Jostein Gaarder - Sofies Welt

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  • Jostein Gaarder – Sofies Welt


    Ich habe gestern Abend begonnen das Buch zu lesen und sehr rasch, stellten sich auch wieder Erinnerungen daran ein, auch wenn das letzte lesen 20 Jahre her ist. Ich erinnerte mich wieder daran, dass Sofie Briefe eines unbekannten Absenders erhielt und so dazu angeregt wurde, nachzudenken, über sich und ihre Umwelt.
    Ich merke schon jetzt, nach wenigen Kapiteln, dass ich dieses Buch mit einem ganz andren Blickwinkel, einem ganz anderen Wissenstand und vielen Erfahrungen, welche ich im Laufe dieser 20 Jahre gemacht habe, lese. Ich habe mich im Gegensatz zu diesem Buch sehr verändert. Als ich jung war, las ich das Buch wie einen Roman, jetzt aber, schießen mir eine Unmenge von Gedanken durch den Kopf, welche direkten Bezug nehmen auf die Themen, die hier angesprochen werden.


    Besonders interessant fand ich bisher den Abschnitt Drei Philosophen aus Milet.
    Anaximenes kam für seine Zeit unglaublich nahe an die wissenschaftlichen Erkenntnisse unserer heutigen Zeit.
    Seine These, dass es einen Urstoff gab, aus welchem alles entstanden ist, stimmt mit dem Begriff der „Ursuppe“ überein, welchen wir heute gerne verwenden um die baryonische Materie zu beschreiben, welche kurz nach dem Urknall entstand, die aber keinerlei Materieverdichtungen aufwies.
    Auch die Annahmen dass, wenn man Wasser zusammenpresst irgendwann Erde entsteht und Feuer die Luft verdünnt, diese Annahmen sind im Grunde genommen fast richtig. Materie entstand durch Verdichtung von Elementen. Aus dieser Ursuppe heraus, aus der baryonischen Materie entstanden die Sonnen, die Planeten und letztendlich ja auch wir. Diese Materieverdichtung war allerdings lange Zeit nicht möglich, da das Universum nach dem Urknall viel zu heiß war, so dass sich alle Elemente so schnell bewegten, dass sie keine Verbindung miteinander eingehen konnten, also sich nicht verdichten konnten. Sprich: Feuer machte die Luft dünn. :zwinker:
    Wenn ich bedenke, dass diese Philosophen, die man letzten Endes auch als Wissenschaftler bezeichnen könnte, all dies erahnten, ohne Labor, ohne Tests nur mittels ihrer Gedanken und Phantasie, dann ist das eine ganz herausragend Leistung, zumal sie ja entgegen der Allgemeinheit, ein völlig konträres Weltbild erstellten, dass die Mythologie ihres Platzes in der Hierarchie des Universum enthob.


    Der Stil von Jostein Gaarder diese Themen für Kinder oder Jugendliche zugänglich zu machen, finde ich sehr gut gelungen. Er gibt mit einfachen Worten wichtige Erkenntnisse weiter, so dass sie Sinn machen und für Neugierde sorgen. So war es zumindest bei mir gewesen, als ich das Buch das erste Mal las. Auf diese Weise macht Wissensaneignung einfach Spaß.


    Ich bin schon gespannt auf Eure Eindrücke.


    Viele Grüße Tina

  • Oh, da fehlte noch etwas. Fast hätte ich Parmenides vergessen. :smile:


    Im Gegensatz zu Anaximenes, der ja an die Entstehung von Leben, durch eine Art Evolution glaubte, war Parmenides dann doch ganz anders. Alles gab es schon immer. Lustigerweise hat ja auch er Recht, zumindest was unsere Erde betrifft. Da hier keine natürliche Kernfusion stattfindet, bleibt alles wie es ist. Atome werden nicht verändert, sie selbst jedoch gehen immer wieder verschiedenen Bindungen ein, so dass sie somit das, was wir sehen, verändern. Bei diesem Gedanken muss ich immer an die Geschichte von Primo Levi, vom Kohlenstoffatom denken. Dieses Kohlenstoffatom macht eine so unglaublich Reise, dadurch, dass es immer wieder aus seiner Verbindung herausgelöst wird und andere eingeht, aber letztendlich war es immer schon da.


    Es ist so interessant von den Gedanken, dieser Menschen zu erfahren. Ich weiß jetzt schon, dass mir das Buch auch dieses Mal wieder gefallen wird.


    Viele Grüße Tina

  • Ah, ich hab auch mittlerweile gelesen, allerdings bin ich noch nicht soweit wie du.


    Mir gehts es übrigens ähnlich wie dir. Allerdings habe ich das Buch nicht mit 15 gelesen, aber zu diesem Zeitpunkt, habe ich viel über die gestellten Fragen mit meiner Schwester und meiner besten Freundin nachgedacht und diskutiert, so dass ich mich auch ein wenig zurück gesetzt fühle. Ich weiß auch noch, wie schwer mir das Denken teilweise fiel bei diesen Gedanken, weil alles so verworren war.
    Jetzt bin ich fast zehn Jahre älter und man merkt wirklich, wie erwachsener man geworden ist, mit was für einem anderen Blickwinkel man die Dinge sieht, die Antworten auf die Fragen, wer man ist etc. gehen in eine andere Richtung. Die Pubertät ist eine Findungsphase zu sich selbst, da ist es klar, dass man mit der Frage ganz anders umgeht.


    Ich bin erst bei der Einführung der Philosophie angelangt, sprich Gaarder hat gerade die Götter- und Mythenwelt erklärt. Ich finde seine Erklärungen toll!
    Allerdings gebe ich im Unrecht, dass sich JEDER für die Philosophie interessiert. Ich kenn genügend Menschen, denen solche Fragen egal sind. Sie leben einfach ohne großartig darüber nachzudenken, wer sie sind, woher sie kommen und was das für eine Welt ist, in der sie leben ...

  • Vielleicht meinte Gaarder nicht, dass sich jeder für Philosophie interessiert, sondern, dass es ein Thema ist, dass jeden betrifft und interessieren sollte. Mich interessiert es aus denselben Gründen, aus welchen ich auch Physik faszinierend finde. Physik erklärt, warum es unser Universum gibt und warum wir uns nun darüber unterhalten können. Ich kann die alten Philosophen gut verstehen. Es ist unglaublich spannend sich mit jemandem auch über Dinge zu unterhalten, welche eben noch nicht geklärt sind und die anscheinend nicht erklärbar oder wahrscheinlich sind. Dann darüber zu spekulieren, was sein könnte, welche Möglichkeiten bestehen gewisse Dinge in die Realität umzusetzen. Auch kann ich mir gut vorstellen, trotz der konträren weit verbreiteten Meinung, dass in unserem Universum nicht überall die gleichen physikalischen Gesetze herrschen. Vielleicht sind wir noch nicht so weit, dies mit unserem noch unterentwickelten Verständnis zu begreifen, aber ich bin bereit, daran zu glauben. :breitgrins:

  • Ich habe erst jetzt gesehen, dass es eine Leserunde zu Sofies Welt gibt. Kann ich vielleicht so spät noch einsteigen? Das liegt bei mir noch auf dem SuB.

  • Ich habe diese Leserunde nicht initiert, aber ich denke, dass es kein Problem ist. Gerade bei diesem Thema ist es schön, je mehr Leser man hat, um sich darüber auszutauschen. :smile:


    Viele Grüße Tina

  • Klar kannst du noch einsteigen. Sehr gerne! (ich bin auch noch nicht weit gekommen im Buch)

    &quot;Bücher sind Spiegel: Man sieht in ihnen nur, was man schon in sich hat&quot;<br />Carlos Ruiz Zafón<br />:lesen:

  • Hallo ihr!


    Darf ich mich denn auch noch kurzfristig anschließen? Habe schon die ganzen letzten Tage irgendwie Lust auf das Buch und jetzt entdeckt, dass ihr es gerade lest! :winken:


    Obwohl ich durch die Fernsehserie und ein Computerspiel die Geschichte kenne, habe ich das Buch noch nie fertig gelesen und möchte das jetzt gerne ändern. Weil ich es geschenkt bekommen habe, würde ich es übrigens auf Englisch lesen. :smile:


    LG,
    Sookie

    :kaffee:

  • Na klar, immer rein in die gute Stube. :breitgrins:

    &quot;Bücher sind Spiegel: Man sieht in ihnen nur, was man schon in sich hat&quot;<br />Carlos Ruiz Zafón<br />:lesen:


  • Ich werde hier eifrig mitlesen - das Buch habe ich immerhin 2x abgebrochen :breitgrins:


    Ich nur ein Mal, beim zweiten Mal dann zu Ende gelesen. Mir hat geholfen, dass mir eine Freundin eine kleine Szene aus dem letzten Drittel des Buches verraten hat. Vielleicht traust du dich ja an einen kleinen Spoiler heran und bekommst auch wieder Lust auf das Buch?

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

  • Ich habe das Buch auch vor Jahren abgebrochen. Und im Moment habe ich auch nicht das
    Bedürfnis, es wieder in die Hand zu nehmen. Aber ich werde hier mal mitlesen, vielleicht bekomme
    ich ja dann wieder Lust darauf. :winken:

    &#128012;

  • So, ich kam heute mal wieder ein bisschen mehr zum Lesen.



    Vielleicht meinte Gaarder nicht, dass sich jeder für Philosophie interessiert, sondern, dass es ein Thema ist, dass jeden betrifft und interessieren sollte. Mich interessiert es aus denselben Gründen, aus welchen ich auch Physik faszinierend finde. Physik erklärt, warum es unser Universum gibt und warum wir uns nun darüber unterhalten können. Ich kann die alten Philosophen gut verstehen. Es ist unglaublich spannend sich mit jemandem auch über Dinge zu unterhalten, welche eben noch nicht geklärt sind und die anscheinend nicht erklärbar oder wahrscheinlich sind. Dann darüber zu spekulieren, was sein könnte, welche Möglichkeiten bestehen gewisse Dinge in die Realität umzusetzen. Auch kann ich mir gut vorstellen, trotz der konträren weit verbreiteten Meinung, dass in unserem Universum nicht überall die gleichen physikalischen Gesetze herrschen. Vielleicht sind wir noch nicht so weit, dies mit unserem noch unterentwickelten Verständnis zu begreifen, aber ich bin bereit, daran zu glauben. :breitgrins:


    Schöner Vergleich! Ich interessiere mich trotzdem nicht für die Physik! :breitgrins: :redface: Aber ich philosophiere teilweise schon gerne, auch wenn mir danach manchmal alles ziemlich nebelig vorkommt.
    Mit der Physik das trifft sich ja auch gut - ich bin mit den Naturphilosophen durch und total erstaunt, wie viel sie bereits gedacht haben und was darauf mittlerweile als "bewiesen" angesehen wird.


    Ich habe jetzt die Kapitel über Sokrates und Platon gelesen.
    Sokrates ist mir ja sehr sympathisch und wenn ich so heroisches Verhalten immer nur begrenzt nachvollziehen kann, was aber vielleicht damit zusammenhängt, dass ich bisher noch nicht völlig überzeugt war für eine Glaubensrichtung. Allerdings mag ich Sokrates Denken, in dem Sinne, dass man richtiges Denken muss, um Richtiges tun zu können. Das ist nämlich auch meine Idee. Ich bin ein recht moralischer Mensch, wenn man sowas von sich selbst behaupten kann - oder sagen wir: mein moralisches Empfinden ist sehr ausgeprägt und wenn ich selbst unmoralisch handle, weiß ich das selbst meistens auch, bzw. wenn man mich drauf aufmerksam macht, kann ich das nachvollziehen. Doch ein wenig Egoismus kann ja auch manchmal gesund sein.
    Anders sieht es ja aus mit Platon und seiner Ideenlehre. Ich kann verstehen, wenn Leute diese faszinierend finde - ich finde sie verstörend. Weswegen ich auch nicht daran glauben möchte. Wenn alles um mich herum nur Abbilder sind, dann habe ich quasi erst im Tod - bzw noch nicht mal dann, denn nur meine Seele hat ja die Gelegenheit - alles Wahre kennen zu lernen. Das ist doch deprimierend ... :rollen:



    Und natürlich ist hier jeder Willkommen - ob er mitliest oder nicht. Aber vergesst die Spoilermarkierungen dann nicht. ;)

  • Ich kam gestern auch endlich mal dazu ein Stück zu lesen, bin aber gerade erst durch die Mythenwelt gekommen. Ich habe Sophies Welt vor Jahren als Hörspiel gehört, lustigerweise habe ich immer noch die Stimmen im Kopf.
    Ich finde es spannend, wie man sich früher die ganz alltäglichen Dinge anhand von Mythen erklärt hat. Heute ist sowas unvorstellbar. Wenn mir Jemand erzählen würde, Thor würde seinen Hammer schwingen und dann regnet es, würde ich ihm einen Vogel zeigen. :breitgrins:


    Der Stil gefällt mir insgesamt sehr gut. Das Buch ist schön einfach zu lesen und auch Sophie ist mir sehr sympatisch.

    &quot;Bücher sind Spiegel: Man sieht in ihnen nur, was man schon in sich hat&quot;<br />Carlos Ruiz Zafón<br />:lesen:

  • Ich habe jetzt auch Sokrates und auch ein wenig Platon kennen gelernt und finde es schade, dass Sokrates nichts Schriftliches hinterlassen hat, aber dafür war er wohl zu bescheiden. Sein Tod machte mich richtig traurig. Zu sterben, auf Grund der Ignoranz von Menschen, die dumm sind, aber Macht haben. Das regt mich immer wieder auf. Mir gefiel der Satz, dass immer die Fragenden am gefährlichsten sind. Ich habe mir durch meine permanente Hinterfragerei auf der Arbeit auch schon sehr oft den Unwillen anderer zugezogen. Ich bin aber auch böse. :hexe:


    Ich habe allerdings meine Probleme mit der Formulierung, dass wer weiß was gut ist auch Gutes tue und dass diejenigen, die Schlechtes tun es nicht anders wissen. Es erscheint mir gefährlich und zu sehr Freifahrtsschein. Mir fällt dazu der Spruch ein „Dummheit schützt vor Strafe nicht“. Ich glaube im Gegenteil, dass die meisten schlechtes tun und es auch ganz genau wissen. Ich glaube eher, dass da der Egoismus größer ist als Ethik und Moral.



    Platons Idee vom Staat ist sehr schön, aber leider nicht realisierbar auf Grund dessen, dass unsere Spezies Menschen sind und sind meistens sehr selbstbezogen. Es gibt immer Menschen, die wollen Macht, Geld und das Sagen haben in allen Dingen. Diese werden auch immer dafür sorgen, dass sie eben in diesem Positionen sind und um dort hinzugelangen gehen sie auch über Leichen. Dieses Staatenbild scheitert schlicht weg und ergreifend an der Tatsache, dass wir Menschen sind. Trotzdem ist der Gedanke schön und es könnte funktionieren, wie gesagt, vielleicht mir einer anderen Spezies. :haue:


    Platons Vorstellung von der Rolle der Frau fand ich hervorragend, revolutionär und absolut vernünftig und mutig, wenn man bedenkt, wie zu diesen Zeiten eigentlich das Frauenbild geprägt war.
    Ich finde es ist schon beeindruckend, wenn man sieht wie weit die Griechen geistig waren, während wir noch fast Keulen schwingend durch die teutonischen Wälder streiften. Um so schlimmer, dass es ja wieder ganz eklatante Rückschritte von dieser fortschrittlichen Meinung und diesen Denkweisen gab.


    Ich muss sagen, dass mir die Lektüre unglaublich viel Spaß macht und ich mich immer freue wenn ich dieses Buch in die Hand nehmen kann. Ich meine mich auch daran zu erinnern, dass ich es auch damals in einem Rutsch durchgelesen habe, weil es mich so fasziniert hat. Ich finde es jetzt nur viel schöner, weil ich es nicht alleine lesen muss, sondern mit Euch darüber reden kann.


    @Nimue: Ich liebe dieses Buch, weil es spielerisch einen Überblick über die Philosophen unserer Erden Geschichte gibt. Damals hat mir das auch gereicht, aber ich weiß, dass ich heute zum Beispiel diejenigen, welche mich interessieren vielleicht vertiefen möchte, in dem ich mir Werke von ihnen zulege um mich detaillierter mit diesem Gedankengut vertraut zu machen. Ist es nicht auch ein bisschen Philosophieren, wenn wir hier Leserunden starten? :zwinker:
    Warum hast du es denn abgebrochen, bzw. was hat die nicht daran gefallen oder gefehlt?


    Kandida: Ja, ist es unglaublich kurzweilig, gar nicht trocken und so interessant, weil es um das geht, was uns als Menschen ausmacht und viele sehr schlaue Menschen zu den unterschiedlichsten Zeitaltern sich sehr interessante Gedanken darüber gemacht haben. Das Buch vermittelt Informationen in so leichter Weise, dass man gar nicht merkt, dass man Wissen aufnimmt.



    Viele Grüße Tina

  • Ich habe das Kapitel Platon jetzt beendet und kann mich nicht wirklich mit der Vorstellung anfreunden, dass alles Sein auf einer „Idee“, in Form einer Schablone, basiert. Auch wenn man wissenschaftlich denkt und glaubt, dass das Universum durch den Urknall entstanden ist, so bedeutet das ja nicht, dass nicht hinter allem ein Plan von einer höheren Intelligenz steckt, wie auch immer man sie nennen mag. Ich kann mir gut vorstellen, dass eine Lebensform gibt, die sich alles erdacht hat. Die Gedanken zur Seele ist eine andere Sache. Gibt es eine ewige Seele, die von Körper zu Körper wandert, oder werden vielleicht nur die Erinnerungen weitergegeben? Ich weiß nicht, ob diese Frage die Menschheit jemals klären wird. Zugegebener Maßen existieren Dinge zwischen Himmel und Erde, die logisch nicht zu erklären sind, aber wenn wir alles wüssten, wäre dass dann nicht unglaublich langweilig und würde dem Leben den letzten Rest Mysterium nehmen?


    Ich glaube Avila so in dieser Richtung hattest Du es auch gemeint, als Du sagtest, wenn dem so wäre fändest Du es deprimierend, oder hatte ich es falsch verstanden?


    Viele Grüße Tina


  • Ich habe das Kapitel Platon jetzt beendet und kann mich nicht wirklich mit der Vorstellung anfreunden, dass alles Sein auf einer „Idee“, in Form einer Schablone, basiert. Auch wenn man wissenschaftlich denkt und glaubt, dass das Universum durch den Urknall entstanden ist, so bedeutet das ja nicht, dass nicht hinter allem ein Plan von einer höheren Intelligenz steckt, wie auch immer man sie nennen mag. Ich kann mir gut vorstellen, dass eine Lebensform gibt, die sich alles erdacht hat. Die Gedanken zur Seele ist eine andere Sache. Gibt es eine ewige Seele, die von Körper zu Körper wandert, oder werden vielleicht nur die Erinnerungen weitergegeben? Ich weiß nicht, ob diese Frage die Menschheit jemals klären wird. Zugegebener Maßen existieren Dinge zwischen Himmel und Erde, die logisch nicht zu erklären sind, aber wenn wir alles wüssten, wäre dass dann nicht unglaublich langweilig und würde dem Leben den letzten Rest Mysterium nehmen?


    Ich glaube Avila so in dieser Richtung hattest Du es auch gemeint, als Du sagtest, wenn dem so wäre fändest Du es deprimierend, oder hatte ich es falsch verstanden?


    Genau das meinte ich. Ich habe schon weiter gelesen und Aristoteles beschäftigt sich ja auch mit der Ideenlehre und widerspricht ihr ein wenig. Ich muss sagen, Aristoteles geht wirklich schon ins Eingemachte. Wenn ich ihm folgen konnte, konnte ich ihm an seiner Kritik meistens recht geben, aber mir fällt es unheimlich schwer, Aristoteles in eigenen Worten wiederzugeben. Ich bin echt mal gespannt, wie das noch bei anderen Philosophen wird, die noch verworrener teilweise denken. Ich merke auch immer wieder, dass ich nicht allzu müde sein darf, wenn ich das Buch lesen, weswegen ich in den letzten paar Tagen eher weniger bei diesem Buch zum Lesen kam.



    Platons Vorstellung von der Rolle der Frau fand ich hervorragend, revolutionär und absolut vernünftig und mutig, wenn man bedenkt, wie zu diesen Zeiten eigentlich das Frauenbild geprägt war.
    Ich finde es ist schon beeindruckend, wenn man sieht wie weit die Griechen geistig waren, während wir noch fast Keulen schwingend durch die teutonischen Wälder streiften. Um so schlimmer, dass es ja wieder ganz eklatante Rückschritte von dieser fortschrittlichen Meinung und diesen Denkweisen gab.


    Ja, seine Denkweise über Frauen fand ich auch sehr toll und wie du und auch Gaarder ja schon sagtest, unglaublich, dass dann alle so sehr von ihm abgewichen sind. Allerdings finde ich Platons Bild von Frauen passt dann überhaupt nicht mehr mit seiner platonischen Liebe überein. Es wird in dem Buch nicht beschrieben, aber ich meine, dass Platon es war, der gesagt hat, dass es wahre Liebe nur unter Männern gäbe und nicht zwischen Männer und Frauen oder Frauen und Frauen. :rollen:



    Ich habe allerdings meine Probleme mit der Formulierung, dass wer weiß was gut ist auch Gutes tue und dass diejenigen, die Schlechtes tun es nicht anders wissen. Es erscheint mir gefährlich und zu sehr Freifahrtsschein. Mir fällt dazu der Spruch ein „Dummheit schützt vor Strafe nicht“. Ich glaube im Gegenteil, dass die meisten schlechtes tun und es auch ganz genau wissen. Ich glaube eher, dass da der Egoismus größer ist als Ethik und Moral.


    Ich habe das ein wenig anders verstanden. Ich habe es schon so verstanden, dass die Leute, die stehlen zwar auch wissen, dass dies etwas Schlechtes ist, aber es aus seinen persönlichen Gründen her nicht anders kann. Wer zum Beispiel stielt, weiß zwar, dass es nicht gut ist, aber er braucht eben das Geld und so ist für ihn wiederherum schon gut. Aber es kann auch sein, dass Gaarder das so nicht geschrieben hat, sondern meine Gedanken beim Lesen weiter gewandert sind. :redface:
    An sich halte ich den Satz nicht unbedingt für verkehrt, aber wie du sagtest, ungeschickt formuliert. Aber es ist ja zum Beispiel nachgewiesen, dass nur wenige Menschen die höchste Stufe der Moralleiter schaffen. Was mich an diesen Satz auch erinnert hat. (Stufentheorie des moralischen Verhalten (Kohlberg))



    Ich finde es spannend, wie man sich früher die ganz alltäglichen Dinge anhand von Mythen erklärt hat. Heute ist sowas unvorstellbar. Wenn mir Jemand erzählen würde, Thor würde seinen Hammer schwingen und dann regnet es, würde ich ihm einen Vogel zeigen. :breitgrins:


    Ja, das fand ich auch faszinierend. Das ist mir auch schon aufgefallen, als ich "Die Siedler von Catan" gelesen habe. Aber im Mittelalter (oder auch heute) ist das mit dem Sündenerlass und dem Glauben daran ja auch schon ziemlich ähnlich. Ich hoffe, ich trete keinem zu nahe, aber ich glaube auch überhaupt nicht daran, dass wenn man einer Kirche einen neuen Altar spendet oder Ablassbriefe kauft, einem deswegen Jahre im Fegefeuer erspart bleiben. (Wenn man denn überhaupt an das Fegefeuersystem glauben will. ;) )

  • Auch Aristoteles ist eine interessante Person. Mich faszinierte der Gedanke, dass Stoffe nach den Möglichkeiten streben, welche ihnen gegeben sind. Allerdings widerspricht dass jedoch dem Fluss und der Veränderung der Anordnung der Atome. Auch die Einteilung in Gruppen, Untergruppen usw. Eine gute Grundlage um logisch zu philosophieren. Es zeigt, dass wir ganz oft in der Lage sind, Dinge selbst zu regeln, wenn wir nur nicht zu faul sind zu denken.
    Nur mit seinem Frauenbild war ich definitiv nicht konform.


    Diogenes hat in einer Hinsicht Recht. Der Mensch bräuchte nicht viel um glücklich zu sein. Keine Materiellen Güter, aber es funktioniert nicht so einfach, denn wir Menschen haben nichts desto trotz zu viele Wünsche um uns das Leben angenehm zu machen, so wie die Epikureer und demzufolge, wird diese Einstellung den wenigsten genügen, auch wenn es möglich wäre.
    Auch das allgemeingültige Recht der Stoiker hat Potential für ein gutes Zusammenleben nur benötig der Mensch dafür von einer Sache sehr viel und das ist Toleranz, welche wiederum und leider sehr rar gesät ist unter unserer Spezies, da sich doch gerne jeder zum Maß aller Dinge macht.


    Ich kann mir gut vorstellen, dass es jede Menge Spaß machen würde, mittels einer Zeitreise mit diesen Menschen zu diskutieren, wobei ich als Frau bei den meisten eher nicht zu Wort kommen würde.


    Was ich noch sehr spannend finde, sind die Geheimnisse der Rahmenhandlung. Wer ist Hilde, warum schreibt ihr Vater an Sophie und wo kommen all die Gegenstände her, welche Hilde gehören. Zum Glück ist es schon so lange her, dass ich dieses Buch gelesen habe, dass ich all dies nicht mehr weiß und so für mich immer noch Spannung beim Lesen des Buches besteht.


    Viele Grüße Tina

  • Hallo ihr Lieben,


    da ich am Montag eine meiner beiden noch ausstehenden Bioklausuren geschrieben habe (und grandios durchgefallen bin... :rollen: ), bin ich noch nicht allzu viel zum Lesen gekommen. Gerade habe ich das Kapitel "Athens" angefangen, zu dessen Beginn Sofie die erste Videokassette von Alberto anschaut.


    Bisher gefällt mir das Buch richtig gut, wie die vorigen Male auch. Ich habe immer nur abgebrochen, weil ich angefangen habe, mich zu langweilen mit den vielen Theorien der Philosophie... :redface: Das wird hoffentlich diesmal, wo ich ein bisschen älter bin, anders sein.


    Was mich bisher (wieder einmal) am meisten fasziniert ist, wie die damaligen Philosophen Dinge herausgefunden haben, allein durch hinterfragen und nachdenken, die man heute mit moderner Wissenschaft und Technik tatsächlich nachweisen kann. Außerdem ist es doch auch beeindruckend, dass in beinahe jeder Theorie etwas Wahres steckt, auch wenn sich die Theorien untereinander zu widersprechen scheinen. So kommt das Leben ja im Prinzip aus dem Wasser, entsteht aber tatsächlich aus mehr als nur diesem Element. Alles verändert sich ständig und bleibt doch in der Ursubstanz gleich. Alberto beschreibt ja auch fast alle philosophischen Ideen ohne direkte Wertung, sodass Sofie (und der Leser) sich eine eigene Meinung dazu bilden kann. Überhaupt gefällt mir Albertos Erklärungsweise sehr gut, er bringt auch immer witzige und dadurch sehr einprägsame Vergleiche. Da kann ich Sofies Mutter fast schon verstehen, wenn sie sich Sorgen macht, ihre Tochter habe Drogen genommen, dass sie scheinbar aus dem Nichts auf solche seltsamen Ideen kommt.


    Zwei Sachen stören mich allerdings nach wie vor, genauso wie bei den anderen Malen als ich das Buch gelesen habe und genauso wie beim Anschauen der Serie (hat die eigentlich jemand von euch gesehen? :winken: :( Erstens finde ich Sofie schon sehr nachdenklich und weise für ihr Alter. Das heißt, vielleicht ist es nicht einmal das, aber dass sie von jetzt auf gleich so unglaublich fasziniert von den Philosophen ist, finde ich fast ein bisschen unrealistisch, bzw. ein bisschen übertrieben. Ich an ihrer Stelle fände glaube ich das Rätsel um Hilde viel spannender. Aber wahrscheinlich bin ich nur neidisch, weil ich in dem Alter nicht so war. :zwinker:
    Das zweite ist Sofies Mutter. Sie scheint mir sehr platt und sehr dämlich. Auch die Art wie die beiden miteinander sprechen finde ich etwas seltsam und gestellt...


    Ich habe das ein wenig anders verstanden. Ich habe es schon so verstanden, dass die Leute, die stehlen zwar auch wissen, dass dies etwas Schlechtes ist, aber es aus seinen persönlichen Gründen her nicht anders kann. Wer zum Beispiel stielt, weiß zwar, dass es nicht gut ist, aber er braucht eben das Geld und so ist für ihn wiederherum schon gut. Aber es kann auch sein, dass Gaarder das so nicht geschrieben hat, sondern meine Gedanken beim Lesen weiter gewandert sind. :redface:
    An sich halte ich den Satz nicht unbedingt für verkehrt, aber wie du sagtest, ungeschickt formuliert. Aber es ist ja zum Beispiel nachgewiesen, dass nur wenige Menschen die höchste Stufe der Moralleiter schaffen. Was mich an diesen Satz auch erinnert hat. (Stufentheorie des moralischen Verhalten (Kohlberg))


    Also ich hatte das ganze so verstanden, dass diejenigen, die Schlechtes tun, sich dessen schon bewusst sind. Es ist nicht so, dass sie nicht wissen, was sie tun, aber sie wissen es nicht besser. Also dass viele Menschen Verbrechen begehen um zu erreichen, was sie wollen, weil sie keinen anderen Weg für sich sehen. Da spielt teilweise auch grandiose Dummheit eine Rolle, so wie beim Autofahrer, der den Polizisten erschießt, der ihm ein Knöllchen ausstellen wollte.


    LG,
    Sookie

    :kaffee:

  • Oh Sookie, ich hoffe Du kannst die Klausur nachholen. Da ist immer ein blödes Gefühl. Manchmal wird man in solchen Klausuren abe rauch wirklich auf dem falschen Fuß erwischt, vor allem wenn man sich schon bei der Fragestellung so den Kopf zerbrechen muss, was der Prüfende denn nun eigentlich wissen will.


    Mir fiel etwas ein, als Alberto von den Indogermanen sprach und somit auch von dem gemeinsamen Ursprung vieler Völker, welche sich über weite Teile Europas und Asiens verteilten Sie hatten eine gemeinsame Sprache und auch gemeinsame Mythen. Es gibt ja in der Bibel die Geschichte von Noah und der Sinnflut. Es gibt aber auch eine Geschichte aus dem babylonischen Bereich, die sehr ähnlich ist. Auch hier wurde ein Mensch vor der Sinnflut gewarnt und bekam genaue Anweisungen für den Bau einer Arche, um dieser Sinnflut zu entkommen. Auch bei den Indianern gibt es eine solche Geschichte. Ich habe erst letztens davon gelesen und wenn ich so etwas höre, dann bekomme ich doch schon etwas Gänsehaut, weil ich eigentlich den Geschichten in der Bibel eher skeptische gegenüber stehe.


    Zu den Figuren der Bibel, wie Jesus und Paulus fällt mir nicht viel ein, was ich dazu sagen könnte und das Mittelalter war nun einmal sehr religiös geprägt.


    Einige Ideen gefielen mir wie zum Beispiel, die Gedanken aus der Renaissance:


    Dass der Mensch nicht nur für Gott da sein, sondern dass Gott den Menschen auch um des Menschen Willen geschaffen habe.


    Auch Galileis Aufforderung zu messen, was zu messen sei und was nicht zu messen sei messbar zu machen, macht durch aus Sinn um zu empirischen Ergebnissen zu kommen.


    Interessant finde ich jetzt allerdings wieder Decartes und ich muss gestehen, dass dieser Mensch mir etwas Kopfzerbrechen bereitet. Im Grunde finde ich es gut, dass er sich überlegte eine wissenschaftliche Vorgehensweise zu wählen um den Ursprüngen und dem sinn unsere Existenz auf den Grund zu gehen und auch dass er noch einmal von ganz vorne anfing um auch ja keinen Fehler in die Gedankenkette einzuschleusen, aber...
    Es gab da einen Gedanken, dem konnte ich nicht folgen, nämlich den Beweis für Gott. Er behauptet, dadurch, dass er eine Vorstellung von dem vollkommenen Wesen habe, so müsse es auch existent sein, aber wenn ich eine Vorstellung von diesem Krokofanten habe, dann eben nicht. Klar weiß ich, dass es keinen Krokofanten gibt, ich kann mir vorstellen, dass es eine höhere Intelligenz gibt, die alles in die Wege geleitet hat, aber ich kann mir deren Existenz nicht an Hand von Gedanken ableiten. Das will mir einfach nicht gelingen und für Decartes war es ja wohl ein Fakt, dass dem so sei.


    Ich musste grinsen, als es um die Träume ging. Ich habe mir schon manches mal, wohl eher im Scherz, gesagt, dass ich vielleicht einfach nur die ganze Zeit Träume und die Realität ganz anders aussieht. Wenn man träumt, dann weiß man es oft nicht. Das ist ein so skurriler Gedanken, dass man daraus eine Science Fiktion Geschichte machen könnte. Wenn alles was wir kennen gar nicht real ist, was sind dann wir. Können wir nicht auch im Traum denken: „Wir denken, als sind wir“? Ein sehr verstörender Gedanke.


    Allerdings glaube ich auch, dass wir differenzieren könnten, zwischen Materie und Seele. Klar wissen wir heute, dass Denkabläufe in direktem Zusammenhang mit Aminosäuren stehen, aber vielleicht sind sie einfach nur die Katalysatoren?


    Ich merke, dass mir dieses Thema immer mehr Spaß macht.
    Ich bin schon sehr gespannt auf Eure Eindrücke und Antworten.


    Viele Grüße Tina