Hi!
Mir hat das Buch gut gefallen, aber ich verstehe, wenn man sich über Jacobs und seinen Stil aufregen kann. Wenn ich das Buch in anderer Stimmung gelesen hätte, wäre mein Urteil vielleicht näher an dem nimues gewesen. Aber so hatte ich Spass. :smile:
Inhalt:
A.J. Jacobs merkt im Alter von etwa 35 Jahren, dass sein Hirn langsam zu verkalken beginnt und er kommt sich schrecklich dumm vor. Dem möchte er abhelfen, indem er sich das gesamte Wissen der Menschheit aneignet. Er will deshalb die Ecyclopædia Britannica von vorne bis hinten lesen. 33 000 Seiten, 44 Millionen Wörter. Sein Umfeld hält das für eine verrückte Idee – ausser sein Vater, der dasselbe auch schon versucht hat, aber nur bis «Borneo» kam. Jacobs stürzt sich in das Abenteuer und beobachtet die Auswirkungen des Lexikon-Lesens auf sich selber und seine Mitmenschen. In «Britannica & ich» berichtet er über dieses Experiment.
Meine Meinung:
Beim Lesen dieses Buches habe ich mir – wie der Autor – einen Haufen unnützes Wissen angeeignet. Nur musste ich dafür nicht ein Jahr lang lesen (wie er) und ich habe mich wahrscheinlich auch besser amüsiert als Jacobs.
Die kuriosen Fakten, die in der Britannica stehen, und die Jacobs immer wieder einstreut, tragen aber nur einen Teil der Unterhaltung bei. Einen anderen Teil steuern sein Vater und sein Schwager Eric bei. Die beiden sind äusserst intelligent und entweder seltsam, aber lustig (A.J.s Vater) oder symphatisch-klugscheisserisch (Eric). Die Beschreibungen der Jacobsonschen Verwandtschaft verleihen dem Buch die Würze. Ganz zu Recht dankt der Autor am Ende seiner Familie, dass er sie so beschreiben durfte, wie er sie sieht. Dabei erhält man Einblicke in Gewohnheiten und Verhaltensweisen, die nicht jeder gerne von sich veröffentlicht sehen würde.
Jacobs schont auch sich selbst keineswegs und verrät etwa, dass er sich Kind für den klügsten Jungen der Welt hielt. Und auch sonst übt er wenig Zurückhaltung, wenn er aus seinem eigenen Nähkästchen plaudert. Man hat einen leicht verschrobenen Menschen mit dem Hang zur Selbstdarstellung vor sich. Trotzdem wirkt er symphathisch – vielleicht nicht zuletzt deshalb, weil ich mich ein paar Mal in ihm erkannt habe.
Seine Idee, die Britannica von A bis Z zu lesen, und was daraus alles entstanden ist, wirkt leicht ansteckend und ich habe während des Lesens tatsächlich mit dem Gedanken gespielt, mir a) so ein Lexikon zuzulegen und es b) tatsächlich auch durchzulesen. Nicht, dass man davon tatsächlich klüger wird – das beweist Jacobs in seinem Buch hinreichend –, aber offenbar stehen in der Britannica ab und zu sehr kuriose Fakten. Ein Beispiel: Laut Britannica soll sich der zweite Präsident der Vereinigten Staaten, John Adams, nach seinem Rückzug aus der Politik jeden Morgen «über die Grösse seines Misthaufens gefreut» haben. Sowas macht neugierig und ich frage mich, wie viele solcher Schätze sich noch in dem Werk verstecken. Trotzdem werde in den nächsten Jahren noch nicht in Jacobs' Fussstapfen treten. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben...
Fazit:
«Britannica & ich» ist ein gut gelungenes Unterhaltungsbuch mit hohem Spassfaktor, das sich gut «Zwischendurch» oder auch im Urlaub lesen lässt.
Alfa Romea