Jonathan Safran Foer - Tiere essen

Es gibt 19 Antworten in diesem Thema, welches 5.633 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Doris.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Gebundene Ausgabe: 399 Seiten
    Verlag: Kiepenheuer & Witsch
    Übersetzer: Brigitte Jakobeit, Isabel Bogdan, Ingo Herzke
    Erschienen: August 2010


    Klappentext:


    Mit seinem ersten Roman "Everything is illuminated" landete Jonathan Safran Foer in den USA einen sensationellen Erfolg. Angeregt durch seine Vaterschaft, stellte sich der Gelegenheitsvegetarierer Safran Foer nun die ernsthafte Frage nach unserer gegenwärtigen Ernährung und ihren weitreichenden Konsequenzen. In "Eating animals" verarbeitet er seine Odysee von traditionellen Bauernhöfen über die industrielle Tierproduktion bis zum Schlachthof zu einem kritischen Sachbuch über unseren Fleischkonsum.




    Wie fandest du denn "Tiere essen"? Ich hatte es auch schon in der Buchhandlung in der Hand, aber mein Freund war dabei und hat die Augen verdreht und sinngemäß gemeint, dass er gerne Fleisch isst und er nicht möchte, dass ich das Buch lese, damit er weiter gerne Fleisch essen kann. :rollen:


    Ich habe meine Entscheidung - kein Fleisch mehr - vor einem halben Jahr getroffen, also vor dem Lesen dieses Buches. Aber spätestens nach dem Lesen kann man eigentlich keine andere Entscheidung mehr treffen. Überhaupt kommt man zu der Entscheidung, wenn man sich mit dieser Materie beschäftigt. Ich habe diesen "Fehler" vor 6 Monaten gemacht und einige Dokus im Netz, insbesondere auf Seiten der PETA, gesehen. Meine Frau ist bereits seit 8 Jahren Vegetarierin. Insofern fiel mir der Schritt dann leicht, da es ohnehin nicht allzuviel Fleisch bei uns gab.


    Ich fühle mich gut. Ich weiß, dass es nur ein kleiner Beitrag ist.


    Viele Leute behaupten von sich für den Umweltschutz zu sein. In dem Buch gibt es eine Stelle, in der sinngemäß steht, dass kein Umweltschützer Fleisch essen könne, ohne dem Wort "Umweltschutz" seiner Bedeutung zu berauben.


    Während des Lesens habe ich eine Menge gelernt, an vielen Stellen werden Zusammenhänge dargestellt, die mir vorher so nicht klar waren. Und es gibt massig Dinge, die in der Breite unbekannt sind. So heißt es, dass der Teller auf dem ein Thunfisch-Sushi serviert wird, eigentlich 1,50m Durchmesser haben müsste, um den ganzen Beifang aufzunehmen, der für dieses kleine Stück Thunfisch gestorben ist. Diese Bilder erleichtern das Verstehen mehr als große kaum fassbare Zahlen.


    Es gibt aber auch Passagen, die ich nicht so gelungen finde, da der Text dann zu sehr von Abkürzungen von irgendwelchen Institutionen durchzogen ist, deren Namen man ohnehin nicht behält. Aber diese Stellen sind glücklicherweise rar.


    Insgesamt halte ich das Buch für eine Pflichtlektüre für jeden, der Umweltschutz oder Tierschutz oder die Gesundheit, sei es die eigene oder insbesondere die der Kinder, ernst nimmt. Ich kann gut nachvollziehen, dass es Menschen gibt, die dieses Buch meiden wollen. Sie wissen oder ahnen, dass sie danach unbefangen kein Fleisch mehr essen können. Auch ich habe jahrelang einen Bogen darum gemacht. Aber ich bin froh, dass ich den Schritt dann doch gemacht habe.


    Edit: Abgetrennt vom anderen Thema und um Buchdaten ergänzt. LG nimue

    Einmal editiert, zuletzt von nimue ()

  • Habe nun auch mit dem Buch endlich begonnen. - Obwohl, was heißt endlich. Eigentlich besitze ich es ja erst seit Ende letzten Jahres. Bislang hörte ich nur gutes über das Buch und auch deine Rezi helfo, lässt durchaus darauf schließen dass es sich bei " Tiere essen " um ein lesenswertes Buch handelt. Bislang kann ich leider noch nicht wirklich viel zu dem Buch sagen, da ich erst begonnen habe. Nur so viel dass der Schreibstil schon zu Beginn recht angenehm ist. Mit dem Fleischkonsum aufhören ist bei mir nicht mehr nötig, da ich seit beinah einem Jahr Vegetarierin bin. Doch damit ist für mich das Thema nicht einfach abgehakt. Das Thema Umweltschutz, Tierschutz, Vegetarismus, Veganismus usw. sind umfangreicher als ich früher gedacht habe, so dass ich noch längst nicht leit bin wissen darüber zu ergattern. Aufmerksam wurde ich auf das Buch wenn ich mich recht erinnere durch die Zeitschrift " Bücher ". Nun bin ich mal gespannt, ob es wirklich so gut ist wie man sagt und ob ich sogar dadurch noch ein wenig was neues lerne.

    Ein nicht zu Ende gelesenes Buch gleicht einem nicht zu Ende gegangenen Weg.<br />(Weisheit aus China)<br /><br />Gruß Pinky

  • Ich bin mit sehr gemischten Gefühlen an das Buch herangegangen. Einerseits war ich aufgrund der Werbung, die für das Buch gemacht wurde, sehr neugierig geworden, aber andererseits habe ich mich gefragt, ob ich das alles wirklich so genau wissen möchte. Wie Foer auch schreibt, kann man Fleisch aus der Massentierhaltung eigentlich nur essen, wenn man das komplette Wissen darüber ganz ausblenden kann.
    Foer hat sich wirklich ausführlich über das Thema "Tiere essen" informiert und für sein Buch über drei Jahre recherchiert. Mir gefällt, dass er nicht versucht hat ein objektives Sachbuch zu schreiben, sondern auch immer wieder Anekdoten aus seinem Leben erzählt und man seine persönliche Meinung erfährt. Viele Fakten, die er beschreibt, waren mir schon bekannt, trotzdem war ich immer wieder verblüfft wie hoch manche Zahlen und Mengen ausfielen. Bei den Beschreibungen im Schlachthaus ist mir richtig schlecht geworden. Ich vermute, dass genau das auch sein Ziel war. Außerdem lässt er durch Briefe viele verschiedene Leute mit unterschiedlichen Meinungen zum Thema zu Wort kommen. Es ist also kein einseitiges Plädoyer für ein vegetarisches Leben entstanden. Mir gefällt, dass er sich nicht streng für eine Seite entscheidet und nun wild gegen die andere wettert. Er erklärt, wie man vegetarisch leben kann und trotzdem Schachthöfe bauen kann. Dieser Widerspruch zeigt, dass man nicht alles in schwarz und weiß einteilen kann. Es ist kein Buch, das meine Weltsicht nun plötzlich völlig verändert hat, trotzdem hat es mich sehr dazu angeregt wieder bewusster mit meiner Nahrung umzugehen.


    Unglaublich ungelungen finde ich die Anmerkungen, die am Ende des Buches geklatscht wurden. Zunächst gibt es Anmerkungen von Foer. Mal sind es einfach nur Literaturangaben, woher die entsprechenden Zahlen kommen. Manchmal sind es wirklich Anmerkungen. Leider befindet sich im Text selbst aber kein Hinweis zu Anmerkungen, so dass man nach jeder Seite mal hinten im Buch schauen müsste, ob es hierzu noch mehr zu lesen gibt. Das System ist also sehr unübersichtlich und ich habe das Buch einfach ohne Anmerkungen gelesen.
    Nach den Anmerkungen von Foer gibt es eine Übersicht zur Sachlage in Deutschland. Hier geht es auch gleich mal mit demselben System weiter. Also, es bleibt völlig unübersichtlich und durcheinander. Den Teil habe ich mal durchgeblättert und mir dann gespart.


    4ratten

  • Huhu ihr Lieben!


    Zu allererst muss ich sagen, ich frage mich, was dieses Buch unter "sonstige Belletristik" zu suchen hat. :confused: Es ist absolut keine Belletristik, sondern ein Sachbuch mit leichten autobiographischen Einflüssen. Vielleicht kann das ein lieber Mod verschieben? :engel:


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Meine Meinung:
    Ich bin ein Fleischfresser. Ich esse gerne Fleisch und werde auch nach der Lektüre dieses Buches Fleisch essen. Allerdings nicht auf dieselbe Art und Weise wie davor.
    Jonathan Safran Foer führt seine Leser ganz sachte in das Thema ein. Mit seiner persönlichen Geschichte, die ihn überhaupt dazu gebracht hat, ein Buch über den Konsum von Fleisch zu schreiben. Der Übergang von Vorgeschichte zu Fakten gelingt ihm dabei spielerisch und liest sich so spannend wie ein Roman.


    Das Hauptaugenmerk liegt hier an den sogenannten "factory farms", aus denen 99% des in den USA gegessenen Fleisches stammt. Die entsetzlichen Zustände in solchen "Farmen", die grauenhaften Misshandlungen der Tiere und die Auswirkungen von factory farming auf die menschliche Gesundheit, die Wirtschaft und die Umwelt werden alle erwähnt. Foer schafft es sehr geschickt, die Zweifel seiner Leser vorweg zu nehmen und somit gleich zu entkräften. Er schreibt so etwa gleich zu Anfang, dass wir Leser keine Angst zu haben brauchen, dass er hier einen Konvertierungsversuch zum Veganismus vorlegt. Er versucht wirklich, nicht reißerisch oder zu subjektiv zu schreiben - auch wenn seine eigenen Meinung natürlich oft erwähnt wird.
    Hier findet man Interviews und Berichte von Menschen, die in solchen Massentierhaltungshöfen arbeiten und Bauern, denen der Titel noch zusteht. Darunter finden sich auch eine vegetarische Bäuerin und ein Veganer, der Schlachthäuser baut.
    Es berichten Menschen, die für und solche die gegen Massentierhaltung sind - sie argumentieren jeweils für ihre Seite und geben dem Leser so die Möglichkeit, für sich selbst zu entscheiden. Auch wenn - und der Autor sagt das auch selbst - hier eigntlich keine richtige Entscheidung nötig ist. Die Fakten liegen klar auf der Hand und auch ohne dieses Buch wissen wir, dass kein Mensch mit einem Funken Tierliebe (oder Moral), Massentierhaltungen gut findet. Aber um halbwegs sachlich zu bleiben, lesen wir eben auch über die andere Seite und Beweggründe, die über Geld hinausgehen.


    Die Struktur des Buches ist auffällig gut aufgebaut. Am Anfang geht Foer alphabetisch vor (alphabetisch auf englisch zumindest) und definiert erst mal, was ein Tier (Animal) ist. Er spricht über das schlechte Gewissen und Essen als kultureller Bestandteil des menschlichen Lebens. Hier habe ich mich besonders angesprochen gefühlt, da wirklich nicht nur in PETA-Manier auf dem moralischen Standpunkt herumgehämmert wird, sondern einfach gewisse Dinge erwähnt werden, die der Wahrheit entsprechen. Es macht einen großen Unterschied, ob man mit Freunden essen geht und einem der einzige Vegetarier eine Standpauke hält, weil man Steak ist. Andererseits fühlt man sich auch als Fleischfresserchen unter Vegetariern verloren - was die Menschen um einen herum essen, ist wichtig. Aber Konvertierungsversuche sind selten von Erfolg gekrönt.


    In den weiteren Abschnitten des Buches geht Foer sehr genau auf das Leben eines Tieres ein, das in factory farms "lebt". Dabei spricht er einzeln über Hühner, Schweine, Fische und Rinder. Erstaunlicherweise haben mich diese Beschreibungen doch noch schockieren können - trotz der Videos, die man in der Schule und bei PETA-Aktionen zu sehen bekommt. Am schlimmsten fand ich hier die Tatsache, dass die Tiere nicht nur ständig mit Antibiotika vollgepumpt werden (das wusste ich schon), sondern dass sie genetisch so verändert sind, dass sie sich nicht natürlich fortpflanzen können und dass sie praktisch dafür vorbestimmt sind, poröse Knochen, Missbildungen und sonstige schlimme Dinge zu erleiden. Dass auch im "Leben" der Tiere noch weiter manipuliert wird, ist fast genauso schlimm.
    Hühner werden wochenlang in totaler Dunkelheit gehalten, um danach wiederum wochenlang hellem Licht ausgesetzt zu werden - das Simuliert den Frühling und bringt die Legehühner dazu, wie wild Eier zu legen. Danach werden sie getötet, denn im zweiten "Frühling" legen die Hennen nicht mehr so viel. Es "lohnt sich" also mehr, neue Hühner anzuschaffen als die alten ein weiteres "Jahr" zu füttern. :entsetzt:


    Die Praktiken beim Schlachten der Tiere erwähne ich hier nicht. Sie sind aber wie erwartet entsetzlich und die Statstiken machen das tatäschlich schlimmer. Man denkt immer: Diese ganz schlimmen Grausamkeiten werden rausgepickt um ein Argument zu untermalen. Aber Foer kommt hier wirklich mit Zahlen (hinten im Buch finden sich auch sämtlichen Quellenangaben) und diese nehmen einen den Boden unter den Füßen.


    Diese Berichte beziehen sich auf Amerika, sicher. Aber sie haben mich animiert, mich genauer über die Situation in Europa und natürlich meinem Heimatland zu informieren. Herausgekommen ist für mich: Bei uns sieht es wesentlich besser aus als in den USA, aber auch in Europa gibt es viele factory farms. Ich habe in meiner Nähe eine Schlächterei gefunden, die eng mit Biobauern zusammenarbeitet und auf "meinem" Bauernmarkt sogar zwei Stände hat. Der Vorsatz, dort so viel wie möglich meiner Lebensmittel zu kaufen ist also gewachsen.
    Zum Veganer oder Vegetarier hat Foer mich nicht gemacht, aber ich bin viel skeptischer geworden, was "Bio" und "freilaufend" betrifft. Das Buch hat mich zum Recherchieren animiert und seit ich mit der Lektüre begonnen habe, habe ich nicht mehr blind Fleisch gekauft. Und das ist doch schon ein Anfang.


    Letzen Endes möchte ich erwähnen, dass das Buch ein bisschen wie eine Mogelpackung wird. Gut ein Viertel ist nämlich eine Auflistung von Quellen und die Danksagung. Das macht es nicht schlechter, es wird alles gesagt, was gesagt werden soll, aber ein bisschen erstaunt war ich doch, wie früh die Danksagung beginnt.


    4ratten


    Liebe Grüße,
    Wendy


    P.S.: Diese Aussage von helfo amüsiert mich übrigens köstlich. :breitgrins: Jahrelang vor dem Buch geflohen, wo es doch erst 2010 erschienen ist (und einen Monat nach Erscheinungsdatum hier rezensiert wurde :lachen:)



    Insgesamt halte ich das Buch für eine Pflichtlektüre für jeden, der Umweltschutz oder Tierschutz oder die Gesundheit, sei es die eigene oder insbesondere die der Kinder, ernst nimmt. Ich kann gut nachvollziehen, dass es Menschen gibt, die dieses Buch meiden wollen. Sie wissen oder ahnen, dass sie danach unbefangen kein Fleisch mehr essen können. Auch ich habe jahrelang einen Bogen darum gemacht. Aber ich bin froh, dass ich den Schritt dann doch gemacht habe.

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

    Einmal editiert, zuletzt von Wendy ()

  • Oh, das kann natürlich sein. Dann habe ich den Absatz falsch gelesen. Ich dachte, er bezieht sich auf das Buch, das so beworben wurde und dem er ausgewichen ist. Aber so, wie du es siehst, MacOss, ergibt es ja doch Sinn. :redface:


    Danke fürs Verschieben, Valentine. :knuddel:

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

    Einmal editiert, zuletzt von Wendy ()

  • Ich habe das Buch schon vor einem Jahr begonnen zu lesen (ungefähr zu der Zeit, als ich mich entschlossen hab vegetarisch zu leben), hab dann aber irgendwann einmal nicht mehr weiter gelesen. Nun wollte sich eine Freundin von mir das Buch ausleihen, da hab ich mir gedacht okay dann nehme ich das doch mal zum Anlass, das Buch fertig zu lesen.


    Ich habe es diesmal in einem Rutsch durchgelesen - ich denke das Thema ist bekannt: Jonathan Safran Foer hat einen Sohn bekommen und sich im Zuge dessen Gedanken um seine Ernährung, und die Ernährung seiner Familie gemacht. Er besucht im Zuge dessen verschiedene Tierhaltungsbetriebe in Amerika und versucht herauszufinden, wo seine Fleischnahrung herkommt. Großteils werden in dem Buch die wirklich grauenhaften Zustände amerikanischer Massentierhaltungsbetriebe beschrieben. Vieles war auch schon bekannt, trotzdem hatte ich einige Male Tränen in den Augen oder fand die Beschreibung unfassbar, da auch teilweise nicht nur die Betriebe an sich, sondern auch die Menschen die dort arbeiten, extrem abgestumpft und grauenhaft beschrieben werden (oder sind). Trotzdem ein sehr informatives Buch, den Aufbau finde ich sehr gelungen: Die Abwechslung zwischen Fakten und verständlichen Erklärungen / Vergleichen des Autors, und die Zwischensequenzen, bei denen einige Farmer selbst zu Wort kommen. Das Buch liest sich trotz der Fachbuchthematik und dem harten Tobak flüssig.


    Für mich ist das Buch ein Standardwerk, das jeder der Fleisch ist, auch einmal gelesen haben sollte. Man muss deshalb ja nicht gleich zum Vegetarier werden, aber ich denke das viele Leute sich gar nicht bewusst sind, wo das Fleisch herkommt, dass sie tagtäglich essen und welches Leid die Tiere oft durchleben müssen. Einfach nur die Wurst aus dem Regal nehmen und die Augen verschließen ist auch keine Lösung. Bei vielen würde durch diese Lektüre vermutlich ein Umdenken beim Einkauf und ein bewussteres Einkaufen stattfinden. Ich gebe dem Buch daher vier Ratten, auch wenn es keinen Spaß gemacht hat, dieses Buch zu lesen, ist es doch eine Kaufempfehlung für alle, die bewusster Leben und sich ernähren möchten.


    4ratten

    &quot;Ein Haus ohne Bücher ist arm, auch wenn schöne Teppiche seinen Boden und kostbare Tapeten und Bilder die Wände bedecken.&quot; (Hermann Hesse)

  • Ich kaufe seit der Lektüre ausschließlich Biofleisch und -eier. Und von Wörtern wie "Bodenhaltung" oder "Freiland" lasse ich mich nicht mehr verarschen! Herr Wendy hat zudem kürzlich eine Dokumentation über die Herstellung von Dosen-Tortellini gesehen, wo der gesamte Herstellungsprozess (also Tierhaltung, Menschen, die in Minen arbeiten, etc. etc.) dokumentiert wurde. Dort wurden auch einige Szenen gezeigt, die Foer hier beschreibt - von Kühen, die nicht ordentlich betäubt/getötet werden, bevor die zerstückelt werden und anderen Grausamkeiten.
    Im Fernsehen, wenn man die Schreie der Tiere hört und ihre Augen sieht, war das noch härter zu ertragen. Wem sowas egal ist, den verstehe ich einfach nicht!!


    Aber - und das ist ein großes Aber - selbst für Leute wie mich, die nie ihr Fleisch aufgeben würden, gab es hier wichtige Infos. Das ganze Zeug, das wir uns second-hand zufügen, wenn wir Massenhaltungsfleisch essen, kann ja nicht gut für den Körper sein. Chemikalien, Antibiotika, Hormone, usw. das den Tieren gespritzt oder gefüttert wird, verpufft ja schließlich nicht an der Luft. Das essen wir dann mit. Das hat mir schon auch einen gewissen Schubbs gegeben, auch nicht in Ausnahmefällen zu Billigfleisch zu greifen.

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

  • Meine Meinung:


    Dieses Buch war neben einer Reportage im Fernsehen vor 1,5 Jahren der Grund, warum ich Vegetarier geworden bin. Wenn man sich länger mit dem Thema vegetarische/vegane Ernährung beschäftigt, stößt man unweigerlich auf die Fakten, die auch im Buch geschildert werden.


    Meiner Meinung nach ist das Buch eine gut lesbare Zusammenfassung der Fakten zur Ernährung, ohne dass der Autor versucht zu missionieren.


    5ratten

    &quot;She had never heard of mixed feelings. There were friends and there were enemies.&quot;<br /><br />(Jeanette Winterson - Oranges Are Not the Only Fruit)

  • Das Buch regt definitiv zum nachdenken an. Ob ich je Vegetarier werde? Ich weiß es nicht. Aber nach knapp ein Drittel des Buches sehe ich das Flügerl auf meinem Teller mit anderen Augen.


    Einen Kommentar fand ich aber gut: wir wollen das alles so, wie es ist. Wir wollen billiges Fleisch, die Industrie gibt es uns. Also wenn wir nicht bereit sind mehr zu zahlen dürfen wir uns auch nicht aufregen. Aber ein Satz hat mich auch beschäftigt. Würde man die Menschen alle satt kriegen wenn es keine massentierhaltung gibt? Ich weiß es nicht. Und was würde passieren wenn alle plötzlich Vegetarier wären? Dann gibt es ein versorgungsproblem. Das sind alles nur gedankenspiele. Aber dennoch interessant.


    Katrin

  • Würde man die Menschen alle satt kriegen wenn es keine massentierhaltung gibt? Ich weiß es nicht. Und was würde passieren wenn alle plötzlich Vegetarier wären? Dann gibt es ein versorgungsproblem.


    Warum genau sollte es Versorgungsprobleme geben? Um ein Kilo Fleisch zu produzieren braucht es rund 16 Kilo Getreide. Wieviele Menschen bekommt man mit einem Kilo Fleisch satt? Und wieviele mit 16 Kilo Getreide? Deshalb ist alleine die Fragestellung "Würde man die Menschen alle satt kriegen" völlig absurd. Und wenn alle Menschen Vegetarier (oder viel besser: Veganer) wären, dann könnte man das Welthungerproblem in sehr großen Teilen sogar lösen.


    Ich empfehle euch diese Dokumentation von arte: Nie wieder Fleisch? und Die neuen Vegetarier. Und auch Richard David Precht stellt hier kluge Fragen: Dürfen wir Tiere essen (hier geht es aber weniger um die ökologischen Aspekte und mehr um die ethischen. Fakten über die gobalen Auswirkungen des Fleischkonsums gibt es im Fleischatlas.


    Wenn das alles so weitergeht, haben die Kinder eurer Kinder vermutlich keine schöne Zukunft.

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Warum genau sollte es Versorgungsprobleme geben?


    Die erste Frage stammt von einem Farmer, der selber Tiere hält. Seine Antwort steht im HC-Buch ab Seite 113 (Ich bin Fleischproduzent). Einige Auszüge daraus: Man kann nicht Milliarden Menschen mit Eiern von freilaufenden Hühnen füttern. Wenn jemand die kleinen Bauernhöfe für vorbildlich hält, dann nenne ich das gerne das Marie-Antoinette-Syndrom. Die Menschen sollen Kuchen essen, wenn sie kein Brot haben. Erst die Hochleistungsmast hat dazu geführt dass alle genug zu Essen bekamen. Wenn wir das aufgeben geht es den Tieren und der Umwelt besser, aber wir haben wieder Hungersnöte.


    Die Leute wollen nicht weniger Fleisch essen und es ist kindisch über eine vegetarische Welt zu fantasieren.


    Der Farmer hat nach dem Zweiten Weltkrieg die Welt satt gemacht. Ich kann es nicht leiden wenn Verbraucher so tun, als würden die Farmer diese Dinge wollen. Wo doch in Wahrheit der Verbraucher dem Farmer sagt was er produzieren soll. Sie wollen billiges Essen. Haben wir produziert. Wenn sie Eier wollen die nicht aus Käfighaltung stammen, müssen sie deutlich mehr dafür bezahlen.


    Glauben Sie wirklich dass Familienbetriebe eine Welt von zehn Milliarden Menschen ernähren können?


    Ich fand diese Ausführungen eines Fleischproduzenten sehr interessant. Vor allem dass mit der Hochleistungsmast. Laut diesen Ausführungen bleibt wirklich nur die Möglichkeit weniger Fleisch zu essen (so wie früher), damit die Familienbetriebe alles produzieren können oder die Menschen essen eben kein Fleisch mehr. Dass wir dann alle verhungern würden, halte ich aber für überzogene Polemik. Ich denke eher, dass die meisten Menschen ohne Fleisch nicht leben wollen.


    Das mit der Frage zu den Vegetariern stammt von mir. Aus einer ganz einfachen Beobachtung heraus. Mein Mann und ich kaufen sehr viel Obst und Gemüse. Wenn man in die Wagerl der anderen Einkäufer sieht, ist dort oft kein Obst und kein Gemüse drin. Bei uns im Supermarkt sind manche Sorten eben manchmal einfach aus. Keine Ahnung warum, vielleicht wollen sie übers Wochenende nicht so viel im Kühllager lagern. Letztens gab es keine Gurken mehr. Wenn aber nun alle (und das ist natürlich ein reines Gedankenexperiment, denn so was wird nie passieren), plötzlich nur mehr vegetarisch leben würden, wären die Regale mit dem Obst und Gemüse wahrscheinlich schon um 10 Uhr vormittags leer. Dann gäbe es erstmal ein Versorgungsproblem. Das mit dem Getreide weiß ich schon, aber aus Getreide stelle ich keine Gurken, Salat, Radieschen und sonstiges her. Aber wie gesagt alles nur ein Gedankenexperiment, dass ich persönlich sehr spannend finde. Ich mag solche "Was wäre wenn"-Fragen sehr gerne.


    Aber zurück zum Buch: Es sind echt harte Fakten die Foer da liefert, die man wirklich nicht wissen will. Ich gebe es als Fleischesser gerne zu. Vieles davon will ich gar nicht wissen. In dem Fall haben die Vegetarier/Veganer recht mit den Augen vor der Realität verschließen. Aber nun lese ich das Buch und es wird einem wieder einmal bewusst dass der Mensch im Grunde das schlimmste "Tier" auf Erden ist.


    Katrin

  • Die erste Frage stammt von einem Farmer, der selber Tiere hält. Seine Antwort steht im HC-Buch ab Seite 113 (Ich bin Fleischproduzent). Einige Auszüge daraus: [i]Man kann nicht Milliarden Menschen mit Eiern von freilaufenden Hühnen füttern.


    Ja. Deshalb habe ich oben auch geschrieben, dass in dem Fall nur Veganismus ginge, denn Vegetarier (ich war 20 Jahre lang selbst eine Vegetarierin) sind in der Hinsicht nicht konsequent genug. Zwar ist der ökologische Fußabdruck etwas besser als bei Allesessern, aber Leid verursacht wird deshalb kaum weniger. Und natürlich müsste man auch weiterhin Rinder füttern, damit Milch produziert werden könnte (die Kälber sind nur ein Abfallprodukt der Milchwirtschaft). Schon alleine deshalb hat der Fleischproduzent völlig recht.


    Ich denke eher, dass die meisten Menschen ohne Fleisch nicht leben wollen.


    Natürlich.


    Das mit der Frage zu den Vegetariern stammt von mir. Aus einer ganz einfachen Beobachtung heraus. Mein Mann und ich kaufen sehr viel Obst und Gemüse. Wenn man in die Wagerl der anderen Einkäufer sieht, ist dort oft kein Obst und kein Gemüse drin. Bei uns im Supermarkt sind manche Sorten eben manchmal einfach aus. Keine Ahnung warum, vielleicht wollen sie übers Wochenende nicht so viel im Kühllager lagern. Letztens gab es keine Gurken mehr. Wenn aber nun alle (und das ist natürlich ein reines Gedankenexperiment, denn so was wird nie passieren), plötzlich nur mehr vegetarisch leben würden, wären die Regale mit dem Obst und Gemüse wahrscheinlich schon um 10 Uhr vormittags leer. Dann gäbe es erstmal ein Versorgungsproblem.


    Erst mal vielleicht. Aber ich denke, das wäre nur kurzfristig.


    Das mit dem Getreide weiß ich schon, aber aus Getreide stelle ich keine Gurken, Salat, Radieschen und sonstiges her.


    Ohne Rinder / Schweine etc. würde aber auch nicht so viel Fläche für Getreide nötig sein. Freiwerdende Fläche, die man dann für den Anbau dieser Gemüsesorten nutzen könnte.


    Aber zurück zum Buch: Es sind echt harte Fakten die Foer da liefert, die man wirklich nicht wissen will. Ich gebe es als Fleischesser gerne zu. Vieles davon will ich gar nicht wissen. In dem Fall haben die Vegetarier/Veganer recht mit den Augen vor der Realität verschließen. Aber nun lese ich das Buch und es wird einem wieder einmal bewusst dass der Mensch im Grunde das schlimmste "Tier" auf Erden ist.


    Tja... was soll ich sagen. Irgendwann funktioniert das Augen verschließen nicht mehr. Glaube mir, ich wünsche mir manchmal die Zeit zurück, in der ich viel weniger wusste.


    Grüßle
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Wenn aber nun alle (und das ist natürlich ein reines Gedankenexperiment, denn so was wird nie passieren), plötzlich nur mehr vegetarisch leben würden, wären die Regale mit dem Obst und Gemüse wahrscheinlich schon um 10 Uhr vormittags leer. Dann gäbe es erstmal ein Versorgungsproblem.


    Hallo Jaqui, mach' dir keine Sorgen :zwinker:. So eine Umstellung passiert nicht von heute auf morgen, und genauso allmählich, wie sie vonstatten ginge, würden die Fleischproduzenten, die ihre Produkte nicht mehr loskriegen, oder andere Geschäftsleute auf vermehrten Gemüseanbau umsteigen. Der produzierende Mensch ist nun mal so gepolt, dass er das liefert, wonach gefragt wird und womit er das meiste verdient. Das sieht man z. B. an Autos. Irgendjemand hat eine dieser Kisten gebaut, die aussieht wie ein Geländefahrzeug, mit dem aber niemals einer wirklich ins Gelände fährt - könnte ja Kratzer im Lack geben. Und sofort hat jeder Hersteller, der etwas auf sich hält, ein ähnliches Auto auf den Markt gebracht. Wenn die Verbraucher verstärkt Gurken wollen, werden sie die kriegen, und zwar im Überfluss bis abends zum Ladenschluss.

  • Eine ähnlich gelagerte Frage ist ja auch: Was soll denn mit all den Tieren geschehen, wenn nun plötzlich alle Vegetarier / Veganer werden?
    Finde ich immer wieder niedlich :breitgrins:

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Hallo Jaqui, mach' dir keine Sorgen :zwinker:. So eine Umstellung passiert nicht von heute auf morgen, und genauso allmählich, wie sie vonstatten ginge, würden die Fleischproduzenten, die ihre Produkte nicht mehr loskriegen, oder andere Geschäftsleute auf vermehrten Gemüseanbau umsteigen. Der produzierende Mensch ist nun mal so gepolt, dass er das liefert, wonach gefragt wird und womit er das meiste verdient.


    Deshalb schrieb ich ja auch, dass es ein reines Gedankenexperiment ist :winken:
    Solange billiges Fleisch gefragt ist wird auch welches geliefert. Das stimmt. Immerhin wollen die Fleischproduzenten auch von was leben und solange sie das gut tun können, warum sollten sie was ändern?



    Eine ähnlich gelagerte Frage ist ja auch: Was soll denn mit all den Tieren geschehen, wenn nun plötzlich alle Vegetarier / Veganer werden?
    Finde ich immer wieder niedlich :breitgrins:


    Finde ich aber berechtigt. Denn wenn ich das lese was Foer so schreibt, dann bleibt als einzige logische Konsequenz leider nur die meisten Tiere zu töten, da sie unter normalen Bedingungen gar nicht fähig wären zu überleben. Immerhin sind sie so gezüchtet worden, dass Hühner nur wenige Tage leben können, da sie sonst unter ihrem Gewicht zusammen brechen würden.


    Katrin


  • Finde ich aber berechtigt. Denn wenn ich das lese was Foer so schreibt, dann bleibt als einzige logische Konsequenz leider nur die meisten Tiere zu töten, da sie unter normalen Bedingungen gar nicht fähig wären zu überleben. Immerhin sind sie so gezüchtet worden, dass Hühner nur wenige Tage leben können, da sie sonst unter ihrem Gewicht zusammen brechen würden.


    Man könnte sie töten. Man könnte aber natürlich auch einfach nicht mehr nachzüchten :zwinker:
    Von heute auf morgen würde nicht die ganze Welt vegan - und somit bliebe sehr viel Zeit dafür, genau diese Hochleistungszuchten, deren Leben eine einzige Qual ist, aussterben zu lassen.

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Ich habe das Buch gestern abend beendet und es hat mich sehr beeindruckt. Im Grunde kann und will ich mir gar nicht vorstellen wie es in einem Schlachthaus zugeht. Dass die Menschen dort nicht alle zu Sadisten werden, wenn sie tagtäglich gezwungen sind Tiere zu töten ist an sich schon ein Wunder.


    Was ich an dem Buch aber wirklich gut fand, ist, dass Foer nicht versucht Menschen zum Vegetarier zu bekehren, sondern er lässt beide Seiten reden. Er stellt die Seite der Veganer/Vegetarier dar und erklärt warum sie kein Fleisch mehr essen, aber er lässt auch die andere Seite zu Wort kommen. So kann man sich beim Lesen einen guten Eindruck machen. Was für mich als Fazit dabei heraus gekommen ist: Auch wenn man die Tiere gut leben lässt, im Tod sind sie alle gleich. Es ist sicher besser die Tiere artgerecht zu halten, aber eine humane Schlachtung gibt es nun mal nicht.


    In den letzten Tagen habe ich aber dennoch Fleisch und Wurst gegessen, aber zum ersten Mal sah ich dahinter das Tier und hatte im Grunde ein schlechtes Gewissen dabei. Mein Vorsatz weniger bis gar kein Fleisch mehr zu essen ist zumindest mal gemacht. Und es ist wie nimue schon geschrieben hat: Irgendwann klappt es mit dem Augen verschließen nicht mehr. Je mehr ich lese und weiß, desto mehr wünschte ich, ich könnte meine Scheuklappen wieder anlegen. Denn bei mir stimmt der Satz mittlerweile: Man will das alles gar nicht wissen.


    Katrin

  • Man will das alles gar nicht wissen.


    Das stimmt schon, aber es hilft auch nicht, die Augen zu verschließen aus Bequemlichkeit oder weil mir mein eigener Magen näher ist als irgendwelche Tiere, die eigens dafür in Leben gerufen wurden, um sie hinterher zu schlachten. Es gibt schon viel zu viele Situationen, wo Menschen die Augen verschließen, um nicht tätig werden zu müssen. Es würde für den Anfang schon reichen, wenn sie sich bewusst machten, dass da etwas vor sich geht, das man nicht gutheißen kann. Vielleicht beschäftigt sich doch jemand intensiver damit und kommt mit der Zeit darauf, dass er seine Essgewohnheiten ändern kann. Es muss nur ein Anfang gemacht werden, und um auf den richtigen Weg zu kommen, ist Foers Buch gut geeignet.


    Lass deine Eindrücke noch ein bisschen sacken, Jaqui. Wer weiß, was sich da noch tut :zwinker: