02 - Teil 3 und Teil 4

Es gibt 60 Antworten in diesem Thema, welches 8.106 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von odenwaldcollies.

  • Du kennst ja meine Geschichte mit meiner Mutter, bei mir war es dann so, dass sie sagte.....wenn wir uns sehen, brauchen wir gar nicht über das und das Thema sprechen, ansonsten kannst du gleich wegbleiben....

    Für ein Kind ist so etwas sicherlich traumatisch und unverständlich, denn die Mutter sollte doch der erste Mensch sein, mit dem man über alles reden kann. Bei Rosa habe ich den Eindruck, sie konnte einfach nicht. Sie hatte Angst, zu zerbrechen und nicht mehr stark sein zu können. Und damals war das mit der Kindererziehung ja auch noch anders. Da wurden Kinder oft wie kleine Erwachsene behandelt und Härte war gut und Schwäche schlecht. Ihr wisst was ich meine.

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  • Emma denkt, sie hätte ihrer Mutter gerne noch so viel gesagt oder sie auch etwas gefragt. Das bleibt nun alles unausgesprochen.

    Ich glaube, dass es so etwas bei fast jedem Todesfall in der Familie gibt. Das man das Gefühl hat, man hätte noch etwas sagen oder besprechen müssen. Dieses Gefühl macht deutlich, wie schwer es fällt die Endgültigkeit zu akzeptieren. Und dass der Mensch immer wieder mal was ungesagt lässt, weil er denkt, irgendwann kommt schon der richtige Zeitpunkt dafür. Ich habe beim Tod meines Vaters empfunden, dass man das lernen muss, das man dieses Gefühl hat. Irgendwann muss leider jeder diese Erfahrung machen. :(

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  • Die ersten Treffen der beiden Schwestern waren sehr bewegend. Und nach und nach spüren sie, wie unterschiedlich sie ich entwickelt haben. Noch glaubt Alice an das DDR-Regime. Wird sie in der DDR bleiben, wenn die Mauer entsteht? Wird sie ihre Entscheidungen irgendwann bereuen?

    Darauf bin ich auch sehr gespannt: Wir werden es erfahren. Ich kann mir aber schon jetzt vorstellen, dass Alice ihre eigene Entscheidung fällen wird: Sie ist irgendwie eine starke Persönlichkeit und auch kritikfähig - trotz ihrer Überzeugung, dass der Sozialismus die bessere Staatsform ist...

    Sie wird den Osten nicht ihrer Schwester zu liebe verlassen sondern wenn, dann nur, weil sie auch wirklich den Westen für die bessere Möglichkeiet hält. Dieser Entschluss muss reifen. Ich hoffe, sie lässt sich nicht zu lange Zeit. Deadline ist 1961 für mich. ;)

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  • Irma finde ich übrigens sehr zwielichtig: Sie hat einiges zu verbergen und ich habe den Verdacht, dass sie sich "kaufen" ließ: Die Produktion einer Schallplatte muss enorm viel Geld gekostet haben - aber nur eine Vermutung. Die andere ist, dass sie als ehemalige "Spezi" dazu gezwungen wurde - ebenfalls sehr vorstellbar für mich.

    Irma finde ich auch verdächtig. Kann aber nicht ganz greifen, wie das alles zusammenhängt mit Grigorjew.:/

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  • Ich werde diese Reise (es war für mich wie eine Reise in die Vergangenheit - wie vor ca. 50 Jahren) nicht vergessen und was ich daraus für Empfindungen mitgenommen habe (um die Neugierde Claire's zu stillen aus einem anderen Post ;)

    Vielen Dank! Die Neugierde ist leider eine Berufskrankheit ...;):)

  • Und: Der Bau der Berliner Mauer ist morgen exakt 59 Jahre her! (13.08.1961)

    An dieses Datum habe ich gestern auch den ganzen Tag gedacht ...

    Ich stelle mir den Beginn des Mauerbaus bzw. die Aufstellung des Drahtzauns und der Spanischen Reiter wirklich schlimm vor - und meine, ich hätte auch bei meinem Besuch in B-Kreuzberg einen Teil der Mauer gesehen (wir fuhren von Fulda aus die Transitstrecke, das war auch eine sehr merkwürdige Erfahrung für mich, bedrückend und - beängstigend.)

    Ich glaube, dass muss auch wirklich schrecklich gewesen sein. Die Menschen konnten es im ersten Augenblick ja gar nicht glauben. In Berlin gibt es noch die tolle East-Side-Gallery - das längste erhaltene Teilstück der Mauer, das Künstler bemalt und gestaltet haben. Seit ich diesen Roman geschrieben habe, sehe ich dieses Erinnerungsmal mit ganz anderen Augen.

  • Mir ist auch noch etwas eingefallen.


    Karlshorst, das Gebiet in dem die Sowjets lebten.

    Das habe ich gegoogelt

    "Am 5. Mai erfahren rund 26.000 Karlshorster, dass sie ihre Häuser binnen 24 Stunden räumen müssen. Viele Menschem verkraften das nicht. Die Selbstmordrate an dem Tag ist hoch."


    Das fand ich auch schrecklich. Da hatten die Menschen vielleicht endlich nach dem Krieg wieder ein Zuhause was sie sich eingerichtet haben und dann das.

    &quot; Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben , über die Sterne&quot;<br />- Thomas Carlyle

  • Weil ich wieder ein wenig spät dran bin, suche ich mir nur einzelne Aspekte, die ihr bereits erwähnt habt heraus. Was bleibt ist, dass dieses Buch sehr informativ und extrem spannend ist.


    Die Geschichte von Rosa und Emma geht eher traurig weiter - die Mutter ist krank und stirbt. Aber irgendwie bin ich fast froh, dass Rosa Alice nicht wiedergetroffen hat. Welche Vorwürfe hätte sie sich gemacht, weil sie nicht nach ihrer Tochter suchen hat lassen?


    Was mir sehr gut gefällt, sind die Schilderungen, die das Leben der Jugendlichen bzw jungen Erwachsenen beschreiben: die Aufbruchstimmung und diese neue Freiheit der Menschen.

    Dass es Irma ist, die schließlich Alice erkennen lässt, dass Mutter und Schwester gar nicht weit noch immer quicklebendig sind, hätte ich nicht gedacht

    Mich hat es auch überrascht, dass Irma wieder aufgetaucht ist und vor allem die Neuigkeiten, die sie für Alice hat. Die erfährt ja praktisch ganz nebenher, dass jemand nach ihr gesucht hat, dass ihre Mutter nach ihr gesucht hat. Das muss eine extreme emotionale Situation sein.

    Und was die Vergangenheit angeht - wer hat die Briefe verschwinden lassen? Sergej? Die Heimleitung?

    Und warum erzählt Irma Alice das alles um dann diese ominöse Telefonnummer zu wählen und was genau zu erzählen? Was war an diesem Treffen tatsächlich so besonders und wichtig?

    Und was wollte Grigorjew von Alice? Soll sie ihre Schwester ausspionieren? Oder zumindest sich an Max ranmachen...

    Das ist dann das nächste rätselhafte Vorkommnis: was wollte Grigorjew tatsächlich von Alice? Ging es in diesem Gespräch um Alice und ihre Familie oder um Sergej?

    Welche Rolle spielen tatsächlich die Geheimdienste?

    Und wer konnte bei KgU eingeschleußt werden?

    Momentan ist noch vieles rätselhaft!


    Das Wiedersehen von Alice und Emma ist sehr berührend. Und speziell spannend finde ich ja die konträren politischen Ansichten.


    Auf der Seite 158 steht, dass viele Juden unter den Befürwortern des Kommunismus waren... warum eigentlich? Als Reaktion auf die Verfolgung vorher? Und weil diese Gedanken noch immer in vielen Köpfen waren? Oder gab es noch andere Gründe?


    Ebenso interessant die schon damals praktizierte Taktik der Fake News - hat nur anders geheißen, was die Nachrichtenhändler da so verbreitet haben.


    Ach ja... mit Julius taucht jetzt ja ein neuer und spannender Charakter auf. Die Forschungen in puncto Kernenergie wurden damals ja wirklich vorangetrieben und alle erhofften sich nur das allerbeste davon.

    Welchen Sinn allerdings die im Buch genannte Entsalzung der Meere haben sollte, ist mir ein Rätsel.


    So... jetzt werde ich noch ein wenig googeln und dann weiterlesen!

    Es bleibt spannend!

    Vernunft, Vernunft...

  • Mittlerweile finde ich immer mehr Möglichkeiten, wer denn die Protagonisten des Prologs sein könnten, die da in Wien aufeinandertreffen. Mittlerweile halte ich es für möglich, dass es Max ist der hier auf Emma oder Alice trifft....

    "Am 5. Mai erfahren rund 26.000 Karlshorster, dass sie ihre Häuser binnen 24 Stunden räumen müssen. Viele Menschem verkraften das nicht. Die Selbstmordrate an dem Tag ist hoch."

    Unvorstellbar!

    Vernunft, Vernunft...

  • So nun kann ich auch endlich zum zweiten Abschnitt kommentieren. Meine Woche war etwas turbulent.


    Mir gefällt, dass die Mädchen ihren Weg gehen und sich beruflich entwickeln. Unglaublich wie Emma nun Dolmetscherin ist. Das ist doch so ein spannender Beruf, wo man richtig weit herumkommt.


    Diesen Mann im Auto finde ich merkwürdig. Beschattet der Max wegen seiner Gruppentätigkeit gegen den Kommunismus? Mir war übrigens gar nicht bewusst, dass sich in beiden Teilen Berlins so viele Spione aufgehalten haben.


    Ich hatte es die ganze Zeit befürchtet, dass Rosa ihre Tochter nicht mehr sehen wird. Liebe Claire hier hast du dem Leser echt Herzschmerz bereitet, ich musste beim Lesen ganz schön schlucken. Aber ein bisschen Drama mag ich ja.


    Mir gefällt übrigens sehr gut, dass thematisiert wird, dass die Erwachsenen nicht über ihre Erlebnisse sprechen, sondern das lieber verdrängen. Dabei müsste man das doch eigentlich aufarbeiten, oder? Sonst kann man das Trauma doch nie überwinden. Selbst Alice will sich ihrer Schwester ja nicht mitteilen. Ich hoffe sie traut sich irgendwann noch.


    Zunächst habe ich mich gefreut Irma wiederzusehen und dass sie nun scheinbar eine berühmte Sängerin ist. Aber als dann klar wird, dass sie bespitzelt, da war ich richtig geschockt. Mal sehen wie ihre Rolle sich noch entwickelt. Die sehen wir auf jeden Fall nochmal wieder.


    Das Wiedersehen der Schwestern hat mein Herz vor Freude hüpfen lassen. Es muss ein komisches Gefühl sein, wenn man sich kennt und doch irgendwie fremd ist nach 12 Jahren Trennung.


    Ich war in der Situation noch nicht, aber macht man sich da Vorwürfe dem Sterbenden nicht beigestanden zu haben? Also ich verstehe es, dass man sich gern verabschieden möchte, um damit besser abschließen zu können, aber ich kann mir jetzt nicht vorstellen so lange bei einem Sterbenden zu verweilen bis dieser wirklich gegangen ist. Das stelle ich mir sehr hart vor. Ich würde da ja nur heulend sitzen, das hilft doch keinem.


    Beim Lesen stellte ich mir übrigens die Frage, ob ein DDR- Bürger wirklich damals gedacht hat er lebt in Ostdeutschland. Irgendwie sagt mir mein Bauchgefühl, dass das eher nicht so war, weil man ja kein Teil Deutschlands sein wollte, sondern stolzer Bürger der Deutschen Demokratischen Republik war. Ich würde eher sagen, dass die Bezeichnung von heute ist. Was meint ihr?


    Einmal jährlich zum Fotografen, was für ein Glück Alice hat, dass Emma und Rosa das gemacht haben, aber ist das nicht eine sehr kostspielige Angelegenheit? Ich bin 1985 geboren und habe nur sehr wenige Fotografenbilder, vielleicht 2 oder 3 und auch generell wenige Fotos aus meiner Kindheit in unheimlich schlechter Qualität. Nachdem ich mal gesehen habe wie die Fotos westdeutscher Kinder aussehen, die mehr als 10 Jahre älter waren als ich, da lagen wirklich Welten zwischen den Technologien. Die Schwaz- Weiß- Fotos gingen ja noch, aber die bunten Bilder, einfach nur grausig.


    Ich finde es interessant, dass Alice Ost- Berlin nicht verlassen will und Emma Schwierigkeiten hat dies zu verstehen, weil Alice an den Sozialismus glaubt. Hier gefällt mir, dass auch die Gegenseite beleuchtet wird, da Max, Emma und Co ja eher das Gefühl haben, dass es den Leuten in der DDR schlecht geht. Scheint ja nicht bei allen so zu sein.


    Max und Kai könnten Geheimagenten vom BND werden, wollten sie das wirklich statt Anwälte zu sein? Das ist doch sicher gefährlich und da muss man bestimmt auch vieles machen, was man mit seinem Gewissen nicht vereinbaren kann. Ich bin gespannt ob sie das wirklich machen. Ich habe jedenfalls Bauchschmerzen dabei, wenn sie das wirklich machen.

    &WCF_AMPERSAND"Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende&WCF_AMPERSAND" (H.M. Enzensberger)

  • Wie schwer die Mutter traumatisiert war, konnte man auch daran erkennen, wie sie darauf reagiert hat, dass Emma Russisch gelernt hat.

    Ja ihre Reaktion darauf war echt heftig. Ich meine die Hefte hatten ja auch ihren Wert und so viel Geld hatten sie ja nicht.



    Und was wollte Grigorjew von Alice? Soll sie ihre Schwester ausspionieren? Oder zumindest sich an Max ranmachen...

    So etwas vermute ich auch ganz stark, wobei Max sicher der interessantere Part ist.



    Ich finde dieses Schweigen zwischen Mutter und Tochter auch ganz traurig. Jeder kapselt sich in einen Kokon und muss mit sich klar kommen. Wobei sie doch glücklich sein können, sich noch zu haben. Emma würde es so gut gehen, doch Rosa blockt alles ab.

    Ja das ist wirklich sehr traurig, aber irgendwo auch verständlich. Ich glaube wir können uns da nicht wirklich hineinversetzen wie verletzend das sein muss. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass Rosa unter Depressionen litt und das nicht nur Schuldgefühle waren, die ihr das Leben schwer gemacht haben.



    Ich musste mal kurz die KgU googeln - und erschrak, da vieles doch sehr viel mit Gewalt zu tun hatte, was die Aktionen betraf. Kein Wunder, dass ich noch immer befürchte, dass die Aktivitäten von Max für ihn bedrohlich werden könnten

    Das sollte ich vielleicht auch nochmal tun. Er bringt sich auf jeden Fall in Gefahr.


    Ansonsten muss ich noch sagen, dass ich das Gefühl hatte, dass Max sehr begeistert von Alice war. Irgendwie geht mir der Gedanke nicht aus dem Kopf, dass sie ein interessantes Paar wären, nur ihre Weltanschauungen passen schwerlich zusammen, aber Gegensätze ziehen sich ja bekanntlich an.

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  • Und damals war das mit der Kindererziehung ja auch noch anders. Da wurden Kinder oft wie kleine Erwachsene behandelt und Härte war gut und Schwäche schlecht. Ihr wisst was ich meine.

    Oh ja in jedem Fall und das prägte auch die Menschen. Ich habe jahrelang meine Mutter mit ihrer pragmatischen und eher kalten Art kaum verstanden. Nun weiß ich warum sie so ist. Sie war die Zweitälteste, ihre große Schwester war schon raus und meine Mutter musste sich mit 10 Jahren um ihre jüngeren Geschwister kümmern. Sie ist immer mit dem Fahrrad gefahren zum Einkaufen, musste immer 2 Laib Brot und reichlich Wurst und Co kaufen. Damals gab es ja alles nur in extra Läden, keinen Supermarkt oder so. Na ja und Haushalt schwingen und Kinder erziehen, das ist für eine Zehnjährige mit Sicherheit keine gute Aufgabe. Aber ihre Eltern sind beide in Schichten arbeiten gegangen, die hatten wahrscheinlich keine andere Wahl.

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  • Sie wird den Osten nicht ihrer Schwester zu liebe verlassen sondern wenn, dann nur, weil sie auch wirklich den Westen für die bessere Möglichkeiet hält. Dieser Entschluss muss reifen. Ich hoffe, sie lässt sich nicht zu lange Zeit. Deadline ist 1961 für mich.

    Sie sollten auf jeden Fall zusammen leben wo sie sich so lange nicht hatten. Vielleicht wäre ja ein Leben in der DDR auch denkbar. 8o Ich meine Emma als Dolmetscherin käme ja trotzdem regelmäßig außer Landes.

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  • Aber irgendwie bin ich fast froh, dass Rosa Alice nicht wiedergetroffen hat. Welche Vorwürfe hätte sie sich gemacht, weil sie nicht nach ihrer Tochter suchen hat lassen?

    Darüber habe ich beim Schreiben auch manchmal nachgedacht und ich denke auch, dass Rosa sich das wahrscheinlich nie verziehen hätte ...

    Auf der Seite 158 steht, dass viele Juden unter den Befürwortern des Kommunismus waren... warum eigentlich? Als Reaktion auf die Verfolgung vorher? Und weil diese Gedanken noch immer in vielen Köpfen waren? Oder gab es noch andere Gründe?

    Die Frage stellst Du zurecht, denn das ist natürlich Unsinn und nur eines der vielen Vorurteile, die es Juden gegenüber seit der Zeit um den Ersten Weltkrieg herum gab. Alfred Frissmann, der dieses Vorurteil im Buch gegenüber Max wiedergibt, ist hier seinen antisemitischen Einstellungen von früher treu geblieben. Sicherlich gab es dabei auch Juden unter den Kommunisten in Russland bzw. der Sowjetunion und dieser Umstand wurde dann verallgemeinert und später auch auf die DDR übertragen. Antikommunismus und Antisemitismus trafen ja, wie zum Beispiel im Nazideutschland, oft zusammen.

    Welchen Sinn allerdings die im Buch genannte Entsalzung der Meere haben sollte, ist mir ein Rätsel.

    Ich glaube, das bezog sich wahrscheinlich auf die ungeheure Energieleistung, die man für solche Anlagen hätte aufbringen müssen. :)

  • Mir war übrigens gar nicht bewusst, dass sich in beiden Teilen Berlins so viele Spione aufgehalten haben.

    Das Berlin solch eine Hochburg der Spionage war, war mir vor meinen Recherchen ehrlich gesagt auch nicht so klar. Aber nur um mal eine Zahl zu nennen - es gab Ende der 50er Jahre allein in West-Berlin um die 80 Geheimdiensteinheiten und Organisationen und das waren nur die, die den Westalliierten und BND angehörten! Anderes Länder hatten ja auch ihre Vertreter dort. Die hohe Zahl war einfach darauf zurückzuführen, dass Berlin nach der Schließung der Grenze zwischen BRD und DDR (1952) der einzige Ort, an dem man ohne größere Kontrollen nach Ost-Berlin und in die DDR oder auch weiter in andere Ostblockstaaten gelangen konnte. West-Berlin wurde die Basis für alle Geheimdienstoperationen, die in den Osten führten. Gleichzeitig konnte man dort aber auch relativ ungefährdet Agenten und Informanten aus der DDR oder anderen Ostblockstaaten empfangen. Umgekehrt war das natürlich genauso der Fall. Insofern wimmelte es in Berlin wirklich nur so von Geheimdienstlern und Spionen. Erst mit dem Mauerbau änderte sich das dann


    Ich hatte es die ganze Zeit befürchtet, dass Rosa ihre Tochter nicht mehr sehen wird. Liebe Claire hier hast du dem Leser echt Herzschmerz bereitet, ich musste beim Lesen ganz schön schlucken. Aber ein bisschen Drama mag ich ja.

    Mir fiel das auch wirklich nicht leicht zu schreiben, wie ich oben schon mal erwähnt habe. Das sind kurze Momente, in dem man beim Schreiben gerne alles ändern würde, aber leider ist die Geschichte von "Kinder ihrer Zeit" so ...


    Dabei müsste man das doch eigentlich aufarbeiten, oder? Sonst kann man das Trauma doch nie überwinden. Selbst Alice will sich ihrer Schwester ja nicht mitteilen. Ich hoffe sie traut sich irgendwann noch.

    Eigentlich erscheint das so logisch, oder? Aber gerade in diesen Generationen ist man ganz anders damit umgegangen und das hat natürlich zu zusätzlichen psychologischen Schwierigkeiten geführt.


    Beim Lesen stellte ich mir übrigens die Frage, ob ein DDR- Bürger wirklich damals gedacht hat er lebt in Ostdeutschland. Irgendwie sagt mir mein Bauchgefühl, dass das eher nicht so war, weil man ja kein Teil Deutschlands sein wollte, sondern stolzer Bürger der Deutschen Demokratischen Republik war. Ich würde eher sagen, dass die Bezeichnung von heute ist.

    Interessante Frage. Also, ich denke, was offizielle Anlässe und den entsprechenden Sprachgebrauch angeht, hast du ganz bestimmt recht, aber bis zum Bau der Mauer gab es ja auf beiden Seiten immer noch die Hoffnung auf ein gemeinsames Deutschland und ich denke, es hat sich auch im Sprachgebrauch niedergeschlagen, das man sich noch sehr auf die gemeinsame Basis und Herkunft bezogen hat. Vor allem in Berlin, wo die Menschen noch so verbunden waren. Zumal die Staatenbildung von DDR und BRD ja auch noch relativ neu war und es einfach eine überkommene Sprachgewohnheit war von "West" und "Ost" zu sprechen. So haben mir das zumindest alle Leute erzählt, mit denen ich gesprochen habe, die damals die Zeit miterlebt haben.

    Dieses Sprachthema ist aber schon faszinierend. Meine Lektorin und ich haben auch lange über die Schreibweise von "West- und Ost-Berlin" diskutiert. Heute schreibt man die Wörter eigentlich zusammen, aber damals war es ein Politikum, weil der Trennstrich auch dafür stand, dass nicht zwei Teile gab, sondern die Stadt zusammengehörte. Wir haben uns deshalb auch im Roman für diese alte Schreibweise entschieden.


    Einmal jährlich zum Fotografen, was für ein Glück Alice hat, dass Emma und Rosa das gemacht haben, aber ist das nicht eine sehr kostspielige Angelegenheit?

    Das war nicht billig, aber in West-Berlin auch nicht so teuer, dass man es sich nicht einmal im Jahr hätte leisten können. Und ich habe es auch so gesehen, dass Rosa diese Fotos von sich und Emma vielleicht auch macht, um neue Erinnerungen zu schaffen ...


    Max und Kai könnten Geheimagenten vom BND werden, wollten sie das wirklich statt Anwälte zu sein? Das ist doch sicher gefährlich und da muss man bestimmt auch vieles machen, was man mit seinem Gewissen nicht vereinbaren kann.

    Das finde ich sympathisch, dass Du das schreibst und ich würde hier zu gerne etwas sagen, aber das muss noch etwas warten ... :):lesen:

  • Jetzt habe ich eben gesehen, dass ich ja auch den 4. Teil hätte noch lesen dürfen ... und ich hatte mich schon gewundert, dass der Abschnitt so schnell fertig war :D


    Ich schreibe aber schon mal meine Eindrücke zum 3. Teil hier rein, eure Beiträge lese ich dann, wenn ich den Rest auch noch gelesen habe.


    Emma arbeitet nun tatsächlich erfolgreich als Dolmetscherin - im Moment tendiere ich dazu, dass es sich bei der Frau aus dem Prolog, die sich dem Unbekannten mit der Waffe gegenübersieht, um Emma handelt, die bei den Verhandlungen in Wien dolmetscht.

    Ich bin froh, dass Emma ihrem Berufswunsch gefolgt ist, trotz der mehrfachen Belastung durch die Vertretung ihrer Mutter im Kiosk und die Sorgen um die Gesundheit ihrer Mutter. Das ist heute schon nicht einfach, dabei finanziell über die Runden zu kommen, aber damals war das ungleich schwerer. Prima, dass sich Major Carter bei Rosa so eingesetzt hat, dass diese den Berufswunsch ihrer Tochter dann doch auch unterstützte. In dem Zusammenhang war es auch nur gut, dass sie bei Edgar frühzeitig die Reißleine gezogen und sich von ihm getrennt hat. Der hätte sie ja nur untergebuttert in der Ehe.


    Rosas Tod ist ein schwerer Schlag für Emma, nun steht sie ganz alleine da, was die Familie betrifft. Glücklicherweise hat sie so einen tollen Freund an ihrer Seite, der zu ihr hält, egal, was seine Freundinnen dazu sagen. Besonders traurig war aber auch darüber, dass Rosa nicht mehr erfahren hat, dass Alice doch überlebt hat und sie sich all die Jahre solche Selbstvorwürfe wegen der Ereignisse in Ostpreußen gemacht hat.


    Aber wer lässt Emma ständig überwachen? Ich denke zwar direkt an Markov, aber würde er sie über längere Zeit überwachen lassen, wenn er einfach nur herausfinden wollte, um wen es sich bei ihr handelt? Obwohl, evtl. hofft er darauf, irgendwas in die Hand zu bekommen, dass er dann gegen Sergej verwenden kann.

    Oder es liegt wirklich an ihrer Freundschaft zu Max und dessen Aktivitäten beim Kampftruppe, dass sie deswegen überwacht wird? Zur damaligen Zeit war alles möglich.


    Toll finde ich die Entwicklung der Freundschaft zwischen Kai und Max, dass die beiden jungen Männer sich inzwischen so gut verstehen. Kais Vater ist jedenfalls ein ziemlich mieser Mensch und ich kann Kais Gefühle für ihn durchaus nachvollziehen. Schlimm ist auch, dass so ein Mensch bei der Kripo arbeitet. Die Befürchtungen, dass er seine Position zum Amtsmissbrauch ausnützen könnte, sind mir ebenfalls gekommen.

    Für Max müssen die Äußerungen von Frissmann ziemlich ernüchternd gewesen sein, vor allem, wenn man bedenkt, dass seine Familie unter Hitler in die USA flüchten mussten, weil sein Vater im Widerstand aktiv war. Und dann scheint der ganze Albtraum endlich vorüber zu sein, sie kehren zurück in ihre Heimat, der Sohn engagiert sich nun ebenfalls wie sein Vater, um dann festzustellen, dass viele der alten Zöpfe eben immer noch nicht abgeschnitten sind und das alte Gedankengut weiterhin oftmals das Handeln der Menschen beeinflusst :cursing:


    Spannend fand ich die Beschreibungen der Geburtstagsfeier, an der Alice teilnimmt. Hier gab es keine Unterschiede zum Leben und Feiern im Westen ^^ Nur die politischen Ansichten driften ziemlich auseinander, wobei es auch hier kritische Stimmen gibt. Margot wird sich jedenfalls in einigen Jahren umgucken - und schließlich ist es ja kein Zufall, dass so viele Menschen aus der DDR vor dem Mauerbau ihr Glück in der Flucht gesucht haben, die damals trotz aller Widrigkeiten noch deutlich einfacher war, wie dann später, als man die Menschen per Mauer und Zaun eingesperrt hat.


    An Irma hatte ich zwischenzeitlich gar nicht mehr gedacht, umso überraschender war es natürlich, als Alice ihr zufällig begegnet. Wobei das Wiedersehen auf Irmas Seite zuerst ziemlich frostig ausfiel. Zuerst habe ich Irma bewundert, dass sie trotz allem wieder so gut auf die Füße gekommen zu sein schien, aber so wie es aussieht, wurde sie ja gezielt damit beauftragt, sich zu melden, sollte sie Alice Lichtenberg treffen. Aber wer hat ein Interesse an diesem Wissen? Bei Markov würde ich denken, dass er doch schnell herausfinden könnte, wo Alice wohnt und arbeitet, oder nicht? Oder wird Alice ebenfalls überwacht und dabei ist auch ihr persönliches Umfeld interessant, mit wem sie ausgeht oder wen sie trifft? In dem Zusammenhang wirft auch die Kopie der Suchanfrage nach Alice durch das Rote Kreuz Fragen auf, warum die Heimleitung absichtlich diese Suchanfrage unbeantwortet ließ. Ich bin überzeugt davon, dass sie auf Anweisung so gehandelt hat, aber auf wessen Anweisung? Sergejs, der scheinbar auch Alices Briefe an Irma unterschlagen hat? Aber warum sollte er so ein starkes Interesse daran haben, dass sie nichts davon erfährt, dass ihre Familie noch am Leben ist?


    Als Alice die Adresse ihrer Schwester und Mutter herausfindet und an deren Tür klingelt und keiner zuhause ist, dachte ich, das darf doch jetzt nicht wahr sein. Aber es wird dann doch noch endlich wahr und die beiden stehen sich gegenüber. Jetzt bin ich so gespannt, was überwiegen wird: die enge Verbundenheit als Zwillinge oder die unterschiedlichen Lebensweisen und Auffassungen.

    Liebe Grüße

    Karin

  • es gab Ende der 50er Jahre allein in West-Berlin um die 80 Geheimdiensteinheiten und Organisationen und das waren nur die, die den Westalliierten und BND angehörten! Anderes Länder hatten ja auch ihre Vertreter dort. Die hohe Zahl war einfach darauf zurückzuführen, dass Berlin nach der Schließung der Grenze zwischen BRD und DDR (1952) der einzige Ort, an dem man ohne größere Kontrollen nach Ost-Berlin und in die DDR oder auch weiter in andere Ostblockstaaten gelangen konnte.

    Ich finde es so cool, dass man bei deinen Büchern nicht nur unterhalten wird, sondern auch so viel Neues dazulernt.


    Interessante Frage. Also, ich denke, was offizielle Anlässe und den entsprechenden Sprachgebrauch angeht, hast du ganz bestimmt recht, aber bis zum Bau der Mauer gab es ja auf beiden Seiten immer noch die Hoffnung auf ein gemeinsames Deutschland und ich denke, es hat sich auch im Sprachgebrauch niedergeschlagen, das man sich noch sehr auf die gemeinsame Basis und Herkunft bezogen hat.

    Danke für die Erklärung. Ja stimmt die geschilderte Zeit ist ja kurz nach der Trennung, wo man noch an alte Zeiten gedacht hat und die Hoffnung noch nicht gänzlich aus war.


    Ich finde es übrigens total spannend, dass ich egrade etwas über die Geburtsjahre meiner Eltern lese und freue mich schon darauf mich mit ihnen auszutauschen, ob sie das damals als Kidner so empfunden haben wie es im Buch beschrieben ist. So kann man sich auch gut in diese Generation hineinversetzen.

    Toll finde ich die Entwicklung der Freundschaft zwischen Kai und Max, dass die beiden jungen Männer sich inzwischen so gut verstehen.

    Das fand ich auch total schön, dass sie sich nicht von Kais Vater auseinander bringen lassen. Schon heftig, dass der so gegen Max ist und dem auch noch Steine in den Weg legt und sogar auch dessen Vater da mit involviert. Leben und leben lassen oder etwa nicht?

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  • Emma arbeitet nun tatsächlich erfolgreich als Dolmetscherin - im Moment tendiere ich dazu, dass es sich bei der Frau aus dem Prolog, die sich dem Unbekannten mit der Waffe gegenübersieht, um Emma handelt, die bei den Verhandlungen in Wien dolmetscht.

    Ich darf ja leider nie etwas zu den Spekulationen sagen, lese sie aber immer mit großem Interesse und Vergnügen!:)

    Prima, dass sich Major Carter bei Rosa so eingesetzt hat, dass diese den Berufswunsch ihrer Tochter dann doch auch unterstützte. In dem Zusammenhang war es auch nur gut, dass sie bei Edgar frühzeitig die Reißleine gezogen und sich von ihm getrennt hat. Der hätte sie ja nur untergebuttert in der Ehe.

    Manchmal bedarf es ja eines kleinen Gedankenanstoßes, wie hier bei Rosa. Am Ende will sie für Emma doch nur das Beste.

    Und was Edgar angeht - ja, zwischen ihm und Emma hätte das wirklich nie funktioniert!

    Glücklicherweise hat sie so einen tollen Freund an ihrer Seite, der zu ihr hält, egal, was seine Freundinnen dazu sagen.

    Max ist auch wirklich eine wichtige Stütze in Emmas Leben und jemand, auf den sie sich absolut verlassen kann. :)

    Toll finde ich die Entwicklung der Freundschaft zwischen Kai und Max, dass die beiden jungen Männer sich inzwischen so gut verstehen. Kais Vater ist jedenfalls ein ziemlich mieser Mensch und ich kann Kais Gefühle für ihn durchaus nachvollziehen. Schlimm ist auch, dass so ein Mensch bei der Kripo arbeitet. Die Befürchtungen, dass er seine Position zum Amtsmissbrauch ausnützen könnte, sind mir ebenfalls gekommen.

    Das freut mich, mir war es auch wichtig zu erzählen, dass sich Kai von seinem Vater distanziert, nicht nur, weil er von ihm als Jugendlicher misshandelt wurde, sondern auch, weil er dessen Einstellung einfach nicht teilen kann.

    Und Deine Befürchtungen, was Kais Vater angeht, sind übrigens durchaus gerechtfertigt ...

    Und dann scheint der ganze Albtraum endlich vorüber zu sein, sie kehren zurück in ihre Heimat, der Sohn engagiert sich nun ebenfalls wie sein Vater, um dann festzustellen, dass viele der alten Zöpfe eben immer noch nicht abgeschnitten sind und das alte Gedankengut weiterhin oftmals das Handeln der Menschen beeinflusst :cursing:

    Das stelle ich mir auch furchtbar für die Menschen vor, die damals zurückgekehrt sind. Leider war es ja tatsächlich so, dass sie es nicht einfach hatten und man sie oft als "Vaterlandsverräter" ansah.

    In dem Zusammenhang wirft auch die Kopie der Suchanfrage nach Alice durch das Rote Kreuz Fragen auf, warum die Heimleitung absichtlich diese Suchanfrage unbeantwortet ließ. Ich bin überzeugt davon, dass sie auf Anweisung so gehandelt hat, aber auf wessen Anweisung?

    Das sind auf jeden Fall die richtigen Fragen, die du stellst! ;):)

  • Ich finde es so cool, dass man bei deinen Büchern nicht nur unterhalten wird, sondern auch so viel Neues dazulernt.

    Oh danke! Das freut mich sehr. Es ist für mich übrigens auch immer schön, wenn ich hier lese, dass ihr Dinge interessant gefunden habt oder auch Fakten und Ereignisse für Euch neu waren und mich genau diese Dinge auch zuvor selbst bei meinen Recherchen beschäftigt haben.

    Ich finde es übrigens total spannend, dass ich egrade etwas über die Geburtsjahre meiner Eltern lese und freue mich schon darauf mich mit ihnen auszutauschen, ob sie das damals als Kidner so empfunden haben wie es im Buch beschrieben ist. So kann man sich auch gut in diese Generation hineinversetzen.

    Ja, das kann ich gut verstehen und wird bestimmt auch super interessant! Ich habe für dieses Buch auch alle Verwandten und Bekannten, die diese Zeit miterlebt haben, mit Fragen gelöchert und es hat mich sehr berührt, was sie von ihren eigenen Erfahrungen und Erlebnissen erzählt haben.

  • Emma arbeitet nun tatsächlich erfolgreich als Dolmetscherin - im Moment tendiere ich dazu, dass es sich bei der Frau aus dem Prolog, die sich dem Unbekannten mit der Waffe gegenübersieht, um Emma handelt, die bei den Verhandlungen in Wien dolmetscht.

    Da ich im dritten Abschnitt an einer Aussage von Max hängen gebliebe bin, gäbe es noch eine andere Variante

    :lesen: