B. Traven - Das Totenschiff

Es gibt 23 Antworten in diesem Thema, welches 13.708 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kirsten.

  • B. Traven - Das Totenschiff

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Das Buch erzählt die Geschichte eines Seemannes ohne Papiere. Die hat er nämlich auf dem Schiff, auf dem er mal gefahren ist, welches ihn aber im Hafen zurückgelassen hat. Eine pure Odyssee! Bis er dann auf einem Totenschiff an-heuert, oder angeheuert wird. Und was dort so alles vor sich geht, das lest ihr besser selber, denn das Buch lohnt sich!


    B. Travens Buch ist zwar schon ein paar Tage alt, aber trotzdem, was man da liest könnte auch heute geschrieben worden sein - Zeitlos! Probleme mit Behörden & Co., da könnte man glatt drüber lachen, wenn man das nicht schon selber auf dem ein oder anderen Amt erlebt hätte.


    Die Geschichte des Ich-Erzählers ist im Prinzip eine Talfahrt, die immer schneller wird. Papiere weg, von einem Land ins nächste geschickt, mit Prügel, Haft und Tod bedroht, kein Schiff das ihn nimmt außer ein Totenschiff das neue "Leichen" braucht, unmenschliche Bedingungen auf diesem etc. etc. Und ein Happy End? Das... Na das müsst ihr schon selber heraus finden.


    Auch wenn das Buch (meiner Meinung nach) eine sehr düstere und nicht gerade schöne Atmosphäre hat, es macht wirklich Spaß! Gerade wegen den vielen bitteren Kommentaren zu so unterschiedlichen Themen. Traven rechnet mit allem und jedem ab und es ist definitiv mehr als nur die Geschichte über einen Seemann der seine Papiere verliert! Auch wenn die Geschichte ja im Grunde darum geht, aber da steckt mehr drin. Und es liest sich verdammt gut.


    Auch ganz interessant finde ich den Wiki Artikel über Traven. HIER


    Von mir gibt es
    5ratten
    Lesen!

  • Ich habe das Buch auch gerade erst gelesen, bin aber nicht so begeistert davon. Es ist die Erzählung eines einfachen Seemannes frei von der Leber weg und so liest es sich auch. Manches war so seemännisch-umgangssprachlich, dass ich es auf Anhieb nicht kapierte, aber im Großen und Ganzen war es gut verständlich. Der erste Teil, in dem Gale/Pippip der Behördenwillkür ausgeliefert ist, gefiel mir noch am besten. Der Abschnitt auf dem Schiff hatte zwar einige spannende Momente, aber zu wenig von einer runden Geschichte, um mich wirklich zu fesseln.


    3ratten


  • Der Abschnitt auf dem Schiff hatte zwar einige spannende Momente, aber zu wenig von einer runden Geschichte, um mich wirklich zu fesseln.


    Es war sicher auch nicht Travens vorrangige Absicht, eine runde Geschichte zu erzählen. Er war immer ein ziemlich politischer, vielleicht kann man – auch wenn der Begriff etwas gefährlich und diskreditiert ist – sagen, daß er ein proletarischer Schriftsteller war. Nicht umsonst sind seine Bücher in Deutschland allesamt bei der Büchergilde erstveröffentlicht worden. Während der Gleichschaltung in der Nazi-Zeit hat er der deutschen Büchergilde die Rechte an seinen Werken entzogen und sie an die Exil-Büchergilde übertragen. Durch seine Werke zieht sich die Kritik an den Lebensbedingungen der unteren Gesellschaftsschichten, und ich bin mir ziemlich sicher, daß sich an den Arbeitsbedingungen auf all diesen heruntergekommenen, in Liberia oder sonstwo registrierten Rostlauben, die auf den Ozeanen heute herumfahren, gegenüber den Schilderungen Travens nicht allzu viel verbessert hat. Vor diesem Hintergrund kann man seine Romane immer noch mit sehr viel Gewinn lesen, und dafür mag ich seine Bücher auch so.

  • Vor diesem Hintergrund kann man seine Romane immer noch mit sehr viel Gewinn lesen, ...


    Das findet meine Zustimmung und ist der Grund, warum es doch drei Ratten geworden sind. Als rein erzählerischer Roman betrachtet würde er für mich durchfallen, da fehlt es an einigen Komponenten, die mir wichtig sind.

  • :winken:
    Das Buch steht schon seit Ewigkeiten im Schrank meines Opas. Ich bin noch garnicht auf die Idee gekommen, diesen alten Schinken zu lesen.


    Vielleicht sollte ich es tun?

  • Ich bin ja bekennender Traven-Fan, daher ist meine Meinung vielleicht nicht maßgeblich. Aber ich würde sagen, daß es auf jeden Fall einen Versuch wert ist :winken:

  • Das Buch gliedert sich in zwei große und einen kurzen dritten Teil, die sich sowohl vom Setting als auch atmosphärisch sehr voneinander unterscheiden.


    Teil 1 hat so richtig Tempo. Alles beginnt damit, dass ein Seemann von seinem Schiff im Hafen von Antwerpen vergessen wird, und zwar ohne Geld, ohne sein Bündel, und - was sich noch als schwierigstes Problem herausstellen wird! - ohne Papiere.
    Der Leser wird nun Zeuge, wie sich der Ich-Erzähler auf nicht immer lupenreinen (Um-)Wegen durch ganz Westeuropa bis nach Portugal durchschlägt. Ohne wirklich etwas verbrochen zu haben, gerät er dabei immer wieder in die Fänge der Behörden, und es kommt zu zahlreichen skurrilen Begebenheiten mit ganz viel Situationskomik. Seine gespielte Naivität kann dabei manchmal etwas anstrengend werden, aber alles in allem macht die Lektüre hier noch einen Riesenspaß. Jedoch verpackt der Autor seine Kritik an blinder Bürokratie nicht nur in Ironie und Sarkasmus, sondern schreit sie an manchen Stellen durchaus zornig heraus.


    Von Spaß ist in Teil 2 dann tatsächlich auch kaum noch etwas zu spüren. Das titelgebende "Totenschiff" erscheint auf der Bildfläche, und sobald sich unser Erzähler an Bord begeben hat, kippt die Stimmung ins Alptraumhafte. Ehrlich gesagt sträubt sich sogar jetzt noch etwas in mir, zu glauben, dass so etwas wie die hier geschilderten Arbeitsbedingungen in der Realität auch existiert(e) ... vermutlich aber doch, und selbst wenn da und dort Übertreibung im Spiel sein sollte, so lassen sich die beschriebenen Zustände doch auf so manche Ausbeuterei in unserem ach so fortschrittlichen 21. Jahrhundert übertragen. :sauer:


    Über den kurzen Teil 3 möchte ich nichts schreiben, um nichts vorwegzunehmen, aber er hält auf jeden Fall noch eine Wendung bereit ... wie diese den Leser zurücklässt, müsst ihr selbst herausfinden. :zwinker:


    Der sehr umgangssprachliche (an anderer Stelle habe ich geschrieben: proletarische) Schreibstil ist gewöhnungsbedürftig, aber richtig schwierig fand ich nur die Dialoge. Es sind nicht übermäßig viele, aber da habe ich teilweise nicht einmal kapiert, worum es überhaupt ging, wenn ich mich nicht ausdrücklich konzentrierte.


    Fazit: Ich kenne (noch) nichts Vergleichbares - ein sehr ungewöhnliches, unbequemes Buch, das ich froh bin gelesen zu haben.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    [color=darkblue]"Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of b

  • B. Traven - Das Totenschiff


    Zum Inhalt: Hat Bluebell schön beschrieben mit den drei Teilen... darauf bezieh ich mich dann im Folgenden auch :zwinker:


    Meine Meinung: Das Buch beginnt mit einer wahren Odyssee, der von sich erzählende Seemann strandet in Antwerpen und schlägt sich dann ohne seine Papiere von Stadt zu Stadt und von Land zu Land mehr oder weniger gut durch. Er stellt fest, dass er ohne Papiere ein echtes Nichts ist, ohne Nachweis seiner Geburt kann es ihn gar nicht geben und die Bürokratie macht ihn vollkommen hilflos. Ohne Papiere kommt er an kein Schiff, ohne Schiff nicht an seine Papiere. Das Ganze schwankt irgendwie zwischen Absurdität und Tragik, letztendlich hat für mich letzteres überwogen.
    Im zweiten Teil kommt dann das namensgebende Totenschiff ins Spiel, auf dem der Seemann mehr oder weniger freiwillig anheuert, obwohl ihm eigentlich bewusst ist, auf was er sich da einlässt und das es kein entrinnen gibt. Trotzdem heuert er an und erlebt die Hölle auf Erden mit menschenunwürdigen Arbeiten auf einem vollkommen ungewarteten Schiff mit unsäglichen Arbeitsbedingungen. Die zu Beginn streckenweise doch absurde Situation schlägt hier in Grauen um. Lediglich der Heizer seiner Schicht wird zu einem Lichtblick und Freund in einer Umgebung, in der alle anderen bereits vollkommen abgestumpft sind. Ich fürchte, dass es vielerorts nicht anders ist und der Wille zu nacktem Überleben in ebensolche Situation und Ausbeutung führt, auch wenn das Problem der Staatenlosigkeit wohl kaum das Problem sein dürfte, sondern schlichtweg das Überleben an sich. Der zweite Teil des Buchs ist also insgesamt trauig real und aktuell.
    Einen Abschluss findet das Buch dann im dritten Teil, der mir allerdings am wenigsten gefallen hat, da die letztendliche Lösung für mich zu zufällig und surreal im Vergleich zum Anfang des Buchs ist. Details möchte ich nicht schildern, da sie zuviel verraten würden, aber der Ausweg, den der Autor hier nimmt, um das Buch abzuschließen, ist für mich einfach nicht rund und zu konstruiert. Gut finde ich allerdings, dass das Totenschiff an sich bestehen bleibt und mit all seiner Aussichtslosigkeit die Weltmeere befährt, alles andere wäre auch blanker Hohn und unglaubwürdig gewesen.


    Insgesamt gehe ich 4ratten, aus dem dritten Teil hätte man irgendwie noch mehr machen können.

    :lesen: Naomi Novik - Uprooted

  • Meine „Vorerfahrungen“ mit B. Traven beschränken sich auf einen Comic über sein Leben, wer auch immer der Autor wirklich sein mag, dementsprechend bin ich relativ unvoreingenommen an „Das Totenschiff“ herangegangen.


    Gerade zu Beginn irritierte mich die sehr legere Sprache, sie passte zwar zum Erzähler, dem einfachen Matrosen, insofern ist das schon in sich stimmig, aber gefallen hat sie mir so gar nicht. Im weiteren Verlauf habe ich mich dann entweder daran gewöhnt oder der Tonfall änderte sich, das Buch strotzt geradezu vor Arbeiterbewegungskampfvokabular. Das habe ich allerdings als nicht mehr zeitgemäß empfunden, für mich die Zeit der klassischen Arbeiterliteratur vorbei. Genau das ist das „Totenschiff“ aber: Die Intention Travens war es nicht, einen guten Roman zu schreiben, der Roman dient ihm nur als Vehikel möglichst viele Personen anzusprechen und ihnen seine Weltanschauung mitzuteilen. Doch für mich gilt: Roman ist Roman und Kampfschrift ist Kampfschrift und eine Vermischung stört mich eher. Entweder lese ich einen Roman oder meine Gewerkschaftszeitung.


    Das Ende hat mich dann doch noch ein wenig versöhnt, das war einfach gelungen.


    Insgesamt betrachtet, finde ich es wichtig, mal einen Traven gelesen zu haben, aber mehr muss nicht sein. Literarisch finde ich ihn nicht ansprechend und für seine (leider immer noch aktuelle) politische Intention gibt andere Medien.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

  • B. Traven


    Das Totenschiff


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Roman, 1926


    Was passiert mit Seeleuten, die die Abfahrt ihres Schiffes verpassen und ohne Papiere in irgendeinem Hafen zurückbleiben? Oder mit Staatenlosen? Sie kriegen keine Papiere und somit kein Bein mehr auf den Boden. Diese Seeleute sind genötigt, sich auf einem Totenschiff zu verdingen, eine Art von Sklavendasein unter scheußlichen Bedingungen.


    Da kann man nur hoffen, dass es solche Schiffe und Arbeitsplätze heutzutage nicht mehr gibt.


    Schnodderschnäuzig erzählt mit nettem Humor, hat mir gefallen.


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

  • Ja.


    Aber, liebe Mods, das ist nicht Unterhaltungsliteratur, das ist [url=http://literaturschock.de/literaturforum/index.php/board,253.0.html]Klassik[/url]. :zwinker:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Holden,
    das habe ich, und zwar in Unterhaltung, Klassiker und Gegenwartsliteratur.
    An Abenteuergeschichten habe ich keine Sekunde gedacht und bin überrascht, es hier zu finden.

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

  • Wikipedia sagt:
    In einer neueren Studie zum „Totenschiff“ wird festgehalten, dass B. Traven keine einfache Abenteuerliteratur, bei der er bisher am geläufigsten eingeordnet werde, geschrieben habe. ...


    Unsere Sortierung ist also ziemlich üblich. :breitgrins:


    Unter der Abenteueroberfläche ist sicherlich eine Menge Gesellschaftskritik verpackt, die Travens Bücher aus dem Genre heraushebt, aber es war meiner Meinung nach nicht mal sein Ansinnen "Literatur" zu schreiben.
    Und ein echter Klassiker kann er, finde ich, schon deshalb nicht sein, weil er erst 1969 gestorben ist. :zwinker:
    (Auch wenn das Buch schon von 1929 ist.)

  • Man weiss ja nicht einmal, wer "B. Traven" war. Woher will man wissen, wann er gestorben ist?

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)