Zum Glück gibt es unterschiedliche Geschmäcker
Hope Cavendish entführt den Leser in „Gemmas Verwandlung“ in die Vergangenheit (ab dem Jahr 1599), verschiedene Länder und das Leben einer Vampirin nach ihrer Verwandlung.
Bereits nach wenigen Seiten hatte mich der Schreibstil der Autorin mit in die Handlung gezogen, so dass ich das Buch am liebsten am Stück gelesen hätte.
Insgesamt wirkte „Gemmas Verwandlung“ auf mich wie ein Film. Ich hatte oft das Gefühl, kurze Impressionen von historischen Ereignissen und Beschreibungen der Städte und Landschaften im Zeitraffer „eingeblendet“ zu bekommen (die Bilder formten sich direkt in meinem Kopf, da fehlte eigentlich nur noch die Filmmusik im Hintergrund).
Vor allem zu Beginn wurde sich kaum mit längeren Schilderungen aufgehalten und beispielsweise die 50 Jahre, die Gemma und ihre Freundin studieren (als Vampir hat man ja genügend Zeit), wurden in knappen zwei Seiten zusammengefasst. Das kann man sowohl negativ als auch positiv auffassen. Es verdeutlich, dass das Leben eines Vampirs so lange ist, dass einzelne Episoden, die uns als Menschen bedeutend erscheinen, eher unwichtig werden und somit passt sich der Erzählstil an den Hauptcharakter an. Auf der anderen Seite wäre es natürlich auch schön gewesen, zumindest einige Details oder Ereignisse aus dem Studienleben zu erfahren.
Diese Impressionen stellten den Rahmen für den Fokus der Handlung (Freundschaft und Konflikte zwischen verschiedenen Vampiren und zwischen diesen und den Menschen) dar, der dann auch sehr spannend und ausführlicher dargestellt wurde.
Gerade zu Ende des Buches hin, spitzt sich die Handlung immer mehr zu und man verfolgt gespannt das Geschehen. Hierbei fällt allerdings auch auf, dass Gemma viele Dinge etwas zu leicht gelingen. Bei riskanteren Plänen oder auch alltäglicheren Problemen treten eigentlich niemals größere Schwierigkeiten auf und die Situation wendet sich mehr oder weniger von selbst zum Guten. Dass der geldgierige Gutsverwalter sich durch einige Wochen Überwachung sofort komplett wandelt oder dass die „bösen Vampire“ sich einfach so hinters Licht führen lassen, erscheint leider unglaubwürdig.
Alles in allem habe ich jedoch keine Sekunde bereut, das Buch gelesen zu haben, da der Schreibstil der Autorin einfach zum Weiterlesen einlädt und die Geschichte eine willkommene Abwechslung zu den Vampirbüchern der letzten Jahre darstellt. Eine spannende Geschichte vor historischen Hintergründen ohne klischeehafte Liebesbeziehungen der Hauptperson zu Sterblichen. Nachdem ich nun den ersten Teil der „Zeitgenossen“-Serie gelesen habe, kann ich den zweiten Teil kaum abwarten, um zu erfahren, wie es nach diesem extrem spannenden Cliffhanger-Ende mit Gemma und ihren Freunden weitergeht!
Deshalb vergebe ich