Jonathan Tropper - Sieben verdammt lange Tage

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    Judd wurde von seiner Frau betrogen, hat seinen Job verloren und sein Vater ist tot. Zu allem Überfluss war der letzte Wunsch des Vaters, dass die ganze Familie zusammen Schiwa sitzt und somit 7 Tage unter einem Dach verbringen muss. Da gibt es also nicht nur Judd, sondern eine sehr offenherzige Mutter, verkorkste Geschwister mit Partner und Kindern und zahllose ehemalige Bekanntschaften.


    Am Anfang las sich dieses Durcheinander aus vielen Personen, die alle ihre ganz eigenen Macken haben, noch ganz amüsant. Da Judd als Ich-Erzähler fungiert, erfährt man natürlich hauptsächlich seine eigene Geschichte und auch teilweise seine Vergangenheit, aber er hat auch über alle anderen Personen genug zu erzählen, so dass es niemals langweilig wird und es auch immer wieder den ein oder anderen Lacher gibt.


    Allerdings fällt hauptsächlich in der ersten Hälfte des Buches die häufige Erwähnung von Sex ins Auge. Fast auf jeder Seite gibt es anzügliche Gedanken, Träume und manchmal geht es auch direkt zur Sache. Das war mir oftmals etwas zu viel, da es in diesem Buch wirklich genug andere Themen gibt, die man häufiger hätte ansprechen können.


    Im Gegensatz zum Thema Sex kommen andere Dinge nämlich etwas zu kurz. Die Trauer um den Vater wird kaum einmal erwähnt. Andere Aspekte der Vater-Sohn-Beziehung werden nur kurz angeschnitten aber nie wirklich erklärt oder ausgeführt. So ist es eigentlich mit den meisten Problemen in diesem Buch. Alles wird schnell eingeführt und oberflächlich wieder abgehandelt. Tiefgang wird man hier meistens vergeblich suchen, auch wenn es wirklich gelungene, feinfühlige Szenen gibt.


    Teilweise fühlte ich mich an einen kitschigen Hollywood-Film erinnert und vieles hat man in solchen Filmen auch so oder so ähnlich schon einmal gesehen. Als Film würde sich das Buch wahrscheinlich fast besser machen, denn ein Film, der einen gut unterhalten hat, der einem aber nach 2 Stunden nicht mehr als das geboten hat, wird man positiver in Erinnerung behalten, als ein Buch, das nach über 400 Seiten nicht mehr zu bieten hatte, als etwas seichte Unterhaltung und viele Sex-Szenen.


    3ratten, weil "Sieben verdammt lange Tage" schnell und locker zu lesen ist und einen auch in gewissem Maße gut unterhält und fesselt, wenn man nicht zu viel erwartet.

    ~~better to be hated for who you are, than loved for who you&WCF_AMPERSAND're not~~<br /><br />www.literaturschaf.de

  • Ich kann dir so ziemlich vollständig zustimmen.


    Das Buch liest sich wirklich leicht und flüssig und ich habe schnell weitergelesen, weil ich wissen wollte was als nächstes passiert. Aber Jonathan Tropper schaffte es leider nicht die Neugier, die er in mir geweckt hat, zu befriedigen. Am Ende fragt man sich schon was das Ganze sollte, was man von dem Buch "behalten" soll bzw. kann. Gegen Ende werden viele Themen mehr oder weniger aufgelöst, das ging mir dann aber alles zu schnell und zu oberflächlich. Mit dem eigentlichen Ende bin ich aber sehr zufrieden.


    Weniger Sex und mehr Tiefgang... dann hätte ich wirklich gerne mehr als 3ratten gegeben

  • Wendys Anruf erreicht Judd in der Tiefphase seines mit 34 Jahren noch recht jungen Lebens: „Dad ist tot. Er ist vor zwei Stunden gestorben“. Nun soll die Familie im Elternhaus Schiwa sitzen und das sieben Tage lang, sieben verdammt lange Tage. Die Foxmans sind eigentlich eine ganz normale Familie, aber eine Familie, in der sich die Familienmitglieder lieber aus dem Weg gehen und sich nicht unbedingt treffen oder gar noch unterhalten. Aber es war der Wunsch des verstorbenen Vaters, dass sich die Familie trifft und Schiwa sitzt.


    Nun treffen Charaktere aufeinander, die sich so fremd und doch so nah sind, dass man es als Leser kaum glauben kann. Da ist Judd, der gerade die Trennung von seiner Frau und seine Arbeitslosigkeit zu verarbeiten hat, nachdem er seine Frau mit seinem Boss beim Sex erwischt hat. Da ist Paul, der mit seinem Leben unzufrieden scheint, seit er seine sportliche Karriere nach einem „Unfall“ an den Nagel hängen musste und in das väterliche Unternehmen eingestiegen ist. Da ist Wendy, die sich in die Erziehung ihrer drei Kinder flüchtet, nachdem ihr Mann Barry seiner Karriere nachgeht und da ist das Nesthäkchen Phillipp, ein Charmeur, der auf der Beerdigung des eigenen Vaters wie selbstverständlich zu spät erscheint, eine Freundin im Schlepptau hat, die seine Mutter sein könnte und auch sonst gerne einmal auf unterschiedlichste Weise auffällt. Und schließlich ist da noch Hillary, die Mutter der vier Foxman Kinder, die immer für eine Überraschung gut ist und auch im hohen Alter gerne noch über ihre Lieblingsthemen Kindererziehung und Sexualität plaudert.


    Jonathan Tropper beschreibt in seinem Buch sehr humorvoll und ausgesprochen deutlich die Probleme der Familie aus der Perspektive von Judd. Hierbei machen alle Personen eine größere Entwicklung durch und wenngleich ein Zeitraum von sieben Tage eigentlich kurz ist, scheint er hier doch ausreichend lang zu sein um eine Veränderung zu bewirken.


    Viele Freunde und Bekannte besuchen während der sieben Tage das Haus der Familie Foxman und alle nehmen in gewisser Weise Einfluss. Besondere Rollen kommen hier der Nachbarin Linda, deren Sohn Horry, den Partnern von Paul, Wendy und Phillipp und Judds ehemaliger Schulfreundin Penny zu.


    „Sieben verdammt lange Tage“ ist ein leichter Lesegenuss für alle, die gerne ernste Themen auch einmal lustig verpackt lesen möchten. Wer allerdings nicht gerne mit Sexualität in offener Form konfrontiert werden möchte, der sollte hier vorsichtig sein, denn das Leben der Familie ist geprägt durch die Mutter, Hillary Foxman, und die ist sicherlich kein Kind von Traurigkeit.


    Ich kann dieses Buch absolut empfehlen. Beste Unterhaltung garantiert.


    4ratten

    Lesen ist meine Leidenschaft

  • Ich mache heute mal die Rattenvergabe am Anfang:


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    für ein Buch, das zwar locker flockig geschrieben ist, zwischen den Zeilen aber doch etwas zu bieten hat und an Humor schwer zu übertreffen ist. Ich zumindest habe schon lange nicht mehr so gelacht.


    An Anzüglichkeiten wird nicht gespart, und dass die ausführlichste Bettszene relativ früh in der Handlung beschrieben wird, ist vielleicht nicht der geeignete Einstieg in eine Familiengeschichte, in der man trauernde Hinterbliebene erwartet. Im weiteren Verlauf sind die Bettgeschichten dezenter forumuliert oder beschränken sich auf Anspielungen, und dass Hill, die Mutter, sich gerne so promiskuitiv gibt, ist darin begründet, dass sie ganz andere Tatsachen damit verschleiern will.



    Im Gegensatz zum Thema Sex kommen andere Dinge nämlich etwas zu kurz. Die Trauer um den Vater wird kaum einmal erwähnt. Andere Aspekte der Vater-Sohn-Beziehung werden nur kurz angeschnitten aber nie wirklich erklärt oder ausgeführt. So ist es eigentlich mit den meisten Problemen in diesem Buch. Alles wird schnell eingeführt und oberflächlich wieder abgehandelt. Tiefgang wird man hier meistens vergeblich suchen, auch wenn es wirklich gelungene, feinfühlige Szenen gibt.


    In einer Handlung, die sich über sieben Tage erstreckt, den Lebensweg von so vielen Personen nachzuzeichnen, ist schon nicht einfach, aber für jeden einzelnen eine akzeptable Lösung zu finden, wäre unrealistisch. Tropper hat ja für den Erzähler Judd schon die Lösung gewählt, sein Schicksal in der Schwebe zu lassen und dem Leser die Möglichkeit zu geben, seine Fantasie spielen zu lassen. Ähnlich verhält es sich mit einigen anderen Charakteren, denen er zwar den weiteren Weg vorgegeben hat, aber kein eindeutiges Ende beschert. Für die wenigen Tage, die die Familie und ihre engsten Freunde miteinander verbringen, kommen sie eigentlich schon sehr weit in ihren Beziehungen. Über die schwierige Beziehung zum Vater hätte ich gerne auch mehr erfahren, aber das wäre dann für ein Buch schon fast zu viel an Problemen gewesen. Es wird ohnehin vieles thematisiert: eine gescheiterte Ehe und die Versuche, damit fertig zu werden, eine komplizierte Schuldfrage zwischen Brüdern, Kinderlosigkeit, Ersatzbeziehungen, sexuelle Orientierung, die Ehe als goldener Käfig, zwischenmenschliche Probleme eines Behinderten und nicht zuletzt die Trauer um einen Menschen, den man gar nicht richtig gekannt hat. Selbst wenn das alles gleichzeitig nebeneinander abläuft, lässt sich nach all den Jahren, die diese Miseren andauern, nicht innerhalb weniger Tage ein glaubhaftes Ende präsentieren.


    Mir hat es gefallen und ich habe schon das nächste Buch von Tropper im Auge.


    Liebe Grüße
    Doris

  • Meine Meinung:
    Mich persönlich hat der Roman enttäuscht. er ist zu gewollt lustig, zu gewollt dramatisch und zu gewollt eine achso traurige Familiengeschichte. Leider konnte mich gerade die Trauer der Familie und ihre Geschichte nicht überzeugen. Da war Manches so gewollt skurril das genau der gegenteilige Effekt erreicht wurde. Ich habe mich irgendwann dabei ertappt das ich mehrmals genervt die Augen verdreht habe. Die gar nicht mal so schlechten Momente die im Roman zu finden sind werden vom Rest ein wenig erdrückt. Da prallen zu viele Ideen aufeinander das hat für mich irgendwann nicht mehr funktioniert. Das war dann nur noch eine unechte plastikwelt ohne wirkliche Gefühle, denn gerade die kamen oftmals etwas künstlich daher.
    Schade "Mein fast perfektes Leben" vom selben Autor hatte mir gut gefallen und dort wird mit dem Thema Trauer irgendwie authentischer umgegangen.


    2ratten gibt es deshalb weil ich den Roman beendet habe, sicher wegen den paar Szenen die mich doch angesprochen haben.

  • Ich habe mich damals bis Seite 195 durchgequält und dann das Buch abgebrochen und der Kliniksbibliothek gespendet. Mich haben die Charaktere einfach nur genervt. Sie waren mir fast alle unsympathisch und in ihren Charakter und Verhalten fand ich einfach nur erbärmlich und abstoßend. Es gibt wirklich wenige Bücher, die ich abbreche, aber hierfür war mir meine Lesezeit einfach zu schade. :sauer:


  • Tina


    Ich glaube, tina kann das nicht wissen, wenn sie abgebrochen hat.


    Ich habe das Buch leztes Jahr in der Leserunde gelesen (das war meine erste Leserunde - wie schnell die Zeit verfliegt...) und habe es als durchschnittlich und eher enttäuschend in Erinnerung. Teilweise fand ich es aber sehr witzig. (Vor allem eine der Szenen am Anfang ist mir noch in Erinnerung,

    da habe ich mich schlapp gelacht).


    Aus unerfindlichen Gründen hatte ich mir etwas mit mehr literarischem Tiefgang erwartet.


    Ich würde es unter "ganz nette Strandlektüre" verbuchen.

    Ich bezeige, nach Hertzens-Aufrichtigkeit, dass ich mich glücklich schätze, mich mit Verehrung nennen zu dürfen und ersterbe,<br />Roulade<br /><br />[url=http://www.literaturschock.de/autoren/interviews/119-intervie

  • Ich muss gestehen, dass ich mich an Einzelheiten gar nicht mehr erinnern kann. Ich kann es mir auch gar nicht leisten mit solchen Dingen meine, sowieso schon begrenzte biologische Festplatte, zu belasten. :breitgrins:

  • Ich habe das Buch jetzt erst im Urlaub gelesen und hatte es in 3 Tagen durch - was für mich durchaus schnell ist :zwinker:


    Mir hat es ziemlich gut gefallen. Ich fand es eine sehr nette Lektüre, gerade im Urlaub passend. Lustig, einfach zu lesen, kurze Kapitel.
    Klar, konstruiert ist es schon - aber manchmal stört einen das, manchmal nicht. Mich hat es hier nicht gestört, ich fand es nicht übertrieben.


    Mir hat auch der Schreibstil ziemlich gut gefallen. Das hat es vielleicht auch einfacher gemacht, das Buch schnell durchzulesen.


    Ich habe jedenfalls Lust, mehr vom Autor zu lesen :smile:

  • tjaa
    Das kenne ich von mir selbst, manchmal bin ich sehr pingelig und manchmal kann ich über Schwächen hinwegsehen. Von Tropper kann ich Dir aber auf jeden Fall "Mein fast perfektes Leben" empfehlen. Das war für mich ein richtiges Wohlfühlbuch, obwohl die Thematik eigentlich erstmal traurig ist.

  • Dies ist eines der wenigen Bücher, die ich abgebrochen habe. Nachdem ich bereits ein Buch des Autors gelesen hatte, der Klappentext sich recht interessant und auch witzig las, erhoffte ich mir ein paar nette Lesestunden.


    Nach über 200 Seiten habe ich das Buch genervt weggelegt. Die überaus lässigen Foxmans gingen mir so gegen den Strich. Dafür, dass Mutter Foxman der Meinung ist, dass man Sex viel zu viel Bedeutung beimisst, ist mir die Sippe zu sehr darauf fixiert. Mag sein, dass Gefühle in dieser Familie unüblich waren, aber das Verhalten, das sie an den Tag legen, finde ich entsetzlich. Oberflächlich ist wahrscheinlich noch das netteste Wort, das mir dazu einfällt.
    Diese Totenwache war vielleicht die Rache des Vaters/Ehemannes an seiner unmöglichen Familie oder der Versuch sie dadurch zueinander finden zu lassen. Ich werde es nie erfahren.