Meine Meinung
Zunächst ein paar Gedanken zum Cover und dem Rough Cut.
Das Cover hat mir von Anfang an gefallen, mit der Ratte Firmin darauf, der ein Buch liest. Er sieht sehr liebevoll gezeichnet aus und wenn man das Buch gelesen hat, passt die Figur auch super zu Firmin.
Dem Rough Cut stand ich zunächst etwas kritisch gegenüber. Doch auch das passt nach Lesen des Buches eigentlich gut zur Geschichte. Man kann sich regelrecht vorstellen, wie der kleine Firmin die Seitenränder angeknabbert hat und sie deswegen ungleich sind.
Und da beginnt auch die Geschichte um Firmin. Firmin ist ein Rattenkind mit 12 Geschwistern, dessen Mutter, von Firmin Mam genannt, ihre Kleinen im Keller einer Buchhandlung zur Welt bringt und sie dort auch mehr oder weniger aufzieht, oder sie sich selbst überlässt. Denn sie hat es die meiste Zeit mehr auf Nahrungsbeschaffung (für sich selbst) abgesehen. Auch seine Geschwister kümmern sich nicht um Firmins Überleben: da die Mutter nur 12 Zitzen für 13 Babys hat, ist Firmin als der Kleinste und körperlich Schwächste klar benachteiligt und versucht sich, anders über Wasser zu halten: Er frisst die Bücher um ihn herum. Doch eines Tages entdeckt er die Funktion der Bücher und beginnt, sie zu lesen...
Schnell ist Firmin auf sich allein gestellt, als seine Mutter und Geschwister ihn nacheinander verlassen.
Ob sich die Liebe zum Buchhändler Norman erfüllen lässt, wie sich die Freundschaft zu Hausbewohner Jerry entwickelt und was Firmin mit seinem Bücherwissen anstellt, lest selbst...
Besonders gefallen haben mir die Lebensweisheiten Firmins. Als Firmin seine Leidenschaft für Literatur entdeckt, fällt ihm schnell auf, dass "Nichts den Lebensmut so effektiv schmälert wie eine lebhafte Fantasie" (S. 53) und auch die "literarische Bildung den Nutzen hat, die Ahnung drohenden Unheils zu vermitteln" (S. 53). Durch das Lesen sieht Firmin die Welt anders als seine Artgenossen.
Firmins Tagebuch ist teilweise sehr zynisch geschrieben, an einer Stelle bezeichnet sich Firmin selbst auch als zynisch. Er sieht sich auch anderen, besonders Ratten, oft überlegen durch sein Wissen.
Trotzdem fand ich ihn sehr sympathisch und am Ende war ich fast traurig, dass Firmin so ganz allein, verlassen von Norman und Jerry, stirbt. Doch so ist es eben als Ratte. Trotz seines lebenlangen Strebens, wie ein Mensch mit schönen Frauen (nicht nur) tanzen zu können, mit selbigen zu kommunizieren oder einfach wahrgenommen zu werden, wenn Firmin eine äußerst außergewöhnliche Ratte ist, deswegen auch ein Außenseiter, muss er sterben wie andere Ratten auch.
Alles in allem ein schönes Buch, in sich stimmig. Besonders schön sind die Stellen, in denen Norman, Jerry und die "Hübschen" vorkommen.
Und zum Schluss noch ein Zitat, das irgendwie perfekt auf Firmin passt:
"Wenn man einsam ist, dann hilft es, glaube ich, ein wenig verrückt zu sein, solange man es nicht übertreibt. Zumindest ist das meine Taktik." (S. 160)