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Hallo zusammen,
die letzten zwei Wochen habe ich mich mit dem im Thema genannten Roman beschäftigt. Ein zwiespältiges, aber überwiegend positives Leseerlebnis!
Der junge, jüdischstämmige Autor (*1977) erweckt den Eindruck, selbst in die Ukraine gereist zu sein, um der Geschichte seines Großvaters nachzuspüren, der bei der Auslöschung seines Schtetls Trachimbrod durch die Nazis dem Tod nur durch die Hilfe eines Mädchens namens Augustine entgangen ist. Dem Autor zur Seite gestellt sind zwei Ukrainer aus Odessa, Alex und sein Großvater gleichen Namens, die ihm als Übersetzer und Chauffeur helfen sollen, Trachimbrod und Augustine zu finden.
Die Geschichte wird nun in Briefform (Alex) und historischen Rückblenden (Autor) erzählt. Alex spricht ein grammatisch korrektes, aber semantisch teilweise sehr komisches Amerikanisch (die deutsche Übersetzung zeigt sich hier sehr gelungen) und erzählt die Geschichte der Reise. Der Autor berichtet in Rückblenden mit häufigen Verschachtelungen die Geschichte seiner Ahnen in Trachimbrod von 1791 bis zur Auslöschung durch die Nazis 1942.
Das Aufdecken der Vergangenheit während der Reise zeigt sich für alle als sehr schmerzlich, auch für Alex und seinen Großvater, der ganz in der Nähe Trachimbrods zu jener Zeit ebenfalls Schuld auf sich geladen hat.
Das Buch bringt einen am Anfang häufig zum Schmunzeln, wegen Alex' prachtvoller semantischer Verirrungen, der Personnage des halbblinden Großvaters und seiner liebestollen Hündin Samy Davies jr.jr., und auch die Geschichte des Schtetls ist ganz im Stil des uns auch von vielen anderen jüdischen Autoren bekannten melancholisch-humorvollen Rückblicks erzählt.
Aber es ist auch ungeheuer bedrückend, weil es die Frage der Schuld nicht nur auf die Nazis schiebt, sondern auch immer wieder im Zwischenmenschlichen sucht, in der fehlenden Liebe und Verantwortung füreinander, aber auch in ausweglosen Situationen, bei denen man Schuld einfach auf sich laden muss.
Zum Teil gerät der Schreibstil ein wenig zu manieristisch und überladen, was aber auch dem jugendlichen Alter des Autors zuzuordnen ist, aber es ist auf jeden Fall ein sehr anrührender Versuch, sich mit eigener Geschichte und ethisch-ontologischen Problemen auseinanderzusetzen.
Prädikat empfehlenswert
finsbury