Sheridan Hay - Die Antiquarin

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 3.882 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Doris.

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    Die 18jährige Rosemary, aufgewachsen als Tochter einer allein stehenden Hutmacherin in Tasmanien, steht nach dem Tod ihrer Mutter ziemlich alleine auf der Welt da. Die beste Freundin Ihrer Mutter beschließt, das Mädchen aus seiner Melancholie zu reißen und kauft ihr ein Ticket vom heimatlichen, ziemlich provinziell dargestellten, Tasmanien nach New York. Dort betritt sie die "Arcades", das größte und berühmteste Antiquariat der Stadt, möglicherweise der Welt. Sie beschließt, dort arbeiten zu wollen und ergattert tatsächlich einen Job. Die Kollegen dort sind ziemlich originell und Rosemary fühlt sich etwas verloren in der großen Stadt. Als sie zufällig erfährt, dass ein Mitarbeiter möglicherweise das bislang als verschollen geltende Manuskript eines unbekannten Romans von Hermann Melville beschaffen kann, gerät sie in ihrem Bemühen niemandem zu schaden, ganz schnell zwischen die einzelnen Parteien, die aus verschiedenen Gründen Interesse an diesem Manuskript haben.


    Der Roman ist relativ ruhig und zurückhaltend geschrieben, was gerade, wenn man dem schon recht schönen Stil nicht so die Beachtung schenken möchte, dazu führt, dass der Roman nur knapp an der Langeweile vorbeischrammt. Die Handlung ist nur im Hintergrund vorhanden und wenn auch das verschollene Manuskript als Spannungsträger eingebaut ist, handelt das Buch doch eigentlich nur von Rosemary und ihrem Erwachsenwerden in der Fremde. Rosemary ist gerade zu Beginn reichlich naiv und man muss sich wundern, dass sie in NY nicht unter die Räder kommt, doch auch wenn man als Leser ab und zu das Gefühl hat, dass sie etwas übers Ohr gehauen wird, kommt sie klar, gewinnt Freunde und bemerkt die Risiken gar nicht, die sie eingeht.
    Das Ende war zwar passend, aber nicht wirklich befriedigend und passte insofern zum Roman, der genau diesen Gesamteindruck auf mich macht. Ganz nett, sprachlich wirklich ganz schön, aber nicht so originell und spannend, wie der Klappentext es versprochen hatte und deswegen für mich eher enttäuschend.
    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Titel angepasst. LG, Valentine

    Einmal editiert, zuletzt von Valentine ()

  • Hier mal meine Meinung:


    Letztes Jahr bin ich im Bücherladen jedes Mal an dem Buch vorbeigeschlichen. 20 € sind mir eigentlich für ein Buch zu teuer. Als ich dann aber zu Weihnachten einen Gutschein von Thalia bekam, konnte ich nicht anders, als mir das Buch zu schnappen. Das Cover hat mich sofort angesprochen und der Titel natürlich auch, weil ich unbedingt mehr Bücher lesen möchte, in denen es um meine Lieblingsbeschäftigung geht: Das Lesen und natürlich ganz besonders um Bücher.


    Nachdem ich endlich nach 29 Tagen mit einem anderen Buch fertig wurde, wendete ich mich dem Buch gestern zu. Ich machte es mir schön gemütlich und schlug das Buch auf. Und was soll ich sagen? Das Buch fesselte mich von der ersten Seite an. Ich kann eigentlich garnicht genau sagen, wieso eigentlich...


    Der Schreibstil der Autorin gefällt mir sehr gut und ich fand es leicht, ihren Schilderungen zu folgen. Sie hat es geschafft, dass ich mir ihre Charaktere wirklich vorstellen konnte und dass ich mich mit der 19-jährigen Rosemary gleich identifizieren konnte. Vielleicht auch weil ich ungefähr in ihrem Alter bin.


    Wahrscheinlich gefiel mir das Buch so gut, weil die Handlung schlicht ist und man auch nicht viel wissen muss über den Autor Melville, der mir vorher überhaupt nichts sagte, was ich zu meiner Schande gestehen muss. :redface: Aber wenn ich ehrlich bin, interessierte mich dieser Teil des Buch auch nicht so sehr. Mir ging es mehr um das Antiquariat an sich und das Leben von Rosemary. Trotzdem fand ich es interessant, mehr über den Autor zu erfahren und nun weiß ich auch endlich, wer Moby Dick geschrieben hat :redface:


    Es war schon lange nicht mehr so, dass mich ein Buch so fesselte, dass ich es unbedingt durchhaben wollte und gleichzeitig nicht wollte, dass es jemals endet.


    Alles in einem, kann ich für mich persönlich sagen, dass die 20 € wirklich lohnen und das das Buch eines meiner Lieblingsbücher wird.


    Ich vergebe:


    5ratten

  • Ich fand das Buch sonderbar. Ich habe es mitten in meinen Prüfungsvorbereitungen gelesen, da ich noch was anderes als Germanistik Leseliste brauchte. Auch sprachlich, da ich es im Original gelesen habe. Es war ein good read - schnell gelesen, sehr entspannend und auch interessant. Aber ich fand viele der Figuren etwas zu Übertrieben dargestellt und es gab niemanden der so ganz wirklich normal war.


    Trotzdem will ich unbedingt einen solchen Buchladen finden.


    Ich glaube ich habe dafür nicht mehr als $10 ausgegeben und ich würde auch nicht wirklich mehr dafür bezahlen.


    Leider, da als Ablenkung vom "Nachsommer" gelesen, ist nicht so viel hängen geblieben. Ich sollte das noch mal lesen.

    "Ganze Literaturen wären nicht, riegelten die Maedchen ihre Türen auf" Kurt Tucholsky

  • Ich habe das buch zwischen den Feiertagen gelesen und es ist wirklich etwas "sonderbar" mit all diesen vielen "anderen" Typen in dem Antiquariat in dem Rosemary nach dem Tod ihrer Mutter und den Umzug nach NY anfängt. Allerdings muss ich sagen, hatte ich durch den Schreibstil ständig das Gefühl, dass ich auch soo gerne mal in diese Buchhandlung möchte und ich konnte es direkt nachfühlen. Natürlich ist es sehr übertrieben, dass keiner der Mitarbeiter irgendwie normal erscheint - aber vielleicht haben sich ja wirklich all die komischen Menschen dort gefunden, weil sie sich dort aufgehoben gefühlt haben. Ich kann Illy nur zustimmen - so naiv wie Rosemary ist, ist es ein Wunder, dass sie nie überfallen wurde oder sonstiges Schlimmes passiert ist.


    Ich fand den Schreibstil sehr schön und auch ruhig und zurückhaltend, das hat mir an dem Buch gut gefallen. Ein bisschen mehr Spannung hätte ich mir allerdings auch gewünscht. Das Ende fand ich auch etwas eigen - aber vielleicht gibts ja mal eine Fortsetzung. Von mir kriegt das Buch 3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Liebe Grüße JaneEyre

    Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück.

    Theodor Fontane

  • Hallo!


    Wie meine Vorredner fand ich das Buch etwas sonderbar und das Ende hat mich mit einem komischen Gefühl zurückgelassen. Dennoch hat mir der Roman ganz gut gefallen, was hauptsächlich am Schreibstil der Autorin lag, der einen sofort in die Geschichte eintauchen ließ und darüber hinwegtröstet, dass die Handlung manchmal etwas dünn ist. Ein großer Pluspunkt für mich war natürlich, dass der Haupthandlungsort ein Antiquariat ist und es um Bücher geht - bei sowas kann ich einfach nicht widerstehen. Auch hat der Roman mich neugierig auf die Werke von Herman Melville gemacht, von dem ich leider noch nichts gelesen habe. Allerdings muss ich zugeben, dass ich die "Schnitzeljagd" nach dem verlorenen Manuskript zwar gerne verfolgt habe, aber ich finde, dass dies von anderen Autoren schon mal weitaus spannender geschildert wurde, wie z.B. in Elizabeths Kostovas "Der Historiker".


    Die Charaktere sind alle ziemlich skurril, aber auch sehr lebendig. Irgendwie kann ich mir auch gar nicht vorstellen, dass in solch einem Antiquariat jemand Normales arbeiten könnte. :zwinker: Einige der Figuren habe ich sofort ins Herz geschlossen, manche fand ich eher unsympathisch, andere wiederum konnte ich gar nicht einordnen. Vor allem weiß ich immer noch nicht, was ich von der "Beziehung" zwischen Rosemary und Walter Geist halten soll, so dass das Buch insgesamt einen etwas faden Nachgeschmack hinterlässt.


    Fazit: Nette Unterhaltung, vor allem für Leseratten wie uns, aber nichts Herausragendes.


    3ratten

  • Rosemary ist in einer kleinen Stadt auf Tasmanien aufgewachsen, nur mit ihrer alleinerziehenden Mutter. Die beste Freundin der Mutter und Sozusagen-Tante ist Chaps, die Buchhändlerin des Ortes. Als Rosemarys Mutter stirbt, bricht für die Achtzehnjährige die Welt zusammen, durch Chaps wird sie mehr oder minder zur Verwirklichung ihres Traums gezwungen und landet in New York. Dort beginnt sie, im Antiquariat Arcade zu arbeiten. Sie lernt die anderen Angestellten kennen, die nicht weniger Eigenheiten haben als der Besitzer Mr. Pike und der Geschäftsführer Walter Geist, ein Albino. Rosemary entwickelt ihren eigenen Tagesrhythmus, geht arbeiten, läuft durch die Straßen von New York, schließt Freundschaften und verliebt sich. Bis die scheinbare Ruhe durch das Auftauchen eines sensationellen Mauskripts beendet wird.


    Ich mag Hays Stil sehr, außerdem schafft sie es, eine besondere Stimmung zu schaffen und hat ein Händchen für verschrobene Charaktere (auch wenn ich mir gegen Ende einen normalen Charakter herbeisehnte). Das Erzähltempo ist sehr ruhig, Hay nimmt sich Zeit, damit sich Gespräche oder Gedanken entfalten können, das Miteinander der Figuren ist wichtiger als deplatzierte Action. Leider verliert das Buch etwas von seiner Faszination, als die Recherchen zu dem Manuskript in den Mittelpunkt rücken. Der Alltag im Arcade und die lesenswerten Beobachtungen der Personen fehlten mir im mittleren Teil eindeutig. Zum Ende hin hat mir die Geschichte wieder besser gefallen, besonders das Ende selbst. Für die geheimnisvollen Vorgänge hat Hay einen passenden Abschluß gefunden, der mich allerdings wenig überrascht hat, da alles andere meiner Meinung nach an den Haaren herbeigezogen gewesen wäre. Aber die Autorin findet wieder zu ihrem ruhigen Blick auf ihre Protagonisten zurück, als das Brimborium beendet ist. Sie nimmt sich Zeit, alle losen Enden abzuschließen, lässt Rosemary ihre Erfahrungen reflektieren und bereitet ihr quasi den Weg, um nach diesem ereignisreichen Jahr den nächsten Schritt zu gehen. Das hat mir gut gefallen und mich das Buch zufrieden zuklappen lassen.


    Rosemary selbst war mir nicht durchgängig sympathisch. Zum einen wurde mir ihre Verliebtheit zu viel, auch wenn ihr Verhalten folgerichtig ist, schließlich ist sie gerade 18 Jahre alt und hat bis zum Tod ihrer Mutter vor wenigen Monaten zurückgezogen gelebt. Auch folgerichtig, aber dennoch etwas anstrengend ist ihre Naivität. Nicht nur, dass New York sie zu keinerlei Vorsicht veranlasst. Sie gerät gerade zwischen die Fronten der mysteriösen Vorgänge und merkt es nicht, vielmehr versucht sie es möglichst allen recht zu machen. Die weiteren Figuren sind zwar auch nicht unbedingt sympathisch, aber aufgrund ihrer Verschrobenheit durchaus interessant.


    Am liebsten habe ich etwas über das Arcade erfahren, Hay fängt die Stimmung zwischen all den Büchern wunderbar ein. Die Angestellten haben zum Beispiel ein eigenes System entwickelt, um Kundenanfragen zu lösen, wenn ein Buch gesucht wird, das nicht ganz genau benannt werden kann. Beim Spiel "Who knows?" reagiert der unwissende Angestellte mit einem lauten "Wer weiß es?" auf die Frage, in der Hoffnung, ein Kollege kommt zu Hilfe und weiß weiter. Andernfalls wird so lange durch den Laden gebrüllt, bis jemand im Chaos der sich stapelnden Bücher und vollgequetschten Regale ein passendes Werk zum Vorschein bringt. Die Beschreibung dieses unkonventionellen Vorgehens hat mich breit grinsen lassen - und nun wünsche ich mir noch mehr, das Arcade möge es tatsächlich geben. ;)


    3ratten


    Viele Grüße
    Breña

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Rosemary lebt mit ihrer Mutter über deren Hutladen in Tasmanien. Als die Mutter allerdings stirbt, reist Rosemary nach New York um dort ein eigenständiges Leben zu beginnen. Auf ihren Streifzügen stolpert sie in einen sehr speziellen Buchladen, das Arcade, wo sie auf ihr Drängen hin tatsächlich einen Job bekommt. Doch die Kollegen sind alle mehr als seltsam, jeder auf seine eigene Art. Die zwischenmenschlichen Beziehungen und Rosemarys Suche nach Freunden gestalten sich deshalb sehr kompliziert. Das Salz in der Suppe ist ein verlorenes Manuskript von Herman Melville, nach dem alle suchen.


    "The Secret of Lost Things" ist ein sehr ruhiges Buch. Der Fokus liegt stark auf Rosemarys Entwicklung vom unsicheren Teenager zu einer selbstbewussten jungen Frau. Es gibt lange Passagen über den Buchladen, über ihre Spaziergänge durch New York und die Beziehungen zu anderen Arcade-Mitarbeitern. Auch die Suche nach dem Manuskript lässt keine wirkliche Spannung aufkommen, da auch hier alles sehr ruhig und langsam vonstattengeht. Man muss sich also schon auf ein etwas ruhigeres Buch ohne großen Spannungsbogen einlassen können, wenn man "The Secret of Lost Things" lesen möchte.


    Gut gefallen hat mir hautpsächlich die Darstellung von Rosemary, sie ist ein sehr sympathischer Hauptcharakter, den man gern auf seinem Weg begleitet. Außerdem macht sie eine gut nachvollziehbare Wandlung durch, die man Schritt für Schritt beobachten kann. Auch ihre zahlreichen Kollegen sind in ihrer jeweiligen skurrilen und absonderlichen Art sehr detailliert beschrieben. Ein besonderes Highlight für jeden Bücherliebhaber sind natürlich die Szenen, in denen das Arcade im Mittelpunkt steht. So einen Buchladen wünscht sich doch jeder in der Nachbarschaft.


    Eine Wertung fällt mir etwas schwer, ich habe das Buch gern gelesen und habe mich immer darauf gefreut, zu Rosemary und ihrem Buchladen zurückkehren zu können, allerdings gab es auch einige Längen und kleinere Schwächen.
    3ratten und :marypipeshalbeprivatmaus:

    ~~better to be hated for who you are, than loved for who you&WCF_AMPERSAND're not~~<br /><br />www.literaturschaf.de

  • Rosemary Savage wuchs in Tasmanien auf. Sie hat feuerrote Haare und sie liebt Bücher über alles. Nachdem ihre Mutter gestorben ist, lebte sie ein Weilchen bei einer Freundin der Mutter, die einen kleinen Buchladen hat. Eines Tages machte diese Freundin Rosemary ein Geschenk. Sie schenkte ihr ein Flugticket und etwas Geld für eine Reise nach New York. Rosemary soll versuchen, ein neues Leben anzufangen. Und so quartiert sich Rosemary in ein Hotel ein und findet sehr schnell einen Job im "Arcade", ein riesiges Antiquariat, in dem die komischsten Typen arbeiten.
    Rosemary und Oscar (ein Kollege, der zwar schwul ist, in den sich Rosemary aber unsterblich verliebt hat) forschen nach Melville und seinem Geheimnis. Sie befinden sich gerade in einer Bibliothek und Rosemary liest ein Buch mit Briefen von Melville. Sie sind an Nathaniel Hawthorne gerichtet.
    Rosemary findet anhand der Briefe heraus, dass Melville die Geschichte einer Frau gehört hat, aus der sich ein Buch schreiben ließe. Aber er will es wohl nicht selbst schreiben und macht es Hawthorne schmackhaft. Schreibt ihm in seinen Breifen sogar, wie das Buch beginnen könnte usw.


    Bücher über Bücher, es gibt kaum eins, das mich nicht begeistert. Und dieses tut es von der ersten bis zur letzten Seite.
    Wenn ich mich aus meinem Buch "Wilde Dichter" genau erinnere, ist Melville nicht nur jemand, der tolle Geschichten schrieb, sondern auch jemand, der um des Schreibens willen schrieb. Er konnte gar nicht anders, als zu schreiben.
    Ein Buch von Melville habe ich noch nicht gelesen, aber seine Briefe sprühen nur so vor Leidenschaft. Im Anhang habe ich gesehen, dass es echte Briefausschnitte sind, die in diese Geschichte eingewebt wurden. Das fasziniert mich ja unheimlich.


    Zwischenzeitlich habe ich mir seine Briefe und Tagebücher besorgt:


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    Nach dem Tod ihrer Mutter fliegt die 18-jährige Rosemary von ihrer Heimat Tasmanien nach New York, um dort einen Job zu finden. Bei einem Streifzug durch die Stadt entdeckt sie das Antiquariat "Arcade", von dem sie sofort gefesselt ist, und fragt dort nach einer Anstellung, die sie tatsächlich bekommt.


    Die wesentliche Handlung (mit einem Melville-Buch) laut Klappentext hat noch nicht angefangen, aber die Geschichte nimmt mich irgendwie gefangen. Das geht schon beim Sprachlichen los. Es sind solche Ausdrücke wie "zu ihrer Linken" anstatt "links von ihr", die der Erzählung Stil verleihen. Da macht es Spaß zu lesen. Interessant sind Rosemarys Arbeitskollegen im Antiquariat, allesamt sehr individuell und mitunter ein bisschen skurril, also keine Allerweltsfiguren. Man hat das Gefühl, in eine ganz eigene und eigentümliche Welt einzutauchen. Was sie gemeinsam haben, ist die Liebe zu Büchern, die sie ganz unterschiedlich praktizieren. Sheridan Hay versteht es zu verdeutlichen, was den Zauber an Büchern ausmacht, selbst wenn sie nur im Regal stehen und darauf warten, gelesen zu werden.


    Nun bin ich gespannt, welche Rolle das ominöse, noch nicht aufgetauchte Melville-Buch spielt.

  • Leider hatte ich nicht viel Zeit zum Schreiben, aber mit dem Lesen bin ich bald fertig.


    Das Buch gefällt mir nach wie vor. Das Melville-Manuskript ist inzwischen auch zum Thema geworden, steht aber für mich gar nicht so sehr im Mittelpunkt. Der Teil, der sich mit dem Manuskript beschäftigt, ist nicht so spannend geschrieben, dass man aufgeregt weiterliest. Mir erscheint es lediglich wie ein Requisit, das notwendig ist, um etwas anderes ins richtige Licht zu setzen. Und das sind wiederum die Personen. Sie sind schon unter normalen Umständen außergewöhnlich: der verschrobene Inhaber des Antiquariats, dann ein Mann, der vor einer Geschlechtsumwandlung steht, ein Albino, dazu noch einige andere Männer, die eigentlich ganz nett sind, aber doch ihre Eigenheiten haben. Ihre ausgeprägte Affinität zu Büchern verbindet sie, aber als mit eben diesem Melville-Manuskript eine literarische Besonderheit auftaucht, kommen bei manchen noch ganz andere Charaktereigenschaften zum Vorschein. In erster Linie ist das reine Gier.


    Rosemary, mit ihren unbescholtenen 18 Jahren und keinerlei Erfahrung hinsichtlich gesellschaftlicher Vielfalt, gerät ein bisschen zwischen die Fronten und muss oder will versuchen, es jedem recht zu machen. Im Moment macht sie den Lernprozess durch, dass viele Menschen ein schweres Schicksal tragen, auch wenn es in der Öffentlichkeit nicht danach aussieht. Von einer heilen Welt, wie sie es kennt, sind sie weit entfernt.


    Das Antiquariat stelle ich mir schön vor. Groß, dunkel, mit vielen Regalen und unzähligen Büchern, die über mehrere Geschoße eines Hauses verteilt sind.