"Mein Kampf" soll nicht erscheinen dürfen

Es gibt 64 Antworten in diesem Thema, welches 12.230 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von HoldenCaulfield.


  • Allerdings gibt es dafür keine gesetzliche Grundlage.


    Reicht es nicht aus das Buch als "volksverhetzend" zu klassifizieren?


    Gruß, Thomas

  • Reicht es nicht aus das Buch als "volksverhetzend" zu klassifizieren?


    Wie gesagt ich bin ja kein Jurist, aber ich habe mich nun durch einige Artikel geklickt und da finde ich immer nur, dass man dagegen vorgehen will. Eben mit dem Argument der Volksverhetzung. Ob das allerdings als Grund ausreicht muss erst juristisch festgestellt werden, heißt es immer.


    Folgender Artikel ist meines Wissens nach schon etwas älter, aber damals hat der Staat verloren und die Zeitschrift "Zeitungszeugen" durfte Auszüge aus dem Buch drucken: Verleger McGee will Auszüge aus «Mein Kampf» weiter drucken


    Ich befürchte es wird ein ewiges Hin und Her geben in denen die Gerichte die Verantwortung immer weiter schieben und plötzlich ist 2015 da und es ist keine rechtliche Grundlage geschaffen und jeder hat das Recht das Buch zu drucken und die einzig sinnvolle Ausgabe, nämlich die kommentierte, wird nicht erscheinen :rollen:


    Katrin

    Einmal editiert, zuletzt von Jaqui ()

  • Das vermeintliche "Witzige" ist ja, dass es schon heute zig Bücher und Dokumentationen zu Hitler und der NS-Zeit gibt. Und dass die meisten dieses Thema nicht mehr hören können ("lass mich damit in Ruhe, wir haben damals noch nicht gelebt ..."). Mit "Mein Kampf" ist man Hitler, quasi dem lebendig gewordenen Satan, wieder näher. Das scheint zu faszinieren. Ich verstehe das sogar. Aber solch eine Faszination ist zweifelhaft, genauso zweifelhaft wie die Besichtigung des "Adlernestes" (Kehlsteinhaus in Berchtesgarden) (auch wenn es mich auch erschauern ließ, dass an gleicher Stelle vor nicht allzu vielen Jahren Hitler persönlich langmarschiert ist). Oder warum sollte ich mich ausgerechnet mit "Mein Kampf" beschäftigen, aber weder Ruth Klüger noch Hans Fallada lesen?


    Gruß, Thomas


    Ich finde, es macht schon einen Unterschied, ob man die Idelogie der Nazis im Unterricht bespricht, oder ob man die Gedankengänge schwarz auf Weiß lesen kann.


    Gibt es denn keine Möglichkeit, dass man das Buch nur als kommentierte Ausgabe herausgeben darf? Oder ist es wirklich ganz oder gar nicht? In diesem Falle dann doch lieber gar nicht...


  • Gibt es denn keine Möglichkeit, dass man das Buch nur als kommentierte Ausgabe herausgeben darf? Oder ist es wirklich ganz oder gar nicht? In diesem Falle dann doch lieber gar nicht...


    Ich nehme mal an sämtliche Juristen die sich mit dem Fall befassen gehen auch dieser Frage nach. Ob man aber gesetzlich eine Ausnahme zusammen bringt? Man darf gespannt sein.


  • Man sollte eine mögliche Presse des Auslandes wie "Mein Kampf" verkauft sich in Deutschland mit 100.000 Exemplaren auch nicht außer Acht lassen.


    Ich habe noch mal lange über dieses Argument nachgedacht und da ich aus der journalistischen Ecke komme, sehe ich die Schlagzeilen schon regelrecht vor mir: The Nazis are back wäre wahrscheinlich eine eher harmlose.
    Und da ich sicher nicht die einzige bin die das Buch kaufen würde kann es durchaus sein, dass es bei amazon plötzlich ganz weit oben im Ranking zu finden sein würde.


    Unter diesem Gesichtspunkt, der politisch eine Katastrophe wäre, sollte man den Druck wirklich überdenken.


    Katrin

  • Die FAZ vermeldet heute, dass die Gelder zur Kommentierung gestoppt sind. Da steht nicht mehr ein vorsichtiges "Landesregierung will stoppen". Das ist natürlich aus wissenschaftlicher Sicht bedauerlich. Da wünschte ich mir zumindest eine Landtagsdebatte, die die Argumente und Gegenargumente offen auf den Tisch legt.


    Gruß, Thomas

  • Ich nehme mal an sämtliche Juristen die sich mit dem Fall befassen gehen auch dieser Frage nach. Ob man aber gesetzlich eine Ausnahme zusammen bringt? Man darf gespannt sein.


    Ich wüsste nicht, wo das Problem sein sollte, wäre auch sicher die beste Lösung, zumal ich nicht glaube, dass das Buch bei einem bestimmten Preis plötzlich auf Platz 1 schnellt, dazu gibt es viel zu viele günstigere Methoden das Buch bzw den Text zu bekommen.

    LG Gytha

    “Dieses Haus sei gesegniget”

  • Das Problem ist dass die Begründung wasserdicht sein muss. Es darf keinerlei Schlupfloch für Verlage geben. Und das ist sicher nicht so einfach.

  • Es gibt ja für diverse Dinge der NS-Zeit Mittel und Wege etwas in Deutschland zu verbieten oder eingeschränkt nutzbar zu machen...angesprochen wurde ja schon der Film Jud Süß, der nur mit Genehmigung und entsprechender Aufbereitung gezeigt werden darf oder eben das Verbot diverser Symbole, warum sollte das nicht für dieses Buch machbar sein? Ist immer nur nur eine Frage des Wollens :zwinker:
    Abgesehen davon zieht Seehofers Erklärung für mich nicht, Die NPD ist nicht mit einer komentierten Ausgabe von "Mein Kampf" vergleichbar, da ziehen eure Argumente für mich mehr.

    LG Gytha

    “Dieses Haus sei gesegniget”

  • Warum soll man es verbieten? Wer antisemitisch ist, ist es mit oder ohne Buch. Das ändert überhaupt nichts, ob es nun verboten ist oder nicht. Wer genug Grips in der Birne hat, wird erkennen, was für ein größenwahnsinniger Irrer hier die Feder in der Hand hatte.
    Ich persönlich weiß, dass ich überhaupt nicht das Bedürfnis habe solch einen Schund und solche Bösartigkeit zu lesen.

  • Mir ist noch eingefallen, dass gerade Geschichtsrevisionisten wie David Irving, die Hitler als einen wohlwollenden, bestenfalls gemässigt antisemitischen Politiker darstellen wollen, nie über "Mein Kampf" sprechen. Irving sagt ganz deutlich, er habe kein Interesse für dieses Buch und spielt dessen ideologische Bedeutung herunter, weil es natürlich seine abstrusen Theorien überhaupt nicht stützen würde.

    Tell all of my friends, I don&#039;t have too many: just some rain-coated lovers&#039; puny brothers. Dallow, Spicer, Pinkie, Cubitt - rush to danger, wind up nowhere.<br />Patric Doonan - raised to wait. I&#039;m tired again, I&#039;ve tried again...<br />and now my heart is full. Now my heart is full and I just can&#039;t explain, so I won&#039;t even try to.<br />(Morrissey)


  • Warum soll man es verbieten?


    Der Grund kann alleinig darin liegen, dass man auch andere potentielle Kultstätten wie ein Geburtshaus etc. einfach abreißt und somit nicht als Versammlungsort zulässt. Rechtsextreme Parteien könnten kostenlose Nachdrucke in der Fußgängerzone verteilen. Wenn man das nicht ausschließen kann, bin ich durchaus für ein Verbot im öffentlichen Raum.


    Gruß, Thomas

  • Der Grund kann alleinig darin liegen, dass man auch andere potentielle Kultstätten wie ein Geburtshaus etc. einfach abreißt und somit nicht als Versammlungsort zulässt. Rechtsextreme Parteien könnten kostenlose Nachdrucke in der Fußgängerzone verteilen. Wenn man das nicht ausschließen kann, bin ich durchaus für ein Verbot im öffentlichen Raum.


    Gruß, Thomas


    Die Fragestellung war vielleicht etwas unglücklich gewählt. Sie sollte eher rhetorisch sein und bezog sich direkt auf den nachfolgenden Satz von mir.



    Warum soll man es verbieten? Wer antisemitisch ist, ist es mit oder ohne Buch.


  • Die Fragestellung war vielleicht etwas unglücklich gewählt. Sie sollte eher rhetorisch sein und bezog sich direkt auf den nachfolgenden Satz von mir.


    Das habe ich schon verstanden. Ein Verbot ändert nichts an einer antisemitischen Haltung, aber das Argument trifft eben m.E. nicht den Kern der Diskussion. Es geht um die Vermeidung einer Schaffung von "Reliquien".


    Gruß, Thomas

  • Als studierter Historiker bin ich gespalten in meiner Ansicht.


    Einerseits ist es gegen meine Überzeugung, historische Quellen zu verbieten. Dies verhindert die Auseinandersetzung mit dem Autor, dem Geschriebenen und schafft Raum für kranke Geister, das Buch als Propagandawaffen zu missbrauchen.


    Andererseits würde mit einer Aufhebung des Verbots es letztlich zu einer Verbreitung des Gedankengutes dieses psychotischen Herrn aus Österreich kommen und letztlich würden einfältige Geister doch auf seine kruden Thesen hereinfallen.


    Zu einer Lösung bin ich noch nicht gelangt, tendiere jedoch zum ersten Punkt. Letztlich wird sich die Wahrheit wie immer durchsetzen (zumindest in einer freien Gesellschaft) und dies kann nicht ohne ein gewisses Maß an Gefahren erfolgen. Es geht mir gegen den Strich, gefährliches Gedankengut einfach wegzusperren in der Hoffnung, es so auszublenden. Man muss es frei machen, demaskieren und als das hinstellen, was es ist. Ein widerliches Schundwerk einerseits, eine historische Quelle andererseits.

  • Es zu verbieten finde ich auch sinnlos, und was ist denn gegen eine kommentierte Fassung einzuwenden? Und es ist wirklich so, was verboten ist, wird doch erst recht interessant. Trotz Verbot wird es immer Leute geben, die hechelnd den Ideen des Verfassers hinterher laufen.