Ken Follett - Sturz der Titanen / Fall of Giants

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  • Ken Follett: Sturz der Titanen
    1024 Seiten, 28,00€, ebook 19,99€


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    Inhalt:
    Aberowen, Wales, ist Heimat der Familie Williams, deren Sohn Billy im Bergwerk arbeitet, während Tochter Ethel auf Ty Gwyn, dem Anwesen des Earls Fitzherbert als Dienstmädchen eine Anstellung gefunden hat. Diesem Landsitz steht 1914 ein großer Besuch bevor: König George V. wird dort ein Wochenende verbringen und hat den Wunsch geäußert, sich mit jungen Männern verschiedener Nationen über die aktuelle politische Lage auszutauschen. Im Vordergrund steht besonders die Frage: Wird es einen Krieg zwischen ihren Völkern geben?


    Der erste Satz:
    An dem Tag, als George V. in der Westminster Abbey den Thron bestieg, fur Billy Williams zum ersten Mal in die Grube von Aberowen ein.


    Meine Meinung:
    Zunächst ein Tipp: Man sollte sich nicht vom überaus umfangreichen Personenverzeichnis abschrecken lassen. Ich weiß nicht, wie viele Seiten es in der Printausgabe hat, aber in meiner ebook-Version wirkte es durchaus imponierend. Allerdings war es während des Lesens dann kein Problem, die Personen auseinanderzuhalten, weil sie sich ja auf verschiedene Länder und Schichten verteilen.


    Hauptfiguren sind der oben bereits erwähnte Billy Williams, seine Schwester Ethel, der Earl Fitzherbert, genannt Fitz, und seine Schwester Maud sowie zwei Gäste aus der Diskussionsrunde mit dem König, der deutsche Diplomat Walter von Ulrich sowie der Amerikaner Gus Dewar, Sohn eines Senators.
    Damit deckt Follet schon die britische und die deutsche Perspektive ab. Hinzu kommt ein russisches Brüderpaar aus Petrogard, Grigori und Lew, zwei Arbeiter. Eine Verbindung nach Großbritannien besteht insofern, dass Fitz' Frau Bea eine Russin ist.


    Abwechselnd stehen diese Personen im Vordergrund des Geschehens. Dankenswerterweise verzichtet Follet dabei auf billige Cliffhanger am Ende eines solchen Abschnittes. Dafür versucht er immer wieder, die Lebenswege der Figuren miteinander zu verknüpfen - und das wirkt doch manchmal arg konstruiert und bemüht, alle Erzählstränge unter einen Hut zu bringen und zwangshaft miteinander zu verbinden.
    Zudem hat man manchmal den Eindruck, das Schicksal ganz Europas bzw. der Ausgang des 1.Weltkrieges hängt von niemandem anderen als Folletts fiktiven Personen ab. Das war mir dann doch ein bisschen viel.


    Da findet sich aber auch schon ein Punkt, der mich an dem Buch fasziniert hat: die politischen Ereignisse von 1914-18 werden aus der Perspektive verschiedener Länder gesehen. Und das gibt ein ganz ausgewogenes Bild (soweit ich das einschätzen kann) und trägt zum Facettenreichtum des Buches bei. Ich kann auch nur den Hut abziehen vor der Recherche, die Follett da betrieben hat.Trockene Geschichte ist das nicht, was er da beschreibt, sondern eben gelebtes Leben, bei dem man als Leser mitfühlen kann. Andererseits kann man nicht leugnen, dass er wirklich verdammt viel an Themen in diesem Buch verpackt.


    Aber ich muss auch ehrlich sagen, dass Follett es schafft, einem als Leser zu zeigen, wie diese Dinge zusammenhängen und einander wieder beeinflussen. In diesem Sinne ist es sicherlich ein lehrreiches Buch. Zum Ausgleich gibt es aber noch die persönliche Seite mit, wie das eben bei Follett so ist, viel Liebe, Sex und Drama, Baby.
    Manchmal hatte ich trotz all der Dramatik aber den Eindruck, dass das Geschehen einfach nur ein bisschen dahinplätschert. Follett lässt sich und seiner Geschichte da viel Zeit und Raum und schmückt sehr weit aus. Ein paar Längen hat das Buch also sicherlich und mir fehlen eben manchmal die Anstiege in der Spannungskurve. Dazu kommt, dass wir als (in dieser Beziehung allwissende) Leser natürlich mehr über den weiteren Verlauf der Geschichte wissen als die Figuren. (Das hat mich manchmal richtig traurig gemacht, gerade wenn sie so sehr auf langen Frieden nach dem Krieg und eine bessere Zukunft für ihre Kinder hoffen.)
    Allerdings schafft es Follett, durch die Perspektivwechsel wieder Schwung in das Ganze zu bringen, bevor es langweilig wird. Und auch wenn manches vorhersehbar ist, gibt es da Figuren, die doch für so manche Überraschung sorgen, z.B.


    Fazit: Für mich nicht unbedingt Folletts spannendstes und packendstes Buch. Aber trotz einiger Längen und einer manchmal etwas konstruiert wirkenden Geschichte hat mir das Lesen Spaß gemacht und ich werde auch den Nachfolgeband lesen.


    Was die Bewertung betrifft, kann ich mich nicht entscheiden zwischen 3,5 und 4 Ratten.

    :lesen: Cathy Ytak: Rendez-vous sur le lac<br /><br />Deine Freunde sind die, die neben dir stehen, wenn die Welt Death Metal spielt.<br />(Aleksander Melli: Das Inselexperiment)<br /><br />SLW 2011<br />Seychella-List

  • Hallo GeezLouise,


    vielen lieben Dank für deine ausführliche Rezi! :bussi: Alles in allem hört sich das doch nach einem ganz unterhaltsamen Schmöker an! V. a. diesen Kommentar:


    Zum Ausgleich gibt es aber noch die persönliche Seite mit, wie das eben bei Follett so ist, viel Liebe, Sex und Drama, Baby.


    finde ich ja super! :bang::breitgrins: Ein richtiger Ken Follet also! :zwinker:


    Auf jeden Fall hast du mich jetzt gleich noch neugieriger auf das Buch gemacht! Ich muss mir jetzt nur noch überlegen, ob ich mir das Hörbuch holen soll oder es doch lieber selber lese... Weiß nicht, wie dieser Schinken sich so als Hörbuch macht... :gruebel:


    Liebe Grüße
    Tammy :winken:

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)

  • Hallo Tammy1982,



    finde ich ja super! :bang::breitgrins: Ein richtiger Ken Follet also! :zwinker:


    Ich hoffe, ich habe jetzt nicht zuviel versprochen. :breitgrins:
    Hinzuzufügen wäre der Rezension auf jeden Fall noch, dass Ken Follett meiner Meinung nach eine Bandbreite von ganz unterschiedlichen (Liebes-)beziehungen schildert. Fand ich teilweise ganz interessant.


    Zitat

    Ich muss mir jetzt nur noch überlegen, ob ich mir das Hörbuch holen soll oder es doch lieber selber lese... Weiß nicht, wie dieser Schinken sich so als Hörbuch macht...


    Uiuiui, das stell ich mir ja gewaltig vor. Wie lang das dann wohl geht. Aber vielleicht haben sie es ja auch gekürzt?


    Ich bin auf jeden Fall gespannt auf Deine Meinung. :winken:


    Viele Grüße, Louise

    :lesen: Cathy Ytak: Rendez-vous sur le lac<br /><br />Deine Freunde sind die, die neben dir stehen, wenn die Welt Death Metal spielt.<br />(Aleksander Melli: Das Inselexperiment)<br /><br />SLW 2011<br />Seychella-List


  • Hinzuzufügen wäre der Rezension auf jeden Fall noch, dass Ken Follett meiner Meinung nach eine Bandbreite von ganz unterschiedlichen (Liebes-)beziehungen schildert. Fand ich teilweise ganz interessant.


    Das hört sich doch ganz gut an! :smile:



    Uiuiui, das stell ich mir ja gewaltig vor. Wie lang das dann wohl geht. Aber vielleicht haben sie es ja auch gekürzt?


    :breitgrins: Es gibt die gekürzte Fassung (Dauer 15 Std. 30 Min) oder die ungekürzte Fassung (Dauer 37 Std. 05 Min!!!)! :ohnmacht: Bin mir noch nicht sicher, ob ich das wirklich so lange hören möchte... Ich habe jetzt erstmal ein anderes Ken Follett Hörbuch zum Testen mir ausgeliehen und dann mal sehen! :zwinker:


    Werde meine Meinung auf jeden Fall berichten! :winken:


    Liebe Grüße
    Tammy :winken:

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)


  • die ungekürzte Fassung (Dauer 37 Std. 05 Min!!!)! :ohnmacht:


    :entsetzt: Uff. :breitgrins:
    Ich bin gespannt, wie Du Dich entscheidest. :winken:

    :lesen: Cathy Ytak: Rendez-vous sur le lac<br /><br />Deine Freunde sind die, die neben dir stehen, wenn die Welt Death Metal spielt.<br />(Aleksander Melli: Das Inselexperiment)<br /><br />SLW 2011<br />Seychella-List

  • Mit "Sturz der Titanen" legt Ken Follett den ersten Teil einer Trilogie über das 20. Jahrhundert vor. Die Handlung setzt 1911 in einem kleinen waliser Bergarbeiterort ein und endet in den 20er Jahren. Dazwischen liegen ein Weltkrieg, eine Revolution, die Prohibition und das Frauenwahlrecht - also Geschichte satt. Aber Ken Follett wäre nicht Ken Follett, wenn er aus den dürren geschichtlichen Fakten nicht einen Roman machen würde, der den Leser gern auf diese Reise folgen lässt. Die Politik des frühen 20. Jahrhunderts war sperrig und von überkommenen (Ehr)Begriffen geprägt, die für heutige Menschen kaum noch nachvollziehbar sind. Anhand einiger Familien unterschiedlicher Nationalität und Schicksale wird diese Zeit zwischen Feudalsystem und Moderne wieder lebendig und erlebbar.
    Manchmal ist die Handlung vorhersehbar und konstruiert. Gelegentlich hatte ich den Eindruck, dass der Autor eine Liste mit markanten Ereignissen abgearbeitet hat. Vieles wird nur kurz gestreift oder in einem Satz erwähnt - dafür ist in den 13 Jahren, die hier beschrieben werden einfach zu viel passiert. So oberflächlich das einerseits ist, gibt es dem Buch andererseits Tempo und zeigt auch den Facettenreichtum dieser Zeit des Umbruchs. Trotzdem kommen die Jahre nach dem Großen Krieg ein bisschen zu kurz. Es ist natürlich möglich und zu hoffen, dass sich der zweite Teil der Zeit zwischen den Kriegen intensiver widmet.
    Der Roman ist recht spannend, aber ohne wirkliche Überraschungen. Es wird viel geliebt und gehasst und so sind die 912 Seiten ganz schnell und entspannt gelesen. Ich freue mich schon auf Teil 2!


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Hallo qantaqa,



    Mit "Sturz der Titanen" legt Ken Follett den ersten Teil einer Trilogie über das 20. Jahrhundert vor.


    Wow, das ist der erste Teil einer Trilogie??? :ohnmacht: Ja, irre! Aber nachdem sich auch deine Rezi sehr positiv und v. a. interessant anhört, werde ich das Buch auf jeden Fall auf meinem Wunschzettel lassen. :zwinker:


    Liebe Grüße
    Tammy :winken:

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)

  • Dann werde ich auch mal..... :smile:




    Meine Meinung:



    Das Cover hat eine dezente gelb-graue Farbe: Unter dem Namen des Autoren
    und dem Titel ist ein Automobil abgebildet. Es ist ein typisches
    Fabrikat welches Anfang des 20. Jahrhunderts von Menschen gefahren
    wurde, welche sich ein Auto leisten konnten. Das Gesamtbild ist passend
    für die Zeit, in welcher die Handlungen des Romans sich abspielen.


    Lange habe ich mir überlegt, ob ich mir das Buch zu diesem Zeitpunkt
    zulegen soll, oder ob ich warte bis die Taschenbuchausgabe erschienen
    ist. Schließlich habe ich es mir doch gekauft und kann vorab schon mal
    sagen, dass sich jeder Euro gelohnt hat.


    Die verschiedenen Handlungsstränge beginnen einige Jahre vor Ausbruch
    des Ersten Weltkrieges. Nach und nach habe ich die verschiedenen
    Charaktere und deren Heimat kennengelernt: Nachdem ich Einblick in das
    Leben der Bergarbeiter in Wales haben durfte, habe ich den Gegensatz,
    das unbeschwerte Dasein der Adeligen kennengelernt. Dann führte der
    Autor mich nach Russland und machte mich mit den beiden Brüdern Grigori
    und Lew bekannt. Beide werden einen unterschiedlichen Weg einschlagen
    und diesen Weg gehen. Und auch Deutschland, Frankreich und die USA
    spielen in diesem Roman eine große Rolle.
    Der Autor hat es wunderbar verstanden, die verschiedenen Charaktere und
    Schauplätze mit einander zu verbinden und verstricken. Das Hauptthema,
    der erste Weltkrieg von 1914 und 1918, wird für den meisten Leser nichts
    Unbekanntes sein. Aber durch die Lebensgeschichten der Figuren, die
    Auswirkungen des Krieges auf sie und ihrem Umfeld, habe ich die
    Geschichte aus einer ganz anderen Sicht erfahren. Denn hier war nicht
    nur von Politikern, die den Krieg letztendlich ausgelöst haben, die
    Rede. Nein, anhand der Protagonisten habe ich den Krieg und seine Folgen
    aus Sicht der einfachen Menschen miterlebt.


    Natürlich war auch von vielen politischen Reden und Beratungen, von
    militärischen Schachzügen, von den Kämpfen an der der Front und
    Auseinandersetzungen in den verschieden Einheiten die Rede. Aber diese
    waren so gut mit eingebunden in den Handlungen, dass mir keine Minute
    langweilig geworden ist. Denn während der Krieg tobt, müssen Millionen
    von Menschen in ihrer Heimat hungern und Angst um ihr Leben oder um das
    Leben ihrer Lieben an der Front haben. Und diese Menschen kämpfen mit
    allen Mitteln für ein besseres Leben nach dem Krieg.
    Zum Lesefluss beigetragen haben auch die Charaktere, welche sehr gut
    beschrieben waren und somit konnte ich mich gut in sie hineinversetzten,
    egal aus welcher Gesellschaftsschicht oder welchem Land sie kamen. Sie
    waren mir zwar nicht alle sympathisch, aber das sollen sie ja auch
    nicht. Nur Gut oder nur Böse gab es sowieso nur ganz selten, jeder hatte
    so seine Ecken und Kanten. Es gab viele Szenen, wo ich wütend über die
    Unvernunft der Politiker oder den Protagonisten geworden bin. Es gab
    aber auch einige Szenen, wo ich nicht nur mit gefiebert, sondern auch
    mitgetrauert habe.


    Am Ende des Buches war ich fast schon traurig, dass an diesem Punkt erst
    mal Schluss ist. Allerdings gibt es schon Anzeichen, dass sich die
    nächste Katastrophe anbahnt: der Zweite Weltkrieg.



    Von mir gibt es für dieses tolle Werk ganze: 5ratten

    Lese fast alles-fast immer

  • Huhu,


    ich habe am Sonntag die ersten zweihundert Seiten gelesen. Mein erster Eindruck: fesselnd, "lebensecht", ich wollte das Buch gar nicht aus der Hand legen. Die Handlungszeit finde ich sehr spannend, auch wenn ich langsam den Eindruck gewinne, dass das eine neue Mode wird. Aus Zeitmangel bin ich noch nicht weiter, freue mich aber schon sehr aufs Wochenende. Das Wissen, dass der Band der erste von dreien wird macht mich übrigens besonders glücklich.


    LG
    Alexa


    EDIT: Habe nur Tippfehler korrigiert...

    Einmal editiert, zuletzt von Alexa ()

  • Das Buch liegt noch auf meinem SUB, aber ich glaube, ich werde das Buch demnächst lesen. Eure Rezis klingen doch zu gut, als dass ich das Buch länger rumliegen lassen kann.

    Was wäre mein Leben ohne Bücher? Einfach nur leer. <br /><br />Zu viele Bücher, die ich lesen möchte und zu wenig Zeit, sie alle zu lesen.

  • Ken Follett - Sturz der Titanen


    Anfang des 20. Jahrhunderts ist die Welt im Umbruch: Arbeitergewerkschaften protestieren gegen unmenschliche Arbeitsbedingungen, Frauen kämpfen für das Wahlrecht, das Volk lehnt sich gegen althergebrachte Gesellschaftsstrukturen, Standesdünkel und Unterdrückung von oben auf. In dieser allgemeinen Umwälzung ist das tödliche Attentat auf Erzherzog Franz Ferdinand in Sarajevo zunächst nur ein Ereignis von vielen, das jedoch eine fatale Kette von Ereignissen in Gang setzt, an deren Ende ein blutiger, langwieriger Krieg von nie dagewesenem Ausmaß steht.


    Anhand einer Handvoll Familien erzählt Follett die typischen Geschichten jener Zeit, von den schrecklichen Zuständen in den walisischen Kohlebergwerken, von promiskuitiven Adeligen und geschwängerten Dienstmädchen, von Suffragetten und Näherinnen, die unter schlechten Bedingungen für miserable Löhne schuften, von aufstrebenden britischen, amerikanischen und deutschen Diplomaten, von russischen Brüdern, von denen einer in die USA auswandert und der andere sich den Bolschewisten anschließt, von Krieg und Verhandlungen, Wahlen und Pressekampagnen, und natürlich von Liebe, Familie, Trauer und Hoffnung.


    Der umfangreiche Wälzer ist der Auftakt zu einer geplanten Trilogie über das 20. Jahrhundert und behandelt im wesentlichen den Zeitraum von kurz vor dem 1. Weltkrieg bis zu den frühen 20er Jahren. Stoff bietet diese bewegte Zeit mehr als genug, durch die große Menge an Personal können auch sehr viele der großen Themen in den Roman einfließen. Unter dieser Personenfülle leidet allerdings die Charakterzeichnung ein wenig, einige Protagonisten wirken daher auch eher wie "Typen" als wie echte Menschen.


    Im Mittelteil ziehen sich die Kriegsschilderungen etwas zäh dahin, zum Glück bewahrheitete sich aber meine Befürchtung nicht, das könne jetzt bis zum Ende des Buches so weitergehen. Am besten gefallen haben mir die Geschichten um die Bemühungen, die Rechte der Arbeiter und der Frauen zu stärken, hier standen auch die sympathischsten Protagonisten im Mittelpunkt, nämlich die Geschwister Billy und Ethel Williams. Doch auch die diplomatischen Verwicklungen und die Geschehnisse der Oktoberrevolution in Russland sind nicht uninteressant beschrieben.


    Alles in allem ein typischer Follett - jede Menge Drama, Blut und Sex, verflochten mit zeitgeschichtlichen Ereignissen. Keine hohe Literatur, aber bis auf die genannten Längen ein netter Schmöker für Mußestunden. Lobend erwähnen möchte ich noch die hübsche Gestaltung des Buches mit Bleistiftzeichnungen und kleinen Vignetten.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Meine Meinung
    Sturz der Titanen ist ein dicht gepacktes Buch. Von Anfang an war ich in die verschiedensten, weit verzweigten Geschichten verwickelt. Es ging um Billy, der sich in den Kohlegruben von Wales behaupten muss und um seine Schwester Ethel, die sich als Dienstmädchen in einer adeligen Familie behaupten muss. Aber auch von der Familie Fitzherbert gibt es weitere Geschichten: die von Maud, die sich in den unpassendsten Mann verliebt, in den sie sich verlieben kann und von Gus Dewar, den amerikanischen Diplomaten. Von dort aus spinnt Ken Follett die Geschichte weiter nach Russland. Der Hintergrund ist die geschichtsträchtige Zeit des ersten Weltkriegs und der Zeit danach.


    Bei allen verschiedenen Geschichten und Plätzen hätte man leicht den Faden verlieren können. Das ist aber nicht passiert. Egal, wohin sich die Handlung gewendet hat, hat der Autor immer die richtige Verbindung geschaffen. Alles wirkte absolut logisch, nichts konstruiert. Da sind die vielen Seiten des Buchs kaum aufgefallen :zwinker:


    Mein Liebling in der Geschichte war eindeutig Walter. Ich finde, von allen Männern ist er sich und seinen Idealen am meisten treu geblieben. Natürlich hat sich auch er durch die Erlebnisse an der Front verändert und Dinge getan, die ich mir bei ihm nicht gewünscht hätte. Trotzdem ist er der Charakter, der mir am stärksten in Erinnerung geblieben ist. Am wenigsten mochte ich Fitz. Von ihm hätte ich mehr Charakter erwartet.


    Mit "Sturz der Titanen" legt Ken Follett den ersten Teil einer Trilogie über das 20. Jahrhundert vor.


    Aha, das erklärt einiges. Ich hatte nämlich bei manchen Geschichten im Buch das Gefühl, dass sie nicht richtig abgeschlossen waren. Gerade im letzten Drittel wirkte die Geschichte wie ein bisschen zu schnell herunter geschrieben, als ob der Autor endlich fertig werden wollte. Das ist mein einziger Kritikpunkt bei diesem Buch.
    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Mir ging es auch so, Kirsten. Ich mochte zwar viele der Figuren, aber Walter war mein Liebling. Die ganze Zeit habe ich um ihn gezittert :breitgrins: Und Fitz fand ich anfangs zwar interessant, doch ich mochte ihn immer weniger, bis ich ihn irgendwann am liebsten einen Tritt in den Popo verpasst hätte.

    //Grösser ist doof//

  • Jari: bei Fitz hatte ich am Anfang den Eindruck, dass er an seinem Leben etwas ändern wollte. Aber anscheinend waren das nur leere Worte. Am Ende hatte er sich in den Mann verwandelt, der er wahrscheinlich nie sein wollte. Selbst schuld, eine Chance zur Veränderung hat er schließlich gehabt.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Stimmt. Mir war sein Gedankengang sehr sympathisch, dass er etwas für den Reichtum den hat, machen möchte. Damals schien er noch jung und frisch zu sein. Doch mehr und mehr versteift er sich.

    //Grösser ist doof//

  • Jari: ja, das war für mich auch ein kleiner Schock. Da hat er sein wahres Gesicht gezeigt und alle Sympathiepunkte verloren.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • An seinem dreizehnten Geburtstag beginnt für Billy Twice das Arbeitsleben. Zum ersten Mal muss er mit seinem Vater in die Kohlenmine unter Tage. Er wird von seinem Vorarbeiter Rhys Price in einem abgelegenen Schacht gesteckt, den er säubern soll. Rhys ist auf Billys Familie nicht gut zu sprechen, da Billys ältere Schwester Ethel ihm einen Korb gegeben hat. Er lässt den Jungen alleine, mit dem Versprechen später nach ihm zu schauen. Kurz darauf erlischt Billys Lampe und er ist vollkommen allein im absolut Dunkeln. Um gegen seine Angst anzukämpfen, arbeitet der Junge einfach weiter und beginnt Kirchenlieder zu singen und zwar den ganzen Tag lang.


    Erst am Ende der Schicht taucht Rhys wieder auf, verwundert, dass der Junge sich nicht zu Tode gefürchtet hat. Während sie mit dem Grubenlift nach oben fahren, stellt sich heraus, dass das ein Initiationsritus ist, den alle Jungen durchlaufen müssen. Der einzige Unterschied ist, dass die Kinder normalerweise eine Stunde im Finstern gelassen werden und nicht die ganze Schicht. Dementsprechend wütend sind die anderen Kumpel auf Rhys.


    Der Prolog war auch zum zweiten Mal wieder sehr heftig zu lesen. Die Arbeitsbedingungen, denen die Menschen ausgesetzt waren und der frühe Start ins Arbeitsleben ist für die westliche Welt heute nicht mehr vorstellbar. Dabei war es 1911 schon um einiges besser als noch 50 Jahre vorher. Billys Großvater erzählt im am Morgen beim Frühstück, dass er selbst mit fünf Jahren zum ersten Mal seinen eigenen Vater in die Grube begleitet hat.

  • Oh ja, die Szene in der Mine ist deftig. Ich könnte dort nicht arbeiten und mich schaudert es jedes Mal, wenn ich wieder von einem Minenunglück höre.

    //Grösser ist doof//

  • Mich gruselt es immer wieder, wenn ich sowas lese. Das ist ja leider keine Erfindung von Herrn Follett, sondern historisch belegt. Was für ein schrecklicher Beruf.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Mich gruselt es immer wieder, wenn ich sowas lese. Das ist ja leider keine Erfindung von Herrn Follett, sondern historisch belegt. Was für ein schrecklicher Beruf.


    Vor allem, wenn man bedenkt, dass es in Afrika noch immer Minen gibt, die nicht einmal den Sicherheitsstandard aufweisen, die Minen vor hundert Jahren in Europa haben.