Während eines warmen Sommertages begegnet die 7-jährige Alice beim Blumenpflücken ein sonderbares und gestresstes Kaninchen und folgt diesem bis zu seinem Bau. In die dunkle Höhle hineingezwängt, verliert sie den Boden unter sich und stürzt, oder eher schwebt, einen tiefen Schacht hinunter. Was sie dort erlebt, gleicht einem LSD-Trip: Sie trifft auf sprechende Tiere oder verändert ihre Körpergröße mittels herumliegender Nahrungsmittel … hier sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt, die Logik im Wunderland wird außer Kraft gesetzt womit die kleine Alice erst einmal klarkommen muss. Da das arme Ding aus gutbürgerlichen Verhältnissen stammt, ansonsten sehr manierlich, erwachsen tut und sich den Verhältnissen entsprechend vornehm zu benehmen weiß, erscheinen ihr die Absonderlichkeiten fremd, alles, was ihr in der Schule beigebracht wurde, wird hier in Frage gestellt. Kleine, nichtige Wesen können es nicht unterlassen, sie rumzukommandieren und zu widersprechen. Dialoge werden geführt, die keinen Sinn ergeben, kleine philosophische Häppchen, die Begebenheiten und Tatsachen von einer anderen, ungewohnten Seite aus betrachten.
Ziemlich chaotisch wird es gegen Ende, wenn die Königin „haut ihm/ihr den Kopf ab“ durch die Gegend brüllt. Nachdem es zur Gerichtsverhandlung kommt und sie sich von Spielkarten bedroht fühlt, erwacht sie aus ihren Träumen.
Sehr viel übersichtlicher wird es im zweiten Teil. Dort steigt sie durch einen Spiegel ins Spiegelland, das aussieht, als sei dort die ganze Welt von einem einzigen Schachbrettmuster durchzogen. Sie begegnet dort der schwarzen Königin, die gerade an einem Schachspiel teilnimmt. Alice erbittet, mitspielen zu dürfen und wird prompt als weißen Bauer eingesetzt und auf das Feld d2 gestellt. Immerhin hat sie die Chance, Königin zu werden. Auch hier bleibt die Logik weitestgehend auf der Strecke, denn im Spiegelland wird alles andersherum, eben spiegelverkehrt, gehandhabt. Die Dialoge ähneln denen aus dem ersten Teil und neue Kreaturen treiben ihr Unwesen: Der weiße Ritter, der ständig vom Pferd fällt oder die Zwillinge Dideldum und Dideldei.
Ein skurriles, abgedrehtes Spektakel mit schrägen Figuren und Dialogen. Die Bücher sind dank der Kürze sehr empfehlenswert. Der zweite Teil liegt mir eher, weil dieser konstruierter erscheint, nicht ganz so chaotisch – auch wenn die Grinsekatze dort fehlte, die mir wegen ihrer Überlegenheit am besten gefiel.
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