Gerard Donovan - Winter in Maine

Es gibt 87 Antworten in diesem Thema, welches 20.293 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Weratundrina.

  • Gerard Donovan - Winter in Maine

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links



    Der Autor:
    Gerard Donovan wurde 1959 in Wexford, Irland, geboren und lebt heute mit seinem Pitbullterrier Hobart in einer ehemaligen Bahnstation im Staat New York. Seine Stationen: Studium der Philosophie und Germanistik in Irland, Arbeit in einer bayerischen Käsefabrik, Technische Universität Hannover, Studium der klassischen Gitarre in Dublin, Musiker mit Schwerpunkt J. S. Bach, Magisterabschluß in den USA, Lehrtätigkeit, Teilnahme am "Marathon des Sables" in Afrika. (Klappentext)


    Inhalt:
    Julius Winsome lebt zusammen mit seinem Hund Hobbes in einer Blockhütte in den Wäldern von Maine. Zurückgezogen von den Menschen verbringt er dort seit seiner Geburt sein Leben. Da seine Mutter kurz nach seiner Geburt stirbt, wird er von seinem Vater und Großvater erzogen. Nachdem beide tot sind, bleiben ihm nur die etwas über 3000 Bücher seines Vaters zur Gesellschaft. Julius bleibt ein Einzelgänger. Durch den Einfluss einer Frau, mit der er kurze Zeit zusammen ist, schafft er sich einen Hund an. Einen Ptibullterrier, den sie auf den Namen Hobbes taufen. Hobbes ist der einzige Freund, den Julius jemals hatte.
    Es ist Herbst und der Winter mit seiner Kälte und Dunkelheit steht vor der Tür. Die Jagdsaison hat begonnen und Julius hört fast täglich Schüsse. An diesem Nachmittag erklingt einer davon relativ nah. Zu nah. Hobbes ist draußen und nachdem Julius mehrmals nach ihm gerufen hat, macht er sich auf die Suche nach ihm. Als er entmutigt zurückkehrt findet er Hobbes im Blumenbeet - blutüberströmt. Auch der Tierarzt vermag nichts mehr für den Hund zu tun. So muss Julius allein zurück in seine Blockhütte fahren. Durch den Verlust fällt er in ein tiefes Loch. Und die Schießerei hält an. Uns so macht er sich auf den Täter zu finden. Erst mit einem Plakat und später auf eigene Faust und mit Rache im Herzen.


    207 Seiten hat das Hardcover und jeweils kurze Kapitel. Trotzdem brauchte ich verhältnismäßig lange um es zu lesen. Dabei liest es sich sehr gut. Es war der Inhalt, der mich so langsam vorwärts kommen ließ.
    Julius Winsome ist ein empfindsamer Mann, auch wenn sein Aussehen dies nicht gleich vermuten lässt. Mitten im Wald sät er Jahr für Jahr Blumen, um sich vor dem Wald abzuschirmen. Und der Wald wieder schirmt ihn vor den Menschen ab. Menschen, die ihn von Kindesbeinen an ausgelacht oder gemieden haben. Eigentlich war er ganz zufrieden mit seinem Leben, trotz des Verlustes seines Vaters. Und dann muss er erkennen, wie einsam er doch war, als diese Frau in sein Leben tritt. Und bald auch schon Hobbes. Der ihm letztendlich als einziger bleibt und den er auf so grausame Weise verlieren muss.
    Die Art und Weise wie Donovan Julius diese Verluste verarbeiten lässt ist einerseits ziemlich emotionslos dargestellt, aber hinter den Worten spürt man die Verzweiflung, den Kummer, die Trostlosigkeit, den Verlust.
    Julius Winsome wurde als Kind gehänselt - immer und immer wieder.
    Julius Winsome verlor seinen besten Freund durch, vielleicht, einen dieser Menschen. Wären sie von da an in ihrem "Revier" geblieben, wäre sicher alles anders verlaufen. So drang man Tag für Tag in seine Privatsphäre ein, brachte sein Leben aus dem Takt, brachte ihn aus den Takt. So begann Julius instinktiv zu handeln - Die Wildnis um ihn herum war plötzlich auch in ihm. Mit über 50 Jahren war das Schicksal seines Großvaters und Vaters nun auch seins - nur der Krieg war ein anderer.


    Ich mochte Julius, er tat mir unendlich Leid und ich konnte sein Handeln nachvollziehen, wenn ich es auch verurteile. Und dass er nicht bleibend verroht war, zeigte seine letzte Tat, die er um der Liebe willen so geschehen ließ.
    Man muss sich auf die Gefühlswelt dieses Mannes voll einlassen um sein Handeln zu verstehen. Aber es lohnt sich!
    Donovans Sprache passte wunderbar zu diesem Buch und lässt einen lange nicht mehr los.



    5ratten

    Einmal editiert, zuletzt von yanni ()

  • ich habs nun auch gelesen und kann mich nur anschliessen... ein ruhiges eher stilles Buch, das einen aber in der Tiefe packt... Man kann das Handeln von Julius kommplett verstehen, fühlt mit ihm und man weiss doch, dass es Unrecht ist was er tut... Ein Buch über das man noch lange Nachdenkt wenn man es fertig gelesen hat!


    Von mir: 5ratten

  • Nachdem ihr es beide so gut bewertet freue ich mich sehr darauf - steht im Regal bereit. Schöne Rezi.

    Liebe Grüße JaneEyre

    Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück.

    Theodor Fontane

  • Julius war mir sympathisch, denn im großen und ganzen war er ein netter Kerl der bereits viel was ihm am Herzen lag verloren hat und dadurch nur noch weiter von der Einsamkeit umgeben war ohne dass es jemanden interessierten. Zwar sagt man irgendwann leicht: " Ich brauche niemanden, bleibt aus meinem Leben weg. " Doch ist man dennoch irgendwo froh wenn doch es Menschen gibt die sich ein Stück weit für einen interessieren.
    Sein Hund war der einzige Freund der ihm geblieben war, bis auch Hobbes starb. Wie tief muss diese Liebe zu dem Hund gewesen sein und wie tief die Verzweiflung die die Einsamkeit angerichtet hatte, dass jemand so weit geht wie es Julius tat.
    Auf der einen Seiten verstand ich seine Gefühle, doch auf der anderen, fand ich sein handeln falsch. Dennoch, das Buch gefiel mir sehr gut. Ein wunderbarer Charakter, schöne Landschaftsbeschreibungen die aber nicht wie bei so vielen einschläfern und eine spannende Führung des Falls. Das verdient eine sehr gute Bewertung.


    5ratten

    Ein nicht zu Ende gelesenes Buch gleicht einem nicht zu Ende gegangenen Weg.<br />(Weisheit aus China)<br /><br />Gruß Pinky

  • Hallo,


    ich habe gemischte Gefühle bei diesem Buch.


    Einerseits ist es spannend geschrieben, es lässt sich zügig lesen, ich konnte mich gut in die geschilderte Landschaft visuell hineinversetzen. Jedoch hätte die Handlung noch um einiges ausgebaut werden können. So war es eigentlich nur eine kurze, schnelle Geschichte.


    Das Buch lässt einige Fragen offen: Warum ist Claire aufgetaucht und dann wieder verschwunden in dieser Wildnis? Was passiert am Ende? Wie geht die Geschichte aus? Der Author hat sich wohl Türen für eine Fortsetzung offen gelassen?


    Ich habe selber 2 Hunde, wenn mir ein Jäger willkürlich meinen Hund abschlachten würde, dann würde das auf jeden Fall auch Rache bedeuten. Obwohl Julius keine Familie oder Freunde hat, kann ich nicht nachvollziehen, daß er ohne Rücksicht auf die Auswirkungen ein Gemetzel anstellt und dabei unschuldige Menschen scharfschützenmässig niederstreckt. Aber so was soll vorkommen.


    Einer amerikanischen Verfilmung dieses Titels steht nichts im Weg. Gut besetzt könnte der Film auch Kasse machen, die Handlung ist gut und spannend, das Umfeld auch.


    4ratten

    Einmal editiert, zuletzt von dino ()

  • @dino deine Résumé ist interessant.


    Manchmal können gerade noch offene Fragen und Enden interessent an einem Buch, wie auch an einem Film sein. Das sind dann Stellen die merkt man sich besonders, weil man über sie nachdenkt. Bei offenen stellen bietet sich für den Leser die Möglichkeit seiner Fantasie noch mehr freien lauf zu lassen und für jeden sieht vielleicht das Ende dann anders aus. :smile:

    Ein nicht zu Ende gelesenes Buch gleicht einem nicht zu Ende gegangenen Weg.<br />(Weisheit aus China)<br /><br />Gruß Pinky

  • Also, ich denke, gerade dadurch, dass die Handlung nicht so ausgeschmückt ist, kommt es zu der ganz eigenen Stimmung des Buches.... ich glaub, mehr hätte hier einiges zerstört... Ich konnte gerade mit den offenen Fragen einiges für mich rausziehen, der Schluss ist für mich genau richtig gesetzt... man denk noch lange über die Geschichte nach und jeder wird wohl so ein bischen "sein eigenes" Ende sich dazudenken...

  • Ich kann mich der allgemeinen Begeisterung nicht anschließen.
    Julius lebt zurückgezogen und unauffällig in Maine. Eines Tages wird sein Hund Hobbes zu Beginn der Jagdsaison angeschossen. Mit Absicht und aus nächster Distanz, wie er beim Tierarzt erfährt.


    So weit, so gut. Doch dann wird Julius zum Jäger und tötet Jäger, in der Hoffnung der Hundemörder sei darunter. Aber seine Vorgehensweise lässt sich nicht durch den Tod des Hundes erklären. Immer wieder denkt er in diesem Zusammenhang an Claire, die Frau, mit der er seine einzige Beziehung hatte und die ihn wegen eines Sheriffs verlassen hat.


    Brauchte Julius nur ein Ventil, den Hund, um durchzudrehen? Hätte nicht irgendwann einen anderer Auslöser genügt, damit Julius, derart von Hass geprägt, mordend durch die Gegend läuft?


    Dass Julius ein empfindsamer Mann ist, der sich hinter seinen Büchern und Shakespeare versteckt, um dann rücksichtslos Menschen umzubringen, kann ich so nicht gelten lassen.


    Ich habe wohl die Botschaft des Buches nicht verstanden.




    2ratten


  • Brauchte Julius nur ein Ventil, den Hund, um durchzudrehen? Hätte nicht irgendwann einen anderer Auslöser genügt, damit Julius, derart von Hass geprägt, mordend durch die Gegend läuft?


    Hobbes war nicht nur ein Hund. Er war das einzige lebende Wesen, das zu ihm hielt und sein Leben teilte.
    Julius fühlte sich von der Welt ausgestossen und blieb in seinem Umfeld, erledigte nur die dringenden Angelegenheiten außerhalb und ließ die anderen in Ruhe. Das gleiche wollte er auch für sich. Aber das jährliche Eindringen in den Wald und somit in sein Refugium nahm immer größere Ausmaße an, so dass er sich nicht mehr wohl und sicher fühlen konnte.
    Der grausame und absichtliche Schuss auf Hobbes hat bei ihm einen Kurzschluß ausgelöst. Julius hatte schon viele Verluste hinnehmen müssen, aber diese letzte überstieg einfach seine Kräfte. Ein Trauma, das er nicht so wegstecken konnte.


    Und gerade weil Julius ein empfindsamer Mensch war, verabscheute er die Jäger, die nicht aus überlebensnotwendigem Tun handeln, sondern aus Freude am Jagen (=Töten).
    Aber Julius hat vom Großvater und vom Vater gehört was Töten Menschen antun kann, daher haben beide keine Gewehre mehr angefasst.

  • Julius hat sich aber doch freiwillig zum Einsiedler gemacht. Er hätte zumindest versuchen können, etwas an dieser Situation zu ändern. Hat er aber nicht.


    Hobbes hat er durch Clair erhalten, als er 46 (?) Jahre alt war, sie hatte ihn überredet sich einen Hund zuzulegen. Wie ging es ihm denn vorher?


    Wenn ich möchte, dass sich Menschen für mich interessieren, muss ich mich auch für Menschen interessieren.



    Und gerade weil Julius ein empfindsamer Mensch war, verabscheute er die Jäger, die nicht aus überlebensnotwendigem Tun handeln, sondern aus Freude am Jagen (=Töten).
    Aber Julius hat vom Großvater und vom Vater gehört was Töten Menschen antun kann, daher haben beide keine Gewehre mehr angefasst.


    Da hat die Erziehung von Vater und Großvater nicht weit gereicht.
    Ich möchte den Tod von Hobbes nicht gut heißen, aber Julius gehört für mich eingesperrt und fertig.


    Ich bin auch ein empfindsamer und sensibler Mensch und knall nicht einfach die Menschen ab, die mir weh getan haben.
    Ich kann für Julius kein Verständnis aufbringen, gerade weil Vater und Großvater ihm erklärt haben, was Töten ist.


  • Julius hat sich aber doch freiwillig zum Einsiedler gemacht. Er hätte zumindest versuchen können, etwas an dieser Situation zu ändern. Hat er aber nicht.


    Julius ist schon in diese Einsiedelei hineingeboren worden. Sein einziger Kontakt zur Außenwelt bestand in seinem Schulbesuch, der wie zu lesen war, für ihn eher ein Spießruten laufen war. Da würde ich mich auch in meiner Welt verkriechen. Er kannte doch nur die wortkarge Familie bestehend aus seinem Großvater und Vater. Wenn seine Mutter nicht gestorben wäre, hätte es vielleicht anders ausgesehen.
    Wie viele Menschen leben unter uns und haben troztdem Probleme auf andere zuzugehen. Wenn ein schüchterner Mensch von Kind auf gehänselt wird und keinerlei wirksame Hilfe erhält, wird er sich meist auf Dauer vor anderen zurückziehen.



    Hobbes hat er durch Clair erhalten, als er 46 (?) Jahre alt war, sie hatte ihn überredet sich einen Hund zuzulegen. Wie ging es ihm denn vorher?


    Claire ist auf ihn zugekommen. Dadurch dass sie sich so verhalten hat, wie sie es tat, und allein war, war sie für ihn keine "Gefahr". Durch ihre zurückhaltende Art hat er sich an sie gewöhnen können und schließlich befreunden. Den Umgang mit Menschen kannte Julius größtenteils nur aus älteren Büchern ( Bücher, die er von seinem Vater erbte). Nur mit zwei Männer groß zu werden in der Einöde hinterlässt seine Spuren. Er hat sicher nicht das Bedürfnis nach großen Menschenansammlungen gehabt, ihm reicht ab und zu ein Besuch im Café um die Leute um sich herum zu beobachten. Erst als Claire in sein Leben "einbrach", im Alter von 46 Jahren, hat er erkannt, was er bisher entbehrt hat. Ich denke, wenn man so spät im Leben einen Menschen trifft, den man in Liebe zugewandt ist, ist der Verlust noch schmerzvoller. Als Claire dann nicht mehr kam, hat er all die Liebe auf Hobbes konzentriert. Hobbes war sein Familienersatz geworden.


    Um es noch einmal zu betonen, ich heiße nicht gut was Julius getan hat, aber ich verstehe, wie es dazu kommen konnte.



    Da hat die Erziehung von Vater und Großvater nicht weit gereicht.


    Gerade die war, nach meinem Begreifen, der Auslöser



    Ich möchte den Tod von Hobbes nicht gut heißen, aber Julius gehört für mich eingesperrt und fertig.


    Sicher muss Julius für seine Taten büßen, keine Frage. Aber in der Art wie man über ihn urteilt, sollte man sich an den Umständen orientieren. Der Mann sollte nicht nur bestraft werden, er braucht auch dringend Hilfe.

    Einmal editiert, zuletzt von yanni ()


  • Sicher muss Julius für seine Taten büßen, keine Frage. Aber in der Art wie man über ihn urteilt, sollte man sich an den Umständen orientieren. Der Mann sollte nicht nur bestraft werden, er braucht auch dringend Hilfe.


    In dem Punkt kann ich mir Deiner Meinung anschließen, er braucht nebst Bestrafung Hilfe.



    Claire ist auf ihn zugekommen.


    Vielleicht hat sie ja schon das Trauma geboren? Schließlich hat sie ihn aus einfachen niedernen Beweggründen verlassen


    Trotzdem kann ich mich den lobenden Worten zu diesem Buch nicht anschließen.
    Diese leichte Akzeptanz von sympathischen Opfern, die zu Tätern werden, kann ich nicht nachvollziehen.

  • Guten Morgen,


    interessante Diskussion (auch, wenn ich das Buch jetzt nicht mehr lesen muss, weil ich sogar schon das Ende kenne :traurig:)


    Trotzdem kann ich mich den lobenden Worten zu diesem Buch nicht anschließen. Diese leichte Akzeptanz von sympathischen Opfern, die zu Tätern werden, kann ich nicht nachvollziehen.


    Ist es nicht bei jedem Amokläufer so, dass die Menschen sagen "Das hätte ich von _dem_ niemals gedacht?" Das zeigt doch, dass diese Täter vorher eigentlich von irgendjemandem gemocht wurden. Ist es nicht eher ein Klischee des grundlos mordenden Täters, der Bestie Mensch? Und ich finde, gerade solche Diskussionen und Gedankenanstöße machen ein gutes Buch aus. Es polarisiert offensichtlich.

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Hallo nimue,



    interessante Diskussion (auch, wenn ich das Buch jetzt nicht mehr lesen muss, weil ich sogar schon das Ende kenne :traurig:)


    im Eifer des "Gefechts" habe ich vergessen genau hinzusehn, um eventuelle Spoiler zu kennzeichnen. Ich habe das nachgeholt. Danke für deinen Hinweis!


    Wobei bei diesem Buch nicht so sehr das Ende wichtig ist, sondern die Beweggründe des Täters. Das Ende kann sich jeder selbst zusammenbasteln, da der Autor es offen gelassen hat.

  • Das klingt wirklich sehr interessant! Wobei ich zu gebe das allein der Titel und das Cover mich seit Wochen magisch anziehen^^ ich denke ich werd wohl doch einen Blick riskieren und schaun ob es etwas für mich ist!


  • Diese leichte Akzeptanz von sympathischen Opfern, die zu Tätern werden, kann ich nicht nachvollziehen.


    Es ist halt nicht alles schwarz und weiß in unserem Leben. Man kann das Tun eines Menschen verurteilen und den Menschen, losgelöst von dieser Tat, im Grunde sympathisch finden.
    Ich denke, jeder hat seine Schmerzgrenze, innerhalb derer er Verwundungen aller Art ertragen kann, aber Schluß ist bei jedem Mal.


    Ja, Claire hat ihn verlassen. Sie hat ihn ausgegrenzt, wie er es seit seiner Kindheit kannte.


    Aber du kennst mich ja, yanni, Fürsprecherin der Unverstandenen, wie schon bei Guelfo. :zwinker:




    Das klingt wirklich sehr interessant! Wobei ich zu gebe das allein der Titel und das Cover mich seit Wochen magisch anziehen^^ ich denke ich werd wohl doch einen Blick riskieren und schaun ob es etwas für mich ist!


    Mach das! Eine weitere Meinung ist sicher interessant.

  • Interessant ist doch auch, was jemanden zum Amokläufer werden lässt, welche äußeren Anlässe es gibt und was dabei im Kopf des Protagonisten vorgeht. Wenn das einfühlsam und nachvollziehbar und dann möglicherweise auch noch spannend geschildert ist, ist das doch schon mal die halbe Miete für ein gutes Buch. Das muss ja nicht gleich heißen, dass ich das gutheiße, was der Protagonist da tut...


  • Wenn das einfühlsam und nachvollziehbar und dann möglicherweise auch noch spannend geschildert ist, ist das doch schon mal die halbe Miete für ein gutes Buch.


    Vielleicht liegt es an der Art der Beschreibungen von Julius Gefühlswelt. Die wird nicht breitgetreten, sondern eher zwischen den Zeilen erzählt. Das was er tut, oder auch nicht tut, spiegelt sein Innerstes wider. Das zwingt den Leser sich in ihn hineinzuversetzen. Das gelingt halt nicht immer. Weil die Taten der Person einem daran hindern oder was auch immer.


    Ich musste damals jedes Kapitel erst richtig verdauen, bis ich weiterlesen konnte.

  • Ich habe das Buch (noch) nicht gelesen, finde aber eure Diskussion interessant und möchte daher aus meiner neutralen Sicht auch etwas dazu loswerden.


    Denkt denn eigentlich keiner an die Opfer und ihre Familien? Selbst wenn der Hundemörder unter denen ist, die Julius getötet hat - die wahren Opfer sind doch die Hinterbliebenen, die nun zusehen müssen, wie sie mit dem Verlust eines Familienmitgliedes fertig werden. Zugegeben, es mag schwer sein, wenn jemand nur noch einen Hund als Lebensgefährten hat und diesen verliert. Aber da kann er noch so sympathisch sein: Es rechtfertigt nicht, dass er dafür Menschen umbringt, und anscheinend auch noch ziemlich planlos. Das erinnert mich sehr an Männer, die Kinder misshandeln und umbringen und sich damit entschuldigen, dass sie selbst eine schwere Kindheit hatten oder ähnliches durchstehen mussten. Es gibt genügend Möglichkeiten, sich professionelle Hilfe zu suchen, um das Erlebnis auf ungefährliche Weise aufzuarbeiten. Ich glaube, Julius hat ohnehin noch ganz andere Probleme als nur seinen verlorenen Hund.


    Grüße
    Doris

  • Ach Doris, lass Dich umarmen. Du sprichst mir aus der Seele.


    Ich bin gespannt auf Deine Meinung, wenn Du das Buch gelesen hast.