Wiebke Lorenz - Alles muss versteckt sein
Verlag: Blessing
Jahr: 2012
Ausgabe: Taschenbuch (Broschiert)
Seiten: 352
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Erster Satz: Weißt du, wozu du fähig bist?
Klappentext:
Was tust du, wenn deine Mordfantasien Wirklichkeit werden?
Ihre Gedanken sind mörderisch, ihre eigene Angst davor unaussprechlich: Nach einem Schicksalsschlag erkrankt Marie an aggressiven Zwangsgedanken, betrachtet sich als Gefahr für sich selbst und andere. Monatelang kämpft sie gegen die grausamen Mordfantasien an, die wie Kobolde durch ihren Kopf spuken, ständig verbunden mit der Panik, sie könne diese furchtbar realen Fantasien eines Tages nicht mehr kontrollieren und in die Tat umsetzen. Und dieser Tag kommt, als Marie neben ihrem toten Freund erwacht, der mit einem Messer auf grausamste Weise niedergemetzelt wurde. Am Ende eines Gerichtsprozesses wird sie aufgrund ihrer Schuldunfähigkeit zum Maßregelvollzug in der forensischen Psychiatrie verurteilt. Dort sucht Marie verzweifelt nach Erinnerungen an die Mordnacht, denn für Marie selbst sind die Geschehnisse wie ausgelöscht. Nur ihr Arzt Jan scheint sie zu verstehen und ihr helfen zu wollen. Aber schon bald wächst in Marie der Verdacht, dass in Wahrheit vielleicht nichts so gewesen ist, wie es scheint …
Meine Meinung:
"Denken ist nicht tun!" - Doch was ist, wenn aus den Gedanken eine schreckliche Realität wird? Maries größter Alptraum wird wahr, als sie neben ihrem auf brutalste Art und Weise erstochenen Freund Patrick aufwacht. Die Tatwaffe noch in der Hand und voller Blut benötigte es nicht mal Maries Tagebuch, in dem sie seit längerem ihre Gewaltfantasien festhält, um die junge Frau nach einem Gerichtsprozess in die geschlossene Psychatrie einzuweisen. Dort wird sie von Dr. Jan Falkenhagen betreut, der sie langsam in die Vergangenheit führt, um die Ursache für ihren gewaltvollen Ausbruch zu finden.
Jeder Mensch hat so seine Marotten. Manche fassen ungerne Türklinken öffentlicher Gebäude an, manche zählen Holzdeckenlamellen, andere wiederum essen keine gelben Lebensmittel. Diese kleinen Macken können sich verstärken und im Laufe der Zeit zu Zwangshandlungen entwickeln. Marie leidet unter einer speziellen Form, den aggressiven Zwangsgedanken, die sie urplötzlich in Gewaltfantasien stürzen. Im Gegensatz zu Psychopathen genießt sie allerdings diese Fantasien nicht, sondern ist regelrecht verzweifelt. Sie meidet Menschen, damit ihre Fantasien nicht Wirklichkeit werden. Und dennoch passiert es: Ihr Geliebter ist tot und sie offensichtlich die Mörderin.
"Alles muss versteckt sein" ist ein sehr aufwühlender Thriller, in den ich sofort tief eintauchen konnte und der mich lange nicht mehr loslassen wird. Wer hat sie nicht? Diese Zwangsgedanken. Wenn wir frustriert sind oder jemand einen Punkt in uns berührt, der so emotional ist, der uns so trifft, dass wir am liebsten Amok laufen würden? Doch wir tun es nicht. Und dennoch: Jeder kennt das Gefühl, an einer tiefen Schlucht zu stehen, wenn einen der Gedanke durchzuckt "Der Schritt nach vorne wäre so einfach". Ich bin keine Psychologin, weshalb ich die Recherchearbeit der Autorin nur laienhaft beurteilen kann, aber: Hut ab. Wiebke Lorenz schafft es mühelos, die Leser in die Gefühlswelt einer depressiven, von Zwangsgedanken besessenen jungen Frau hinein zu katapultieren.
Es passiert erst mal gar nicht so viel in diesem Buch: Der Mord ist längst geschehen und Marie befindet sich in der forensischen Psychatrie. Und doch ist es unglaublich spannend. Die Leser werden stumme Zeugen der therapeutischen Behandlung und irgendwann ist nichts mehr so, wie es zu Anfang schien. Der Weg dahin ist glaubwürdig und fesselnd, machmal recht brutal (wenn Marie von ihren Gewaltfantasien erzählt). Ich konnte dieses Buch kaum aus der Hand legen und warte sehnsüchtig auf den nächsten Thriller dieser talentierten Autorin.