Marc Elsberg - Blackout. Morgen ist es zu spät

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    Stromausfall. Zuerst in Italien, aber schnell breitet sich die Dunkelheit über ganz Europa aus. Nichts geht mehr. Die ersten Stunden behelfen sich die Menschen irgendwie. Doch nach und nach wird das Ausmaß erkennbar.


    Die Absätze sind recht kurz, ständig wechseln Handlungsort und Perspektive. Hauptperson ist der italienische IT-Spezialist Piero Manzano, der als erster einen Hinweis entdeckt, wie es zu dem Ausfall gekommen sein könnte. Als die Verantwortlichen der Stromkonzerne Italiens nichts von seinen Hinweisen wissen wollen, wendet er sich an Europol. In Den Haag trifft er auf die Journalistin Lauren Shannon, mit der gemeinsam er einige Abenteuer durchsteht.


    Doch auch neben diesen beiden Figuren wird die Handlung aus vielen ganz verschiedenen Blickwinkeln erzählt, da sind die Ermittlungsbehörden, die Politik, Krisenstäbe, Verantwortliche in Kraftwerken und anderen Unternehmen, usw. Anfangs fand ich die häufigen Sprünge etwas schwierig nachzuvollziehen, es sind viele Personen, mit denen der Leser konfrontiert wird. Aber schon nach kurzer Zeit fesselt diese Erzählweise auch ungemein und treibt die Handlung in hohem Tempo voran.


    Sehr schnell wird dem Leser klar, dass ein derart großflächiger Stromausfall den kompletten Alltag in unserer automatisierten Welt über den Haufen wirft. Das fängt neben Licht und Heizung in der eigenen Wohnung damit an, dass an Tankstellen zwar Benzin vorhanden ist, aber aufgrund der elektronisch betriebenen Zapfanlagen nicht getankt werden kann. Der Verkehr bricht zusammen. Kühe können nicht mehr gemolken werden, denn welcher Landwirt melkt heutzutage noch von Hand? Von Großviehanlagen nicht zu reden. Die Kommunikation ist auf normalem Wege nicht mehr möglich. Telefonleitungen funktionieren zwar noch, aber die meisten von uns haben Telefonapparate, die Strom benötigen. Lebensmittel verderben, Kochen geht nur noch, wenn man einen entsprechenden Herd hat. Bankautomaten funktionieren nicht mehr, Supermärkte sind rasch ausverkauft, da sie keine Lieferungen mehr erhalten und bleiben geschlossen.


    Nach ziemlich kurzer Zeit beginnen die Menschen, ihr zivilisiertes Verhalten zu vergessen, jeder denkt nur noch an sich, Übergriffe und Plünderungen greifen um sich.


    Und neben all dem droht die nukleare Katastrophe, da Kernkraftwerke ihre Notstromversorgung über Dieselgeneratoren nur eine gewisse Zeit aufrecht erhalten können.


    Auf 800 Seiten zeigt der Autor auf spannende Weise, wie abhängig unsere Gesellschaft von einer funktionierenden Stromversorgung ist. Langweilig wurde es mir an keiner Stelle, denn die Spannung baut sich immer weiter auf und mit jedem weiteren Tag ohne Strom nehmen die Konsequenzen an Dramatik zu.


    Technische Details werden gut erklärt, auch als Laie konnte ich größtenteils folgen und wenn es an manchen Stellen doch über mein Verständnis hinausging (gerade in IT-Fragen), war das letztlich auch egal und tat der Spannung keinen Abbruch.


    Ein toll recherchierter Thriller, der weniger durch Actionszenen als vielmehr durch ein absolut beklemmendes, weil gar nicht so unrealistisches Thema beeindruckt!


    :tipp:


    zum Weiterlesen:
    Wie gut sind Sie für den Ernstfall gerüstet? Das Quiz


    Studie des Bundestags: Gefährdung und Verletzbarkeit moderner Gesellschaften - am Beispiel eines großräumigen und langandauernden Ausfalls der Stromversorgung

    LG, Dani


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  • Handlung:
    Was macht man, wenn der Strom ausfällt?
    Man wartet, bis er wieder angeht.
    Was aber macht man, wenn der Strom nicht wieder angeht?


    Der Programmierer Piero Manzano sitzt sprichwörtlich im Dunkeln. Italiens Stromversorgung ist zusammengebrochen – genauso wie im Großteil Europas.
    Anstatt sich dem Schicksal zu fügen stellt er Nachforschungen an und hat bald erste Anhaltspunkte. Handelt es sich um eine Verschwörung oder gar um einem Terrorakt?
    Während in Europa die Lebensmittel- und Medikamentenvorräte zur Neige gehen und die Menschen weder Benzin noch frisches Trinkwasser beziehen können, macht Piero sich gemeinsam mit der Kamerafrau Shannon auf, die Verantwortlichen aufzuspüren und zur Rechenschaft zu ziehen.
    Die Lage spitzt sich immer mehr zu und dann fällt auch in den USA der Strom aus.

    Meine Meinung:

    Dieser Roman vermittelt mehr Gänsehaut-Feeling als jeder Horror-Roman, der in den letzten Jahren hoch gelobt wurde, denn auf 800 Seiten fragt man sich zwanghaft immer wieder: Kann das wirklich passieren? Wie lang kann ich ohne Strom und fließendes Wasser (und die damit verbundenen Annehmlichkeiten) überleben? Braucht es wirklich nur einige Tage, um den ganzen Kontinent ins Chaos zu stürzen?
    Hauptfigur ist Piero Manzano, ein liebenswerter Programmierer und Ex-Hacker, der durch Zufall erkennt, dass der Stromausfall auf keinen Fall willkürlich, und dafür von langer Hand geplant ist.
    Aber auch andere Personen kann der Leser durch den Roman begleiten, unter anderem die Kamerafrau Shannon (in diesem Roman werden die Figuren nur beim Nachnamen genannt), Bollard – seines Zeichens Terrorverantwortlicher bei Europol, oder Michelsen, die im Innenministerium versucht, die außer Kontrolle geratene Lage wieder in den Griff zu bekommen.
    Die (relativ) kurzen Kapitel sind in zeit- und ortsgebundene Handlungen unterteilt und so erlebt der Leser hautnah mit, wie binnen 12 Tagen ein ganzer Kontinent zusammenbrechen kann: Anfangs gibt es keinen Strom, ergo kein Licht und kein fließendes Wasser. Ohne Strom können Tankstellen nicht bedient werden, also gibt es weder Benzin noch Diesel. Diesen braucht man aber für Notstromgeneratoren. Ohne diese funktionieren keine Krankenhäuser … nicht zu vergessen die Atomkraftwerke die permanent Strom benötigen, um die Brennstäbe zu kühlen und so eine Kernschmelze zu verhindern.
    „Blackout“ handelt von moderner Kriegsführung in Zeiten des Internets, Hunger, Not und Angst und dem "worst case."


    Auch nach Beendigung dieses Romans beschleicht den Leser ein ungutes Gefühl. Wie viele Trinkwasservorräte habe ich zu Hause? Kann ich meine Wohnung im Notfall auch ohne Strom beheizen? Und wohl die wichtigste aller Fragen: Wie weit bin ich vom nächsten aktiven AKW entfernt?
    „Blackout“ ist spannend von der ersten bis zur letzten Seite und eine absolute Leseempfehlung.


    Diese Rezi findet ihr auch in meinem Blog
    http://literaturwelt.wordpress…ut-morgen-ist-es-zu-spat/

  • ganz toller Thriller. Hervorragend recherchiert, hervorragend geschrieben! eine beklemmendes Szenario, das sich real anfühlt, wenn man den Thriller liest.


    Für alle Fans und solche die es noch werden wollen. Ich hatte Gelegenheit Marc Elsberg aktuell zu interviewen.


    Das Interview gibts frisch online unter:


    http://www.marcuskoenig.net/mk…w=article&id=61&Itemid=79


    (falls der Link nicht funktioniert: einfach auf http://www.marcuskoenig.net und dann weiter zu Autoreninterviews

  • Wem bisher noch nicht klar war, wie sehr wir Menschen in unserem Alltag auf Strom angewiesen sind, dem wird es spätestens nach der Lektüre dieses Buchs klar sein. Elsberg zeichnet detailliert das beklemmende Bild einer Realität ohne Energie und in direkter Folge dann auch ohne Heizung, Nahrung, Benzin, und vieles mehr. Ob es dafür jetzt so viele Seiten gebraucht hätte, liegt im Auge des Betrachters... Es ist schon relativ früh klar, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln wird, jedoch kommt nie Langeweile auf.


    Insgesamt hat mir das Lesen viel Spaß gemacht und ich habe viele Denkanstösse bekommen. 4ratten

  • Gestern erst habe ich das eBook in die Hände bekommen und heute lese ich nur gutes darüber. Da freue ich mich so richtig aufs Lesen :klatschen:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ich habe mir das Buch als eBook von der Bib ausgeborgt und seit mittlerweile einer Woche liegt es nun auf meinem Reader und will gelesen werden. Ich habe also noch sechs Tage Zeit dazu. Gestern habe ich begonnen und gesehen, dass es über 500 Seiten hat und mir gedacht: Das schaffe ich nie, das werde ich mir noch mal ausborgen müssen. Aber schon nach wenigen Seiten hatte es mich gefesselt :breitgrins:


    Die kurzen Kapitel laden zudem ein immer weiter und weiter zu lesen. Ich bin gespannt ob ich es schaffe das Buch fertig zu lesen bis es vom Reader wieder gelöscht wird, aber wenn ich mir eure Rezis so ansehe habe ich daran eigentlich kaum einen Zweifel.


    Katrin


  • Ich bin gespannt ob ich es schaffe das Buch fertig zu lesen bis es vom Reader wieder gelöscht wird...


    Falls das doch passieren sollte, kann ich dir gerne eine Kopie schicken :winken:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Falls das doch passieren sollte, kann ich dir gerne eine Kopie schicken :winken:


    Das wäre echt super für den Fall der Fälle. Hab nämlich gerade in der Bib nachgeschaut. Ist bis Mitte November schon vorbestellt.


    Katrin

  • Ich habe mir das Buch jetzt als Hartband ausgeborgt und kann es nun länger behalten. :breitgrins:


    Ich habe übrigens weiter gelesen und ich bin echt begeistert von der Geschichte. Vorstellen will ich es mir allerdings nicht wie es wäre wirklich tagelang ohne Strom zu sein. Vor einem Jahr wäre diese Vorstellung schon schlimm gewesen, aber jetzt mit einem Baby von einem halben Jahr wäre es die Hölle.


    Katrin

  • Ich habe bereits mehr als die Hälfte gelesen und es ist nach wie vor sehr spannend. Vor allem die Frage nach dem Warum und vor allem Wer beschäftigt mich gerade sehr.


    Mein Sohn hat gerade sein Mittagsschläfchen gehalten und ich habe nebenbei gelesen. Als er aufwachte sind wir in die Küche gegangen und ich wollte ihm was zu essen machen. Also Kühlschrank auf und was sehe ich: er ist finster. Blick zur Mikrowelle: Anzeige weg, das gleiche beim Ofen. Strom weg. Sofort sind mir die Bilder in den Kopf geschossen die ich beim Lesen hatte. Was wenn das wirklich passiert?


    Ich habe dann noch paranoiderweise zum Handy gegriffen und meinen Mann in der Arbeit angerufen ob bei ihnen auch kein Strom ist :breitgrins: Das Buch macht mich echt verrückt, aber es ist so real geschrieben und ich kann mir das ganze Szenario mittlerweile so richtig bildhaft vorstellen dass ich gar nicht dran denken will dass so was echt passieren kann.


    Katrin

  • Mir ging das bei dem Buch auch so, die Nähe zur Realität und die durchaus im Bereich des Vorstellbaren liegende Möglichkeit, dass so ein Fall eintritt, fand ich richtig erschreckend!

    LG, Dani


    **kein Forums-Support per PN - bei Fragen/Problemen bitte im Hilfebereich melden**

  • Ich habe das Buch nun beendet und hoffe wirklich dass so ein Fall nie bei uns eintritt.


    Meine Meinung: Als ich den Klappentext gelesen habe dachte ich mir: Spannend, das musst du lesen. Nach einigen Seiten habe ich kurz nachgedacht wie es wäre wenn wirklich kein Strom da wäre und fand es erstmal nicht so schlimm. Dann haben wir eben keinen Strom. Aber bereits an Tag zwei ohne Strom wird sichtbar welche Auswirkungen das alles hat.
    Toiletten funktionieren nicht mehr, weil die Pumpen kein Wasser befördern, Tankstellen fallen aus da auch hier die Pumpen nicht mehr gehen. Im Geschäft muss alles händisch gerechnet werden, da die Kassen und natürlich auch der Bankomat an der Kasse nicht mehr funktionieren. Menschen kommen nur schwer oder gar nicht zu ihren Arbeitsstellen. Handys und Laptops haben keinen Strom mehr, also keine Kommunikation mehr und nicht zu vergessen die Atomkraftwerke, die nun nicht mehr gekühlt werden können.


    Nebenbei hat man natürlich kein Licht, keine Heizung und kann auch nichts kochen. Behörden und öffentliche Stellen (Krankenhäuser und dergleichen) haben zwar einen Notstrom, aber auch nicht unbegrenzt. Wenn es stimmt was in dem Buch steht, und ich gehe mal davon aus dass Elsberg genau recherchiert hat, dann haben die meisten Notstrom für 48, höchstens 72 Stunden. Das ist nicht viel.


    Nach einigen Tagen ohne Strom bricht natürlich das erwartete Chaos aus, auch wenn einige wenige versuchen dem Problem Herr zu werden. Besonders beeindruckt war ich vom Programmierer und Hacker Piero Manzano, der schnell erkennt wo das Problem liegt. Aber wie es nun mal so ist im Leben: Keiner will ihm so richtig zuhören und glauben schon mal gar nicht. Im Gegenteil, als Europol erkennt dass er recht hat wird er auch noch verdächtigt mitgeholfen zu haben.
    Sollte so was wirklich passieren hoffe ich ganz stark dass die Behörden und Institutionen ihre Befindlichkeiten hinten an stellen und zusammen arbeiten. Aber leider befürchte ich dass es in Wahrheit auch so aussehen würde: Die Stellen behindern sich gegenseitig und wer eine Idee hat wird sofort verdächtigt.


    Alles in allem ist das Buch beängstigend, verstörend und aufrüttelnd. Ich kann es nur weiter empfehlen.


    5ratten:tipp:


    Katrin

  • Ich habe gerade gesehen, daß das Buch 800 Seiten hat :entsetzt:
    "Blackout" habe ich auf dem Kindle gelesen, da habe ich nur gesehen, daß es sehr umfangreich ist. Aber 800 Seiten - so lange ist es mir nicht vorgekommen. Ich drei oder vier Tagen hatte ich es durch, es war sehr kurzweilig und unheimlich spannend.



    Dieser Roman vermittelt mehr Gänsehaut-Feeling als jeder Horror-Roman


    Ja, weil man schon nach kurzer Zeit realisiert, daß das ganze tatsächlich passieren kann. Vielleicht sogar schon morgen. Oder nachher?


    Sehr interessant fand ich die Erklärungen über das nationale und weltweite Stromnetz. Viele Dinge habe ich gar nicht gewußt, zum Beispiel daß das Gleichgewicht zwischen Einspeisung und Abnahme immer eingehalten werden muß und das Netz diesbezüglich sehr sensibel ist. Oder daß der Strom tatsächlich ständig auch von anderen Ländern abgenommen oder angefordert wird - ich dachte, das wäre eigentlich eher die Ausnahme anstatt die Regel.


    An der ganzen Geschichte hat mich - diesmal anders als bei Jaqui - weniger interessiert, wer hinter der Sabotage steckt und was damit bezweckt werden soll, für mich waren die Folgen des Ausfalls unheimlich interessant. Die waren übrigens sehr anschaulich geschildert.
    Manche sind naheliegend, an viele Folgen habe ich zuerst gar nicht gedacht. Da ging es mir wie Jaqui. Oh, kein Wasser, kein Abwasser, nur noch Bargeld, keine öffentlich Kommunikation.....
    Und auch wie weitreichend so ein Stromausfall sein kann, z.B. bzgl. der Börse und der Wirtschaft und Industrie, auch in den Folgemonaten.
    Superspannend!


    Einziger winziger Kritikpunkt:
    Pierro wird auf der Jagd nach den Verursachern des Ausfalls ziemlich gebeutelt.
    Wer es schon gelesen hat, weiß, worauf ich anspiele. Auf manches, zum Beispiel die Szene als er und Shannon des Porsches beraubt werden, hätte man verzichten können, ohne daß es der Geschichte einen Abbruch getan hätte.



    Beim Lesen mußte ich ständig darüber nachdenken, was wäre, wenn bei uns so etwas passieren würde.
    Wie lange würden wir mit unseren Vorräten durchkommen?
    Hätten wir zu Trinken für 2 Wochen? Wie viele Tage würde unser Milchpulver fürs Baby ausreichen? Hätten wir genügend Windeln da? Wieviel Bargeld hätten wir? Wir haben einen Holzofen, damit hätten wir wenigstens im unteren Stockwerk schön warm und oben nicht ganz eisig.
    Wie lange würde es in unserer Umgebung dauern, bis Plünderungen und Überfälle beginnen würden? Wie weit würden wir unsere Sachen teilen und anderen helfen?


    Das alles hat mich beim Lesen und auch die Tage danach sehr beschäftigt.



    Alles in allem ist das Buch beängstigend, verstörend und aufrüttelnd. Ich kann es nur weiter empfehlen.


    Ich ergänze um das Attribut "spannend", dann ist alles gesagt.

  • Meine Meinung

    Ich ergänze um das Attribut "spannend", dann ist alles gesagt.


    Das stimmt eigentlich, aber ich versuche trotzdem, noch ein bisschen mehr dazu zu sagen :zwinker:


    Ich fand sehr schlimm, wie die moralischen Grenzen immer mehr gesunken sind, je länger der Stromausfall gedauert hat. Das war teilweise schon schlimm zu lesen. Aber ich kann mich auch gut vorstellen, dass es im Ernstfall wirklich so passieren würde. In extremen Situationen verhalten sich die Menschen sowieso meistens anders als im normalen Leben. Und wenn dann noch dazu kommt dass alles, von dem wir glauben, dass es den zivilisierten Menschen ausmacht (Sauberkeit, Ordnung ...) langsam verschwindet, fallen die letzten Grenzen. Das zeigt der Autor sehr eindringlich.


    Wir waren in einem Winterurlaub wegen einem Stromausfall einmal 30 Stunden ohne Strom, das war schon ziemlich anstrengend. Wir konnten zwar auf andere Orte ausweichen, in denen es Strom gab. Schon die Tatsache, dass ich morgens nicht duschen konnte, hat mich ziemlich gestört. Im Haus war es kalt, deshalb sind wir wirklich nur zum Schlafen dorthin zurück gegangen. Als wir am Abend des zweiten Tages endlich wieder Strom hatten, war das einfach himmlisch. Ich mag mir nicht vorstellen, das länger als diese 30 Stunden aushalten zu müssen.


    Auch die Jagd nach den Verantwortlichen ist sehr spannend. Ich war mir nicht immer sicher, ob Piero nicht vielleicht doch die Finger im Spiel hatte. Schließlich hat er eine Vergangenheit als Hacker und wer weiß, was er in dieser Zeit alles in Netz gestellt hat, das ihn noch Jahre später verfolgt.


    Ein paar kleinere Sachen haben mich gestört, wie Shannon Piero immer wieder gefunden hat, oder wie er trotz seiner schweren Verletzungen durchhalten konnte... aber das waren Nebensächlichkeiten, die ich zwar nicht so toll, aber auch nicht wichtig genug fand, um mich darüber zu ärgern. Dazu fand ich die Geschichte viel zu spannend.
    4ratten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Inhalt


    Einer Gruppe anarchischer Hacker gelingt es, das gesamte Stromnetz Europas lahmzulegen. Während Regierungsbehörden und staatliche bzw. internationale Organisationen damit kämpfen, einerseits die Auswirkungen der Katastrophe in den Griff zu bekommen, und andererseits deren Verursacher zur Strecke zu bringen, stürzt Europa ins Chaos.
    Nachdem in ganz Italien der Strom ausgefallen ist, findet der italienische IT-Fachmann Manzano erste Hinweise, dass der Black-Out keine „natürliche“ Ursache hat: Unbekannte haben die intelligenten Stromzähler manipuliert und somit den Stromausfall initiiert. Weil ihm in Italien niemand Glauben schenkt, informiert Manzano über einige Umwege Europol, die mit ihm gemeinsam beginnen, die unbekannten Terroristen zu jagen. Gleichzeitig versuchen Menschen in ganz Europa, die Kraftwerke und damit die Stromversorgung wieder in Gang zu bringen, während mit jeder Stunde die Auswirkungen der Katastrophe dramatischer werden: die Wasserversorgung bricht zusammen, Lebensmittel werden knapp, die Notstromversorgung in Krankenhäusern fällt aus, Probleme bei der Kühlung der Atomkraftwerke führt zu einer Evakuierung vom tausenden Menschen, die in Notunterkünften zusammengepfercht leben müssen.


    Meinung


    Elsbergs Science-Thriller gewährt dem Leser Einblick in die sonst weitgehend unbekannte Welt des elektrischen Stroms. Dass dieser in Kraftwerken diversester Arten produziert und über Leitungen in die Privathaushalte eingespeist wird, dürfte jedem klar sein, aber die beinahe filigrane Komplexität dieses Unterfangens bleibt dem Normalbürger eigentlich verborgen. Diese sorgt wiederum für den hohen Realitätsgrad des beschriebenen Szenarios – einmal aus dem Gleichgewicht gebracht, ist der Koloss Stromversorgung eben nur schwer wieder in Bewegung zu versetzen.


    Der Autor konzentriert sich vor allem auf die Arbeit der Regierungen und regierungsähnlichen Institutiuonen. Das ist verständlich, wird dort doch die Handlung vorangetrieben und man ist so nahe am Geschehen wie möglich. Etwas enttäuschend ist es allerdings schon, dass gerade die Auswirkungen, die einen selbst im Falle eines echten Black-Outs treffen würden, nur anhand einer Familie, die in engem Kontakt zu Europol steht, anhand von Regierungsberichten und anhand der Erlebnisse des Italieners beschrieben werden, die allesamt nicht gerade dem typischen Normalbürger Max Mustermann entsprechen.


    Dies ist umso ärgerlicher, weil Elsberg die Gefahren und Folgen der Katastrophe eindrucksvoll zu schildern vermag: der Kampf um Nahrungsmittel, Sterbehilfe, Erpressung und Diebstahl, all dies wird in einer guten Mischung von empfindsam bis zynisch beschrieben. Einige weitere dieser kleinen Ausflüge in das Leben des Standardbürgers hätten der Verbrecherjagd nicht geschadet.


    Der größte Pluspunkt ist das zutiefst realistische Menschenbild, das genau die Erwartungen erfüllt, die der Leser (zumindest ist es mir so ergangen) hat – was natürlich auch einiges über einen selbst aussagt. Elsberg ergeht sich nicht in endlosen Oden über Solidarität und Nächstenliebe der Bürger in ihrem Kampf gegen Kälte und Hunger, sondern extrapoliert den Zeitgeist konsequent weiter. Die Lieblosigkeit unserer Tage im alltäglichen Umgang miteinander (nicht in der Familie, sondern darüber hinausgehend), die Ellbogen-Mentalität und der Glaube an das Recht des Stärkeren werden folgerichtig zum neuen Mantra der Zeit.


    Wer nicht im Glashaus sitzt, kann leicht mit Steinen werfen – das gilt wie immer auch bei beschriebenen Szenario in besonderem Maße, schließlich kann man keinem Menschen ernsthaft vorwerfen, im Kampf ums Überleben halbe Sachen zu machen. Wenn dabei aber alles auf der Strecke bleibt, was den Menschen zum Menschen macht, ist der weitere Weg unausweichlich. Kein Wunder, dass die großen Firmenchefs zwar als fähig, aber moralisch ungeeignete Persönlichkeiten dargestellt werden, die selbst im Angesicht tausender weiterer Opfer versuchen, aus der Krise Profit zu schlagen bzw. die Firma zu retten, und fraglos finanzielle Mittel auf der Prioritätenliste oberhalb von Menschenleben verordnen. Nette Seitenhiebe, etwa der Kommentar, für einen Krieg könne man doch sehr leicht Gründe finden, das habe das Beispiel Irak doch deutlich gezeigt, oder der Wahnsinn, sich auf unzuverlässige Kraftwerke wie Windräder etc. zu verlassen, runden die ganze Geschichte ab.


    Was von dem Roman bleibt?


    Mit Sicherheit die Diskussion über die Sicherheit neuer Medien, die seit Jahren anhält und erbittert geführt wird. Eine 100%-Sicherheit kann und wird es niemals geben, das hat Elsberg deutlich gemacht (war aber auch schon vor ihm bekannt). Trotzdem ist es ihm zu verdanken, jedem seiner Leser vor Augen geführt zu haben, welcher potenziellen Entwicklung wir entgegensteuern, insbesondere, wenn sich der Großteil der Bürger an Datenschutzdebatten weder beteiligt, noch ihre Stimme in die Waagschale wirft.


    Außerdem bleibt bei dem ein oder anderen vielleicht auch ein kleines bisschen Genugtuung. Den Argumenten der anarchischen Hacker – und damit Elsbergs Gesellschaftskritik – kann man sich nicht vollkommen verschließen. Ihre Ansichten sind keineswegs diejenigen vollkommen durchgeknallter Irrer, wenn auch die angeblichen Wahrheiten und Rechte, die sie daraus ableiten, mit normalem Menschenverstand nicht zu erklären sind. Auch wenn ihr Masterplan in seiner Gesamtheit gescheitert ist, haben sie ihr Ziel – ein Umdenken der Bürger – vielleicht doch schon erreicht. Wenn die extrem hohen Opferzahlen unschuldiger Menschen nicht wären, täte insofern ein kurzer Black-Out dem ein oder anderen vielleicht sogar gut.


    Sonnige Tage und erholsame Nächte!


    5ratten

    Auf meinem Blog <br /><br />cynthor.wordpress.com <br /><br />findet ihr meine Rezensionen, weitere &quot;Bücherschätze&quot; sowie Infos zu meinem gesellschaftskritischen Fantasy-Roman &quot;Ethopia - Erwachen&quot;.

  • Der Roman war nett, aber ein paar Kritikpunkte habe ich:


    Es will mir nicht einleuchten, dass die meisten Leute nicht in ihren Wohnungen bleiben, sondern in Hilfsunterkünfte ziehen. Auch wenn sie nicht heizen können, müssten sie es zu Hause doch eigentlich noch besser haben.


    Außerdem hat keiner irgendwelche Vorräte. Eine Familie mit 2 Kindern hat keine Marmelade/Honig/Ketchup usw., wovon nach ein paar Tagen noch was da sein könnte?

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

  • Ein paar Tage lang Marmelade mit Ketchup? Lecker 8o Aber du hast schon Recht, irgendwas hat man doch eigentlich immer daheim. Es gibt so eine Broschüre vom Katastrophenbundesamt (oder wie auch immer die heißen) mit Empfehlungen, was man an Vorräten, Verbandszeug etc haben sollte. Die haben wir uns damals nach der Lektüre des Romans bestellt und durchgelesen. So richtige Konsequenzen haben wir daraus aber nicht gezogen. Aber zumindest an Wasser haben wir immer einige Kästen zu Hause.


    Ach ja, das mit den Notunterkünften kann ich schon verstehen, gerade wenn die Leute keine Vorräte zu Hause haben. Außerdem ist man da eventuell ja doch sicherer vor Plünderern etc.

  • Mir hat der Roman sehr gut gefallen. Er war nicht nur extrem spannend, sondern hat mich zum Nachdenken angeregt. Wie würde ich in so einer Situation reagieren? Wie schnell ist wirklich in einer Gesellschaft die dünne Schicht der Zivilisation ab, wenn eine derartige Katastrophe über sie herein bricht? Dass Europa knapp an einem Black out vorbei schrammte, während ich das Buch gelesen habe, habe ich zum Glück erst ein paar Tage nachher erfahren. Andernfalls hätte das meinem Gedankenkarussell keinen Gefallen getan.


    Es gibt so eine Broschüre vom Katastrophenbundesamt (oder wie auch immer die heißen) mit Empfehlungen, was man an Vorräten, Verbandszeug etc haben sollte. Die haben wir uns damals nach der Lektüre des Romans bestellt und durchgelesen. So richtige Konsequenzen haben wir daraus aber nicht gezogen. Aber zumindest an Wasser haben wir immer einige Kästen zu Hause.

    Damit habe ich mich nach dem Roman auch auseinander gesetzt. Seither achte ich auf einen gut gefüllten Vorratsschrank. Beim Wasser hatte ich einen Aha-Effekt. Da wir alle Leitungswasser trinken, gab es bei uns eher selten Wasser in Flaschen im Haus. Das wurde umgehend geändert und wir haben nun genug Wasser für 2 Wochen zum Kochen und zum Trinken gelagert.

  • Total verrückt, dass man das nur so am Rande mitbekommen hat und dass es so realistisch ist.

    Das stimmt. Vor allem war die Bedrohung für mich um einiges realer, da ich ja erst knapp vorher das Buch gelesen hatte. Dank Elsberg versteh ich nun auch, warum wir unsere Photovoltaik-Anlage bei Stromausfall vom Netz nehmen müssen. Das konnte mir vorher nie jemand wirklich erklären (und ich hatte auch nicht extra recherchiert).