Kerstin Pflieger – Die Alchemie der Unsterblichkeit
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Inhaltsangabe:
Karlsruhe 1771: Der junge Icherios Ceihn ist Inspektor der Stadtwache, sein Interesse allerdings gilt mehr der Wissenschaft, besonders der Alchemie. Trotz seiner mangelnden praktischen Erfahrung als Ermittler bei Verbrechen bekommt er einen wichtigen Auftrag: in Dornfelde, einem Städtchen im Schwarzwald, wurden drei grausame Morde verübt. Ceihn macht sich auf den Weg und landet in einer Welt voller mythischer Gestalten, die sein gelehrter Verstand bisher in das Reich der Legenden verwiesen hatte. Allerdings ist er Wissenschaftler genug, um das Auftauchen z. B. von blutrünstigen Irrlichtern oder Ghoulen als Beweis für deren Existenz anzunehmen (und vor ihnen davonzurennen). Ceihn akzeptiert, dass Dornfelde anders ist und nimmt seine Ermittlungen auf – nicht zu früh, denn inzwischen wurde eine weitere Leiche gefunden ...
Es gibt ein weiteres Abenteuer mit Icherios Ceihn, das im Dezember 2011 erscheinen wird:
Der Krähenturm
Der erste Satz:
„Darum werden ihre Plagen auf einen Tag kommen: Tod, Leid und Hunger; mit Feuer wird sie verbrannt werden; denn stark ist Gott der Herr, der sie richten wird.“
Meine Meinung zum Buch:
Ich habe mich beim Lesen vor Begeisterung überschlagen. Leider hatte ich in den letzten Tagen nur sehr eingeschränkt Zugang ins Internet, sonst hätte ich einen Live-Lesethread angefangen und euch zugeschwallt.
Aber so muss ich euch dieses Buch eben mit dieser Rezi ans Herz legen. Es ist mal wieder ein Beweis dafür, dass man – will man von unheimlichen Gegenden und Geschehnissen erzählen – gar nicht weit in die Ferne schweifen muss, sondern dass man direkt vor der Haustür die besten Lösungen finden kann. Denn der Schwarzwald, wie Kerstin Pflieger ihn beschreibt, hat alles, was man für eine gruselige Geschichte braucht, nicht umsonst hat er ja mal diesen Namen bekommen. Ich selbst habe mich noch zusätzlich darüber gefreut, dass ich Teile der beschriebenen Gegenden kenne: in der Schönmünz habe ich auch schon die Füße gebadet. Leider konnte ich den „Sängerkopf“, einen Berg in der Geschichte, auf dem die Autorin die „Porta Obscura“ ansiedelt, nicht finden, hier hat die Autorin ihre Phantasie spielen lassen. Allerdings habe ich ihr den Namen sofort abgenommen, er klingt wirklich so, wie die Berge im Schwarzwald öfters heißen.
Icherios Ceihn ist eine wunderbare Figur. Als Leser musste ich öfters schmunzeln, wie sein gelehrtes Weltbild immer mehr ins Wanken gerät, denn in Dornfelde tummelt sich alles, was es eigentlich nicht gibt: gruselige Geister wie Ghoule, Irrlichter oder sogar ein Blutdämon; gute Geister wie die Seemännchen; normale Gespenster wie die Grabende Helene und nicht zuletzt auch Werwölfe, Warge, Vampire und – Menschen. Ja, die gibt es auch. Wie das alles auf einen wissenschaftlichen Geist wirkt, kann man sich ja vorstellen.
Icherios Ceihn ist liebenswert skurril dargestellt, irgendwie hatte ich bei ihm immer Johnny Depp in seiner Rolle in „Sleepy Hollow“ vor Augen. Außerdem besitzt er eine käseverliebte, zahme Hausratte namens Maleficium, die sich im Lauf der Geschichte zu einer echten Spürratte entwickelt und sich zum Schluss sehr eigenartig (und für den weiteren Band verheißungsvoll) verändert ... mehr verrate ich aber nicht.
Die Spannung steigert sich im Buch immer weiter und hängt niemals durch. Die Kombination aus Krimi- und Mystery-Spannung hat mir sehr gut gefallen. Überhaupt nimmt die Krimihandlung und die Ermittlungen des Inspektors einen erfreulich großen Raum ein und ist nicht nur Alibi für eine der üblichen Werwolf-Vampir-Varianten. Die Lösung der Mordfälle hat mir ebenfalls gut gefallen, auf diese hat die Autorin genauso viel Sorgfalt gelegt wie auf die Entwicklung der phantastischen Welt in Dornfelde. Man nähert sich zwar mit Icherios Ceihn langsam an die Lösung an so dass diese nicht mehr überrascht, aber das WER wird wirklich erst auf den letzten Seiten des Buches gelüftet.
Am Anfang hatte ich ein bisschen die Befürchtung, das Buch würde sich auch stark an Jugendliche wenden, und mit den gerade boomenden All-Age-Geschichten kann ich meistens nicht so viel anfangen. (Ich weiß nicht, wie ich darauf gekommen bin, vielleicht wegen des Covers.) Aber das hat sich nicht bewahrheitet, das Buch können zwar Jugendliche durchaus lesen, aber es ist keine Geschichte ums Erwachsenwerden. Ceihn ist zwar jung, aber alt genug, um schon Berufserfahrung und eine Vergangenheit zu haben.
Vom Stil her lässt sich das Buch bestens lesen. Hauptsächlich wird aus der Sicht von Icherios Ceihn erzählt, in einigen kurzen Abschnitten erfahren wir auch die Gedanken des Täters. Aber das kommt im ganzen Buch nur drei- oder viermal vor.
Es gibt zwar einen Folgeband (Der Krähenturm, angekündigt auf Dezember 2011), aber es scheint sich nicht um eine Fortsetzung dieser Geschichte zu handeln. Der Dornfelde-Fall ist aufgeklärt und Icherios Ceihn muss sich am Ende der Geschichte einem Geheimnis aus seiner eigenen Vergangenheit stellen. Darum wird sich vermutlich der nächste Band drehen – den ich schon vorbestellt habe.
Meine Bewertung: UNBEDINGT LESEN!
Viele Grüße von Annabas