Brenna Yovanoff - Schweigt still die Nacht

Es gibt 45 Antworten in diesem Thema, welches 10.461 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Llyren.

  • So, hier nun meine abschliessende Meinung:


    Dieses Buch ist absolut einzigartig. Und ich muss zugeben, ich weiss gar nicht so recht, was ich noch sagen soll. Mein Kopf ist wie leer gefegt von dieser phantastischen, herrlich skurrilen Geschichte über den jungen Mackie, der sich irgendwie einfach immer und überall fehl am Platz fühlt. Er ist anders als die anderen, nicht einfach nur, wie alle anderen anders sind, sondern wirklich anders. Er ist allergisch auf Stahl und Eisen und hat ausserdem seltsam blasse Haut und viel zu dunkle Augen. Meint er zumindest. Doch dieses Gefühl wird ihm von der Aussenwelt bestätigt, wenn auch nicht absichtlich. Als eines Tages in seiner Stadt wieder einmal ein Kind stirbt, nehmen die Ereignisse ihren Lauf. Ein merkwürdiger Fremder teilt Mackie mit, dass er – Mackie - ebenfalls zum Tode verurteilt sei und der Junge weiss: Jetzt muss er wohl handeln. Doch was soll er tun? Und vor allem: Wie?


    Damit beginnt eine phantasievolle, geniale Story, die mir noch in keiner auch nur vergleichbaren Form untergekommen ist. Die Bilder sind düster, skurril, erinnern ein wenig an Tim Burton. Und in all dieser Dichte von Handlungen und Beschreibungen schafft es die Autorin doch, auch tiefgründigere Gedankenansätze zu verarbeiten. Zwar schlägt sie nicht alles auf X Seiten breit, es ist aber auch gar nicht nötig, denn der Inhalt wirkt auch mit wenigen Worten.


    Es fällt mir wirklich schwer, noch mehr zu beschreiben, denn irgendwie lässt sich die Faszination, die von diesem Buch ausgeht, nur mit Mühe in Worte fassen. Abgesehen davon, dass die Aufmachung wunderschön zum Anfassen und Anschauen ist, "muss" man es irgendwie einfach gelesen haben. Die teilweise sehr verdrehten Charaktere, die ein bisschen selbstherrliche aber doch liebenswerte Hauptfigur, die dunklen Farben, die beklemmenden Gefühle…


    Einziger Kritikpunkt: Das Ende fand ich etwas fad für eine so intensive Geschichte, aber da mir selbst kein besseres einfallen könnte, gebe ich Brenna Yovanoff trotzdem volle


    5ratten


    Und noch ein Tipp: Lest es im Dunkeln. ;)

  • Wahrscheinlich müsste man einen Fachmann fragen, wo die Unterschiede liegen, ich weiß es nicht. Metalle sind es ja trotzdem, aber anders... :gruebel:


    So, Fachmann gefragt. :breitgrins:


    Also es ist so: Alle Metalle haben verschiedene Eigenschaften. Aluminium ist das leichteste und ausserdem korrisionsbeständig.


    Eine Metall-Allergie gibt es aber tatsächlich, auf Nickel. Nickel ist sehr weich und kann empfindliche Reaktionen auf der Haut auslösen, wenn es heiss wird. Z.B. gibt es im Zug oder in der Strassenbahn so Halterungen aus Chromnickelstahl und manche Leute bekommen Ausschläge, wenn sie diese anfassen. Viel Modeschmuck ist aus Nickelguss.

  • Hallo zusammen,


    ich muss gerade mal meine zwiegespaltenen Eindrücke loswerden. ;)


    Den ersten Teil habe ich gestern Abend in einem Haps weggelesen, weil die Autorin es wirklich versteht, den Leser anzufüttern. Allerdings hält sie sich dann an Nebensächlichkeiten auf oder verzettelt sich, ihren Stil mag ich gar nicht. Dafür, dass ich gefühlt ein Viertel der Seiten gestrichen hätte, sind mir die Protagonisten noch zu flach und die Atmosphäre zu wenig düster. Bisher begeistert mich mehr die Idee als die Umsetzung, ich bin gespannt, ob sich das bald ändern wird.


    Viele Grüße
    Breña

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Skurriler Teil? Jetzt bin ich neugierig!


    In der Mittagspause habe ich weitere 35 Seiten gelesen, und plötzlich finde ich mich in einer düsteren, rasanten Geschichte. So darf das gerne weitergehen. :breitgrins:

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • So, Ende. Insgesamt gibt es zwar einiges, was mich an der Geschichte gestört hat, aber gut unterhalten wurde ich trotzdem. :breitgrins:



    Darüber hinaus fand ich die Protagonisten bis zum Ende zu stereotyp und mit der Sprache konnte ich mich ebenfalls nicht anfreunden. Im Wesentlich hielten sich meine ersten Eindrücke mit kleinen Abstrichen durchgehend, nur habe ich irgendwann darüber hinweg gesehen. ;)


    Zu einer Rezi kann ich mich gerade nicht aufraffen, die folgt demnächst ...

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges


  • Ich denke, das ist das Skurrile daran. :zwinker: Ich könnte mir sie sehr gut in der mythologischen Situation vorstellen, so wie sie im Buch ist. Quasi als "beruhigende" Botin dafür, dass es danach immer Party ist. :breitgrins:

  • Mackie ist anders. Er ist nicht einfach nur ein Außenseiter, sondern er muss sich wirklich anstrengen, um normal zu erscheinen. Er kann kein Blut sehen (und riechen), nicht in einem Auto fahren, keinen geweihten Boden betreten und er hat ein sehr gutes Gehör. Sein Vater schärft ihm ein, sich unauffällig zu verhalten, solange er denken kann. Als ein kleines Mädchen stirbt, nehmen Dinge ihren Lauf, die selbst Mackie nicht erwartet hätte.


    Das Buch hat mich auf jeden Fall in seinen Bann gezogen, denn der Punkt, ab dem ich einfach weiterlesen musste, war sehr schnell erreicht. Irgendwann hat es mich nicht mehr gestört, dass die Protagonisten mehr Tiefe vertragen hätten oder die Handlung teilweise vorhersehbar war. Selbst, dass die Guten am Ende etwas zu einfach ans Ziel kamen, hat mich nicht gestört. Was mich allerdings durchgehend geärgert hat, war der Schreibstil der Autorin, mit dem ich bis zum Ende nicht warm geworden bin. Immerhin hatte ich nur anfangs den Eindruck, dass sie sich an unwichtigen Nebensächlichkeiten aufhält, die weder der Handlung, den Figuren noch der Atmosphäre zugute kommen.


    Ein großer Pluspunkt des Buches ist, dass es angenehm weit entfernt ist von gängigen Klischees und ohne die momentan die Bestsellerlisten bevölkernden Wesen auskommt. Hier wirft Yovanoff die Stereotypen über Bord und präsentiert dem Leser Wesen mit mythischem Hintergrund, aber sehr eigenem Auftreten. Größtenteils fand ich diese Modernisierung gelungen, auch wenn aktuelle Vorlieben nicht auszublenden sind. Nur bei einer Figur habe ich den Ursprung lieber ignoriert und die Namensgebung als Zufall abgestempelt.


    Wäre Schweigt still die Nacht kein Jugendbuch, hätte es für meinen Geschmack auch gerne noch etwas gruseliger, skurriler und blutrünstiger werden können, angesichts der Zielgruppe liefert Yovanoff aber schon eine recht düstere Version von Popcornliteratur. Zwar kann ich mich den Begeisterungsstürmen nicht anschließen, aber gut unterhalten wurde ich definitiv, deswegen gibt es


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Ich bin jetzt so etwa durch die Hälfte durch und mag das Buch :err:


    Eine alte Bekannte habe ich schon getroffen



    Eure Spoiler habe ich noch nicht gelesen, ich habe Angst, mir zu früh was zu verderben :breitgrins: Aber ich bin sooo neugierig :zwinker:

    Liebe Grüße,<br />Verena<br /><br />&WCF_AMPERSAND"Viele, die leben, verdienen den Tod. Und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben?&WCF_AMPERSAND" Gandalf in &WCF_AMPERSAND"Die Gefährten&WCF_AMPERSAND", J.R.R. Tolkien


  • Eine alte Bekannte habe ich schon getroffen



    Ich habe das Buch ungefähr zeitgleich zu "Ascheherz" gelesen. Das war vielleicht merkwürdig. :breitgrins:

  • Räubertochter: Scheint mir einfach ein beliebtes Motiv zu sein, es gibt ja ganz viele so ganz typische Arten von Figuren oder Handlungsweisen, die von verschiedensten Autoren verwendet werden, einfach weil von ihnen eine gewisse Faszination ausgeht. Gerade diese Figur fände ich jetzt auch reizvoll.

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    Gentry ist eine Stadt der etwas anderen Art – ein Geheimnis umgibt die örtlichen Kinder, ein Geheimnis, über das niemand sprechen will und dass nur die Wenigsten wahrhaben wollen, denn mit den Kindern dort stimmt etwas nicht. Auch Mackie ist anders. Und schneller, als ihm lieb ist, stecken er und seine Freunde mitten in einer Geschichte, die – wie könnte es anders sein – auch etwas „anders“ ist. Denn Mackie möchte einer Freundin, Tate, helfen, deren Schwester gestorben ist. Das sagen jedenfalls alle anderen, auch wenn Tate etwas ganz anderes glaubt. Und was sie dabei herausfinden, gibt ihnen nicht gerade Anlass zur Hoffnung.


    Die Geschichte um Mackie und Tate ist eine nette, kurzweilig zu lesende Mischung aus Grusel und Slapstick, vielleicht nicht so gewollt, aber von mir durchaus so empfunden. Das Buch ist flüssig zu lesen, das Ende ist vielleicht ein wenig zu albern geraten. Es glänzt nicht durch einen spannenden Showdown, sondern klingt eher gemächlich aus, das ist etwas schade, denn bis dahin hielt es eigentlich einigermaßen die Spannung.


    Für Kinder und Jugendliche nur bedingt zu empfehlen, denn mit Leichenteilen und Verwesungsstadien verschiedener Stufen wird nicht gespart.
    Trotzdem verspricht es für die Freunde des Skurrilen ein oder zwei vergnügliche Abende Lesespaß.


    3ratten

    Liebe Grüße,<br />Verena<br /><br />&WCF_AMPERSAND"Viele, die leben, verdienen den Tod. Und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben?&WCF_AMPERSAND" Gandalf in &WCF_AMPERSAND"Die Gefährten&WCF_AMPERSAND", J.R.R. Tolkien

  • Dass der ca. 15jährige Mackie kein Blut sehen kann, ist zwar etwas peinlich, aber noch nicht so außergewöhnlich, aber dass er geweihten Boden nicht betreten kann und dass ihn die Berührung von Eisen schmerzt, gehört zu den Dingen, die er lieber nicht preisgeben sollte. Als Warnung erzählen seine Eltern ihm gerne die Geschichte des Stadtbewohners, der wie er war, aber seine wahre Identität nicht gut genug versteckt hatte und letztendlich gelyncht wurde. Nur dass seine Eltern nun einmal gar nicht seine wahren Eltern sind…


    Mackie ist zwar ganz sicher nicht normal, aber die Gefühle sind zu einem guten Teil schon die eines ganz normalen Teenagers. Der Anfang des Buches macht den Eindruck einer fast normalen Highschoolaußenseitergeschichte, doch dann rückt seine wirkliche Identität immer stärker in den Vordergrund und er muss sich den Geheimnissen der Stadt stellen. Mackies Heimatstadt ist vor langer Zeit eine unheilvolle Allianz eingegangen. Der Stadt geht es gut, Wirtschaftskrisen ziehen, kaum eine Spur hinterlassend, über sie hinweg, doch dafür muss die Stadt auch Opfer bringen und in diesem Jahr scheint die kleine Schwester einer Mitschülerin von Mackie dieses Opfer zu sein. Und so versucht Mackie endlich auch hinter das Geheimnis seiner eigenen ungewöhnlichen Existenz zu kommen.


    Bei den mythischen Elementen bedient sich die Autorin alter Sagen, die sie aber ihren Bedürfnissen für die Geschichte entsprechend umgestaltet. Das fand ich ganz gut umgesetzt, auch wenn ich die klassischen Hintergründe gerne etwas stärker eingebunden gesehen hätte.


    Besonders gut fand ich die Kleinigkeiten, die die Autorin bei der Ausgestaltung von Mackies Problemen in unserer Welt bedacht hat. Die Plastikmesser in der Küche (warum eigentlich nicht Keramik, sind diese Messer in den USA nicht erhältlich oder ist das ein Übersetzungsfehler?), die Kupferpfanne, in der die Mutter das Essen brät, … - da merkt man, dass Yovanoff sich Gedanken gemacht hat. Für ein hervorragendes Buch fehlte mir zwar etwas an Tiefe, aber die Idee war ungewöhnlich genug und ich habe das Buch sehr gerne und zügig durchgelesen.


    Brenda Yovanoff ist mit „Schweigt still die Nacht“ so eine richtig schöne Wechselbalggeschichte gelungen und ich werde mir ihr nächstes Buch (erscheint im November auf Englisch), welches wieder von einem „Menschen“ zwischen normaler und übersinnlicher Welt handelt, ganz bestimmt näher ansehen.


    4ratten

  • Eigentlich nicht die Art Literatur, die ich bevorzuge... Aber ich denke, ich wage es mal und werde das Buch demnächst lesen :smile:

  • @Hase: Ja, probieren geht über studieren.


    @Holden: Da bin ich auf deine Meinung gespannt. ;)

  • Hallo ihr Lieben,


    dank Ingroscha hatte ich das Vergnügen, das Hörbuch von "Schweigt still die Nacht" hören zu können. Anfangs musste ich erst noch warm werden, aber was mich nun beim Nachlesen eurer Diskussion sehr erstaunt ist, dass ihr Mackie teilweise nicht sympathisch fandet. Ich mochte ihn zum Beispiel sehr sehr gerne. Für mich war er im Hörbuch sogar DER herausragende Charakter (abgesehen davon natürlich, dass er der Hauptcharakter war). Nun frage ich mich: Waren die Stellen im Hörbuch gekürzt, die ihn euch unsympathisch im Buch gemacht haben?


    Wie geschrieben. Ich fand ihn großartig. Er war so eine wunderbar tragische Figur :herz:


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

    Einmal editiert, zuletzt von nimue ()