Hi ihr Lieben,
ich lese gerade "Wir sind das Salz von Florenz" von Tilman Röhrig und weiß, dass manche von euch das Buch schon kennen.
Gestern bin ich zu der Stelle gekommen, wo der junge Leonardo da Vinci auftaucht und gleich einmal ziemlich deutlich als homoS.e.x.ueller Pädophiler skizziert wird. Ein paar Seiten weiter ist von der brutalen Vergewaltigung eines 17jährigen Prostituierten durch da Vinci (Haupttäter) und zwei andere Maler die Rede, die der Bub nicht überlebt hat, und davon, dass Lorenzo di Medici damals durch seine Intervention da Vinci vor einer Verurteilung bewahrt hat - weil er das junge Genie nicht schon vor dem Beginn seiner Karriere im Kerker zerbrechen sehen wollte.
Im Nachhinein drückt Lorenzo zwar das schlechte Gewissen, aber er rechtfertigt sein Einschreiten damit, dass das Genie von Leonardo da Vinci der Welt unbedingt erhalten bleiben musste und dass es ihm genügt, wenn sich da Vinci seither gebessert hat.
Ich habe mich gefragt, wie eng sich der Autor bezüglich dieses Prozesses an die Fakten gehalten hat und befürchte fast: sehr eng! :sauer:
Ich gebe zu, dass ich ein ziemliches Problem mit diesem Bild von Leonardo da Vinci habe. Aber unter der Voraussetzung, dass es tatsächlich der Wahrheit entspricht: hat Lorenzo eurer Meinung richtig gehandelt? Wiegt das künstlerische und wissenschaftliche Werk, das da Vinci uns, der Nachwelt, hinterlassen hat, eurer Meinung nach auf, dass er dank Lorenzo di Medici nach einer Vergewaltigung mit Todesfolge ungeschoren davongekommen ist? In mir streiten Empörung und verletztes Moralgefühl mit der Bewunderung für das Allroundgenie ... hätte ihn der Medici im Kerker verrotten lassen sollen oder nicht?
Am liebsten wäre mir, wenn irgendjemand von euch jetzt schreien würde: "Aber das hat sich der Röhrig doch nur aus den Fingern gesaugt!"
Philosophierende Grüße
Bluebell
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