M. L. Stedman - Das Licht zwischen den Meeren

Es gibt 18 Antworten in diesem Thema, welches 6.953 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kirsten.

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    Originaltitel: The Light Between Oceans



    „Das Licht zwischen den Meeren“ hütet Tom auf seiner Leuchtturminsel vor Australien. Nach seinen Erlebnissen im ersten Weltkrieg ist er froh über Ruhe, Frieden und Einsamkeit. Beim Landurlaub lernt er eine Frau kennen und beide leben zufrieden auf der Insel, zu ihrem Glück fehlt nur ein Kind. Nach mehreren Fehlgeburten taucht eines Tages ein Findelkind in einem Boot auf der Insel auf und die beiden beschließen, das Kind als ihr eigenes anzunehmen und auszugeben. Erst 2 Jahre später erfahren sie, wie das Kind wirklich zur Insel kam und welche Schuld sie sich durch ihr Schweigen aufgeladen haben – doch jetzt ist es zu spät, eine gute Entscheidung über das Schicksal des Kindes zu fällen, es gibt nur noch verschieden schlechte Alternativen…


    Stedman hat eine stimmungsvolle Geschichte geschrieben, in der man die Einsamkeit auf der Insel ebenso spürt wie die Gezeiten und Naturgewalten denen die Figuren dort ausgeliefert sind. Und doch werden alle äußeren Schwierigkeiten zu Kleinigkeiten vor den Gewissensbissen und der inneren Qual, die sich aus einer falschen (war sie so falsch, war sie nicht eher verständlich?) Entscheidung ergeben. Als Leser tun einem fast alle Figuren leid, sie alle sind eher Opfer als Täter und das macht die ganze Angelegenheit so schwierig und traurig.


    Ein manchmal melancholischer Roman über Leuchttürme, Moral und Schuld.


    4ratten

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    OT: The Light between Oceans




    Sowohl der Klappentext als auch das Cover weckten mein Interesse an diesem Buch, dem Debütroman der australischen Autorin M. L. Stedman. Da ich hier meine laufenden Leseeindrücke schildern will, werde ich die Inhaltsangabe weglassen.


    Das Buch ist in mehrere Teile aufgeteilt und der Prolog nimmt uns mit in das Jahr 1926. Es ist der 26. April. Der Ort - Janus Rock, eine kleine Insel vor der westaustralischen Küste, auf der ein Leuchtturm steht, welcher von Tom Sherbourne betreut wird. Tom und seine Frau finden an diesem Tag ein gestrandetes Boot. Neben einem toten Mann befindet sich ein Baby an Bord. Die Vorschriften besagen, dass Tom dies sofort hätte melden müssen, aber auf Izzys Bitten hin, verschiebt er die Meldung. Als Leser ist einem inzwischen klar, dass Izzy vor nicht allzu langer Zeit erst ein Kind verloren hat.


    Das 1. Kapitel macht einen Sprung zurück und so wird im ersten Abschnitt des Buches die Geschichte erzählt, wie Tom und Izzy sich kennen lernten und ihre Zeit dort verbrachten bis zu diesem 26. April.
    Tom kehrte aus dem Ersten Weltkrieg zurück, in dem er viel Leid erleben musste. Durch eine schwere Kindheit und mit diesen Erinnerungen ist er traumatisiert und er glaubt durch die Arbeit als Leuchtturmwärter sowohl sein Auskommen als auch etwas Seelenfrieden zu finden. Dies gelingt ihm allerdings erst auf Janus Rock. Diese Insel nach dem Gott Janus benannt, macht ihrem Namen alle Ehre. Einerseits war Janus der Gott des Lichtes, was wunderbar zu einer Insel mit Leuchtturm passt, als auch der Gott des Anfangs und Endes, der Tore und Türen. Janus Rock trennt den Indischen Ozean von Südpolarmeer, ist das Erste oder Letzte, was Reisende per Schiff vom australischen Kontinent zu Gesicht bekommen.
    Tom lernt Izzy bereits bei seiner Anreise nach Port Parageuse kennen und die Initiative ihm zu schreiben geht von ihr aus. Izzy fühlt sich zu Tom hingezogen. Ihre Mutter drückt es etwas nüchterner aus. Er ist wenigstens zurück gekommen, unversehrt am Körper. Der Heiratsmarkt ist zu dieser Zeit beschränkt. So willigen die Eltern in eine Heirat ein. Tom ist sehr zurückhaltend, liebt Izzy aber über die Maßen. Was zu ihrem Glück fehlt ist ein Kind. Doch auch das lässt nicht allzu lange auf sich warten.


    Die Geschichte ist in einem ruhigen Ton geschrieben, der sehr gut zu Toms Wesen passt. Aber auch die spontane, lebensbejahende Art Izzys kommt gut rüber. Sie ist die Person, die im privaten Bereich alles in Angriff nimmt, während Tom, der zurückhaltendere, zögernde Part ist. Er ist auch ein großer Schweiger. Will weder über den Krieg, noch über seine Kindheit mit seiner Frau sprechen. Glücklicherweise hat der Leser da mehr Chancen etwas zu erfahren. Ein strenger Vater, ein ungeliebter älterer Bruder, eine Mutter, die weggeschickt wurde.


    Mit wenigen Worten schildert Stedman diese Umstände und schaffte es trotzdem, oder gerade deshalb, die Gefühle der Personen unmittelbar an den Leser weiterzugeben. Tom findet Halt in seiner Arbeit. Mit dem Baby und den weiteren Konsequenzen kommt dies leicht ins Wanken. Der pflichtbewußte Tom ist hin und hergerissen zwischen seiner Arbeit und der Liebe zu Izzy, die so sehr leidet und mit dem Baby neuen Lebensmut erhält.
    Man leidet mit ihr, folgt ihren Gedanken und Worten. Wie wird sich Tom entscheiden?


    Besonders gefallen haben mir auch die Beschreibungen von Janus Rock und dem Leben dort. Man stelle sich das nur mal vor: 3 Jahre Arbeit auf der Insel bis man ein paar Wochen Landurlaub erhält. Vierteljährlich kommt das Versorgungsschiff und bringt Proviant und Post. Besucher nur nach vorheriger Anmeldung und Genehmigung!


    Einmal editiert, zuletzt von yanni ()

  • Teil 2 setzt an den Prolog an. Izzy möchte das Baby behalten, während Tom unschlüssig ist. Seine Frau hat unter den Verlusten der letzten Jahre sehr gelitten und scheint nun richtig aufzublühen. Aber irgendwo könnte eine andere Frau darauf warten Nachricht über ihren Mann und ihr Kind zu erhalten. Unter großen Gewissensbissen gibt er nach. Und so ziehen sie das Mädchen, das sie Lucy nennen, als ihr Tochter auf.


    Fast zwei Jahre später steht wieder ein Landurlaub an. Izzy ist nervös, am liebsten würde sie gar nicht fahren. Verständlich, muss sie doch immer noch damit rechnen, dass sie etwas über ihr Mädchen erfahren, dass sie lieber nicht wissen möchte. Aber die Großeltern warten und freuen sich über alle Maßen über ihr Enkelkind. Für Tom ist dieser Besuch sehr Nerven zehrend. Und am letzten Tag geschieht, wovor sich beide stets gefürchtet haben. Hilda, eine Freundin, erzählt ihnen die Geschichte von Hannah Roennfeldt. Ist es möglich, dass Lucy ein Teil dieser Geschichte ist?


    Izzy hat inzwischen von ihrem Arzt erfahren, dass sie keine weiteren Kinder haben wird. Das einzige Kind, das sie je großziehen kann, ist Lucy, das Findelkind, dessen Mutter vielleicht in der gleichen Stadt wohnt. Die Eheleute stehen vor einer Krise.


    Nun schildert die Autorin das Kennenlernen des Paares Roennfeldt. Ihr Leben bis zu dem Tag, an dem Frank Roennfeldt mit seiner Tochter aufs Meer hinaus fährt und nicht wiederkommt. Die verzweifelte Suche von Hannah nach einem (Lebens-)Zeichen ihres Mannes oder ihrer Tochter.


    Auch dieser Abschnitt wird wunderbar erzählt. Man ist hin- und hergerissen. Izzys Ausführungen über die Unmöglichkeit einer Adoption, ihre Überzeugung, dass auch die Mutter des Kindes tot ist, klingt plausibel. Wenn es so wäre, hätte es das Kind nirgendwo besser als bei Izzy und Tom.
    Wenn sich das Ganze aber als Trugschluss herausstellen sollte, wessen Glück ist dann wichtiger?

  • Bis zum Ende des zweiten Teils gewinnt man einen guten Einblick in die Gefühlswelt der beiden Familien. Man kennt die genauen Hintergründe, wie ihre Leben ab der Zeit um 1925 herum abliefen.
    Hannahs nie versiegende Suche nach Mann und Kind, Izzys sorgsam gehütetes Glück, Toms widersprüchliche Gefühle und das Gedeihen des kleinen Mädchens. Man hat Anteil an ihrem Leben. Leidet mit ihnen. Aber wie würde man entscheiden, wenn man es in der Hand hätte? Im Jahre 1926 oder später.


    Toms Qualen ließen sich mit Arbeit überdecken, aber er konnte nie das Schicksal von Hannah vergessen. Dass das Wenige, das er für sie tut, solche Konsequenzen nach sich ziehen würde, hat er wohl nicht geahnt. Da kommt einem doch gleich das Sprichwort "Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert" in den Sinn. Denn als die Lawine losgetreten wird, ist nichts mehr aufzuhalten. Inzwischen sind einige Jahre vergangen. Jahre voller Hoffnung und Trauer für die einen, Jahre voller Qual, Zweifel und Angst zu verlieren für die anderen. Tom und Izzy erzogen ihr kleines Mädchen mit aller Liebe, die sie geben konnten und Hannah verzehrte sich nach ihrem Kind, das sie gar nicht kannte. Für ihr Kind war sie eine Fremde, selbst wenn sie es irgendwann zurückbekommen sollte. Aber für Menschen, die jemanden verloren haben, bleiben diese Personen in ihrer Erinnerung immer auf dem Stand, den sie kannten. Aber auch für die Verlorenen, wenn sie noch leben, ging die Zeit weiter. Sie entwickeln, verändern sich. Dann spielt sicher auch eine Rolle, in welchem Verhältnis die Zeit steht, die man mit und ohne sie verbracht hat.


    Bringt die Wahrheit zu diesem Zeitpunkt nicht nur noch mehr Qualen mit sich? Kann überhaupt noch einer in ein normales Leben zurückfinden? Wird es nur noch Verlierer geben?

  • Inzwischen habe ich das Buch bereits seit einem Tag beendet, musste es aber erst mal sacken lassen. Den letzten Teil habe ich in einem Rutsch durchgelesen, denn weglegen hätte ich es kaum gekonnt.


    Dieser Teil spielt auf dem Festland. Das Lügengebäude ist eingerissen. Es werden Anschuldigungen erhoben, die aus der Luft gegriffen sind, aber wenn jemand sich profilieren will, sind ihm alle Mittel recht.
    Für alle bricht eine schreckliche Zeit heran. Die ein oder andere Person zeigt Einfühlungsvermögen und bietet Hilfe an, von der man es eventuell gar nicht in dem Maße erwartet hätte.
    Dass es kein Happy End geben wird, ist von Anfang an klar. Es muss Verlierer geben. Allerdings hat es die Autorin geschafft kein Gemetzel zu veranstalten und die Verluste gering zu halten, was während des Lesens schon gar nicht mehr zu erwarten war. Ich denke da nur an Izzy, die sich gebärdete als wäre sie noch ein verwöhntes Kind, das trotzig auf Recht beharrt, ob es ihm nun zusteht oder nicht.


    Schrecklich fand ich, was man über Tom sagte und dachte. Immer verdächtigt man zuerst die Fremden, in dem Falle Tom, der aus Sydney stammte.


    Wünschenswert wäre gewesen, wenn die einzelnen Charaktere etwas ausführlicher dargestellt worden wären. Die Ehe zwischen Tom und Izzy ist etwas zu farblos dargestellt, da hätte mich etwas mehr Tiefe besser einfühlen lassen. Vor allem Izzys Wandel im dritten Teil am Ende kam mir etwas zu abrupt. Toms Seelenleben, seine Weigerung über seine Familie oder den Krieg zu sprechen, war zwar verständlich, hätte aber etwas emotionaler ausgebaut werden können.

  • Das Buch ist in drei Teile gegliedert. Ein Teil schildert das Leben von Tom und Isabel vor dem Fund des Babys, der zweite die Zeit mit Lucy und im letzten die Ereignisse nachdem die Wahrheit ans Licht kommt.


    Der Roman beginnt mit einem kurzen Prolog, in dem man den Tag miterlebt, an dem das Baby im Boot auf Janus Rock strandet. Als Leser wird man sofort gefesselt von dem Ereignis, da sich ein Teil der Hintergründe für Isabels Verhalten bereits abzeichnet.


    Sodann lernt man die beiden Protagonisten kennen. Tom, Mitte 20, Kriegsheimkehrer mit Schuldgefühlen, dessen Zurückhaltung Isabel zwingt die Initiative zu ergreifen, um geheiratet zu werden. Ist es Liebe, die die beiden verbindet? Oder eher die Chance auf einen Neubeginn? Denn auch Isabel, genannt Izzy, hat der Krieg nicht unbeschadet zurückgelassen. Zwei Brüder hat sie verloren und das Leben war geprägt von Trauer um die beiden.
    Tom dagegen hat eine schwere Kindheit hinter sich und hat sich aus Verzweiflung zur Armee gemeldet. Im Gegensatz zu vielen anderen ist er körperlich unbeschadet heimgekehrt. Erst seine Stelle auf Janus Rock bringt ihn zur Ruhe und die Ehe mit Izzy wäre die Krönung, wenn nicht Izzys Trauer über den Verlust ihrer tot geborenen Kinder wäre.


    Als dann ein Boot mit einem toten Mann und einem Neugeborenen an Bord auf Janus Rock strandet, will Izzy das Baby nicht mehr hergeben. Tom, der feste Wertvorstellungen hat, geht letztendlich darauf ein das Baby zu behalten und als ihres auszugeben. Aber sein Gewissen lässt ihn nicht zur Ruhe kommen.


    So hadert er Jahr für Jahr mit sich, selbst als Lucy, das Baby, ihm eine völlig neue Welt eröffnet. Ganz abgesehen davon, dass Izzy vollkommen glücklich ist. Doch Tom kann nicht gegen seine Natur ankommen und so nimmt das Verhängnis seinen Lauf.


    Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Blickwinkeln erzählt. Neben Tom und Izzy kommen auch Hannah, die leibliche Mutter, und andere zu Wort.
    Glücklicherweise hat die Autorin auf überschwängliche Gefühlsduseleien verzichtet und es trotzdem geschafft die Beweggründe der einzelnen Figuren gut nachvollziehbar zu beschreiben.


    Als Leser ist man nach einiger Zeit hin- und hergerissen. Einerseits sind starke Bindungen entstanden, andererseits herrscht Trauer, gibt es Schuldgefühle. Während sich das in den ersten beiden Teilen noch im Rahmen hält, eskaliert es im dritten Teil. Man möchte ständig eine der Personen schütteln und bitten endlich zur Vernunft zu kommen. So dramatisch sich die Situation zuzuspitzen scheint, findet die Autorin eine Lösung, den Roman ohne zu viele gebrochene Herzen enden zu lassen.


    Man kann sein Glück nicht auf dem Unglück anderer aufbauen. Auch Izzy hätte dies irgendwann einmal erkannt, wenn sie die Wirklichkeit auf Dauer nicht mehr hätte ausblenden können.
    Bei Izzy fiel es mir im letzen Teil schwer ihren Anschauungen zu folgen. Sie erschien mir eher wie ein unreifer Teenager, der bockt, weil man ihm etwas weggenommen hat und nun auf Rache sinnt.


    Ein überaus starker dritter Teil, in dem mich besonders Septimus Pott angenehm überrascht hat. Schade, dass Tom, Izzy und ihre Ehe etwas zu farblos dargestellt worden ist.



    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

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    Mit Meer und Leuchttürmen kriegt man mich immer, also hat mich dieses Buch schon bei Erscheinen neugierig gemacht.


    Der Prolog spielt im Jahr 1926. Isabel, die Frau des Leuchtturmwärters auf einer winzigen Insel, findet am Strand ein angespültes Boot mit einem toten Mann und einem noch lebenden Baby darin. Offenbar hat sie selbst schon ein Kind verloren oder kann nicht schwanger werden (ich glaube eher ersteres, weil kurz von einem Grab die Rede war, das sie pflegt). Ihr Mann Tom will den Vorfall gleich melden, wie es seine Pflicht wäre, doch Isabel überredet ihn, es auf den nächsten Tag zu verschieben, und kümmert sich liebevoll um das kleine Mädchen.


    Dann geht es erst einmal zurück ins Jahr 1918. Kurz nach Kriegsende bewirbt sich Tom um den Posten als Leuchtturmwärter an der australischen Ostküste. Dabei wird schon angedeutet, dass es ihn später nach Janus Rock verschlagen wird, einen kleinen Felsbuckel 150 Meilen vor der Küste. Aber zunächst geht es um die Gegend, aus der er ursprünglich kommt, um die Nachwehen des 1. Weltkriegs, der auch dort viele Opfer unter den jungen Männern gefordert hat, um das Leid der Hinterbliebenen und um Toms eigene Kriegserfahrungen, die er nur schwer verarbeiten kann.


    Sehr ansprechend auch die Sprache, die ich als schön und poetisch empfinde, ohne dass es gewollt wirkt.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Die Story und der Titel kommen mir sehr bekannt vor. Fast hätte ich gesagt, dass ich das Buch schon gelesen habe. Aber es ist so neu, dass ich es dann auch hier rezensiert hätte und das habe ich nicht. Seltsam :gruebel:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Vielleicht verwechselst Du es mit "Wenn das Meer die Liebe trägt"? Das begann auch in Australien und hat das Meer im Titel. Und ich meine mich zu erinnern, dass Du das auch gelesen hattest.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Hihi, das ist ja ein Ding! :breitgrins:


    Ich habe inzwischen ein Stück weitergelesen. Kurz bevor Tom nach Janus Rock abreist, begegnet er am Hafen einer jungen Frau, die hingebungsvoll die Möwen mit Brot füttert. Er lässt sich überreden, den Vögeln auch ein paar Stückchen hinzuwerfen, die beiden unterhalten sich nett, dann trennen sich ihre Wege.


    Aber nicht für lang, denn Isabel ist die Tochter des Hafenmeisters von Point Partageuse, bei dem er am Abend vor seiner Abfahrt zum Essen eingeladen ist. Und so kommt es, dass sich Tom und Isabel schließlich im Vierteljahrestakt (!) Briefe schreiben (öfter kommt das Versorgungsschiff nicht auf den entlegenen Felsen). Eines Tages äußert Isabel den Wunsch, Tom zu heiraten. Er ist der Idee zwar nicht grundsätzlich abgeneigt, hat aber Bedenken, dass ihr nicht ganz klar ist, worauf sie sich da einlässt. Doch sie besteht darauf, und schließlich nimmt Tom ein paar Wochen Hochzeitsurlaub.


    Isabel lebt sich gut auf Janus Rock ein und genießt das zweisame Leben mit dem gebildeten, stillen Mann, bis sie die erste von mehreren Fehlgeburten erleidet, was sie sehr aus der Bahn wirft. So verwundert es kaum, dass sie das Baby, das in dem angespülten Boot liegt, am liebsten behalten möchte.


    Mir gefällt das Buch immer noch sehr, sehr gut. Die majestätische Weite des Meeres, die Einsamkeit auf der Leuchtturminsel, der Zauber des Sternenhimmels, das einfache, karge Leben, das Tom und Isabel führen, die vielen kleinen Details, die die Geschichte illustrieren, zarte Sprachbilder und schöne, kluge Beobachtungen - all das nimmt mich richtig gefangen.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Hihi, das ist ja ein Ding! :breitgrins:


    Ist halt die ideale Jahreszeit dafür. :breitgrins:



    Mir gefällt das Buch immer noch sehr, sehr gut. Die majestätische Weite des Meeres, die Einsamkeit auf der Leuchtturminsel, der Zauber des Sternenhimmels, das einfache, karge Leben, das Tom und Isabel führen, die vielen kleinen Details, die die Geschichte illustrieren, zarte Sprachbilder und schöne, kluge Beobachtungen - all das nimmt mich richtig gefangen.


    Atemberaubend, nicht wahr! Dort könnte ich mindestens ein Viertel Jahr Urlaub machen, mit Option auf Verlängerung.

  • Tom Sherbourne arbeitet nach seiner Rückkehr aus dem 1. Weltkrieg als Leuchtturmwärter. Die Einsamkeit, die geregelten Abläufe und die Nähe zur Natur und dem Meer sind ihm gerade recht, der immer noch daran zu knabbern hat, dass er im Krieg Menschen getötet und am Ende ohne einen Kratzer überlebt hat, während viele seiner Kameraden starben. Sein jüngster Posten ist Janus Rock, eine kleine Felsinsel 150 Meilen vor der australischen Küste. Zunächst ist er dort alleine, schließlich gesellt sich Isabel zu ihm, die sich in den Kopf gesetzt hat, ihn zu heiraten, obwohl er sie gewarnt hat, sich das gut zu überlegen.


    Das einzige, was das Glück der beiden trübt, ist ihre Kinderlosigkeit, und so erscheint es Isabel wie ein Wink des Schicksals, als eines Tages ein Boot mit einem toten Mann und einem noch lebenden Baby angespült wird. Tom will den Vorfall ordnungsgemäß melden, doch Isabel überredet ihn, das kleine Mädchen zu behalten und es auf der Insel großzuziehen, und bald hat das Kind, das sie Lucy genannt haben, auch ihn um den Finger gewickelt, obwohl Tom immer wieder unter Gewissensbissen leidet, weil er die Sache verschwiegen hat.


    Eines Tages stellt sich heraus, dass die Mutter des Kindes tatsächlich am Leben ist und verzweifelt nach ihrer Tochter sucht. Was soll Tom nun machen? Die Entscheidung wird ihm letztendlich abgenommen werden ...


    Was für ein wunderbares Buch!


    Das Setting und die Ausgangssituation fand ich sowieso schon reizvoll, hatte aber nicht mit Stedmans wunderschöner Sprache gerechnet. Sie malt mit Worten poetische, eindringliche Bilder von Mensch und Natur, vom Meer, dem Sternenhimmel und der Arbeit eines Leuchtturmwärters, die aber nie schwülstig oder überladen wirken, und rührt mit leiser Hand an ganz tiefe Emotionen.


    Vielleicht kommt die Eheschließung zwischen Tom und Isabel ein wenig zu plötzlich, aber es war anrührend, zu beobachten, wie die Liebe zwischen den beiden wächst, bis das Glück mit Lucys Ankunft zumindest für Isabel vollkommen scheint, und dann unter den wachsenden Belastungen, die quälenden Fragen, die immer dringender werden, je mehr über Lucys tatsächlichen Hintergrund bekannt wird, zu zerbrechen droht.


    Auch die "andere Seite" kommt zu Wort, Lucys leibliche Mutter, die über dem Verlust von Mann und Kind beinahe den Verstand verloren hat. Dass Lucys ungewöhnliches Schicksal aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet wird, hat mir besonders gut gefallen, weil dadurch umso deutlicher wird, dass jeder der Beteiligten eigentlich nur das Beste für Lucy will, was aber unweigerlich bedeutet, dass jemand anders verlieren wird, im schlimmsten Falle auch Lucy selbst.


    Ein Buch wie das Meer, das den Leser sanft und lieblich umspült und ihm im nächsten Moment stürmisch aufgewühlt den Boden unter den Füßen wegreißt, immer wieder zu überraschen vermag und eine unwiderstehliche Faszination ausübt. Eine zutiefst berührende Geschichte über Sehnsüchte und Träume, Enttäuschungen und Verlust, Trauer, Wut, den Krieg und die vielen Facetten der Liebe.


    5ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





    Einmal editiert, zuletzt von Valentine ()


  • Vielleicht verwechselst Du es mit "Wenn das Meer die Liebe trägt"? Das begann auch in Australien und hat das Meer im Titel. Und ich meine mich zu erinnern, dass Du das auch gelesen hattest.


    Ein bisschen spät, aber ich habe das Buch endlich nachgeschaut. Nein, das war es nicht. Wahrscheinlich fällt mir des Rätsels Lösung irgendwann wieder ein- bestimmt im unpassensten Moment :zwinker:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ein wunderschönes Buch! Mir haben sehr viele Aspekte gefallen. Auch das Ende war zwar bewegend, aber zumindest so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Auch sonst waren viele Dinge und Entwicklungen so wie ich sie für die Story am liebsten gehabt hätte (z.B. mit der Mutter usw.) Langweilig war es aber nie für mich und ich wollte immer wissen, wie es nun weiter geht.
    Tom und Isabel mochte ich sehr zusammen und auch einzeln, sowie ihr Verhältnis zu Lucy. Sie waren vielschichtige Charaktere und man konnte sich gut in sie hinein versetzen.
    Obwohl


    Ich kann gar nicht viel sagen, wurde hier ja auch schon viel gesagt. :)


    Ich freue mich nun auf den baldigen Film mit Michael Fassbender, Alicia Vikander und Rachel Weisz. :klatschen:


    Definitiv mein erstes richtiges Lieblingsbuch 2016


    5ratten


    PS: Hab es auf Englisch gelesen und ich finde dieses Cover einfach wunderschön!

    Library child from day one

    Man kann mir folgen

    Leseblueten

    Einmal editiert, zuletzt von Mungo ()


  • Ich freue mich nun auf den baldigen Film mit Michael Fassbender, Alicia Vikander und Rachel Weisz. :klatschen:


    Ohhh, das habe ich überhaupt nicht mitbekommen. Da bin ich gespannt.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • M. L. Stedman


    Das Licht zwischen den Meeren


    The Light between oceans


    Vorsicht, Text enthält Spoiler!


    Tom ist Leuchtturmwärter und lebt mit seiner Frau Izzy auf einer Insel vor Australien. Dort gibt es nur sie beide, ein paar Ziegen, die Möwen, den ewigen Wind und das alles zermürbende Salz. Und natürlich den Leuchtturm, dieses Sinnbild von Hoffnung und Sicherheit.


    Das gemeinsame Leben der beiden fängt gut an. Man ist froh, den ersten Weltkrieg überlebt zu haben und diese schlimme Zeit hinter sich zu lassen. Tom und Izzy bauen sich ihr Nest auf der Insel und freuen sich auf ihr erstes Kind.


    Einige Jahre und einige Fehlgeburten später hat sich die Lage geändert. Izzy ist beinahe am Ende. Dann wird ein Boot an ihre Insel gespült mit einem toten Mann und einem lebendigen Baby an Bord. Izzy will das Kind nicht wieder hergeben und überredet Tom, es als ihr eigenes auszugeben. Izzy ist glücklich, Tom zweifelt, und die Dinge nehmen ihren unheilvollen Verlauf.


    Die Geschichte ist sehr stimmungsvoll erzählt und hat mit auf den ersten circa 70 % wirklich gut unterhalten. Ab dem Moment, wo die Polizei ins Spiel kommt, sind mir die Charaktere zu überzeichnet, zu extrem.


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

  • Meine Meinung

    M.L. Stedman erzählt von Menschen etwas grundlegend Falsches tun und die ich trotzdem nicht verurteilen kann. Ich kann jeden Einzelnen verstehen und die Motive nachvollziehen. Aber ich konnte auch von Anfang an sehen, dass die getroffenen Entscheidungen schlimme Folgen haben würden. So hat die Geschichte einen fast unheimlichen Sog entwickelt, denn der Ausgang war schon vorgegeben, auch wenn ich bis zum Schluss auf ein anderes Ende gehofft hatte. Obwohl... ein bisschen versöhnt mit den Ereignissen hat es mich doch.

    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.