Tobias O. Meißner - Die Soldaten
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Erstveröffentlichung in Deutschland: 2011
Verlag: Piper
Seiten: 512
Bindung: Taschenbuch
Klappentext:
Die Festung Carlyr ragt über weites, unbekanntes Feindesland. Hinter ihren Mauern bedeutet ein einziger Fehler den Tod. Um nach einer gewaltigen Niederlage neue Soldaten auszubilden, wird Leutnant Fenna nach Carlyr versetzt. Doch der Norden hat seinen eigenen Schrecken zu bieten. Im verbrannten Land jenseits der Festung verbergen sich die Affenmenschen, die schon einmal einen großen Feldzug zum Scheitern gebracht haben. Und als Leutnant Fenna zusammen mit der unerfahrenen Akademieabsolventin Loa Gyffs seine Kompanie ins Land der Feinde führt, entdeckt er, dass die Wüste ein weitaus gefährlicheres Geheimnis birgt.
Meine Meinung:
Die Festung Carlyr im Nordosten des Kontinents ist Leutnant Fennas letzte Zuflucht, um traumatische Geschehnisse verarbeiten zu können. Das seelische Trauma hallt tief in ihm nach und dennoch sträubt er sich innerlich gegen den Auftrag, in Carlyr - so fern seiner Heimat - neue Soldaten auszubilden. In der Festung angekommen verstärken sich seine Zweifel noch mehr, denn die neuen Rekruten sind mehr als nur ahnungslose Frischlinge: die meisten von ihnen scheinen auf den ersten Blick völlig untauglich für den Militärdienst zu sein. Als wäre dieser Ärger nicht schon genug, wird Fenna die junge Akadamieabsolventin Loa Gyffs zur Seite gestellt und es ist fraglich, ob die beiden die ihnen Anvertrauten so gut ausbilden können, dass sie im Feindesland, dem Land der Affenmenschen, dem Land, in dem bereits ein großes Heer von den Feinden in seine Einzelteile aufgelöst wurde, bestehen können.
"Die Soldaten" spielt zwar in der gleichen Welt, in der auch Tobias O. Meißners Mammutzyklus angesiedelt ist - man kann das Buch aber völlig unabhängig davon lesen und verstehen. Allerdings möchte ich jedem die Mammut-Saga wärmstens empfehlen. Wie man es von dem Autor gewöhnt ist, steckt mehr hinter dem Buch, als man es eigentlich erwartet. Übermäßiges Schlachtengetümmel oder oberflächliche Charaktere sucht man vergebens. Vielmehr konzentieren sich große Teile des Buches auf das Leben innerhalb der Festung und hier beesonders auf die Ausbildung der jungen Rekruten. Nicht selten fühlte ich mich an das großartige "Das Paradies der Schwerter" erinnert. Der Autor versteht es immer wieder, eigentlich langweilige Szenen - wie zum Beispiel der Besuch der Kantine - so interessant zu verpacken, dass man gar nicht merkt, wie schnell man die Figuren lieb gewinnt.
Die Charaktere sind bis ins letzte Detail hervorragend ausgearbeitet. Es gibt kein Gut oder Böse, denn jeder Mensch hat für sein Handeln nachvollziehbare Beweggründe, die sich dem Leser nur nicht auf Anhieb offenbaren. Der beschriebene Alltag der Soldaten ist das, was den tatsächlichen Reiz des Buches ausmacht. Wie stark muss der Drill sein, damit es möglichst wenige menschliche Verluste gibt? Kann man das Verhalten in eskalierenden Notsituationen ausreichend üben? Wer bleibt auf der Strecke? Der Schwächste? Der Tapferste? Der Klügste? Der Krieg macht keinen Unterschied zwischen groß und klein, der Hautfarbe oder dem Geschlecht. Der Krieg ist ein Allesfresser, der einen vergessen lässt, Mensch zu sein und man fragt sich, wie zivilisiert eine Welt sein muss, um die Bedeutung des Wortes "Krieg" nur noch in einem Geschichtsbuch nachschlagen zu müssen.
Fans des Autors werden kaum davon überrascht sein, wie kritisch Tobias O. Meißner sich zum aktuellen Weltgeschehen in diesem Fantasygewand äußert. Leser, die einen epischen Roman über große Helden und Schlachtengetümmel lesen wollen, in der am Ende die "Guten" siegen, werden vielleicht enttäuscht sein - oder aber ihnen werden die Augen für eine ganz neue, wunderbare Welt geöffnet. Die Welt des Tobias O. Meißner. Kaufen! Lesen!