Meine Meinung
Ich habe das Buch regelrecht verschlungen. Die Geschichte ist meiner Ansicht nach sehr gut aufgebaut. Durch die rasch wechselnde Erzählperspektive und die Rückblicke in die Vergangenheit baut sich das Buch wie ein Puzzle Stück für Stück zusammen und lebt bis zum Ende von überraschenden Informationen, die beim Lesen nicht vermisst werden und dennoch gegen Ende wesentlich zur Geschichte beitragen.
Auch ich empfinde die Geschichte nicht als eine Geschichte der weiblichen Opfer. Für mich ist das Buch eher die Geschichte eines Familienschicksals aus der Sicht zweier Frauen, die sich völlig fremd sind. Sie beherbergt auch eine große Liebesgeschichte, die übrigens auch die wenigen schönen und warmen Stellen des Buches ausmacht. Sonst fehlt die Wärme und das, was eine Familie normalerweise ausmachen sollte. Vor allem Aliide Truu ist sehr undurchsichtig in ihrer Kälte der eigenen Familie gegenüber, die jedoch an manchen Stellen bröckelt. Ich empfinde Aliide als verstörendsten Charakter.
Ein zusätzliche Würze hat das Buch sicherlich durch seinen Schauplatz bekommen. Das mir so fremde Estland hat nach dem Lesen etwas an Farbe gewonnen, wobei die Handlung auch an jedem anderen Ort der Sowjetunion spielen hätte können.
Die Sprache finde ich literarisch gut gelungen. Mich stören die Metaphern nicht, sie sind meiner Ansicht nach nicht auffällig überdehnt. Das Buch liest sich schnell und hilfreich ist auch das Glossar mit Informationen über Politiker, Dichter, Orte, Gegenstände und Ausdrücke, die in diesem Buch eine Rolle spielen und einer Erklärung bedürfen.
Da ich schon länger kein Buch so schnell lesen konnte ohne müde zu werden, gebe ich: