Rebecca Gablé - Der König der purpurnen Stadt

Es gibt 84 Antworten in diesem Thema, welches 25.064 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kritty.

  • Seit ich im November letzten Jahres zufällig auf "Hiobs Brüder" von Rebecca Gablé gestoßen bin, war "Der König der Purpurnen Stadt" nunmehr mein drittes Buch von der Autorin und ich habe noch lange nicht genug :zwinker:


    Jonah mochte ich im Gegensatz zu einigen anderen sehr gern. Er war einmal ein etwas anderer Hauptcharakter, ein wenig verschlossen aber ich fand ihn dennoch sympathisch und nachvollziehbar. Ich fand es gut, dass ein Buch auch einmal solch einen Protagonisten hatte und nicht nur die typischen Sympathieträger. Mein Lieblingscharakter war allerdings Edward III und auch von Cupido hätte ich gern mehr gelesen :zwinker:


    Auch in diesem Buch schafft es Gablé, dem Leser die damalige Zeit und die Lebensumstände der Menschen bildlich vor Augen zu führen. Die Verknüpfung von historischen Personen und Ereignissen mit erfundenen ist wieder sehr gut gelungen und glaubhaft dargestellt. Man erfährt diesmal vor allem viel über das Leben der Kaufleute von London und insbesondere über den Woll- und Tuchhandel.


    Der Schreibstil hat mir wieder sehr gut gefallen und die Geschichte war fesselnd erzählt. Es gibt oftmals spannende Wendungen und auch die Charaktere sind so vielschichtig, dass sie nicht langweilig werden.


    Da mir "Das zweite Königreich" und vor allem "Hiobs Brüder" noch etwas besser gefallen haben, vergebe ich nicht die volle Punktzahl, sondern "nur" vier Ratten und ein Mäuschen, das Buch ist aber trotzdem uneingeschränkt empfehlenswert.


    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    SLW 2010:<br />Fremdsprachen-Liste: 1/5<br />Ein-Wort-Liste: 1/5

  • Hallo!


    Ich habe den ersten Teil fertig gelesen und verfolgt, wie Jonah vom armen Lehrling zum erfolgreichen Tuchhändler wurde. Seine Verwandlung auf dem Weg dorthin hat mir nicht immer gefallen. Er ist ein bisschen kalt geworden. Wenn er etwas erreichen will dann bekommt er das auch, ohne Rücksicht auf Verluste. Dabei ähnelt besonders was seine Launen betrifft immer mehr seinem Vetter. Ich überlege mir, ob es im weiteren Verlauf der Geschichte noch ein böses Erwachen für ihn gibt. Crispin finde ich immer interessanter. Ich hoffe, dass seine Rolle noch größer wird denn über ihn würde ich gerne mehr lesen. Auch Annot gefällt mir- wenn man das von ihrer Geschichte so sagen kann. Ich habe den Verdacht, als ob sie Jonah noch nützlich sein wird und hoffe, dass alles gut geht mit ihr.


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Hallo!


    Nach ungefähr zwei Dritteln des Buchs ist mir Jonah noch nicht sympathischer, dafür habe ich öfter den Kopf über ihn schütteln müssen. Immer wieder fällt er auf die Intrigen von Vetter und Schwiegervater herein. Dass er Rupert noch nicht endgültig vertrieben hat liegt nicht an seiner Güte, sondern eher an einer gewissen Bequemlichkeit, denn das würde ihm wieder Ärger mit der Gilde einbringen. Bei seiner Frau ist er da nicht so zimperlich. Das ist ein Wesenszug, den ich nicht ganz nachvollziehen kann. Im Umgang mit ihr wirkt er auf mich nicht echt. Als Geschäftsmann ist er durchaus erfolgreich und ich beobachte gerne, wie sein kleiner Betrieb wächst. Und obwohl er es eigentlich nicht will, ist er auch im Krieg ziemlich erfolgreich. Aber einen Roman von RG ohne "echten" Ritter kann ich mir auch nicht vorstellen :zwinker:


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.


  • Nach ungefähr zwei Dritteln des Buchs ist mir Jonah noch nicht sympathischer, dafür habe ich öfter den Kopf über ihn schütteln müssen. Immer wieder fällt er auf die Intrigen von Vetter und Schwiegervater herein.


    Ich glaube, das war der Grund, wieso mir dieser Roman nicht so gut gefallen hat - ich wurde mit Jonah auch nie so recht warm. Rebecca Gablé hat ja durchaus noch andere ambivalente Hauptdarsteller in ihren Reihen. Mit denen konnte ich mich jedoch besser arrangieren als mit Jonah, der für meinen Geschmack ein bisschen zu naiv war...

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Hallo!


    Jonah und ich sind bis zum Ende keine Freunde geworden. Ihm ist auch weiterhin scheinbar alles in die Hände gefallen und auch wenn er verschiedene Posten nicht wirklich wollte, so hat er sie doch immer angenommen und fühlte sich anscheinend recht wohl dabei :rollen: Seine Geschichte fand ich bis zum Schluss nicht besonders interessant, weil sie so vorhersehbar war. Was mit den Menschen um ihn herum passierte fand ich da schon spannender. Mein Fazit: Rebecca Gablé schafft es immer wieder, mich ein paar Jahrhunderte zurück zu versetzen. Trotzdem hat mich dieses Buch nicht so begeistert wie andere, weil ich die Wahl der Hauptperson ein bisschen unglücklich fand.
    3ratten


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • In der Regel mag ich Hauptpersonen mit Ecken und Kanten, aber nach der Hälfte des Buches ist mir Jonah Durham noch immer dermaßen unsympathisch, dass ich mit dem Gedanken spiele abzubrechen. Wenn schon ein arroganter, überheblicher und selbstzufriedener Charakter, dann sollte man das auch konsequent durchziehen und nicht immer kurz an der Schwelle zur Wandlung in einen Sympathieträger herumscharwenzeln. Jonah wirkt auf mich nicht richtig rund, das einzige was mich zum weiterlesen bewegt sind die interessanten Nebendarsteller und die Kulisse.

    LG, resca

  • resca: nicht aufgeben! Ich hatte mit Jonahs Person auch Probleme- davon habe ich ja weiter oben erzählt. Trotzdem ist mir nie der Gedanke ans Abbrechen gekommen- dazu ist der Rest der Geschichte zu gut. Ich glaube, so schlecht kann Rebecca Gablé gar nicht schreiben, dass ich ein Buch von ihr abbreche.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.


  • resca: nicht aufgeben! Ich hatte mit Jonahs Person auch Probleme- davon habe ich ja weiter oben erzählt. Trotzdem ist mir nie der Gedanke ans Abbrechen gekommen- dazu ist der Rest der Geschichte zu gut. Ich glaube, so schlecht kann Rebecca Gablé gar nicht schreiben, dass ich ein Buch von ihr abbreche.


    Das stimmt natürlich schon. Just vorher habe ich Hiobs Brüder gelesen und es hat mich jeden Abend regelrecht zu Losian und seinen Gefährten ins Bett gezogen und ich lag teilweise schon mit den Kindern um acht in der Falle um lesen zu können. Mit Jonah quäle ich mich aber gerade etwas rum.


    Und was mich noch ärgert: ich bin leidenschaftliche Nackenbeisser-Leserin, aber in Gablés Roman kommen mir diese tollen Liebhaber, die selbst unerfahrene Jungfrauen nach Sekunden zum Organsmus bringen, echt deplatziert vor. Da wäre weniger mehr gewesen.

    LG, resca

  • Ich muss gestehen, dass ich zunächst mit komplett falschen Vorstellungen an das Buch herangegangen bin. Da im Rahmen der Waringham-Reihe von Lucas und den Verbindungen zu den Dieben der Stadt London die Rede war, bin ich mit der Erwartung an das Buch gegangen, dass der Protagonist eben in dieser „Unterwelt“ lebt. Und so habe ich gewartet und gewartet, während Jonah seinen Tuchhandel vergrößert…nichtsdestotrotz war ich jede Sekunde gut unterhalten.


    Jonah ist absolut kein Heiliger, gerade er hat viele Ecken und Kanten, ist geprägt durch seine Erfahrungen in jungen Jahren. Da allzu oft zu glatte Protagonisten in Büchern rumschwirren, bietet dieser hier eine schöne Abwechslung. Grundsätzlich gibt es hier eine umfassende Aufstellung an Charakteren - und dennoch ist jeder so individuell, dass man nie Probleme hat sie einzuordnen und ihre Geschichte im Hinterkopf zu behalten. Etwas, das bei Rebecca Gablé immer wieder der Fall ist.
    Im Vergleich zu den mir bisher bekannten Büchern von ihr liebte ich die hier andere Seite. Statt Ritter, Krieg und Königshof stehen das Treiben auf Londons Straßen, die Tuchmachergilde und das Leben „einfacher Leute“ im Mittelpunkt. Die Handlung ist trotz einiger Wiederholungen durchweg spannend und insgesamt abwechslungsreich. Mal plätschert es zwar ein bisschen vor sich hin, dann wird das Leben aber durch grauenvolle Dinge wie die Pest unterbrochen und auf den Kopf gestellt.


    Die Nebenfiguren haben mir viel besser gefallen und ich hätte gern mehr über sie gelesen. Die Schurken wie die Guten sind interessant und auch vielschichtig geschildert. Besonders hat mir Francis Wilcox, der König der Londoner Diebe, gefallen. Vielleicht schreibt Frau Gablé über den ja mal ein Buch? Lohnen würde es sich bestimmt.


    Absolut! Man findet in diesem Buch so viele Personen, die man einfach ins Herz schließt. Ob Annot und ihr gänzlich anders geplantes Leben, der Fuchs, der trotz weniger Seiten eine starke Präsenz hat oder Philippa, die so gutmütig und weitsichtig ist.


    Rebecca Gablé lässt durch ihre Schreibweise Geschichten entstehen, die wie Filme vor dem geistigen Auge ablaufen und mit so vielen facettenreichen Personen bevölkert sind, die man nur ungerne loslässt.


    4ratten

    Es geschah kurz nach Anbruch des neuen Jahres, zu einem Zeitpunkt,

    als die violetten und gelben Blüten der Mimosenbäume rings um die Ambulanz

    aufgesprungen waren und ganz Missing in Vanilleduft gehüllt war.


    Abraham Verghese – Rückkehr nach Missing

  • London 1330: Der 18-jährige Jonah lebt als Lehrjunge im Haus seines Cousins Rupert, der Tuchhändler ist. Jonah hat kein angenehmes Leben dort, denn Rupert ist oft ungerecht und bösartig. Ein wenig Zuwendung erfährt Jonah nur von seiner Großmutter. Doch Jonah ist klug und ehrgeizig, und mit ein bisschen Glück und viel Geschick schafft er es, unabhängig von Rupert zu werden. Doch dem ist Jonah ein Dorn im Auge, und es gibt noch weitere Neider, die Jonah seinen Erfolg nicht gönnen und ihm das Leben schwer machen wollen...


    Wir begleiten Jonah in über 900 Seiten beinahe zwanzig Jahre lang. Sein Leben wird sehr ausführlich und sehr spannend erzählt. Sein Aufstieg, aber auch viele Niederlagen. Seine Begegnung mit dem König und der Königin. Er verliebt sich, heiratet, bekommt Kinder. Die Pest hält Einzug in London. Es ist ein Auf und Ab, und es macht riesigen Spaß, Jonah zu begleiten bei all seinen Erlebnissen.


    Dabei wirkt Jonah nicht immer sympathisch. Er kommt manchmal sogar sehr hartherzig rüber, aber trotzdem mochte ich ihn. Dass er eben nicht immer sympathisch erscheint, lässt ihn nur noch authentischer werden.


    Auch alle anderen Figuren - historisch belegt und auch fiktiv - sind so klar und deutlich beschrieben, dass ich ein klares Bild von ihnen vor Augen hatte. Dieses Buch könnte ich mir sehr gut verfilmt vorstellen!


    Es hat so viel Spaß gemacht, diese Geschichte zu lesen, dass ich unbedingt noch mehr von Rebecca Gablé lesen möchte!

    Lesen aus Leidenschaft

  • Da ich kürzlich mal wieder das Hörbuch von "Der König der purpurnen Stadt" rausgekramt habe und nostalgisch wurde, habe ich in diesem Thread mal gestöbert (tatsächlich erstmalig) und war verwundert, dass Jonah als Charakter bei vielen garnicht so gut ankam wie bei mir ^^


    Möglicherweise lag es auch ein kleines bisschen am Synchronsprecher (Timmo Niesner, auch Synchronsprecher von Frodo Beutlin ;P) aber ich fand Jonah von Anfang an interessant, authentisch und fand seine Entwicklung auch irgendwie erwartungsgemäß. Manchmal ging es möglicherweise "zu flüssig und flott", aber Jonah als literarischen Charakter fand ich super. Als Menschen im echten Leben hätte ich mich wahrscheinlich nicht unbedingt mit ihm abgegeben, aber das stört ja nicht :S


    Ich habe vor wenigen Wochen die Geschichte von Robin of Waringham fertig genießen dürfen und nun ist ja bereits seit einiger Zeit John of Waringham dran. Finde ich beide auch sehr toll, und möchte sie garnicht so recht mit Jonah Durham vergleichen.


    Ich schätze ich bin voreingenommen, da Jonahs Narrative mein erstes Werk von Gablé war. Wahrscheinlich sollte ich es nochmal hören oder lesen, um ein differenzierteres Bild zu bekommen ;)


    Vielleicht geht es ja anderen hier noch ähnlich...?

  • Vielleicht geht es ja anderen hier noch ähnlich...?

    Ich habe das Buch vor ca. 15 Jahren zum ersten mal gelesen und ein paar Jahre später dann auch ein zweites mal gelesen. Ich fand Jonah als Figur in dem Buch nicht schlecht, aber wirklich fasziniert hat mich Gervais of Warringham in diesem Buch.

    Frag mich bitte nicht warum, ich glaube sein loyales Verhalten hat mich direkt beeindruckt. Vor etwa 18 Monaten habe ich mich bei Audible angemeldet und das Hörbuch Jonah geschenkt bekommen.

    Ich habe es auch direkt angehört und war ehrlich gesagt nicht so begeistert von den Sprechern und der Umsetzung der Handlung.

    Da liebe ich mir in diesem Fall wirklich die Bücher, denn sie zaubern ganz andere Bilder vor mein inneres Auge beim lesen.

    Der König der purpurnen Stadt ist eines meines Lieblingsbücher.

  • Ich kann gut verstehen warum es einer deiner Lieblingsbücher ist :)

    Und auch die Faszination für Gervais kann ich nachvollziehen.

    Von Crispin war ich noch angetan.


    Mir hat die Umsetzung des Hörspiels insgesamt sehr gut gefallen - da sieht man mal wieder wie unterschiedlich Geschmäcker dann doch sein können ;)


    Aber selbst lesen möchte ich das Buch unbedingt noch, um zu gucken ob ich da andere Bilder vor Augen, andere Gefühle habe.

  • Ich kann mich zwar nicht mehr an Einzelheiten erinnern, weil die Lektüre schon ziemlich lange her ist, aber mir war Jonah auch nicht so unsympathisch wie offenbar vielen Lesern.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Erstaunlich wie unterschiedlich die Wahrnehmung sein kann :-o

  • Valentine so, wie ich meinen Kommentar von damals interpretiere, war mir Jonah nicht offen unsympathisch. Ich bin einfach nicht warm geworden mit ihm. Damals fand ich das schade, heute muss ich nicht mehr jeden Protagonisten mögen.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Das stimmt wohl - ich muss auch nicht alle mögen, es reicht mir schon, wenn ich ihre Handlungsweise nachvollziehen kann. (Wenn das nicht gegeben ist oder ich das Gefühl habe, dass der Autor die Figur gewollt unsympathisch darstellt, sieht es anders aus.)

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Mir geht es da wie euch :) muss bei weitem nicht alle Charaktere mögen...

  • Aber selbst lesen möchte ich das Buch unbedingt noch, um zu gucken ob ich da andere Bilder vor Augen, andere Gefühle habe.

    Da bin ich ehrlich gesagt sehr gespannt auf deine Eindrücke beim Lesen.

    Bitte berichte mal welche Eindrücke du hattest.


    Ich habe das auch mal versucht, erst das Hörbuch gehört und dann hatte ich mir das Buch einige Monate später aus der Leihbücherei mitgebracht.

    Die Siedler von Catan - auch von RG


    Bei mir hat das Lesen damals nicht mehr funktioniert, weil ich zum einen wusste genau was passiert und zum anderen keine anderen Bilder mehr hervorrufen konnte in meinem Kopf. :rollen:

    Da spielt einem vielleicht die eigene Psyche einen bösen Streich bei solchen Versuchen. :gruebel:

  • Ich kann mich zwar nicht mehr an Einzelheiten erinnern, weil die Lektüre schon ziemlich lange her ist, aber mir war Jonah auch nicht so unsympathisch wie offenbar vielen Lesern.

    Direkt unsympathisch war er mir nicht, aber er konnte mich nicht so richtig überzeugen. Tja und neben Gervais wurde er dann direkt noch ein paar Nuancen blasser. ;)