Mein Vater war 16, als man ihn zum Ende des Krieges in die Wehrmacht gepresst hat. Er wurde an die Front gekarrt und durfte als Flakhelfer Leipzig verteidigen. Ich habe Fotos von ihm gesehen: das war ein verängstigtes Kind in einer viel zu großen Uniform, das gar nicht begriff, was nun eigentlich passierte. Er hat mir immer erzählt, dass viele seiner gleichaltrigen Freunde gefallen sind. Er ist in amerikanische Gefangenschaft gekommen, ist fast an Typhus gestorben und mit Scheinhinrichtungen gefoltert worden. Bis heute hat er das Kriegstrauma nicht überwunden. So ist es vielen Tausend Gleichaltrigen gegangen und Günter Grass war einer davon. Diese Kinder sind einfach missbraucht worden. Mit den wirklichen Überzeugungstätern hat das ja wohl nichts zu tun. Ein bisschen mehr Differenzieren wäre bei einem so sensiblen Thema schon angebracht.
Was mich wundert: Maren hat geschrieben, sie wusste, dass Grass in der Waffen-SS gewesen ist. Schon seit 10 Jahren. Da das ja offenbae kein Geheimnis gewesen ist, warum kommt das jetzt aufs Tapet. Vielleicht um die Lebenserinnerungen besser zu verkaufen? Das allerdings fände ich geschmacklos.