ein ganz klares Zeichen gegen solche Missbräuche zu setzen :cursing:


    Selbst, wenn sie die Nonnen in dieser Anstalt überwältigen können - was dann? Ich möchte nicht zu viel verraten, was aber sollen die Frauen machen, wenn sie frei sind? Wohin gehen? Wie ihren Lebensunterhalt bestreiten? Sie waren Ausgestoßene der Gesellschaft.

    Die Frauen haben wirklich keinerlei Perspektive, kein Wunder also, dass manche Frau den Weg wie Alice wählt.


    Auch wenn es Euch aufwühlt, ich sehe es als Kompliment, dass es mir gelungen ist, Euch derart zu berühren und aufzuwühlen.

    In jedem Fall - ich finde es sehr gut, dass du diesen armen Opfern eine Stime gibst.


    Im Nachwort erwähnte ich ein Buch: "Kathy's Story" von Kathy O'Beirne. Es soll die Biografie eines Mädchens sein, dass bereits als Kind missbraucht, geschlagen und schließlich in den 1970er-Jahren in der Magdalen-Wäscherei landete. Als ich das Buch vor ca. 10 Jahren kaufte und las, konnte ich recherchieren, dass die Autorin inzwischen in den USA lebt und ihren Namen geändert hat, weil sie nach der Veröffentlichung des Buches Morddrohungen erhalten hätte. Auch sagt sie, es wäre ihr nicht gelungen, andere Maggies zum Sprechen zu bringen.

    Als ich dann den Roman schrieb, recherchierte ich erneut auch über die Kathy. Inzwischen gibt es zahlreiche Einträge im Netz, dass das Buch reine Fantasie wäre. Es gibt offenbar Aussagen von der Familie Kathy's, von Freunden und Nachbarn, dass die Frau bereits als Kind "nicht ganz richtig im Kopf" gewesen sei, dass die immer versucht hätte, andere schlecht zu machen und so weiter. Kathy sei in einem liebevollen Elternhaus aufgewachsen (was sie im Buch ganz anders schildert), aufgrund ihres wirren Verhaltens wären aber "gewisse Erziehungsmaßnahmen" notwendig gewesen, um Kathy vor sich selbst und vor anderen zu schützen.

    In mir sind ehrlicherweise Zweifel. Vielleicht ist Kathy's Story wirklich Erfindung, es könnte aber auch sein, dass ihr Umfeld sie so darstellt, weil sie die Wahrheit gesagt hat. ich wünschte, ich könne sie ausfindig machen, persönlich mit ihr sprechen und mir einen Eindruck von ihr bilden.

    Das glaube ich dir sofort, dass du gerne mit Kathy sprechen würdest.


    Noch heute haftet Irland der Ruf an, das Land seit katholischer als der Vatikan. Ein Beispiel hierfür ist, dass Ehescheidungen erst in den 1990er-Jahren möglich wurden. Zuvor gab es keine Scheidung. Tausende lebten zwar getrennt und mit neuen Partnern zusammen, viele seit Jahrzehnten, der "schöne Schein" einer Ehe, vor Gott geschlossen und von einem Priester gesegnet, musste erhalten bleiben. Erschreckend war das Ergebnis des Referendums: Nur knapp über 50% der Abstimmungsberechtigten stimmen für ein Scheidungsgesetz!


    Bei meinen Reisen durch Irland habe ich allerdings von dieser tiefen Religiosität noch nie etwas gespürt oder gar erlebt, im Gegenteil!

    Wir hatten zweimal eine Leserunde mit einer deutschen Krimiautorin, die mit einem Iren verheiratet ist und seit vielen Jahren in Irland lebt. Sie meinte, wenn man dort lebt, dann bekommt man nach und nach mit, welche tiefgreifende Rolle die Religion in Irland tatsächlich noch spielt und zwar in allen Bereich, im Alltag, im Berufsleben usw. Das, was sie darüber berichtet hat, war dann doch ziemlich ernüchternd.

    Liebe Grüße

    Karin