John Boyne - Der Junge im gestreiften Pyjama

Es gibt 52 Antworten in diesem Thema, welches 25.953 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Gaby.

  • Ich habe das Buch letzte Nacht beendet und es hat mir sehr gut gefallen. Das Buch hat mich von der ersten Seite an gefesselt und einfach nicht mehr losgelassen. Der Autor versteht es sehr gut, die Gedankenwelt des kleinen Jungen darzustellen. Auch wenn ich selbst ebenfalls der Meinung bin, dass es in erster Linie ein Jugendbuch ist, finde ich doch, dass es auch für Erwachsene empfehlenswert ist.


    Das Buch bekommt von mir 5ratten und es ist jede einzelne Wert.


    VLG,


    Nicole

    One day you think it all comes right<br />One day believe fate will be kind<br />But if you wait one day too long<br />you&#39;ll lose what matters most<br />it will be gone!<br />(Rebecca Lavelle - Locked Away)

  • Ich fand die Lektüre ebenfalls sehr lohnenswert. Der naive Schreibstil hat mir Gänsehaut verursacht, besonders bei den letzten Worten.



    Da ist es mir wirklich eiskalt den Rücken hinunter gelaufen.


    Ich finde das Ende perfekt und ich habe auch jetzt wieder Gänsehaut, wenn ich diese Sätze lese. Es löst eine tiefe Beklemmung bei mir aus, gerade durch den so zuversichtlich-naiven Tonfall.


    Ein paar Dinge stoßen mir allerdings auch ein bisschen auf. Ich weiß ja, dass es eine "Fabel" sein soll, aber trotzdem stimmen da einige Dinge nicht für mich. Zum einen wurden meines Wissens nach, die Neuankömmlinge direkt nach der Ankunft in Auschwitz aussortiert, je nachdem ob arbeitsfähig oder nicht. Was da mit Shmuel passiert wäre, kann man sich ja ausmalen. Unbewachtes Zaunstück hin oder her.


    Außerdem halte ich es für ausgeschlossen, dass ein neunjähriger Junge im dritten Reich nicht wissen konnte, wer der "Führer" ist. Zumal wenn man den Beruf von Brunos Vater bedenkt. Überhaupt hat mich Brunos Offenheit verwundert, bei dem Vater.


    Ich konnte diese Dinge zwar problemlos als "gegeben" hinnehmen, ein kleiner Kritikpunkt ist es aber dennoch.


    Zum anderen hätte ich Bruno manchmal am liebsten geschüttelt. Nicht weil er so schrecklich naiv ist, sondern weil es ihm an jeglichem Einfühlungsvermögen mangelt. Ich weiß nicht mehr genau, welche Szene es war, vielleicht als Schmuel erzählt, dass sein Vater nicht mehr da ist - und Bruno erzählt ihm von einem neuen Fahrrad, oder sonstwas. Das hat mich so wütend gemacht, wahrscheinlich soll es das aber auch.


    Insgesamt würde ich das Buch auf jeden Fall weiterempfehlen.


    PS: Da ihr schon gerade "Das Leben ist schön" erwähnt - kennt ihr den Film "Zug des Lebens"? Der geht in eine ähnliche Richtung (ist allerdings um einiges klamaukiger) und könnte vielleicht auch etwas für euch sein. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass er einigen schon zu klamaukig ist, ich persönlich finde ihn aber sehr gut gemacht. Direkt vergleichen kann ich die Filme nicht, dazu ist zumindest "Das Leben ist schön" schon viel zu lange her. Das müsste ich wirklich mal wieder ändern.


    Edit:
    Achja, im englischen heißt der "Furor" übrigens "Fury" - da hab ich wirklich einige Zeit gerätselt, was das sein soll und da passt es auch noch einigermaßen. Im Deutschen wirken "Furor" und "Aus-Wisch" doch ziemlich dämlich.

    Einmal editiert, zuletzt von Thanquola ()

  • Ich habe das Buch gerade getauscht und freue mich sehr darauf es zu lesen. Eure Meinungen habe ich mit Interesse gelesen, aber lieber einiges überflogen um nicht zu viel zu erfahren. Ich bin gespannt.
    Klara

  • Puh, durchatmen. :sauer:
    Habe das Buch eben innerhalb einer Stunde verschlungen. Die Stimmung ist nun schwer zu beschreiben, beklemmend.
    Eine sehr gut geschriebene Geschichte, die einen mitnimmt, seufz.
    Alles mit Kinderaugen sehen...
    Muss man lesen.

    Ein Leben ohne Bücher ist kein Leben!

  • Selten hab ich ein Buch gelesen dass mich so fasziniert, aber auch gleichzeitig so traurig gestimmt hat.
    Wie der Autor selbst im Nachwort schrieb, hätte man solche schlimmen Taten nicht besser beschreiben können als aus der Sicht eines 12 jährigen.
    Äußerst naiv und ungläubig, so wie es zur damaligen Zeit wahrscheinlich auch viele Erwachsene waren. Auch finde ich es schön dass er bei der Großmutter auch eine andersdenkende Person miteingebaut hat, um zu zeigen dass nicht jeder alles gutgeheißen hat.


    Von mir bekommt das Buch volle Punktzahl, hatte es auch in einem Rutsch gelesen.


    5ratten



    PS: Das Buch gibt es seit Februar auch als Taschenbuch, ist doch ein bißchen billiger :)

  • Meinung:


    Ich fand das Buch klasse. Es war sehr bewegend und emotional. Ich finde es sehr gut, dass dieses Buch Konzentrationslager aus der Sicht eines naiven Kindes schildert.


    Zwei Kritikpunkte habe ich allerdings:


    Dennoch haben sie mich beim Lesen nicht gestört. Es handelt sich schließlich um einen Roman, nicht um eine Biografie. Das sollte man bei aller Kritik nicht vergessen.


    Warum Bruno immer "Furor" und "Aus-wisch" sagt, werden wohl Generationen von Schülern erörtern müssen. :breitgrins: Ich denke auf keinen Fall, dass John Boyne dies satirisch meint. Es unterstreicht vielmehr die Naivität und Kindlichkeit von Bruno.


    Was wirklich zählt ist die


    Für mich ein sehr, sehr empfehlenswertes Buch, dass zum Nachdenken anregt und einen sehr betroffen zurücklässt.


    5ratten

  • John Boyne - The Boy in the striped pyjamas

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    Leider kann ich mich den positiven Stimmen nicht so recht anschließen.
    Mit großen Erwartungen habe ich "The Boy in the striped pyjamas" gelesen und ich wurde eher enttäuscht.


    Auf meiner englischen Ausgabe heißt es zu dem Inhalt lediglich, dass man mit dem 9-jährigen Bruno auf eine Reise geht, die einem zu einem Zaun führen wird. Wenn man bedenkt, dass dieses Buch in den 40ern des 19. Jahrhunderts spielt, hat man eine ungefähre Vorstellung, um was es in dem Buch geht. Und ich denke, das reicht auch. Auf jeden Fall ein Buch, bei dem man nicht zu viel über den Inhalt wissen sollte.


    Die Grundidee des Buches finde ich gut und ich muss auch sagen, dass ich das Buch innerhalb eines Tages gelesen habe, auf Englisch lese ich leider wesentlich langsamer als auf Deutsch. Die Sprache ist sehr einfach und selbst wenn man nicht regelmäßig, bzw. selten ein Buch auf Englisch liest, sollte man hier eigentlich keine Probleme mit dem Verständnis haben.


    Manche Vorfälle haben mich ziemlich bewegt und auch das Ende hat für mich vieles zum Positiven gewendet, aber dennoch gibt es für mich mehrere Kritikpunkte.
    Die Geschichte an sich ist natürlich unmöglich und könnte so sicherlich nie passiert sein, aner daher ist es ja auch "nur" ein Roman.
    Mit Bruno hatte ich am meisten Probleme. Leider habe ich wenig mit 9-Jährigen zu tun, sondern eher mit Kindern, die entweder jünger oder älter sind, aber dennoch bezweifle ich sehr, dass ein Junge so naiv sein kann, an manchen Stellen fand ich es einfach zu übertrieben. Teilweise fand ich Bruno auch gefühlskalt, vorallem gegenüber seinem Freund. Vielleicht war das von dem Autor so gewollt, aber ich fand es einfach schrecklich. Manche Sachen wurden mir zu oft wiederholt und ich hatte ab und zu das Gefühl, als wolle der Autor mich vergaukeln. Bei einem 200-Seiten-Roman brauche ich nicht als an (unwichtige) Sachen erinnert werden, die 50 Seiten vorher passiert sind, zumal ich sie nicht mal vergessen hatte.
    Auch habe ich mich gewundert, warum als "Fury" und "Out-With" gesagt wurde. Sicherlich, "Fury" ist eine passende Beschreibung, aber dann finde ich es wiederum unglaubwürdig, dass selbst seine Anhänger ihn so nennen.


    Wie gesagt, kalt gelassen hat mich das Buch nicht, aber völlig überzeugen konnte es mich widerum auch nicht. Dennoch hat es mich auch zum Nachdenken angeregt. Es schadet sicherlich nicht, dieses kleine Büchlein zu lesen.
    3ratten

    Books are the ultimate Dumpees: put them down and they’ll wait for you forever; pay attention to them and they always love you back.<br />John Green - An Abundance of Katherines<br /><br />:lesewetter: Caprice

  • Ich glaube, auf ein Bild und Inhalt kann ich verzichten.


    Erster Satz
    Eines Nachmittags kam Bruno von der Schule nach Hause und staunte nicht schlecht, als Maria, das Dienstmädchen der Familie, das den Kopf immer gesenkt hielt und nie vom Teppich aufblickte, in seinem Zimmer stand und seine Sachen aus dem Schrank in vier große Holzkisten packte, auch die ganz hinten versteckten, die nur ihm gehörten und keinem etwas angingen.


    Meine Meinung
    Ich habe ja bereits in der letzten Lesenacht meine Meinung kundgetan, hier aber nochmal meine gesammelten Eindrücke:
    Reale Ereignisse, und noch dazu so schlimme, gehen mir immer sehr zu Herzen und auch hier musste ich immer wieder Pausen machen, um das Gelesene zu verdauen. Letztendlich wird zwar nie etwas schreckliches beschrieben, da der 9jährige Bruno nichts direkt mitbekommt oder verdrängt. Aber jeder aufgeklärte Mensch, weiß, was damals passiert ist und kann es zwischen den Zeilen herauslesen. Diese kindliche Naivität macht das ganze Buch sogar noch bedrückender und hinterlässt ein flaues Gefühl.


    Interessant fand ich auch die Familiendynamik. Einige Familienmitglieder sind offen gegen den Nationalsozialismus, andere verdrängen die Ereignisse oder reden es sich schön. Und manche stehen auch voll dahinter. Aber sich letztendlich dagegen auflehnen ... das wagt keiner.
    Viele Personen haben zwei Seiten, die mehr oder weniger aufgezeigt werden. Der Vater z.B. ist der Leiter eines KZ, gleichzeitig hat er sich aber auch der Dienstmagd angenommern und ihr aus der Not geholfen. Da kommt man als Leser schon ins Grübeln.


    Bruno ist so ein Fall für sich. Für seine 9 Jahre ist er schon etwas naiv. Er hat anscheinend keine Ahnung, was da neben seinem Haus vor sich geht, er fragt aber auch nicht nach. Zuerst dachte ich, es interessiert ihn nicht, aber mittlerweile glaube ich, dass er es gar nicht wissen wollte. Während den Gesprächen mit Schmuel lenkt er sofort ab, wenn sie auf etwas Unangenehmes zu sprechen kommen und seine Familei fragt er auch nicht besonders hartnäckig. Ich denke, er wusste, dass da etwas nicht stimmt und dass sein Vater damit zu tun hat und verschloss dann einfach seine Augen und Ohren ... nach em Motto: was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß. Kein besonders angenehmer Charakterzug, aber ein weit verbreiteter.


    Die verwischten Wörter wie "Furor" (Führer) oder "Aus-Wisch" (Ausschwitz) fand ich passend. Bruno versteht diese Wörter nicht richtig und spricht sie falsch aus (obwohl ein 9jähriger, der das Wort "Führer" nicht aussprechen kann, schon sehr seltsam ist). Dadurch werden typische Wörter aus dem Nationalsozialismus nie verwendet (auch KZ ward nie gebraucht) ... das gibt dem ganzen noch mal so einen Touch von Verschleierung und Undurchsichtigkeit.


    Mich hat dieses Buch auf jeden Fall sehr berührt, ich fände es auch als Schullektüre passend (wenn man die historischen Fehler bespricht), da es meiner Meinung nach sehr gut zeigt, wozu Ignoranz führen kann. Achja, das Ende: leider wusste ich schon vorher, wie es endet, aber die Umsetzung fand ich überraschend. Wahrscheinlich hätte ich es "besser" gefunden, wenn

    Aber auch so finde ich das Ende nicht schlecht.


    Von mir gibt es
    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)

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    Verlag: Fischer
    ISBN: 978-3596806836
    Seiten: 272
    Ausgabe: Taschenbuch
    Preis: € 7,95



    Amazon Kurzbeschreibung:


    Der neunjährige Bruno weiß nichts von der Endlösung oder dem Holocaust. Er ist unberührt von den entsetzlichen Grausamkeiten, die sein Land dem europäischen Volk zufügt. Er weiß nur, dass man ihn von seinem gemütlichen Zuhause in Berlin in ein Haus verpflanzt hat, das in einer öden Gegend liegt, in der er nichts unternehmen kann und keiner mit ihm spielt...... ( Mehr sollte an dieser Stelle nicht verraten werden )


    Meine Meinung:


    Der historisch informierte Leser ahnt schnell, in welcher Zeit Bruno lebt und an welchen grausamen Ort es ihn verschlagen hat. Sein Vater ist Kommandant, der „Furor“ hat Großes mit ihm vor. Die Familie lebt fortan in „Aus-Wisch“. So jedenfalls erzählt es Bruno. Er ahnt zwar, dass der Umzug und sein neues Leben nichts Gutes bedeuten, doch scheint er in seiner Naivität die wahren Vorgänge nicht begreifen zu können oder zu wollen.Es mag unglaublich wirken, dass ein neunjähriger Junge, der mitten in Berlin lebt und zur Schule geht, also lesen und schreiben kann, und auch sonst nicht auf den Kopf gefallen zu sein scheint, nichts von Hitler, Krieg und Judenverfolgung weiß. Doch diese Ungereimtheiten scheinen gewollt und eröffnen dem Leser eine beeindruckende, kindliche Perspektive auf die Schrecken des Nationalsozialismus.Auf jeden Fall ein Buch, das in die Regale jugendlicher Leseratten gehört.Es ist aber auch ein Buch, das Erwachsene zu packen versteht und durchaus mit Gewinn auch von ihnen gelesen werden kann.Nicht nur wegen des Themas, sondern weil der Autor diesen außergewöhnlichen Weg gewählt hat vom finstersten Teil der deutschen Geschichte zu erzählen. Und ihm dabei ein wundervoller Roman gelungen ist.


    5ratten

    :leserin:Kendare Blake - Der schwarze Thron ( Die Schwestern 1 )

  • Bruno lebt ein glückliches Leben in Berlin, bis zu dem Tag, als er nach Hause kommt und all seine Sachen in Koffer verpackt vorfindet.
    Da sein Vater eine neue Stelle antritt, muss die gesamte Familie, sogar Gretel, Brunos ältere Schwester und ein hoffnungsloser Fall, nach ”Out-With” umziehen. Leider gefällt es Bruno dort gar nicht. Niemand ist da, mit dem man spielen kann, das Haus ist viel zu klein und sowieso verhalten sich die Leute in Out-With sehr seltsam.
    Auch weiss Bruno nicht, was es mit den Menschen in den Pyjamas auf sich hat, die er aus seinem Fenster beobachten kann. Was machen sie dort? Warum er nicht mit den Kindern spielen? Und wieso tragen sie überhaupt diese Pyjamas?


    Als Bruno sich eines Tages dazu entschliesst, eine Expedition zu unternehmen, führt ihn sein Weg entlang des Zaunes, der seine Welt von derjenigen der Menschen in den Pyjamas trennt. Plötzlich trifft er auf der anderen Seite eben dieses Zaunes einen Jungen. Einen Jungen, der zu seinem besten Freund werden soll. Der Junge im gestreiften Pyjama...


    „The Boy in the striped Pyjamas“ ist ein herzergreifendes Buch über eine Kindheit zur Zeit des Zweiten Weltkrieges.
    Brunos naive Erzählweise ist rührend und grausam zugleich. Rührend, da er mit einer kindlichen Naivität und Güte durch eine Welt geht, die jeglicher Güte entbehrt. Grausam deshalb, weil wir, ohne dass genaue Details genannt werden, wissen, was abgeht, was es mit den Menschen in den Pyjamas auf sich hat.


    Dieses Buch ist ein eindringliches Werk, das jedem zu empfehlen ist, der ein gutes Buch über das Thema des Zweiten Weltkrieges lesen will. Man fiebert mit, denkt voraus, möchte Bruno endlich mal die Wahrheit sagen.
    Das Buch hinterlässt einen bleibenden und tiefen Eindruck. Somit ein einfach gutes Buch!


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    4ratten

    //Grösser ist doof//

  • Hallo,


    Ich frage mich, warum jemand einen Roman über Auschwitz schreibt, der das unsagbare Grauen des fast Unmöglichen auch im Ansatz nicht vermitteln kann. "Der Junge im gestreiften Pyjama" ist ein schlechtes Jugendbuch, weil ein 12 Jähriger, der nichts von Konzentrationslagern weiß, den Roman nicht versteht, für einen erwachsenen Leser wird die Sprache zu simpel sein. Ein Roman ohne Wirkung. Total verflacht und verniedlicht. So sagt Bruno, da sein Vater der Kommandant ist, kann es hinter dem Stachelddraht doch nicht schlimm sein. Ein Roman, den man getrost vergessen kann.


    Liebe Grüße
    mombour

  • @mombour
    Das ist doch gerade das. Wie soll ein Kind das Grauen nachvollziehen? Eben gerade weil es aus seiner Sicht geschrieben ist bekommt finde ich einen Eindruck wie ein Kind das Ganze sehen würde, weshalb es vielleicht auch die eigenen Eltern nicht hinterfragt hat. Ich finde das durchaus nicht unrealistisch.


  • @mombour
    Das ist doch gerade das. Wie soll ein Kind das Grauen nachvollziehen? Eben gerade weil es aus seiner Sicht geschrieben ist bekommt finde ich einen Eindruck wie ein Kind das Ganze sehen würde, weshalb es vielleicht auch die eigenen Eltern nicht hinterfragt hat. Ich finde das durchaus nicht unrealistisch.


    Gerade die Sicht aus der Perspektive eines Jungen ist Imre Kértesz meilenweit besser gelungen, weil der "Roman eines Schicksallosen" dem Leser weitaus mehr transportiert, wie es in den Vernichtungslagern zuging und ist auch literarisch ausgereifter. Boynes Roman dagegen, abgesehen vom Schluss, eher nichtssagend, zu lasch.

  • @mombour
    Es geht wie ich finde Boyne gar nicht so sehr darum zu transportieren wie es in einem Lager aussah. Da hätte er sicher nicht die Sicht eines Jungen gewählt der nicht im Lager lebt und das Ganze von außen betrachtet. Es geht eher darum die Sichtweise eines Kindes zu zeigen das diese Grausamkeiten nicht begreifen kann und das auch deshalb weil es in diesem Regime aufgewachsen ist. Aber gut das ist eben meine Sichtweise.

  • Der Junge im gestreiften Pyjama von John Boyne


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    Auf eine Inhaltsangabe verzichte ich an dieser Stelle, es wurden ja schon genug hier im Theard verraten und es ist ja auch nicht nötig, wie das Buch im Klappentext erwähnt.


    Ich erzähle an dieser Stelle lieber, warum ich das Buch überhaupt zu lesen begonnen habe: Auf der Suche nach einem neuen, spannenden Roman durchstreifte ich die Buchhandlungen bei mir in der Stadt. Dabei fiel mir "Der Junge im gestreiften Pyjama" aufgrund seines auffälligen Streifen-Umschlags sofort auf. Da der Klappentext aber nicht viel verriet, schaute ich erst hier im Forum nach, was die Rezis so dazu sagen... Nun ja, ich war ziemlich überrascht. Die Meinungen gehen ja von Faszination bis Abscheu sehr weit auseinander. Da mich die Thematik in diesem Moment aber gerade sehr interessierte und ich mir selbst ein Bild von diesem speziellen Buch machen wollte, kaufte ich es mir. Als ich in der Buchhandlung mit dem Buch in der Hand herumging, kam auch noch eine Verkäuferin, die mich dazu beglückwünschte dieses Buch zu lesen. Sie meinte es sei einfach unglaublich gut. Derartig motiviert machte ich mich also an die Lektüre.


    Und nun zu meiner Meinung: Tatsächlich handelt es sich bei "Der Junge im gestreiften Pyjama" um ein aussergewöhnliches Buch. Aussergewöhnlich wegen seines Hauptcharkters, wegen des Schreibstils und ganz einfach aufgrund der Thematik, die ja in diesem momentanen Vampirroman und Thriller Boom ganz fehl am Platze erscheint. Weiter aussergewöhnlich fand ich, dass sich aussgerechnet ein irischer Autor, noch dazu erst 1971 geboren, damit auseinander setzt. Ich hatte mir zwar schon den ein oder anderen Gedanken gemacht, versuchte aber relativ vorurteilslos an das Buch heran zu gehen.
    Das Buch liess sich dann auch sehr schnell lesen, der Schreibstil ist sehr flüssig, lädt zum Weiterlesen ohne Weglegen ein. Der Autor schaffte es eine gewisse Spannung zu erzeugen und sie durch seine gekonnt eingesetzten Auslassungen und Andeutungen aufrecht zu erhalten. Weiter war es interessant diese Thematik einmal durch die Augen eines 9-Jährigen zu betrachten.
    Trotz allem kann ich nicht nur lobende Worte finden. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich eigentlich mehr erwartet hatte.
    "Der Junge im gestreifen Pyjama, die Prognose sei gewagt, wird ein Klassiker werden." Tatsächlich bin ich der Meinung, dass diese Aussage Wilfried von Bredows von der Frankfurter Allgemeine Zeitung wirklich sehr gewagt ist. Meiner Meinung nach wäre es wirklich sehr schade, sollte "Der Junge im gestreiften Pyjama" in hundert Jahren zusammen mit Goethe oder Thomas Mann auf den Klassikerlisten der Schulen zu finden sein. Schuld daran ist einerseits die Atmosphäre die das Buch vermittelt, andererseits die fehlende Tiefe.
    Man soll mich nicht falsch verstehen: Es geht mir nicht im geringsten darum, dass ich nationalsozialistische Gräueltaten beschrieben haben möchte oder Auschwitz gerne näher beschrieben bekommen hätte. In dieser Hinsicht fand ich es wirklich erfrischend, dass der Autor einmal eine andere Sichtweise als all die anderen gewählt hatte und einen naiven Jungen das Ganze betrachten lässt. Dass sie Kinder des Dritten Reiches diese Grausamkeiten gar nicht in vollem Ausmasse verstehen konnten, kommt in diesem Buch sehr gut zum Ausdruck. Und die Auslassungen erfüllen auch wirklich ihren Zweck, wie ich finde.
    Nein, es war nicht die Sichtweise, die mich störte sondern viel mehr die Charaktere. Ihnen fehlt etwas. Ich spürte beim lesen einfach keine Tiefe. Sie kamen mir alle relativ flach vor, als wären sie nur Marionetten, die der Autor entworfen hatte um vom Schauplatz der Geschichte abzulenken.
    Weiter war ich enttäuscht von der Atmosphäre des Buches. Es lässt sich zwar wunderbar fliessend lesen und man will auch gar nicht aufhören, aber eine richtige "Stimmung" kam bei mir doch nicht auf. Ich weiss nicht, vielleicht lag es ganz einfach daran, dass ich einfach schon zu viel über das Buch wusste... Aber ich fragte mich, ob es auf Leute, die sich nie grossaritg mit dem Dritten Reich auseinander gesetzt haben, nicht auch den gleichen Effekt haben könnte. Mir war fast, als könne man für dieses Buch "zu viel" oder "zu wenig" wissen.
    Auch war ich etwas enttäuscht, dass ich das Ende bereits voraussehen konnte. Ich hoffe ja nicht, dass es den meisten Lesern so geht, aber ich wusste einfach schon beim etwa zweiten Treffen der beiden Jungen wie das ganze ausgehen würde... und es ging tatsächlich so aus!


    Zusammenfassend sage ich zu dieser Lektüre, dass es sich sicher nicht um ein schlechtes Buch handelt. Es ist wirklich aussergewöhnlich geschrieben und es lohnt sich für Interessierte einmal einen Blick drauf zu werfen. Es gefällt mir auch sehr gut, dass sich auch einmal ein Autor auf eine neue Art und Weise an die Geschenisse im Dritten Reich rangewagt hat.
    Leider konnten mich die Charaktere aber überhaupt nicht überzeugen. Ich finde auch, dass es dem Buch etwas an Atmosphäre mangelt, aber das ist wohl sehr subjektiv zu betrachten. Trotz der Enttäuschungen war es aber ein interessantes Leseerlebnis und ich vergebe:


    2ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:



    Nachdem ich das Buch zugeklappt hatte, blieben aber noch einige meiner Fragen ungeklärt. Vielleicht kann mir jemand von euch dabei weiterhelfen: Wieso hat sich John Boyne ausgerechnet für diese Thematik entschieden? (hat er vielleicht einmal ein gutes Interview o. ä. geben, dass sich zu lesen lohnen würde?) Und noch eine Frage betreffend der Recherche, die ich aber lieber in einen Spoiler packe:

    Meine Frage ist jetzt ganz einfach: Weiss jemand von euch ob John Boyne das Buch recheriert hat? Es scheint mir da nämlich einige Dinge zu geben, die so wohl nie hätten sein können. Und das ist etwas, was ich doch als ziemlich schade empfinde. Auch wenn man aus der Sicht eines 9-Jährigen schreibt, kann man sich doch an einige Fakten halten und sollte nicht in Klischees übergehen... Aber das ist nur so eine Frage am Rande!


  • Meine Frage ist jetzt ganz einfach: Weiss jemand von euch ob John Boyne das Buch recheriert hat? Es scheint mir da nämlich einige Dinge zu geben, die so wohl nie hätten sein können. Und das ist etwas, was ich doch als ziemlich schade empfinde. Auch wenn man aus der Sicht eines 9-Jährigen schreibt, kann man sich doch an einige Fakten halten und sollte nicht in Klischees übergehen... Aber das ist nur so eine Frage am Rande!


    Ich kann es mir nicht vorstellen, dass er da viel recherchiert hat, vor allem nicht über KZs. Wissen tu ich das nicht, aber wenn jemand ernsthaft denkt,


    dann kann die Person sich nicht viele Gedanken gemacht haben :rollen:

    ~~better to be hated for who you are, than loved for who you&WCF_AMPERSAND're not~~<br /><br />www.literaturschaf.de

  • stefanie_j_h:
    Ja, genau solche Dinge gingen mir auch durch den Kopf. Bin da ganz deiner Meinung. Daher die Frage... Auch wenn es ein Roman ist, so ist es manchmal unglaublich, was sich die Leute so ausdenken. :rollen: Aber das habe ich jetzt nicht in meiner Rezi erwähnt, weil ich mir mit der Recherche ja auch nicht sicher bin... Danke für deine Antwort!

  • Stimmt wenn man sich das genauer überlegt ist diese Tatsache wirklich sehr unrealistisch, ohne diesen Punkt würde ja die ganze Geschichte hinfällig da nur so der Schluss überhaupt zustande kommt. Gibt es kein Nachwort vom Autor? Das wäre ja sehr schwach...
    Ich hab gerade mal ein bissl gegoogelt konnte aber dazu nichts finden.

  • @Holden Caulfield:
    Dir muss ich auch Recht geben, das Nachwort hätte ich noch mal lesen können. :breitgrins: Aber irgendwie ist auch dieses nicht sehr aufschlussreich und beantwortet meine Fragen nicht ganz... Boyne schreibt zwar, dass er ein Bild von zwei Jungen, getrennt durch einen Zaun, vor Augen hatte und darüber eine Geschichte schreiben wollte. Weiter schreibt er:


    "Über den Holocaust zu schreiben ist eine umstrittene Angelegenheit, und jeder Schriftsteller, der sich mit dem Thema befasst, sollte sich seiner Absichten sehr bewusst sein, bevor er zu schreiben beginnt. [...] Beim Schreiben und Überarbeiten des Buches war ich überzeugt, dass es für mich nur einen respektvollen Weg gibt, mich dem Thema zu nähern: durch die Augen eines Kindes [...] wir anderen leben auf der anderen Zaunseite, starren von unserem sicheren Platz aus hinüber und versuchen auf unsere unbeholfene Art, aus dem Ganzen schlau zu werden. Auch heute gibt es noch Zäune wie den [...]"


    Er erzählt also lediglich, dass er diese Geschichte schreiben wollte, dass er nach einem respektvollen Weg suchte sie zu erzählen und dass er es aus der Sicht seiner Generation darstellen wollte. Aber nichts davon, ob er irgendwas dazu recherchiert hat.
    Natürlich steht ganz klar im Buch Eine Fabel und es wird ja auch als Roman verkauft. Aber ich frage mich wirklich, ob das Grund genug ist (offenbar) nicht zu recherchieren? Auch wenn ein Roman völlig frei erfunden werden kann, finde ich doch, dass gerade bei solch einer Thematik gewisse Fakten einfach stimmen müssen... Na ja, das lässt das Buch tatsächlich etwas schwach dastehen.
    Fällt das dem keinem Kritiker auf, der schreibt: "Eine atemberaubend spannende Spurensuche." (Focus)? Welche Spuren? John Boyne erwähnt in seinem Nachwort mit keiner Silbe seine Beweggründe zum Verfassen seines Textes. Ein Bild im Kopf: gut. Damit beginnt alles. Aber weshalb?


    Dieses Buch ist wirklich sehr kurios. :verschwoerung::breitgrins: