Literaturkritik spielt keine große Rolle mehr

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  • Ich glaube es macht schon etwas aus ob man als Zuschauer oder Leser den Eindruck hat, das der Kritiker einen als Leser von Romanen auch ernst nimmt. Wenn er einem selbst dann vorkommt, als ob er bestimmte Lesergruppen etwas abfällig behandelt (zum Beispiel Fantasyleser etc.), kann das dazu führen das man sich ausgeschlossen und angegriffen fühlt.


    Das ist vermutlich auch eine Frage der persönlichen Wahrnehmung.


    Wenn ein Rezensent niemals Kritiken über Krimis abgibt, dann falle ich als Krimileserin einfach nicht in seine Zielgruppe. Ausgeschlossen muss sich ein Krimileser deshalb noch nicht fühlen, weil derjenige auch begreifen sollte, dass es mehr als nur diesen einen Kritiker gibt. Es gibt ja auch Schuhläden, von denen ich weiß, dass ich da nicht reingehen brauche. Da läuft man schlicht auch dran vorbei und nimmt den anderen Schuhladen. Ohne Ressentiments gegenüber dem Anbieter.


    Das mit dem Angreifen mag schon anders aussehen. Und da spielt die Wahrnehmung sicher eine Rolle, da sich der eine schneller auf den Schlips getreten fühlt als der andere.

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  • Die Bemerkung war an uns alle gerichtet. Die Erfahrung der Vergangenheit zeigt aber, dass ich nicht so falsch liege. Ich wollte das nur jedem, der hier mitschreibt, ins Bewusstsein bringen. Natürlich in der leisen Hoffnung, dass es diesmal anders kommt.


    Ok, dann habe ich das wirklich in den falschen Hals bekommen :winken:
    Ich vertraue da aber eigentlich unserem Forum bzw. den Mitgliedern - die Teilnehmer der Diskussion gehen ja respektvoll miteinander um und lassen andere Meinungen gelten. Das wird schon so bleiben (wenn nicht gerade jemand querschießt, der seit Jahren angemeldet ist, sich aber grundsätzlich nur an solchen Diskussionen zum einheizen beteiligt :rollen: )

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.


  • Wenn ein Rezensent niemals Kritiken über Krimis abgibt, dann falle ich als Krimileserin einfach nicht in seine Zielgruppe. Ausgeschlossen muss sich ein Krimileser deshalb noch nicht fühlen, weil derjenige auch begreifen sollte, dass es mehr als nur diesen einen Kritiker gibt.


    Genau da liegt meiner Meinung nach der Hase im Pfeffer. Wo ist denn der Krimirezensent der "offiziellen" Literaturkritik? Wieso geben NZZ, FAZ usw. nicht z. B einmal im Monat eine Seite für Krimirezensionen - gerne auch auf hohem Niveau - frei? Ich glaube nicht, dass die Leser dieser "feinen" Zeitungen wirklich nie Unterhaltungsliteratur lesen. Sie geben es höchstens nur nicht zu. Und vielleicht fände sich ja der hauptsächlich an der politischen Berichterstattung interessierte Abonnent dann auch mal seine literarischen Interessen in deren Feuilleton berücksichtigt. (Unter dem Vorbehalt geschrieben, dass es das tatsächlich nicht gibt. Mir fehlt der Überblick über die heutigen Rezensionsgepflogenheiten deutschsprachigen Zeitungen.)


    Ich jedenfalls finde es Klasse, dass meine schwedische Tageszeitung in regelmäßigen Abständen über Kinder- und Jugendliteratur berichtet. Das sind zum Teil Rezensionen, dann auch längere Artikel über neue Entwicklungen auf dem Gebiet oder wie vor einigen Monaten einen Artikel über ins Schwedische übersetzte afrikanische Bilderbücher und über die schwierige Lage der Bilderbücher auf dem afrikanischen Buchmarkt im Allgemeinen. Hochinteressant.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Genau da liegt meiner Meinung nach der Hase im Pfeffer. Wo ist denn der Krimirezensent der "offiziellen" Literaturkritik?


    In der ZEIT gibt es regelmäßig Krimirezensionen. Und eine Kinderbuchseite. In der FAZ werden Wirtschaftsbücher besprochen. Die NZZ hat eine monatliche Literaturbeilage, in der aktuellen Februar-Ausgabe eine Besprechung des Thrillers Robert Harris "Angst".


    Hier noch der Link:
    http://static.nzz.ch/files/4/0…260212-low_1.15308406.pdf


    Also: Es gibt sie!


    Gruß, Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Klassikfreund ()

  • Zu der Rezension der Parallelgeschichten:
    Ich habe sie teilweise gelesen, hatte aber eigentlich schon im zweiten Absatz die Lust daran verloren. Hier schmeißt der Rezensent fröhlich mit Autorennamen um sich, vordergründig um das Buch in einen literarischen Zusammenhang einzuordnen, aber in Wirklichkeit - unterstelle ich ihm - um deutlich zu machen, wie belesen er ist.


    Zitat

    Imre Kertész – um hier nur zeitgenössische Autoren zu erwähnen – hat die Absurdität des Überlebens beschworen. Bora Ćosić hat das Pathos der «Weltrevolution» in Kleinbürgergeschwätz ertränkt und Péter Esterházy die «grosse Geschichte» in einem polymorph-ironischen Familienalbum ad absurdum geführt. Mircea Cartarescu wuchtete der Tyrannei der Verhältnisse seine surrealen Bildwelten entgegen. David Albahari befreit sich vom Albdruck der Dinge mittels Irrwitzes und Paradoxie, während sie László Krasznahorkai mit seinen Langsätzen in bodenlose Melancholie kleidet. Miljenko Jergović wiederum hat die (jugoslawische) Geschichte rückwärts erzählt und die Mechanismen kollektiver Erinnerung infrage gestellt.


    Besonders "gelungen" ist in diesem Zusammenhang die Formulierung "um hier nur zeitgenössische Autoren zu erwähnen", oder übersetzt: "Also Leute, wenn ich jetzt erst richtig loslegen würde, dann würde die gesamte Zeitung nicht genügend Platz für meine Gelehrsamkeit bieten. Daher, leider, leider, muss ich mich äußerst beschränken."
    Ich reagiere allergisch auf solche unterschwelligen Botschaften, die ich aber vielleicht unberechtigterweise so auffasse. Ich bin da geschädigt durch einen kurzen Ausflug in die Welt der Soziologie, wo jedes Buch und jeder Aufsatz, der was auf sich hielt, erst einmal mit einer halb versteckten Selbstbeweihräucherung des Autors begann.



    Zitat:
    Die Logik von Zeit und Raum, die Regeln von Chronologie und Dramaturgie sind weit dynamischer aufgelöst, als der Titel es vermuten lässt. Diskontinuität herrscht, Perspektiven springen, Erzählstränge brechen; Geschichten verlieren, Motive verwirren und Bilder verschlingen sich; Allegorien stehen fremd, und Spuren laufen ins Leere.


    -> verwendete Fremdworte: Logik, Chronologíe, Dramaturgie, dynamisch, Diskontinuität, Perspektive, Motive, Allegorien


    Das liest sich schon anspruchsvoll, aber es bleibt noch verständlich. Schwierig wird es halt, wenn man die Hälfte der Fremdworte nicht kennt


    Schönes Beispiel. Das Problem, das ich bei dieser Stelle sehe, sind nicht die Fremdwörter an sich, sondern deren Häufung. Alle die in nur zwei Sätzen - da ist es leicht, den Überblick und damit zugleich das Interesse am Text im Gewirr der Begriffe zu verlieren. Lesbar ist das schon, wenn man denn unbedingt will, aber mir stellt sich die Frage, wieso man das wollen sollte.



    "die Aporie der Erfüllung" verstehe ich dann auch nicht beim ersten Lesen, aber ist der Gesamtzusammenhang dann unklar?


    Ja. Wenn man unter Gesamtzusammenhang mehr verstehen will als "großartiges Buch":



    Dort heißt es:


    Atemlos liest man diese Passagen – kaum je sind einem der Rausch der Scham, die Faszination des Fremden und die Aporie der Erfüllung so gefährlich nahe gerückt wie hier.


    Mir ist/war das Fremdwort unbekannt und seine Bedeutung konnte ich aus dem Zusammenhang nicht erraten. Ich hatte etwas ähnliches wie Rausch und Faszination vermutet, aber das ist es, sagt mein Fremdwörterbuch, ganz und gar nicht.



    In der ZEIT gibt es regelmäßig Krimirezensionen. Und eine Kinderbuchseite. In der FAZ werden Wirtschaftsbücher besprochen. Die NZZ hat eine monatliche Literaturbeilage, in der aktuellen Februar-Ausgabe eine Besprechung des Thrillers Robert Harris "Angst".


    Fein! Dann nehme ich meine Kritik natürlich zurück.

    Wir sind irre, also lesen wir!


  • Ich glaube nicht, dass die Leser dieser "feinen" Zeitungen wirklich nie Unterhaltungsliteratur lesen.


    Vermutlich lesen die meisten von ihnen, da nicht vornehmlich das Feuilleton abonniert wird, Unterhaltungsliteratur. Das Feuilleton wird ja von vielen Lesern ungelesen weggeworfen. Auf der anderen Seite gibt es natürlich dann wieder diejenigen Leser, die sie v.a. aufgrund des Feuilletons abonniert haben. Eine Gratwanderung.


    Gruß, Thomas

  • Schönes Beispiel. Das Problem, das ich bei dieser Stelle sehe, sind nicht die Fremdwörter an sich, sondern deren Häufung. Alle die in nur zwei Sätzen - da ist es leicht, den Überblick und damit zugleich das Interesse am Text im Gewirr der Begriffe zu verlieren. Lesbar ist das schon, wenn man denn unbedingt will, aber mir stellt sich die Frage, wieso man das wollen sollte.


    Dieses Buch wurde in allen großen Zeitungen und im Fernsehen besprochen. Damit gibt es auch einen Wettbewerb der Zeitungen untereinander. Wir könnten hier verschiedene Rezensionen nebeneinander stellen, vom leicht geschriebenen Regionalblättchen bis hin zur fremdwörterbesiedelten NZZ. Irgendwo findet man sich als Konsument am besten aufgehoben. Seien wir über diese Vielfalt froh.


    Gruß, Thomas

  • Fein! Dann nehme ich meine Kritik natürlich zurück.


    Der Krimileser, vermutlich die Mehrheit der FAZ-Leserschaft, würde sich hier natürlich mehr wünschen. Aber ich wäre auch mit weniger Wirtschaft in der FAZ zufrieden. So wird jeder Spezialist bedient. Auch die Wissenschaftsseiten beleuchten so manches abgelegene Phänomen.


    Gruß, Thomas

  • Genau da liegt meiner Meinung nach der Hase im Pfeffer. Wo ist denn der Krimirezensent der "offiziellen" Literaturkritik? Wieso geben NZZ, FAZ usw. nicht z. B einmal im Monat eine Seite für Krimirezensionen - gerne auch auf hohem Niveau - frei? ...


    Inzwischen tun sie es. Klassikfreund hat ein Beispiel genannt. Ein anderes ist der Maigret-Marathon, den sich ein FAZ-Redakteur gegönnt hat. Ich bin ganz froh drum und schätze, dass langsam aber sicher auch noch das eine oder andere Fantasy-Buch auftauchen wird. Oder anderes, was vielleicht unterrepräsentiert ist.


    Die Zielgruppe der Feuilletons bin ich dennoch nicht so recht, was mich aber auch nicht stört. Wenn ich Feuilletons lese, was ich leider viel zu selten kann, dann lese ich die mitunter einfach nur wegen der Art, wie die Redakteure schreiben. Ich kriege so einen Stil selten zu lesen.
    Das Feuilleton dürfte aber aus einer anderen Sicht noch wichtig sein: Ich sehe die Kritiker oft in der Position eines Kommentators. Ob sie sich das angewöhnt haben oder das per se eine ihrer Aufgaben ist, weiß ich nicht. Mir fällt aber auf, dass da oft mehr oder weniger direkt Position bezogen wird. Das geht über die Wertung des Buch weit hinaus. Roger Willemsen wird zum Beispiel schon als Publizist geführt. Da viele Autoren das eine oder andere aktuelle Thema ganz bewusst verarbeiten, ist das auch gerechtfertigt. Die Einordnung in "lesbar", "wunderbar" oder "lahm formuliert" würde da auch nicht genügen.

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  • Roger Willemsen wird zum Beispiel schon als Publizist geführt.


    Das liegt aber wohl ausschließlich daran, dass er Sachbücher verfasst hat.


    Gruß, Thomas

  • Aber nicht nur, würde ich sagen. Position bezieht er ja auch in Diskussionen, als Moderator, als Redner.

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  • Hallo,


    ich habe einen sehr interessanten Blog-Beitrag bei Lake Hermanstadt gefunden. Ist zwar schon etwas älter, aber für mich Teil der Erklärung:


    Zitat

    Die »wichtigsten Autoren«, die tonangebende »Riege der deutschsprachigen Prosa-Autoren«, »renommierte Großautoren« (um einen Eindruck von der Focus-Diktion zu vermitteln) werden zu solchen, weil sie von den Medien dazu gemacht werden. Und gelesen werden ganz andere Bücher.


    »Die Mitte fehlt. Ich fehle.«


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Danke für den Link.


    Wenn ein Ranking mit diesen Kriterien erstellt wird (Zitat):


    Buch-Verkaufszahlen flossen zu 25% ein,
    Berichterstattung in der Publikumspresse ebenfalls zu 25%,
    TV-Präsenz zu 20%,
    Literaturpreise zu 15%
    und Platzierungen in der Fachpresse, auf Empfehlungslisten und im Google-News-Index zu je 5%.

    dann hat das Ranking vergleichsweise wenig mit den tatsächlich gelesenen Büchern zu tun: Nur ein Viertel der Wertung ist der Verkauf. Drei Viertel der Wertung haben nichts mit dem Leser- und Kaufverhalten zu tun.

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  • Stormcrow hat ja schon mal kurz Filmkritik angesprochen, dort scheint es sich ähnlich zu verhalten. Die kritikergelobten Filme sind nur selten auch die, bei denen die Kinokassen am meisten klingeln.

    “Grown-ups don't look like grown-ups on the inside either. Outside, they're big and thoughtless and they always know what they're doing. Inside, they look just like they always have. Like they did when they were your age. Truth is, there aren't any grown-ups. Not one, in the whole wide world.” N.G.


  • Aber es dürfte selbstunterstüzend sein, denn bestimmt lesen viele Leser der Zeitschrift auch Bücher aus dem Ranking, einfach aus Neugier.


    Nicht immer, aber manchmal, sind Bestseller auch literaturkritisch gelobte Bücher.


    Was denn nun ein "gutes Buch" und ein "wichtiger Autor" sind, kann man ganz unteschiedlich definieren, finde ich, von der reinen Literaturkritik, der Politik (was beeinflusst(e) die Gesellschaft) oder etwa vom Leser aus (was wird am meisten gelesen, diskutiert, beeinflusst Menschen in ihrem Lesegeschmack oder gar Leben - was dann wieder der Politik zugewiesen werden könnte ...) sehen.


    Ich finde es heute deplaziert, noch solche Aussage wie Heidenreich "schrecklich" bzgl.Büchern, mit denen SIE nichts anfangen kann, zu machen. Schließlich befasst sich heute ein Teil der Literaturkritik auch genau mit solchen Phänomenen.
    Und der Geschmack der Massen sagt auch etwas über die Massen bzw. unserere Zeit, also sollte man Bücher, über die man lästert, erst mal kennen und sich damit auseinander gesetzt haben, warum die so erfolgreich sind (wenn man in der Öffentlichkeit spricht - hier darf man sicher gerne lästern... :zwinker:).


    LG
    von Keshia

    Ich sammele Kochbücher, Foodfotos und Zitate.


    <3 Aktuelle Lieblingsbücher: "The good people" von Hannah Kent, "Plate to pixel" von Hélène Dujardin und "The elegance of the hedgehog" von Muriel Barbery.

  • Keshia
    Zum Thema schrecklich... gerade hier macht dann eine Runde wie die von MacOss hier verlinkte großen Spaß, denn da wurden mehrere Bücher besprochen die nur ein Teil der Runde mochte. Warum die beiden andren das Buch dann nicht mochten ist sehr interessant dargelegt und zeigt das auch die Kritiker eben ihren eigenen Geschmack mit ein bringen.


  • Ich finde es heute deplaziert, noch solche Aussage wie Heidenreich "schrecklich" bzgl.Büchern, mit denen SIE nichts anfangen kann, zu machen. Schließlich befasst sich heute ein Teil der Literaturkritik auch genau mit solchen Phänomenen.
    Und der Geschmack der Massen sagt auch etwas über die Massen bzw. unserere Zeit, also sollte man Bücher, über die man lästert, erst mal kennen und sich damit auseinander gesetzt haben, warum die so erfolgreich sind (wenn man in der Öffentlichkeit spricht - hier darf man sicher gerne lästern... :zwinker:).


    Mit solchen derben Attacken tut man sich auch selbst keinen Gefallen. :rollen: Alles, was nicht in den eigenen Lichtkreis fällt, als Schund zu bezeichnen, finde ich eher übel.



    Aber es dürfte selbstunterstüzend sein, denn bestimmt lesen viele Leser der Zeitschrift auch Bücher aus dem Ranking, einfach aus Neugier.


    Nicht immer, aber manchmal, sind Bestseller auch literaturkritisch gelobte Bücher.


    Medienpräsenz und Verkaufszahlen gehen bis zu einem gewissen Grad Hand in Hand. Das steht für mich nicht außer Frage. Aber 50% der Wertung entfallen streng genommen auf Marketingaktivitäten der Verlage. Die bringen einen Autoren in der Presse unter. Das kommt sicher auch Verkaufszahlen zu Gute. Aber die Wertung bewertet meiner Meinung nach vorrangig die Erfolge der Presseabteilungen.
    Um den Punkt ging es mir bei meinem Posting über die Einteilung der Wertung.


    Ab einem gewissen Grad von Medienpräsenz wird die Präsenz wertlos, weil Leser X schon längst auf den Autoren aufmerksam wurde. Dabei spielt es auch eine Rolle, dass sich bei viel diskutierten Autoren oder Büchern die Präsenzen vervielfachen, weil die Publikumsmedien ganz gerne hintereinander herlaufen. Man könnte ja an einem leckeren Kuchenbröckchen vorbeilaufen...

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa

  • Mit solchen derben Attacken tut man sich auch selbst keinen Gefallen. :rollen: Alles, was nicht in den eigenen Lichtkreis fällt, als Schund zu bezeichnen, finde ich eher übel.


    Ja, da sprecht Ihr ein Thema an, das auch hier in diesem Forum leider viel zu oft zu Entrüstungsstürmen führt. Allerdings habe ich dazu eine etwas andere Meinung als manch anderer hier ... :zwinker:


    Wenn jemand sagt: "Dieses Buch ist schrecklich" oder "Dieses Buch ist Schrott", hört sich das zwar erst mal pauschalisierend an, aber man muss sich immer ein "Ich bin der Meinung, dass ..." davor denken, schließlich äußert derjenige seine persönliche Meinung, und jedem vernünftigen Menschen dürfte klar sein, dass er nicht für alle, sondern nur für sich selbst sprechen kann. Auf der anderen Seite kann ich als Kritiker auch erwarten, dass meine Leser wissen, dass ich nur meine persönliche Sicht der Dinge äußere, wenn ich ein Buch herunterputze.


    Aber gerade hier im Forum sind manchmal die Be- und Empfindlichkeiten bezüglich der eigenen Lesevorlieben besonders heikel, und ich fürchte, es gibt unter uns Laienkritikern eine relativ hohe Zahl an Mitgliedern, die sich mit einer schlechten Meinung über ein Buch zurückhalten, nur weil sie wissen, was das auslösen kann, und das finde ich schade.


    Glücklicherweise scheren sich (Profi-)Literaturkritiker keinen Deut darum. Sie sagen frei von der Leber weg, was ihnen gefällt und was nicht. :breitgrins: Ganz ehrlich: Ich mag es, wenn jemand deutlich sagt, was er von einem Buch hält, und nicht um den heißen Brei herumlaviert und sich irgendwelche halbgaren und vorsichtigen Formulierungen aus den Rippen leiert, aus denen ich aber letztlich nicht schlau werde. :smile:


    Stellt Euch mal vor, im Literarischen Quartett hätte es nur Rudelknuddeln gegeben. Die Sendung wäre nach der ersten Folge eingestellt worden. :zwinker:


  • Stellt Euch mal vor, im Literarischen Quartett hätte es nur Rudelknuddeln gegeben. Die Sendung wäre nach der ersten Folge eingestellt worden. :zwinker:


    Mir hat das literarische Quartett aus genau diesem Grund nicht gefallen und zerbrochen ist es schließlich durch einen Streit. Das spricht doch nicht dafür, oder? Mir gefällt da Denis Scheck nach wie vor viel besser - er ist wohl ebenso ein professioneller Literaturkritiker. Warum funktioniert es also bei ihm viel besser? Er redet in ganz anderem Ton über die Bücher (auch über die Verrisse). Bei ihm ist immer klar ersichtlich, wie tolerant er ist und dass er seine Meinung über die Bücher kund tut - das ist meiner Meinung nach ein Kunststück und solange man dieses nicht beherrscht, habe ich hier lieber Knuddelrunden :zwinker:

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