Kerstin Pflieger - Die Alchemie der Unsterblichkeit

Es gibt 30 Antworten in diesem Thema, welches 6.499 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Blackfairy71.

  • Danke für den Link, Spatzi. Hab' mal zusammengeführt, was zusammengehört.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Inhalt
    Der junge Icherios Ceihn wird auf eine Mission geschickt.
    Er soll eine Reihe von Mordfällen aufklären, die sich in einem Ort mitten im Schwarzwald ereignet haben. Doch vor Ort muss er feststellen, dass es um weit mehr geht, als nur um einige Morde. Und auch sein Wissen aus Büchern hilft ihm nur wenig weiter, da er es mit Kreaturen zu tun bekommt, an deren Existenz er bisher nicht glaubte.



    Meine Meinung


    Der Inspektor Ceihn ist für mich eine sehr interessante und entwicklungsfähige Figur.
    Mit seinen Eigenheiten, die dann auch nicht immer seine guten Seiten zum Vorschein bringen, bringt er einen lebendigen Geist in das Buch. Zunächst naiv und tollpatschig, gewinnt er im Laufe des Buches an Schärfe. Die Entwicklung seiner Persönlichkeit im Laufe der Ermittlungen wird sehr glaubhaft dargestellt, am Anfang noch unsicher, im Laufe der Geschichte aber immer selbstsicherer und entschiedener gegenüber seinen Auftraggebern. Was mit ihm im nächsten Band noch passiert, zumal auch er sich rein körperlich verändert (wie, bitte selber lesen ) dürfte in den nächsten Bänden noch sehr spannend sein.
    Auch die Figuren um Ceihn gestalten sich sehr lebendig. Sei es nun die Darstellung des Fürsten des Dorfes, Calan von Sohon, ein Vampir, dessen dunkle Seite immer wieder unterschwellig angedeutet wird, der aber auf der anderen Seite sehr viel menschlicher wirkt als so mancher dieser Spezies, die in der Geschichte mitspielen. Oder dessen Schwester, die sich offenbar am Ende des Buches sehr für Ceihn interessiert.


    Gut gefallen hat mir die schön düstere Atmosphäre des Buches, die in teilweise recht heftige Szenen gipfelt. Ich fahre auch ab und an in den Schwarzwald, ab so düster ist es in meinem Urlaubsort aber nicht. Und Vampire und Werwölfe gibt es da auch nicht. Die Autorin hat es hier geschafft, die Spannung so auf zu bauen, dass man regelrecht darauf wartete, dass einem auf der nächsten Buchseite ein weiteres Ungeheuer anspringt.


    Was beim Lesen ein wenig störte waren die manchmal etwas abgehackten Szenen. Man hatte hier immer den Eindruck, dass hier einige Seiten einer Kürzung zum Opfer gefallen sind und die Kanten nicht ganz abgeschliffen wurden. Schade. Was den Lesefluss ebenfalls zuerst ein wenig hemmte, war die Verwendung der Namen. Mal wurde der Vorname verwendet, mal der Nachname. Hier war ich zu Anfang immer wieder ein wenig verwirrt, da ich erst mal nicht wusste, wer hier denn jetzt wieder mitspielt. Aber abgesehen davon, liest sich das Buch recht flüssig. Die oben geschilderte Atmosphäre macht es manchmal nicht leicht, das Buch aus der Hand zu legen.


    Das Buch ist übrigens kein historischer Roman. Auch wenn es in einer Stadt namens Karlsruhe beginnt und im Jahre 1771 spielt, so verlässt es bald die historische Umgebung und begibt sich in die düsteren und fiktiven Wälder des Schwarzwaldes.
    Auf jeden Fall werde ich mir auch den zweiten Band zulegen. Ich bin schon gespannt, was die Autorin sich hier für unseren guten Icherios hat einfallen lassen.



    4ratten

    Einmal editiert, zuletzt von Thomas_R ()

  • Das Buch ist übrigens kein historischer Roman. Auch wenn es in einer Stadt namens Karlsruhe beginnt und im Jahre 17771 spielt,


    Nein, das müsste ja auch eher Science Fiction sein :breitgrins:


    scnr ... :winken:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Icherios Ceihn wird von seinen Karlsruher Vorgesetzten auf eine heikle Mission geschickt. Der junge Gelehrte sollim Schwarzwälder Dorf Dornfelde eine mysteriöse Mordserie aufklären. Und dass, wo er doch noch nie aus der Stadt herausgekommen ist! Schon die Reise gestaltet sich äußerst unheimlich und was ihn am Ziel erwartet, kann er als Wissenschaftler zuerst kaum glauben! Doch recht schnell passt er sich an die neuen Umstände an und geht seinem Auftrag nach – doch dies erweist sich als gar nicht ungefährliche Aufgabe!


    Ich hatte den Klappentext nur überflogen und nicht so richtig Ahnung, was mich als Leser hier erwarten würde. Doch die Geschichte hat mich auf jeden Fall schnell gepackt und positiv überrascht. In eher düsterer Atmosphäre angesiedelt, handelt es sich hier meiner Meinung nach nicht unbedingt um ein reines Jugendbuch, obwohl die Aufmachung da erst einmal drauf schließen lässt. Doch im Lauf der Handlung wird es streckenweise recht gruselig und vor allem auch blutig!


    Das Namensverzeichnis am Ende des Buches war mir bei der Vielzahl der Personen gerade am Anfang eine große Hilfe – allerdings verrät es auch schon das eine oder andere Detail, weswegen ich dazu raten würde, es erst nach der Ankunft von Icherios im Dorf zurate zu ziehen! So ric htig liebgewonnen habe ich keinen der Charaktere, konnte aber mit Icherios größtenteils mitfiebern.


    An einigen Stellen hatte ich das Gefühl, dass vielleicht manche Details und Erklärungen dem Lektorat als Kürzung zum Opfer gefallen sind, da hätte man die Geschichte meiner Meinung nach noch „runder“ machen können.


    Insgesamt hat es mir aber gut gefallen und ich werde den zweiten Band auf jeden Fall auch lesen!


    4ratten

    LG, Dani


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  • So, hier ist auch noch meine Meinung:


    Ich finde es immer interessant, wenn ein Fantasy-Roman in einer realen Umgebung spielt, besonders, wenn man die Gegend kennt. Das ist hier bei mir zwar nicht der Fall, aber falls ich demnächst mal in den Schwarzwald kommen sollte, werde ich sicher an das Buch denken und mich leicht gruseln.


    Die Geschichte beginnt wie ein historischer Roman. Wir begleiten Icherios durch das Karlsruhe des Jahres 1771, sehen die die Armut und Hungersnot, den Dreck, den Gestank in den dunklen Gassen der damaligen Zeit. Das war gut erlebbar und erzeugte schon gleich eine düstere Stimmung, die sich nach und nach steigerte, als Icherios sich dann dem Dunklen Territorium näherte, dem Ziel seines Auftrags.


    Dort soll er bestialische Morde an Werwölfen und Vampiren aufklären. Zartbesaitete Leser sind hier gleich gewarnt, denn die Autorin lässt den Leser am Anblick der übel zugerichteten Leichen teilhaben und geht auch sonst nicht zimperlich mit ihren Figuren um!


    Toll erzählt wurde dann die Konfrontation zwischen dem realistischen und wissenschaftlich denkenden Icherios und den unterschiedlichen, nicht menschlichen Geschöpfen, die es eigentlich nur in Legenden geben sollte. Festgehalten an dem unheimlichen Ort, musste er sich nach und nach eingestehen, dass Vampire, Werwölfe, Irrlichter und einige andere Wesen tatsächlich existieren, was ihm anfangs sehr zu schaffen machte, ihn aber auch nach und nach veränderte.


    Die Geschöpfe wurden meist sehr lebendig dargestellt. Der Vampirfürst und auch die Vampirfrauen wirkten in ihrem adligen Getue filmreif, die Werwölfe und Vampire hatten zudem eine spannungsgeladene Ausstrahlung und gerade die Verwandlungsszenen wirkten auf mich sehr ausdrucksstark. Ebenso die Irrlichter, die ein unheimliches Gefühl erzeugten. Die Menschen wirkten fast ein bisschen blass dagegen. Icherios selbst war mir anfangs noch gar nicht gleich sympathisch, auch hatte er im Laufe der Geschichte auch negative Eigenschaften gezeigt, aber insgesamt hat mir seine Entwicklung gefallen und ich möchte nun gerne mehr von ihn lesen.


    Die Mischung zwischen Krimi und Fantasy hat mir gut gefallen. Viele Puzzleteile und einige Einblicke in die Gedanken des Mörders verführten zum Miträtseln und obwohl ich den Täter schnell vermutet hatte, hat das den Spaß nicht getrübt. Der Verlauf der Handlung war teilweise leider etwas abgehackt, so als hätte gekürzt werden müssen, was sich z. T. auch negativ in den Kampfszenen auswirkte, die auf mich zu schnell und glatt abgehandelt wirkten, besonders im Hinblick darauf, dass die jeweiligen Gegner vorher als besonders mächtig dargestellt wurden. Das wirkte dann etwas unglaubwürdig.


    Trotzdem hat mir die Geschichte insgesamt gut gefallen. Gerade das Herumrätseln hat Spaß gemacht, die verschiedenen Geschöpfe waren interessant zu lesen und Spannung kam auch auf (wobei ich aber sagen muss, dass sie nur vereinzelt hoch lag und mir die Daueranspannung, das "auf den Fingernägeln kauen vor Aufregung", wie oben schon angedeutet, ein bisschen fehlte). Ganz besonders gut gefiel mir dagegen die düstere und manchmal unheimliche Atmosphäre.


    Am Ende bleiben ein paar Fragen zu Icherios offen, was mich persönlich aber nicht gestört hat, trotzdem will ich es erwähnen. Gespannt bin ich nun jedenfalls auf den nächsten Fall.


    4ratten

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    1771: der zweite schlechte Sommer in Folge, die Nahrungsmittelpreise explodieren, der jungen Gelehrten Icherios Ceihn hat zwar eine reiche Familie, sich aber von ihr distanziert und würde liebend gerne Medizin studieren. Um über die Runden zu kommen, nimmt er den Auftrag seines Mentors und er der Rosenkreuzer an und reist in den Schwarzwald, um dort zwei Morde zu untersuchen.
    "Wenn Sie lebend ankommen wollen, tun Sie was ich sage", erklärt ihm sein Kutscher, der ihn in einem Gasthaus außerhalb des "Dunklen Territorium" abholt.


    Die Anreise erinnert vermutlich bewusst an Harkers Reise zum Schloss von Dracula - mal schauen wie die erste Begegnung vor Ort verläuft.


  • "Wenn Sie lebend ankommen wollen, tun Sie was ich sage", erklärt ihm sein Kutscher, der ihn in einem Gasthaus außerhalb des "Dunklen Territorium" abholt.


    Die Anreise erinnert vermutlich bewusst an Harkers Reise zum Schloss von Dracula - mal schauen wie die erste Begegnung vor Ort verläuft.


    Das ist ja lustig, denn genau das war mein erster Gedanke, als ich diesen Satz las. :breitgrins:

  • Angekommen stellt Icherios schnell fest, was so düster am "Dunklen Territorium" ist – die Sonne scheint niemals besonders hell und das ist auch gut so, denn ein Teil der Einwohner sind Vampire, die gemeinsam mit Werwölfen und Menschen in einer recht fragilen Dorfgemeinschaft leben. Dadurch, dass die Mordopfer bislang nur aus den nichtmenschlichen Bevölkerungsgruppen stammen, kochen die Vorurteile gegeneinander immer höher und ein Aufstand mit vermutlich tödlichen Folgen für die menschliche Bevölkerung wird immer wahrscheinlicher, wenn Icherios nicht bald den Mörder findet..


    Icherios erinnert mich übrigens an Ichabod Crane aus in „SleepyHollow“ (dessen Namen mir allerdings völlig entfallen war, so dass mir jetzt erst die Namensähnlichkeit auffällt :breitgrins:). Als wissenschaftlich denkender und logisch schlussfolgender Mensch mit Übersinnlichem konfrontiert, verkörpert er sehr schön die Stellung der Alchemie zwischen Wissenschaft und Magie.


    Ich fand „Die Alchemie der Unsterblichkeit“ sehr angenehm zu lesen, das Cover hatte mich mit einem Jugendroman rechnen lassen, doch „Die Alchemie der Unsterblichkeit“ beweist diesbezüglich unvermutete Tiefe, auch wenn mir einiges an Hintergründen doch noch zu oberflächlich bleibt. Dass macht es schwierig das Buch zu „etikettieren“ wodurch potentielle Leser womöglich eher abgeschreckt werden als, ich vermute, man braucht tatsächlich eine Empfehlung, um hier zuzugreifen, das sollte man aber tun, es lohnt sich.


    4ratten

  • Ich finde das Buch auch klasse. Kerstin Pflieger ist es gelungen, mal ein bisschen frischen Wind ins Genre zu bringen. Wobei es ja eigentlich ein Genre-Mix ist. Es ist nicht nur Fantasy oder nur Thriller oder nur Horror.
    Eine tolle Idee gut umgesetzt und spannend geschrieben. "Der Krähenturm" steht auf meiner Wunschliste.

    Ich kaufe keine Bücher. Ich adoptiere sie. :hexe: