Sibylle Lewitscharoff hält Skandalrede zu künstlicher Befruchtung

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  • Die FAZ meldet, dass die Autorin den Satz mit den Halbwesen im ZDF am Freitag zurückgenommen hat und es ihr leid tut.


    Tja, so einfach alles vergessen und zur Tagesordnung übergehen, gelingt zumindest mir nicht. Im Grunde ist hier der Super-Gau eines Schriftstellers passiert. Mit Worten kann man kaum mehr anrichten.


    Gruß, Thomas

  • @klassikfreund
    Also ich hab heute Morgen das Interview im ZDF Morgenmagazin gesehen und muss sagen das ich ihre halbherzigen Versuche zu relativieren nicht glaubhaft fand. Ich hatte den Eindruck das sie versucht hat es so darzustellen als ob sie nur habe provozieren wollen, gleichzeitig hat sie aber iher Aussagen im Kern nicht zurückgenommen sondern letztendlich nur umformuliert.

  • Ich würde es ihr nicht übel nehmen, wenn sie die Aussagen zur künstlichen Befruchtung nicht zurücknimmt. Da sind auch viele Kirchenvertreter dagegen und man kann das durchaus begründen. Dass Problem ist jedoch ihr Menschenbild, zum einen mit den so gezeugten Kindern, aber auch mit den Eltern, die diese Methode nutzen. Auf einer abstrakten, philosophischen oder religiösen Ebene hätte man hier durchaus argumentieren können. Man muss das dann aber differenziert tun und auch das Leid der kinderlosen Paare sehen. Und was an den Kindern zweifelhaft sein soll, geht mir so gar nicht in den Kopf. Die Sätze dazu lassen sich nicht mehr zurücknehmen. Verzeihen ist immer möglich, aber ich würde der Autorin erst mal eine längere Pause zum Nachdenken verordnen.


    Gruß, Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Klassikfreund ()

  • Oh mein Gott, ich finde bei soviel Dummschwätzerei keine Worte mehr. Und sowas wird auf die Menschheit losgelassen.

    Wer lesen will, der liest, und jedes Buch wird gefunden von dem, der es sucht.<br />(Eduard Engel)

  • @klassikfreund
    Genau das hat sie eben nicht getan. Deshalb empfinde ich ihre Aussagen keinesfalls als zurückrudernd.
    Klar kann man auf einer religiös christlichen Ebene argumentieren wenn man das möchte (oder auf andere Arten) aber eben das sie Aussagen über die ELtenr so drastisch und abwertend formuliert ist einfach nicht entschuldbar und für mich war sie in ihrem Interview absolut unglaubwürdig. Ich hatte eher den Eindruck das sie sich ein paar Sätze für die Medien zurechgelegt hatte, weil sie gemerkt hat das sie negativ rüberkam. Wirklich aufrichtig war das einfach nicht.

  • Warum nicht? Mit Argumenten aus der Religion abgeleitet.


    Gruss Thomas

  • Sagen wir mal so, wenn an meiner Uni nicht grade Semesterferien wären, würden wir garantiert mit irgendeinem Dozenten über die Argumentationslinien der Autorin sprechen und in wie weit ein wie auch immer von außen benannter oder von ihr so gesehener "religiöser" Einfluss zu finden wäre.^^


    Meine Dozentin aus der Literaturwissenschaft hat jetzt sicher einen weiteren Skandal den sie in ihre Einführung in die Literaturwissenschaft packen kann. :breitgrins:

  • Argumente sind rational. Man kann ihnen widersprechen, sie widerlegen.


    Religion (egal welche) argumentiert nicht; sie behauptet. Und duldet keinen Widerspruch.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Im I-Net kursiert eine Online-Petition zur Aberkennung ihres Büchner-Preises. Was haltet ihr davon?

    Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen, und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen.<br />Jean Anouilh

  • Das war auch ein Gedanke von mir, dass man ihr den Preis aberkennen sollte. Aber andererseits hat sie ihn sicherlich aus guten Gründen bekommen, und das war auch nicht die einzige Auszeichnung. Vielleicht bereut sie es längst und hat nicht genügend Rückgrat, um das zuzugeben? Ich will damit keine Entschuldigung für sie suchen, aber das sollte man auch in Erwägung ziehen.


    Ich könnte nicht hundertprozentig für oder gegen eine Aberkennung stimmen. Solche Petitionen sind überhaupt immer eine heikle Sache. Ich möchte wetten, dass viele Leute, die dort abstimmen, gar nichts über Lewitscharoff oder den Büchner-Preis wissen, sondern einfach gerne auf anderen herumhacken.

  • Die Frage ist halt wie Schwerwiegend das zum Beispiel das Prestige des Büchner Preises wirklich angreift. Denn seien wir mal ehrlich, die meisten haben doch von diesem Preis keine Ahnung. Die juckt es doch nicht ob einer Autorin die sie nicht mal kennen so ein Preis aberkannt wird.
    Da sie ihn für ihr literarisches Werk bekommen hat und nicht für wie auch immer geartete Reden bin ich da auch zwiegespalten. Kenn aber auch nicht die genaueren Statuten des Büchnerpreises. Wenn die Grundlinie dort zum Beispiel sagen würde das ein Autor der sich Menschenverachtend äußert nicht Preisträger sein kann wäre das ja schon was andres.


  • Ich könnte nicht hundertprozentig für oder gegen eine Aberkennung stimmen. Solche Petitionen sind überhaupt immer eine heikle Sache. Ich möchte wetten, dass viele Leute, die dort abstimmen, gar nichts über Lewitscharoff oder den Büchner-Preis wissen, sondern einfach gerne auf anderen herumhacken.


    Also die Leute, von denen ich weiß, dass sie unterschrieben haben, kannten sie bis dato gar nicht und wissen vermutlich nicht einmal in welchem Gebiet der Büchner-Preis vergeben wird.
    Allerdings geht es ihnen nicht um das Herumhacken auf jemand anderen, sondern um "ein Zeichen", dass man die gesagten Aussagen in keinster Weise toleriert.


    Wie gesagt ich bin zwiegespalten, meiner Meinung nach, sollte ein Literaturpreis den Werken verliehen werden, aber so eindeutig wie in anderen Wissenschaften, lässt es sich nicht immer trennen.

    Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen, und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen.<br />Jean Anouilh

  • Ist der Preis nach den Statuten überhaupt aberkennbar?


    Gruß, Thomas

  • Sie hat was böses gesagt, wir müssen ihr was wegnehmen. Wurde im Kindergarten doch auch schon so gemacht. :zwinker:


    Was sie mal irgendwo irgendwann bekommen hat interessiert mich wenig, aber ich würde ihre Bücher nicht mal mehr anfassen nach den ekligen Aussagen. Skandalhäscherei oder nicht, Kinder (echte Wunschkinder!) aus dem "Reagenzglas" als Untermenschen zu bezeichnen geht mal gar nicht.


  • Sie hat was böses gesagt, wir müssen ihr was wegnehmen. Wurde im Kindergarten doch auch schon so gemacht. :zwinker:


    Was sie mal irgendwo irgendwann bekommen hat interessiert mich wenig, aber ich würde ihre Bücher nicht mal mehr anfassen nach den ekligen Aussagen. Skandalhäscherei oder nicht, Kinder (echte Wunschkinder!) aus dem "Reagenzglas" als Untermenschen zu bezeichnen geht mal gar nicht.


    Vermutlich hat sie nur eine Aussage über ihre Vorstellung von künstlicher Befruchtung unbedacht zu stark ausgeweitet.
    Die Kernaussage scheint mir zu sein, dass sie den Prozess der künstlichen Befruchtung, den sie sich sehr detailliert vorgestellt hat, nicht gerade attraktiv findet.


    Die Aussage über die Kinder scheint mir nur zur Unterstreichung an diese vorherige Aussage angehängt worden zu sein (und reichlich misslungen).
    Ich würde vermuten, dass sie vorher gar nicht so genau darüber nachgedacht hat, was ihre Aussage für Eltern oder betroffene Kinder bedeutet.

    Ich sammele Kochbücher, Foodfotos und Zitate.


    <3 Aktuelle Lieblingsbücher: "The good people" von Hannah Kent, "Plate to pixel" von Hélène Dujardin und "The elegance of the hedgehog" von Muriel Barbery.


  • Ich würde vermuten, dass sie vorher gar nicht so genau darüber nachgedacht hat, was ihre Aussage für Eltern oder betroffene Kinder bedeutet.


    Naja, aber das war ja nicht spontan dahergesagt oder in einer Diskussion. Diese Worte standen ja in ihrer Rede und ich kann mir nicht vorstellen, dass ich mir da nicht vorher einiges an Gedanken mache, was ich so sage. Sowas will ja auch vorbereitet sein.

    Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen, und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen.<br />Jean Anouilh