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Original Titel: The President's Lunch
Übersetzt aus dem australischem Englisch von Andrea O'Brien
Zum Inhalt:
Iris McIntosh hat in der Wirtschaftskrise Anfang der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts alles verloren und versucht, allein auf sich gestellt, sich nach Baltimore durchzuschlagen. Weil ihr das Geld ausgegangen ist, bettelt sie und spricht dabei zunächst unbewusst Eleanor Roosevelt, die Frau des Präsidenten, an. Diese hat Mitleid mit ihr, gibt ihr Geld und ihre Visitenkarte, damit sie sich bei ihr melden kann und ehe sich Iris versieht, ist sie Angestellte des Weißen Hauses. Hier wird sie von allen mit offenen Armen empfangen und nach kurzer Zeit muss sie sich zwischen zwei einflussreichen Männern entscheiden.
Der erste Satz:
Geduldig lauschte Iris dem Vortrag des Siebzehnjährigen , der sich Silbe um Silbe im Text vorarbeitete und sie in regelmäßigen Abständen Hilfe suchend ansah.
Meine Meinung:
Nachdem ich mir die kurze Zusammenfassung auf dem Buchrücken durchgelesen hatte, hatte ich mich auf einen historischen Liebesroman eingestellt, der im Innersten der amerikanischen Politik der 1930er Jahre spielt. So weit so gut, dachte ich und machte mich voller Vorfreude daran den Roman zu lesen. Jedoch bemerkte ich sehr bald, dass die Autorin Jenny Bond nicht nur diese Idee für ihr Buch hatte, sondern auch noch andere.
Der Roman wird im wesentlichen aus drei Perspektiven geschildert: Iris McIntosh, Eleanor Roosevelt und wie man erst relativ spät mitbekommt von der Köchin des Weißen Hauses Henrietta Nesbitt. Obwohl die Köchin Henrietta Nesbitt die Autorin zu diesem Buch inspiriert hat, spielt diese nur eine sehr zu vernachlässigende Rolle in diesem Buch und ich habe mich bis zum Schluss gefragt, was die Autorin mit den kurzen Passagen von ihr bezwecken wollte, da diese rein gar nichts zur Handlung beigetragen haben.
Durch die Perspektive von Elanor Roosevelt erhält man einen besseren Blick für die eigentliche Politik im Weißen Haus. Da dies eine politisch aufregende Zeit ist, gibt es eine Menge zu berichten, jedoch wird ihr Anteil in dem Verlauf des Buches immer geringer. Die Autorin stellt Eleanor als eine sehr moderne Frau ihrer Zeit dar, die weiß, was sie will und versucht im Rahmen ihrer Möglichkeiten ihre politischen Ideen umzusetzen.
Iris McIntosh ist die eigentliche Protagonistin dieses Buches. Sie ist gelernte Lehrerin und wird dann im Verlaufe der Geschichte von Eleanor Roosevelt auf der Straße aufgelesen, damit sie ihre Assistentin wird. Im Verlaufe des Buches, es deckt die Jahre 1933 bis 1945 ab, schafft sie es, sich bis in den Beraterstab des Präsidentin hochzuarbeiten. Gleichzeitig entwickelt sie eine Dreiecksbeziehung zu Moody und Sam, die auch im Weißen Haus arbeiten. An diesem Punkt fängt das Buch an wirklich schwierig zu werden. Die Autorin räumt dieser Dreiecksbeziehung einen so großen Raum ein ohne dabei wirklich darauf einzugehen, was Iris dazu bewogen hat, diese einzugehen, dass es überhand nimmt. Es ist von keiner Warte aus mehr realistisch und macht Iris sehr unsympathisch. Des Weiteren wird diese Dreiecksbeziehung aber auch so unlogisch dargestellt, dass man sich fragt, weshalb die Männer nicht viel früher von all dem erfahren und warum sie da weiterhin mitmachen. Zeitgleich macht Iris eine kometenhafte Karriere, bei der man sich fragt, wie das überhaupt möglich sein soll. Wohlgemerkt, dieses Buch spielt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts!
Da die ganze Handlung größtenteils im Weißen Haus spielt, werden viele historisch wichtige Ereignisse erwähnt. Das finde ich prinzipiell gar nicht schlecht, damit man alles historisch besser einordnen kann. Jedoch macht die Autorin den katastrophalen Fehler, dass sie viele Ereignisse und politische Diskussionen kurz anreißt, man als Leser schon ganz gespannt ist, was jetzt kommt und ganz plötzlich wird ein Zeitsprung gemacht und man wird in ein Nichts fallen gelassen. Oder es wird ein Problem der Zeit dargestellt, z.B. die Arbeitslager für aus Japan stammende US-Amerikaner, man freut sich, darüber mehr zu erfahren und plötzlich wird das Thema fallen gelassen. Dadurch war ich an vielen Stellen sehr frustriert und manchmal sogar wütend, dass so wichtige Ereignisse, wenn sie schon erwähnt werden, nicht richtig dargestellt werden. Für mich fühlte es sich an vielen Stellen so an, als würde ich einen Film im Schnelldurchlauf sehen, sodass ich einige Aspekte des Films mitbekommen habe, jedoch viele nicht ganz und dadurch wurde vieles unverständlich. Dies ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass die Autorin mehrere Dinge abdecken wollte:
[li]eine Dreiecksbeziehung[/li]
[li]historische Ereignisse der Zeit sollten so dargestellt werden, als wenn man als Leser mit den Machern der Politik an einem Tisch gesessen hätte[/li]
[li]mehrere historische Figuren sollten authentisch mit all ihren Facetten dargestellt werden und[/li]
[li]in der Mitte von all dem eine selbstbewusste junge Frau, die sich von ganz unten nach ganz oben arbeitet[/li]
Jeder Punkt für sich genommen, ist eine wunderbare Idee für ein Buch, jedoch alle zusammen sind nichts Halbes und nichts Ganzes und frustrieren mehr, als dass sie Freude bereiten.
Alles in allem muss ich sagen, dass ich sehr enttäuscht von dem Buch bin. Dem Buch fehlt der rote Faden. Als ich es zum Schluss zugeklappt habe, habe ich mich gefragt, welchen Zweck die Autorin damit verfolgt hat. Noch immer bin ich diesbezüglich ratlos. Wenn ich das Buch nicht in einer Leserunde gelesen hätte, hätte ich es wahrscheinlich nach den ersten 150 Seiten abgebrochen. Daher bekommt das Buch von mir
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