Hallo zusammen,
da ich momentan gerade etwas der "Rezi-Muffel" bin, hier meine Eindrücke zum Buch, ohne Inhaltsangabe.
„Stadt der Schuld“ von Eva-Ruth Landys bestach für mich vor allem durch das so eindringlich beschriebene Bild dieser düsteren Zeit der Missstände und Ausweglosigkeit, um die angelaufene Industrialisierung, im England um 1840. Hoch und Tiefs, sowie arm und reich wurde hierbei dermaßen authentisch aufgezeigt, dass ich beinahe schon den grauenhaften Zuständen ja selbst geruchstechnisch ganz nahe war. Schicksale über Schicksal, egal ob unter der malträtierten Arbeiterschaft oder in den vornehmen Häusern der Aufstrebenden, verschlangen sich hierbei in einem komplexen Gespinst aus Zusammenhängen ineinander. Hierbei wurde sehr gefühlvoll und menschlich auf die jeweiligen, so unterschiedlichen Belange der verschiedenen Menschen eingegangen. Hier gab es so manche Figur, die nicht nur wandelbar beschrieben wurde, sondern sogar auch überraschen konnte. So manches Mal wäre ich am liebsten zwischen die Zeilen geschlüpft und hätte die und da geholfen oder auch getreten. Aber auch die damalige Entwicklung der Politik und der Industrialisierung an sich konnte mir die Autorin näher bringen. Geschickt eingearbeitet und durch kurze Fußnoten unterstrichen, komplettierte sich so zu einem gesamten Bildnis dieser Zeit. Trotzdem blieb die Spannung keineswegs auf der Strecke. Nein, ganz im Gegenteil. Bereits von der ersten Zeile an, bis hin zur letzten Seite, konnte ich herrlich mitfiebern, hoffen und staunen. Schließlich gab es reichlich liebenswerte wie verabscheuungswürdige Figuren in diesem Roman. Da es sich um den 2. Band einer Trilogie handelt, fand ich es sehr gelungen, dass ganz zu Beginn eine kurze, in Erinnerung bringende Zusammenfassung des ersten Bandes zu finden war. So konnten auch jene die Geschichte sehr gut verstehen, die den ersten Band noch nicht gelesen hatten. Aber ehrlich… es lohnt sich wirklich beide, in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Auch ist das Ende so gestaltet, dass man diesen Roman sehr gut einzeln lesen kann. Wer jedoch von Cathy, Aaron und all den anderen gelesen hat, wird es sich sowieso nicht verkneifen können, nicht auch den folgenden, abschließenden Teil lesen zu wollen.
Wer sich gerne ausgereifte, sich entwickelnde Charaktere inmitten einer fesselnden und mitreißenden Geschichte aus historischen Tagen einverleibt, für den ist dieses Buch, wie auch sein Vorgänger, sehr zu empfehlen. Emotionen, Dramaturgie und Historie pur… wunderbar recherchiert und sehr authentisch präsentiert.
Für mich: