Je suis Charlie

Es gibt 81 Antworten in diesem Thema, welches 13.328 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Jaqui.

  • Hallo liebe Literaturschockler,


    vermutlich verfolgt ihr genauso erschüttert die aktuellen Vorgänge in Frankreich wie die ganze Welt.
    Ich finde, auch in einem Forum, dass sich mit Büchern beschäftigt, darf ein Thread darüber nicht fehlen.
    Die Freiheit, seine Meinung zu veröffentlichen, egal ob in einem fundierten Sachbuch, versteckt in einem Roman oder als Satire, gehört zu den Grundlagen unserer Gesellschaft.


    Einen Überblick bietet u.A. der Spiegel.
    Ein detaillierter Live-Ticker zum Geschehen ist z.B. hier zu finden.


    Ich persönlich bin kein besonders politischer Mensch, aber der Anschlag auf Charlie Hebdo hat mich wirklich entsetzt.
    Schlimm finde ich auch, dass jetzt Umfragen auftauchen, wo offenbar über die Hälfte der Deutschen angibt, sie hätten Angst vor dem Islam.
    Klar, einfach Menschen zu ermorden, weil sie ihre Meinung veröffentlichen, ist völlig schwachsinnig... aber dann eine ganze Religionsgemeinschaft dafür verantwortlich zu machen, finde ich auch sehr schlimm.


    Ich bin gespannt, was ihr zu dem Thema zu sagen habt (und ich hoffe, der Thread passt hier rein).

  • Finde nicht, dass es hier passt. Ist ja kein Följetong Thema. Gehört in den Marktplatz.


    Gruß, Thomas

  • Ich dachte wegen der Formulierung "alles, was die Literaturszene aktuell bewegt und darüber hinaus auch "zeitlose" Themen", würde es schon passen.
    Denn das bewegt die Literaturszene meiner Meinung nach schon (nicht nur, aber auch im Speziellen). Der Thread darf aber auch gerne verschoben werden :winken:

  • Ich bin etwas überrascht, dass erst jetzt hier darüber berichtet wird. Aber da es ja um eine Zeitung geht, finde ich, dass es hier rein passt (meine Meinung).

    //Grösser ist doof//


  • Schlimm finde ich auch, dass jetzt Umfragen auftauchen, wo offenbar über die Hälfte der Deutschen angibt, sie hätten Angst vor dem Islam.


    Was für Umfragen?
    Also gibt es ein prägnantes Beispiel, was du mir zeigen kannst? Bei Statistiken und Hochrechnungen wäre ich immer sehr vorsichtig, da kann jeder was dran drehen, dass es soooo schlimm aussieht.


    Natürlich ist die vermeintliche Islamisierung momentan ein sehr aktuelles Thema. Als Soziologin würden mich die Meinungen der Menschen dahinter natürlich brennend interessieren.

  • Ich finde es schlimm, für all die anständigen Muslime, dass sie unter den schlimmen Anschlägen anderer leiden müssen. Dafür ist die Religion für diese Leute nur eine Ausrede, zumindest kommt es mir so vor.

    //Grösser ist doof//

  • Das ist wirklich furchtbar :traurig:



    Ich finde es schlimm, für all die anständigen Muslime, dass sie unter den schlimmen Anschlägen anderer leiden müssen. Dafür ist die Religion für diese Leute nur eine Ausrede, zumindest kommt es mir so vor.


    Mich ärgert das auch ungemein, dass das jetzt wieder Wasser auf die Mühlen von Pegida und Co. ist :grmpf: Und auch sowas wie diese undifferenzierten Aussagen mit der "Angst vor dem Islam" bringt mich auf die Palme.


    Dass viele Angst vor gewaltbereiten, fanatischen Islamisten haben, kann ich gut nachvollziehen, die habe ich auch in gewisser Weise (wie man jetzt traurigerweise wieder gesehen hat, ist sie auch nicht völlig unberechtigt). Aber deswegen alle Moslems über einen Kamm zu scheren, geht gar nicht.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich finde es schlimm, für all die anständigen Muslime, [...]


    Gibt es anständige Muslime? Nein. Es gibt nur anständige Menschen. Und als Gegenpol die Fanatiker.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Naja, man kann ja gleichzeitig Muslim und anständig und Mensch sein, oder? ;)


    Mir tun die Leute echt leid, die jetzt wieder von irgendwelchen Hohlkörpern angepöbelt werden oder Schlimmeres, bloß weil sie der "falschen" Religion angehören.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • An der Uni haben wir natürlich auch darüber gesprochen. Das Fach Religionswissenschaft diskutiert heiß wie sie sich nun verhalten sollen und was gesagt werden muss usw.
    Für mich zeigt die Debatte die starke Verschmelzung von Medien (die ja auch schon vorher immer wieder bestimmte Ängste mit geschürt haben) und politischen Ansichten, und auch dem was Religion darf/sein/soll usw. Aber eben auch was Pressefreiheit darf und wo Grenzen sein sollen.


    Für mich auch traurig das nun Muslimische Verbände sich rechtfertigen müssen und angehalten sind sich ja zu distanzieren. Und mich regt auch die Meinungsmache und Schürung der Ängste vor Terroranschlägen in Deutschland auf, denn die Täter haben einen explizit französischen Hintergrund und reagieren mit ihrer Tat nicht auf Europa sondern explizit auf eben die Verhältnisse in Frankreich. Zudem besteht eine Migrationsproblematik gerade auch in Paris mit seinen Vororten schon sehr lange. Die Spannungen sind in einem ganz anderen Verhältnis als in Deutschland.
    Man kann das so also auch gar nicht auf Deutschland übertragen.

  • Der Hass, der aus Dummheit, Niedertracht und Neid entsteht, ist einfach nicht aus der Welt zu schaffen. Das gilt für ideologische Fanatiker jeglicher Couleur wie auch für diejenigen, die derzeit aus Fremdenfeindlichkeit und Angst vor dem Unbekannten auf die Straße gehen.

  • Naja, man kann ja gleichzeitig Muslim und anständig und Mensch sein, oder? ;)


    Ja. Aber schon, dass man dies jetzt betonen muss, ist der Anfang vom Ende. Vom Ende der echten Toleranz, die sich den Teufel drum schert, welche Geschlechts-, Haut-, Haar- und Religionszugehörigkeit das Gegenüber hat.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Ja. Aber schon, dass man dies jetzt betonen muss, ist der Anfang vom Ende. Vom Ende der echten Toleranz, die sich den Teufel drum schert, welche Geschlechts-, Haut-, Haar- und Religionszugehörigkeit das Gegenüber hat.


    So gesehen hast Du natürlich recht, klar. Schade, dass es offenbar so schwer zu begreifen ist, dass wir verdammt noch mal halt alle miteinander Menschen sind.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Naja, man kann ja gleichzeitig Muslim und anständig und Mensch sein, oder? ;)


    Und man kann auch Mordopfer sein, wie mindestens einer der Polizisten.


    Und, ja, die Tatsache, dass man das besonders wahrnimmt, ist absurd.


  • Ich finde es schlimm, für all die anständigen Muslime, dass sie unter den schlimmen Anschlägen anderer leiden müssen. Dafür ist die Religion für diese Leute nur eine Ausrede, zumindest kommt es mir so vor.


    Die Leute haben natürlich Angst. Eine Moslem erkennt man natürlich einfacher als einen Terroristen, egal ob mit islamischem Hintergrund oder nicht.
    Irgendein Gesicht muss man der Angst ja geben.


    Die Angst vor "den Moslems" (gemeint sind potentielle Terroristen) kenne ich eher von älteren Menschen, die gerade keinen Kontakt mit echten Moslems haben.
    Von jüngeren Menschen (alle vor der Rente :breitgrins:), die ggf. auch muslimische Kollegen oder Freunde haben, kenne ich diese Haltung persönlich gar nicht. Vermutlich ist die Angst vor dem Unbekannten, dem man dann alles zutraut, einfacher und einfach größer.


    Das Schlimmste an solchen Aktionen ist mMn die nachfolgende Angst vor ganzen Gruppen.


    Aktuell ist ja angeblich die Angst vor einer Flüchtlingsschwemme in Deutschland auch sehr groß.
    Genial fand ich daher eine Radiosendung heute, in der ehemalige Flüchtlinge nach dem 2. Weltkrieg befragt wurden, die von ihren Lebensumständen (mit mehreren Leuten in einem kalten Zimmer schlafen, so viele Fremde wie es geht ins Haus aufnehmen, knappes Essen teilen oder sich freuen, wenn man mal eine vergammelte Steckrübe findet).
    Die Idee finde ich insofern gut, als dass (ja ich weiß, die Formulierung - klingt für mich aber immer "richtig" :redface:) die Menschen, die Angst vor dem/n Fremden haben sich jetzt mit Landsleuten identifizieren können, denen das gleiche passiert ist.


    LG von
    Keshia

    Ich sammele Kochbücher, Foodfotos und Zitate.


    <3 Aktuelle Lieblingsbücher: "The good people" von Hannah Kent, "Plate to pixel" von Hélène Dujardin und "The elegance of the hedgehog" von Muriel Barbery.

  • Gibt es anständige Muslime? Nein. Es gibt nur anständige Menschen. Und als Gegenpol die Fanatiker.


    Natürlich. Aber ein Buddhist wird nach diesen Taten nicht anders angesehen als sonst auch. Während die Muslime nun wieder Probleme bekommen werden. Darauf wollte ich hinaus. Wir alle sind davon betroffen, aber auf die muslimische Glaubensgemeinschaft wird es im Alltag eine noch stärkere Auswirkung haben. Und auch wenn ich es so schon schlimm finde, kann ich nur die Augen verdrehen, wenn jetzt auf der Strasse noch mehr als sonst Leute, die vielleicht (!) Muslime sein könnten (woran auch immer manche Leute das erkennen wollen), angemacht werden, weil sie mit den Fanatikern in einen Topf geworfen werden. Dafür haben die einen mit den anderen gar nichts am Hut.

    //Grösser ist doof//


  • Was für Umfragen?
    Also gibt es ein prägnantes Beispiel, was du mir zeigen kannst? Bei Statistiken und Hochrechnungen wäre ich immer sehr vorsichtig, da kann jeder was dran drehen, dass es soooo schlimm aussieht.


    Ich habe mich auf eine Umfrage der Bertelsmann-Stiftung bezogen (die allerdings schon von November stammt, wie ich gerade sehe). Link



    Ja. Aber schon, dass man dies jetzt betonen muss, ist der Anfang vom Ende. Vom Ende der echten Toleranz, die sich den Teufel drum schert, welche Geschlechts-, Haut-, Haar- und Religionszugehörigkeit das Gegenüber hat.


    Interessant, so habe ich da noch gar nicht drüber nachgedacht. Aber das Problem ist eben, dass es so verknüpft wird. Was manche Idioten machen, fällt auf alle zurück. Und das ärgert mich total. Ich finde es schlimm, dass "anständige Muslime" mit den Attentätern auch nur im Geringsten in Verbindung gebracht werden. Das ist, als würde man sagen, alle Deutschen essen gerne Weißwürste (wird im Ausland auch öfter gedacht, ist aber einfach falsch).


    Edit: Man kann ihn mögen oder nicht, aber Oliver Kalkofes Statement finde ich sehr treffend.

  • Frankreichs Premier übt übrigens Kritik an den Sicherheitsbehörden. Das war ja klar. Aber wenn wieder einmal gefordert wird dass die Polizei mehr rechte bekommt um zu überwachen schreien die selben Leute was von Polizeistaat und totaler Überwachung und Beschneidung der Rechte.


    Diese Scheinheiligkeit geht mir voll auf die Nerven.