Sten Nadolny - Die Entdeckung der Langsamkeit

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 5.136 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kati.

  • Servus,


    ein schönes Buch, fande ich.


    Inhalt:
    "Die Entdeckung der Langsamkeit
    OA 1983 Form Roman Epoche Moderne
    Der preisgekrönte Roman Die Entdeckung der Langsamkeit von Sten Nadolny behandelt – wie fast alle seine Bücher – das Thema Reisen. Dabei mischt der Autor authentische Ereignisse mit fiktionalen Elementen.
    Inhalt: Der Roman erzählt das Leben des englischen Seefahrers und Nordpolforschers John Franklin (1786–1847), der schon als Jugendlicher an Seeschlachten teilnahm (Kopenhagen 1801, Trafalgar 1805). Sein Lebensziel war die Entdeckung der Nord-West-Passage nördlich des Nordamerikanischen Festlandes, der Verbindung von Atlantik und Pazifk. Nach zwei ArktiS.e.x.peditionen war Franklin kurzzeitig Gouverneur in Australien, bevor er auf der dritten Forschungsreise einen Schlaganfall erlitt und mit seiner Mannschaft im ewigen Eis starb."



    Rezension: "Sieg und Niederlage gibt es nicht, sie sind nur ein menschliches Verständnis von Zeit."
    So, sagt es Franklin, später im Buch.
    Schon in frühester Kindheit ist er anders als die anderen Kinder, langsamer. Bälle kann er nicht fangen, aber eine Schnur eine Stunde lang gerade halten.
    Das Buch zeigt an Hand der Geschichte dieses Jungen, bis zu seinem Tod,
    das unser Verständnis von Zeit falsch ist. Hauptsache schnell - Zeit ist ja bekanntlich Geld. Unter diesem Vorsatz wären seine Leute und er im weiteren Verlauf des Buches häufiger gescheitert. Er aber nimmt sich Zeit: Zeit zu verstehen, Zeit zu antworten, Zeit zu lernen und zu entscheiden.
    Der Autor zeigt uns, dass eine aufrichtige und verantwortungsbewußte Gesellschaft, eigentlich nur durch Langsamkeit entstehen kann. Und wie sich Menschen gegen diese Veränderung streben. Er zeigt uns die Vorteile, die wohl Überwiegen, aber auch die Nachteile werden nicht ausgelassen. Allerdings entwickelt Franklin ein interessante System, um vermeidliche Nachteile auszugleichen.


    Ein schönes, ein interessantes Buch über Zeit und menschliche Eigenschaften, und sehr flüßig ( da nicht langweilig) zu lesen.


    5ratten -> (Sprache 5, Atmosphäre/Welt 5 und Inhalt 5)


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    &quot;Der Mann, der den Berg abtrug, war derselbe, der anfing, kleine Steine wegzutragen.&quot;<br />Konfuzius<br />

    Einmal editiert, zuletzt von Alfa_Romea ()

  • Hallo K.May,


    vielen Dank für die Rezi! :winken:


    Zitat von "K.May"

    Kaufen! :elch:


    Muss ich gar nicht, denn das Buch subbt schon ewig bei mir rum. Keine Ahnung, warum ich es noch nicht gelesen habe. Ah... vielleicht weil so ein Haufen guter Bücher subbt :breitgrins:


    Aber ich werde mich demnächst wirklich mal dran machen!


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Das Buch subbt bei mir auch noch rum. Und ich bin auch sehr gespannt. Neben der schönen Rezi hier habe ich auch schon einige gelesen, die sich doch eher negativ über das Buch äußern.
    Es ist auf jeden Fall in meinem SUB ein wenig nach oben gewandert.

  • Bevor man das Buch liest, sollte man sich vielleicht erst einmal einen Bericht über die gescheiterte Franklin-Expedition zu Gemüte führen, z.B. "Der eisige Schlaf" von Owen Beattie und John Geiger. Dann weiß man erst so richtig, was die Leute damals wirklich durchgemacht haben und was aus Franklin am Ende geworden ist. Die Expedition selbst kommt bei "Die Entdeckung der Langsamkeit" nämlich etwas zu kurz.

  • Hallo!


    Zitat von "Kringel"

    Die Expedition selbst kommt bei "Die Entdeckung der Langsamkeit" nämlich etwas zu kurz.

    Stimmt! Trotzdem hat mir das Buch ausnehmend gut gefallen :smile:


    @Nimue: lesen :elch:


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Kann mich dem Urteil von Kirsten auch nur anschliessen: mir hat das Buch ebenfalls recht gut gefallen - wenngleich ich es auch nicht wegen der Suche nach der Passage sondern den Kurzangaben zu Trafalgar und Kopenhagen gelesen habe.


    Olo

  • Danke, K.May! Tolle Rezi! Ich lebe mit einem "Langsamen" (er sieht das nicht so) zusammen und Dank deines Postings habe ich mich daran erinnert, dass das Buch bei mir herumsubbt. Also schnell rausgewühlt und meinem Freund unter die Nase gehalten. Nun rate mal wer seit gestern liest...


    P.S.: Der "Langsame" ist begeisterter und überzeugter Nicht-Leser :bang:

    LG, resca

  • Kleiner Tipp: "Die Entdeckung der Langsamkeit" kommt zurzeit im SWR2-Radio in der Reihe "Fortsetzung folgt". Sten Nadolny liest selbst! Täglich ab 15:05 Uhr im Radio. Ich kann's leider nicht hören, zu diesen Zeiten sitze ich noch im Büro oder auf Meetings.

  • Zu diesem Buch:


    Von Kindheit an träumt John Franklin davon, zur See zu fahren, obwohl er dafür denkbar ungeeignet ist: Langsam im Sprechen und Denken, langsam in seinen Reaktionen misst er die Zeit nach eigenen Maßstäben. Zunächst erkennt nur sein Lehrer, dass Johns eigenartige Behinderung auch Vorzüge hat - was er einmal erfasst hat, das behält er; das Einzigartige, das Detail begreift er besser als andere. John Franklin geht zur Marine, erlebt den Krieg und das Sterben. Beides trifft ihn umso furchtbarer, als er innerhalb des von ihm kaum begriffenen, chaotisch schnellen Geschehens einzelne Vorgänge wie in Zeitlupe ablaufen sieht. Er träumt von friedlicher Entdeckung, will die legendäre Nordwestpassage finden. "Die Entdeckung der Langsamkeit" ist auf den ersten Blick zugleich ein Seefahrerroman, ein Roman über das Abenteuer und die Sehnsucht danach und ein Entwicklungsroman. Doch hat Sten Nadolny die Biographie des englischen Seefahrers und Nordpolforschers John Franklin (1786 - 1847) zu einer subtilen Studie über die Zeit umgeschrieben: die Langsamkeit als eine Kunst, dem Rhythmus des Lebens Sinn zu verleihen.


    Meine Meinung:


    Es ist gar nicht so einfach, die richtigen Worte für diesen eindringlichen Roman zu finden. Er gewährt einen tiefen Einblick in die Persönlichkeit eines Menschen, dessen Leben von der ihm angeborenen Langsamkeit geprägt ist. Die Art und Weise, wie der Leser John Franklin und sein Innerstes kennenlernt, ist sehr tiefgründig und niemals oberflächlich. Er meistert die Schwierigkeiten in seinem Leben alleine auf seine bedächtige Art, weil er nicht anders kann - seine Langsamkeit zwingt ihn dazu. Trotzdem verfolgt er beharrlich seine Ziele und lässt sich von einem eingeschlagenen Weg niemals wieder abbringen. Ich habe mich an vielen Stellen gefragt, ob die Langsamkeit eines John Franklin nicht auch in unserer heutigen Zeit manchmal angebracht wäre; dadurch würden vielleicht manche "Schnellschüsse" im Leben vermieden werden.


    Abgesehen vom Portrait dieses ganz besonderen Menschen hat mir natürlich auch der nautische Teil der Geschichte recht gut gefallen. John Franklin war sein Leben lang ein Seefahrer aus Leidenschaft, und daher findet die Handlung über weite Strecken auf hoher See statt. Als Franklin später dann Gouverneur von Tasmanien wird, navigiert er eben nicht mehr ein Schiff, sondern eine ganze Kolonie.


    John Franklins Leben bietet einiges an Abwechslung, so dass man sich bei der Lektüre des Romans immer wieder auf Überraschungen gefasst machen kann. Der Schreibstil von Sten Nadolny ist, wie es sich für eine Studie über die Langsamkeit gehört, sehr bedächtig und keinesfalls reißerisch oder besonders spannungsgeladen. Um dieses Buch genießen zu können, muss man sich Zeit nehmen, um es auf sich wirken zu lassen und auch die leisen Töne zu entdecken. Bei mir hat die Lektüre auch sofort Wirkung gezeigt, denn etliche Handlungsstränge im letzten Drittel fand ich etwas zu schnell erzählt, was einen kleinen Punkteabzug gibt.


    Aber es sind immer noch 4ratten und :marypipeshalbeprivatmaus:

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Inhalt:
    Seit seiner Kindheit träumt John Franklin davon, zur See zu fahren, obwohl er dafür extrem ungeeignet ist, denn in allem, was er tut, ist er extrem langsam. Doch was er einmal erfasst hat, vergisst er nicht mehr. Er geht zur Marine und erlebt den Krieg. Insgeheim aber träumt er von friedlichen Fahrten auf See und der Entdeckung der Nordwestpassage ...


    Meine Meinung:
    "Die Entdeckung der Langsamkeit" ist ein besonderes Buch. Sten Nadolny verwebt den Menschen John Franklin mit seiner eigenen Vorstellung. Diese Mischung ist sehr gut gelungen, da sich der junge Franklin wunderbar in die wahren Begebenheiten einfügt. Fast jeder kennt den Ehrgeiz und die Gewissenhaftigkeit dieses Seefahrers. Dem Autor ist es gelungen, die Langsamkeit zum Talent zu machen und Hektik zu verbannen.


    Nadolny erzählt von Franklin´s Leben, seiner Karriere und seinen Träumen. Als Leser schwankt man öfter zwischen Traurigkeit und einem Schmunzeln im Gesicht. Auch gibt es einige Längen, die aber dank des angenehmen, bildlichen Schreibstils kaum ins Gewicht fallen.


    Ich empfehle die Softcover-Ausgabe vom Bertelsmann-Verlag. Hierin befindet sich neben der bibliographischen Notiz auch ein ausführliches Nachwort des Autors. Wen das Thema der Entdeckungsfahrten zur Nordwestpassage interessiert, sollte jedoch zu anderen Büchern greifen. In diesem Roman dreht es sich mehr um die Person John Franklin, das ewige Eis kommt deshalb etwas kurz.


    4ratten


    LG Kati :winken: