Per Petterson - Pferde stehlen

Es gibt 26 Antworten in diesem Thema, welches 9.910 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kirsten.

  • Hallo,


    Beitrag für Norwegen innerhalb des Projektes Wir lesen uns rund um die Welt


    Per Petterson: Pferde stehlen


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    Zitat

    "Ich will mir die Zeit nehmen, die es braucht. Zeit ist jetzt wichtig für mich, denke ich. Nicht daß sie schnell oder langsam vergeht, sondern die Zeit an sich, etwas, worin ich lebe und das ich mit physischen Dingen und Aktivitäten füllen kann, um sie aufzuteilen, so daß sie für mich deutlich wird und nicht verschwindet, ohne daß ich es merke. " (aus "Pferde stehlen")


    Sommer 1948: Trond macht mit seinem Vater in einer Hütte in Norwegen auf dem Lande Urlaub. Dort gibt es einen Fluss, der aus Schweden kommend nach Norwegen fließt und wieder nach Schweden zurück. Niemand kann sagen, ob das Wasser des Flusses schwedisch oder norwegisch ist. Wie das Wasser ewig weiter fließt, spielen am Fluss einige menschliche Dramen nacheinander ab, mit einem Paukenschlag oder auch nur sehr sanft mit Andeutungen.


    Per Petterson hat einen Roman über die Zeitlosigkeit geschrieben, selbst die Zeitsprünge im Text gehen so fließend ineinander über, dass wir diese gar nicht als Zeitsprung warnehmen. Die herrliche Kraft der Natur, das Gefühl, alles sei nur eins, hat der Norweger in den erzählerischen Fluss gewebt. Dabei kommt mir Goethes Dauer im Wechsel in den Sinn.


    Die Romanhandlung selbst erscheint nur sekündär. Trond, der sich mit siebenundsechzig Jahren zur Jahrtausendwende an die Geschehnisse des Sommers 1948 zurückerinnert, lebt einsam und zurückgezogen irgendwo in der Landschaft Norwegens. Wie damals als Kind ist er mit Holzfällen, Sägen und mit Schreinerarbeiten beschäftigt. Damals allerdings mit seinem Vater, der plötzlich verschwand. Es geht um Leben, Liebe und Tod. Sein Vater schleuste mit Jons Mutter im Krieg politisch verfolgte über die Grenze nach Schweden. Mit Jon ging Trond "Pferde stehlen".


    Die Naturbeschreibungen, die Gedanken des älteren Trond sind Glanzlichter zeitgenössischer Literatur.



    5ratten


    Liebe Grüße
    mombour



    EDIT
    Huhu, ich habe den Betreff etwas angepasst. LG Seychella

    Einmal editiert, zuletzt von Seychella ()

  • danke für die Rezi, das Buch steht schon länger auf meiner Wunschliste und die Beschreibung klingt so wie ich es mir vorgestellt habe.


    :winken:
    illy

  • Beim Stöbern nach entweder einem skandinavischen Nicht-Krimi oder etwas aus Südamerika bin ich auf Pferde stehlen gestoßen. Zum Glück! :smile:


    Pferde stehlen ist eine Vermischung von Erinnerungen an einen Sommer, den der 15-jährige Trond mit seinem Vater verbracht hat, und der Gegenwart des inzwischen 67-jährigen. Es ist ein Rückblick auf seinen Übergang ins Erwachsenenleben, auf einschneidende Erlebnisse, und ein Blick auf den Menschen, der er geworden ist. Dabei entfalten sich die Ereignisse ganz langsam vor dem Leser, Pettersons Erzählung strahlt eine angenehme Ruhe aus. Unaufgeregt vermengen sich die dramatischen Schlüsselszenen mit den alltäglichen Handlungen der Protagonisten. Und durch Pettersons detailreiche, schlichte Sprache hatte ich ständig das Gefühl in die skandinavische Landschaft einzutauchen. Er verwöhnt den Leser mit Geräuschen und Gerüchen, schafft es eine dichte Stimmung zu erschaffen, die zumindest mich absolut gefangen genommen hat. Das Lesen war fast wie ein Kurzurlaub, und ähnliche Probleme hatte ich wieder in die reale Welt zurückzukehren.


    5ratten


    Viele Grüße
    Breña

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Kurzbeschreibung


    Trond ist 67 und zieht sich nach Ostnorwegen zurück. Als ein Nachbar auftaucht, holen ihn die Ereignisse jenes Sommers vor mehr als fünfzig Jahren ein. Damals verbrachte er die Ferien mit seinem Vater in einer Hütte nahe der schwedischen Grenze. Es ist eine Gegend, in der man Pferde stehlen kann. Als in der Nachbarsfamilie ein schreckliches Unglück geschieht, entdeckt der Junge das wohlgehütete Lebensgeheimnis des Vaters...



    Meine Meinung


    Der schlichte Stil und die ruhige, gelassene Atmosphäre haben mir gefallen. Dadurch konnte man in Tronds Welt eintauchen, hatte gleich die passende Stimmung für diesen Roman ohne Hektik und Action. Die Höhepunkte waren für mich dabei die detailreichen Beschreibungen der Natur mit ihren Geräuschen und Gerüchen. Ich habe diese Momente genossen, in denen ich mit der Welt und dem Buch glücklich war.


    Größtenteils geht es um den Sommer 1948, den der 15-jährige Trond mit seinem Vater verbracht hat. Es gibt intensive Momente, Geheimnisse, Freundschaften, einschneidende Erlebnisse - und mit ihnen wird Trond erwachsen. Er ahnt viel, versteht aber noch nicht alles. Zwischendurch landen wir immer wieder in der Gegenwart, wo der Protagonist mit seinen Kräften haushalten muss, sich um seine Hündin kümmert und handwerkliche Arbeiten erledigt. Die Gedanken des älteren Trond haben mich dabei oft gefangen genommen und auch zum Nachdenken angeregt.


    Das Ende kam mir jedoch zu abrupt - ich hatte das Gefühl, mitten in der Geschichte fallen lassen geworden zu sein. Die Ereignisse der Vergangenheit wurden erzählt, aber die Verbindung zur Gegenwart fehlte mir. Abschließende Gedanken, vielleicht ein Austausch mit seinem Nachbarn, der auch in der Vergangenheit auftauchte. Es wirkte irgendwie nicht rund, hat mich enttäuscht zurückgelassen und der Geschichte meiner Meinung nach einiges an Potenzial genommen.


    3ratten

  • Seychella
    endlich bin ich dazugekommen mal in Deinem Blog zu stöbern und bei diesem Buch gleich hängengeblieben.
    Trotz des für Dich enttäuschenden Endes hat diese Buchbeschreibung bewirkt, daß ich es wohl auch lesen muß. Allein wie Du den Anfang und die Stimmungen beschrieben hast ist wunderschön, genau sowas mag ich!



    @mombour
    Deine Beschreibung (die ich erst jetzt nach der Suche gelesen hab) hat zu diesem "wohl-ziemlich-bald-Kauf" :breitgrins: allerdings auch wesentlich beigetragen: Allein dieser herrliche Satz von Dir dazu: "Per Petterson hat einen Roman über die Zeitlosigkeit geschrieben, selbst die Zeitsprünge im Text gehen so fließend ineinander über, dass wir diese gar nicht als Zeitsprung warnehmen. Die herrliche Kraft der Natur, das Gefühl, alles sei nur eins, hat der Norweger in den erzählerischen Fluss gewebt." hat mich schon magisch zu dem Buch hingezogen :) .



    und auch @Brena schreib ja von dichter Stimmung, Gerüchen und Geräuschen ... das ist es einfach, wenn ein Autor es schafft das fast greifbar zu machen.


    Bin gespannt :)


    Liebe Grüße


    Yvaine

  • Per Petterson - Pferde stehlen


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    Meinung:
    Auch mir hat das Buch sehr gut gefallen. Per Petterson schafft es sofort den Leser mit seiner Sprache zu verzaubern und man taucht an in die norwegische Landschaft, lernt ihre Menschen kennen und auch einen Teil ihrer Geschichte. Es war wie ein Sog der von diesem Buch ausging und einen immer tiefer hineingezogen hat.


    Der 67jährige Trond erzählt, eingebettet in sein jetztiges Leben, zurückgezogen in einer Hütte im Wald, von den Erlebnisses seines Sommerurlaubs mit seinem Vater an einem Fjord in der Nähe der schwedischen Grenze. Dieser Urlaub verändert sein Leben für immer und es ist wohl der Zeitpunkt in dem der damals fünfzehnjährige Trond erwachsen wird.


    Die Zeit am Fjord ist gekennzeichnet von kindlichen Spielereien, harten Schicksalschlägen, der Erwachen der Liebe und harter Arbeit (Per Petterson beschreibt hier sehr detailreich die Heuernte sowie das Holzfällen kurz nach Ende des zweiten Weltkriegs). Trond erfährt Dinge über seinen Vater, mit denen er nie gerechnet hätte und die langen Zeiten der Abwesenheit seines Vaters während seiner Kindheit bekommen einen Sinn.


    Wie auch Seychella empfand ich das Ende zu abrupt. Man wurde einfach aus der Geschichte herausgestoßen und so viele Fragen blieben offen. Gerne hätte ich noch mehr erfahren

    Es war einfach nicht rund, schade.


    Dennoch ist das Buch, allein schon aufgrund der wunderschönen Sprache, empfehlenswert und bekommt von mir:


    4ratten

  • Ich finde auch, es ist ein wunderbares Buch - man fällt hinein in die Stimmungen, Landschaften und in die stillen Tätigkeiten. Witzig war, dass sich mein Lesetempo exakt dem jeweiligen Tempo im Buch angeglichen hat. :smile:


    Bei mir blieb jedoch am Ende nur eine einzige Frage offen, die ich mir noch gelöst gewünscht hätte:


    Sehr schön dagegen fand ich die Verschiedenheit zwischen Trond und seinem Vater,


    Von mir gibt es 4ratten und eine :marypipeshalbeprivatmaus:

    Viele Worte sind lange zu Fuß gegangen, ehe sie zu geflügelten Worten wurden<br />(Marie von Ebner - Eschenbach)<br /><br />http://www.zwergerlhausen.de<br /><br />SUB: 241&nbsp; :-)<br />&nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; - 1 (In Swanns Welt v. Marcel Proust)

  • Das Buch stand auf meiner diesjährigen SLW-Liste und ich habe es mir für den Urlaub aufgehoben, um es dort dann fast vor Ort lesen zu können.


    Ich muss sagen, der Stil hat mich sehr beeindruckt. In einer ruhigen, poetischen Sprache werden detailliert, teilweise in "Echtzeit", die Gefühle und die Handlungen Tronds beschrieben. Man taucht als Leser tief ein in die Gefühle und die Wahrnehmung des Protagonisten ein. Das fand ich sehr gelungen und die meiste Zeit bin ich tief in das Buch abgetaucht und habe es gern gelesen.
    Leider bin ich aber auch der Meinung, dass die Handlung zu sehr hinter diesen Stil zurücktreten musste. Eigentlich passiert nicht viel und das was passierte war meist ziemlich vorhersehbar. Wieder einmal, wie so oft in norwegischer Literatur, spielt die Zeit des Zweiten Weltkrieges eine zentrale Rolle. Das Verhältnis zwischen Vater und Sohn bleibt irgendwie unklar und scheint bisweilen auch etwas zu unpersönlich. Wie nahe sich die beiden wirklich stehen wird nicht richtig deutlich. Der Schluss war dann auch etwas zu abrupt, zu viele Fragen bleiben ungeklärt. (Leider funktioniert an diesem Computer, der nicht mein eigener ist, die Spoilerfunktion nicht, ich hätte sonst noch einige Fragen, vielleicht könnte mir da jemand helfen) Es ist nachvollziehbar, was der Autor damit bezweckte, er wollte eben nur einen gewissen Abriss zwei abgegrenzter Zeiträume liefern. Dennoch blieb ich eben etwas unzufrieden und ratlos zurück.


    Mit der Bewertung tue ich mir etwas schwer, da der Stil mir doch sehr gut gefallen hat.
    Ich vergebe 3,5 Ratten

    Die Literatur gibt der Seele Nahrung,<br />sie bessert und tröstet sie.<br /><br />:lesen:<br />Alfred Kerr: Die Biographie

  • Das steht auf meinem Wichtel-SuB und muss wohl auch bald mal gelesen werden.

    Liebe Grüße JaneEyre

    Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück.

    Theodor Fontane

  • In dieses Buch bin ich tief eingetaucht. Petterson beschreibt die Natur, die Stille, die Einsamkeit und die Gefühle, die sie auslöst so grandios, dass man sich dem nicht entziehen kann. Er schreibt über Glücksmomente, die Menschen im Leben immer wieder begegnen und die Anker sind, wenn die Zeiten stürmisch werden. Für Trond ist das der Sommer, den er mit seinem Vater verbringt, die Verbundenheit die sie miteinander und der Natur fühlen; der Tag mit der Mutter in Karlstad, den sie unbeschwert gemeinsam genießen können. Aber Glück ist flüchtig: der Vater verlässt die Familie, die Mutter verfällt in Starre und wird sich davon nie mehr erholen.
    Als alter Mann spürt Trond, dass er seinem Leben eine Wendung geben muss; er bricht alle Brücken hinter sich ab und zieht in die Einsamkeit der norwegischen Wälder. Dort lebt er im Einklang mit der Natur und im Takt, den sie vorgibt und fühlt sich lebendig. Die Beschreibungen der Natur sind wunderbar und wer die Einsamkeit, die Skandinavien dem bietet, der sie sucht, selbst erlebt hat, so wie ich, kann jedem Wort nachspüren und nachfühlen.
    Eines Tages steht Tronds Tochter vor der Tür. Sie hat den Vater aufgespürt, obwohl der eigentlich nicht gefunden werden wollte. Zunächst läuft die Begegnung nicht besonders gut; als die Tochter am Ende des Tages wieder zurück fährt, hat sich eine neue Verbundenheit zwischen den beiden entwickelt, die fortbestehen wird, auch wenn sie sich nur selten sehen werden.


    Das Buch ist einfach wunderschön und tut gut, wenn man sich auf seine Langsamkeit einlassen kann.


    5ratten

  • Als Rahmenhandlung dient ein alter Mann, der sich von der Welt zurückgezogen hat und nur langsam bereit ist, wenigstens zu seinem Nachbarn Kontakt zu pflegen. Die Figur hat mich an die Hauptfigur aus Mankells „Die italienischen Schuhe“ erinnert, das ich kürzlich gelesen habe. Warum sind alte Männer, die sich in eine Hütte im Wald zurückziehen, eigentlich tendenziell etwas positives, während alten Menschen in der Großstadt immer unterstellt wird, dass sie alleine sind, weil keiner sich um sie kümmert, nicht weil sie es sein wollen. Der besagt Nachbar entpuppt sich als ein Nachbarsjunge, dem im letzten glücklichen Sommer, den die Hauptfigur mit ihrem Vater verbracht hat, ein Unglück zugestoßen ist. Das Buch wechselt zwischen den Wintertagen in der Jetztzeit und den Beschreibungen des Sommers damals.


    Auf dieses Buch habe ich mich richtig gefreut. Ich habe gefühlvolle Landschaftsbeschreibungen skandinavischer Wälder und Seen erwartet, bei denen man die Tannennadeln riechen und die Sonne auf der Haut spüren kann. Leider bietet das Buch nichts in dieser Richtung. Die Figuren blieben mir fremd und das lag nicht nur daran, dass der Alltag auf dem Land, zu der Zeit, in der die Vergangenheitshandlung des Buches spielt, kurz nach dem zweiten Weltkrieg, sicherlich sehr weit von meiner Lebenswelt entfernt ist. Die ersten pubertären Anwandlungen des Jungen empfand ich sogar fast schon als aufdringlich dem Leser gegenüber.


    Das Ende bot dann noch eine weitere Enttäuschung, es war abrupt und sinnlos, nichts war aufgelöst.


    Schade.
    3ratten

  • Per Petterson – Pferde stehlen


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    Fischer Verlag, 2008, Übersetzung: Ina Kronenberger, 247 Seiten


    Klappentext
    „Trond ist 67 und zieht sich nach Ostnorwegen zurück. Als ein Nachbar auftaucht, holen ihn die Ereignisse jenes Sommers vor mehr als fünfzig Jahren ein. Damals verbrachte er die Ferien mit seinem Vater in einer Hütte nahe der schwedischen Grenze. Es ist eine Gegend, in der man Pferde stehlen kann. Als in der Nachbarsfamilie ein schreckliches Unglück geschieht, entdeckt der Junge das wohlgehütete Lebensgeheimnis des Vaters.“


    Der letzte Satz
    „Der Anzug war schön, die Stadt war schön, wenn man auf dem Straßenpflaster lief, und wir entscheiden schließlich selbst, wann es weh tut.“


    Wie kam die Geschichte in meine Hände?
    Ein Gastdozent vom Fischerverlag hat es mir empfohlen und ich habe es darauf hin gekauft.


    Meine Meinung
    „Kommst du mit? Wir wollen los und Pferde stehlen.“
    Ich könnte hier die komplette Handlung der Geschichte von Per Petterson erzählen und würde damit trotzdem nichts über das Buch sagen. Es ist nicht die Handlung, die das Buch zu einem unglaublichen Lesevergnügen macht, es ist Per Pettersons Art zu schreiben.
    Seine Beschreibungen der Natur, der Reaktion des Körpers auf harte Arbeit oder von Tronds Alltag in der Waldhütte sind in einer einfachen Sprache verfasst, schlicht, bescheiden und dabei unglaublich atmosphärisch und angenehm ruhig.
    Man hat das Gefühl dort zu sein, in genau diesen Wäldern in Norwegen, man riecht das Harz der Bäume und den Kaffee, den Trond gerade kocht, und man hört den Fluss.
    „Pferde stehlen“ ist jetzt schon eins der Lesehighlights dieses Jahres und ich wünschte es würde mehr solche Geschichten geben, die einem das Gefühl geben in ihnen zu Hause zu sein.


    Bewertung: 5ratten:tipp:

    &quot;Bücher sind Spiegel: Man sieht in ihnen nur, was man schon in sich hat&quot;<br />Carlos Ruiz Zafón<br />:lesen:

  • Im Rahmen des SLW 2011 und auf die Empfehlung einer guten Freundin hin, habe ich den Roman von Per Pettersson - Pferde stehlen gelesen und ich bin mir auch ein paar Tage nach Beendigung des Buches noch unschlüssig ob und wie es mir gefallen hat. Hätte man mich direkt während des Buches gefragt, wie ich es finde, hätte ich definitiv gesagt, dass es mir nicht gefällt und es langweilig und verwirrend ist. Aber mit der Zeit und vorallem mit etwas Abstand nach dem Buch hat es mir irgendwie doch gefallen, denn es ist nicht die Story, die das Buch ausmacht, sondern die Stimmung und der Schreibstil. Beides ist einfach irgendwie schön! Wobei ich trotzdem sagen muss, dass mich diese Rückblicke in die Zeit von Trond als er noch ein Junge war, immer etwas verwirrt und irritiert haben und ich trotzallem noch nicht ganz dahinter gestiegen bin. Außerdem hört die Geschichte einfach irgendwie auf, ich hätte mir doch einen schöneren Schluss gewünscht. Somit bekommt der Roman trotzdem


    3ratten


    von mir, denn irgendwie habe ich nicht ganz in die Geschichte hineingefunden!

    &quot;Twenty years from now you will be more disappointed by the things that you didn&#39;t do than by the ones you did do. So throw off the bowlines. Sail away from the safe harbor. Catch the trade winds in y

  • Anmerkung: Ich habe die dänische Ausgabe gelesen, vielleicht gibt es da Unterschiede zur deutschen :winken:


    Inhalt:


    Ein ruhiges Haus in Norwegens Abgeschiedenheit: so möchte Trond seine letzten Jahre verbringen. Das Haus wieder auf Vordermann bringen und mit seinem Hund Lyra die Wälder durchstreifen. Die letzten drei Jahre nagen am alten Mann und nun möchte er endlich Ruhe finden.
    Doch als er seinen Nachbarn kennenlernt, beginnt Trond, an seine Jugend zurückzudenken. Damals, an den Sommer 1948. Damals, als Trond 15 war und mit seinem Vater den Sommer in einer Hütte nahe der schwedischen Grenze verbrachte. Damals, als Tronds Freund Jon auf die Idee kam, Pferde stehlen zu gehen. Was zu einer Katastrophe führte.
    Und der Sommer, in dem Trond seinen Vater erst richtig kennenlernte.


    Meine Meinung:


    Per Pettersons "Ud og stjæle heste" (Hinaus und Pferde stehlen) ist ein ruhiges und besonnenes Buch, genauso wie es seine Hauptfigur Trond ist. Das Buch entführt uns in Norwegens Natur und in ein abgelegenes Dorf der Nachkriegszeit.


    Die Geschichte erzählt Trond aus der Ich-Perspektive. Dabei springt er immer wieder von der Gegenwart in die Vergangenheit, die Sprünge lassen sich jedoch leicht hinausfiltern, da Tronds Gegenwart im Präsens erzählt wird und seine Vergangenheit im Präteritum.


    "Ud og stjæle heste" ist ein Buch, das meiner Ansicht nach viele gute Ansatzpunkte hat. Vor allem die Geschichte von Tronds Vater ist geheimnisvoll und spannend. Leider hat Petterson diese Punkte nach nicht genug herausgearbeitet und ihnen zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Die Dinge, die mich wirklich interessiert hätten, schneidet der Autor nur an, erzählt kurz davon und geht dann weiter. Vielleicht möchte der Autor den Leser auf diese Weise zum Nachdenken animieren, für mich ging dadurch jedoch jede Menge Spannung verloren.


    Dagegen erzählt der Autor die unterschiedlichsten Dinge über Tronds Leben in den norwegischen Wäldern. Diese sind zum Teil sehr athmosphärisch, aber ich empfand mich während des Lesens leider nicht als geeignete Zielgruppe.
    Was Trond und sein Vater während ihres Ausritts im Wald so alles sehen oder Tronds spätere Spaziergänge am Fluss entlang - es interessierte mich nicht. Mir fehlte es im Buch definitv an Spannung und einem roten Faden. Dabei möchte ich nicht sagen, dass das Buch langweilig ist, sondern bloss, dass Petterson sein Buch einer älteren Leserschaft gewidmet hat, die diese Art des Erzählens zu schätzen weiss.


    Trond ist ein in sich gekehrter Mann, der die Einsamkeit sucht. Er passt perfekt in die Grundstimmung des Buches. Doch da Trond eine sehr verschlossene Person ist, konnte ich mit ihm nicht wirklich warm werden. Genauso, wie ich auch mit dem Buch nicht wirklich warm wurde. Leider, wie ich zugeben muss.


    Fazit:


    Ein schönes Buch, das vor allem Lesern gefällt, die detailierte Beschreibungen des Alltags und der Natur mögen. Aufgrund fehlenden Spannung würde ich das Buch jüngeren Lesern nicht empfehlen.


    Ich war vom Buch etwas enttäuscht. So hatte man zum Beispiel auch aus der Tragödie von Jons Geschwistern viel mehr machen können. Irgenwann las ich nur noch quer, was diesem philosophischen und nachdenklichem Buch bestimmt nicht gerecht wird.


    3ratten

    //Grösser ist doof//

  • Meine Meinung
    Pferde stehlen ist ein Buch, das ruhig erzählt wird, fast schon gemächlich. Das mag an der Zeit liegen, in der es spielt. Der Winter mit den langen Nächten und der Schnee, der alles zudeckt und jedes Geräusch dämpft, dazu noch die Einsamkeit der Gegend- das alles konnte ich mir wunderbar vorstellen. Aber auch den heißen Sommer der Vergangenheit mit den schlimmen Regengüssen, der das komplette Gegenteil der Szenerie in der Gegenwart ist. Und trotz der Dinge, die in diesem Sommer passieren, wirkt die Erzählung immer noch bedächtig.


    Von Anfang an konnte ich spüren, dass sich etwas Schlimmes ereignet hat oder ereignen wird. Trond wirkt trotz seiner Gefaßtheit traurig, aber ich wusste nicht ob es an der Vergangenheit oder der Gegenwart liegt. Auf mich hat es so gewirkt, als ob er sich nicht mehr gestatten würde, glücklich zu sein.


    Anfangs hat mich Pferde stehlen gefesselt, aber in der zweiten Hälfte konnte ich manches nicht mehr nachvollziehen und hatte das Gefühl, dass diese Dinge nicht zu ende erzählt wurden. Der Schluss der Geschichte hat auch mich gewirkt, als ob der Autor mitten im Schreiben aufgehört hätte.
    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Es liegt schon einige Jahre zurück, dass ich dieses Buch gelesen habe. Mir geht es wie Kirsten, ich mochte das Buch anfangs gerne. Dieser ruhige, gemächliche Erzählstil gefällt mir sehr. Allerdings konnte ich im Verlauf des Buches einiges nicht mehr ganz nachvollziehen und das Ende überraschte und enttäuschte mich sehr, es ließ mich mitten in der Handlung zurück, Fragen blieben offen. Und immer wieder fragte ich mich, ob ich vielleicht etwas nicht verstanden habe...


    3ratten

  • Und immer wieder fragte ich mich, ob ich vielleicht etwas nicht verstanden habe...


    Das denke ich nicht. Es gibt bei diesem Buch vieles, was nicht gesagt oder nur angedeutet wurde. Deshalb ist das Gefühl, etwas nicht verstanden zu haben eher normal.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Vielleicht sollte ich mir abgewöhnen, bei einem Buch, bei dem ich nicht alles nachvollziehen konnte, aufzuhören mich zu fragen, ob es an mir lag. ;) Andererseits denke ich immer, dass ein Autor sich doch sicherlich was dabei gedacht hat und seine Leser soweit in der Lage sieht, Andeutungen oder auch "weggelassenes" zu verstehen.

  • Vielleicht sollte ich mir abgewöhnen, bei einem Buch, bei dem ich nicht alles nachvollziehen konnte, aufzuhören mich zu fragen, ob es an mir lag. ;) A


    Da können wir uns die Hand reichen, ich schaffe das nie :rollen:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.