Nina Blazon - Liebten wir

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    Kurzbeschreibung:


    »Fotos verraten alles. Sie zeigen das, was gezeigt werden soll – aber darüber hinaus zeigen sie die Lücken in den Familien, die schadhaften Stellen am Haus.« Verstohlene Blicke, versteckte Gesten, die Abgründe hinter lächelnden Mündern: Fotografin Mo sieht durch ihre Linse alles. Wenn sie der Welt ohne den Filter ihrer Kamera begegnen soll, wird es kompliziert. Mit ihrer Schwester hat sie sich zerstritten, von ihrem Vater entfremdet. Umso mehr freut sich Mo auf das Familienfest ihres Freundes Leon. Doch das endet in einer Katastrophe. Mo reicht es. Gemeinsam mit Aino, Leons eigensinniger Großmutter, flieht sie nach Finnland. Eine Reise mit vielen Umwegen für die beiden grundverschiedenen Frauen. Als Mo in Helsinki Ainos geheime Lebensgeschichte entdeckt, ist sie selbst ein anderer Mensch.



    Zu diesem Buch gibt es ab dem 17.07. eine autorenbegleitete Leserunde. Anmeldeschluss für Freiexemplare ist der 03.07. Wer mag noch mitlesen?

  • Fotos sind mehr als Momentaufnahmen


    Inhalt:
    Moira ist Fotografin. Ihre geliebte Kamera ist immer und überall dabei. Moira, auch Mo genannt, hat einen Blick für Zusammenhänge, vor allem bei anderen, weniger bei sich selbst. Sie liest aus ihren Fotos ganze Geschichten heraus.


    Ihre eigene familiäre Situation ist ein Drama. Deshalb ist sie sehr nervös, als sie die Familie ihres Freundes Leon auf der Geburtstagsfeier von Leons Vater kennenlernen soll. Und prompt geht die Sache schief. Plötzlich findet sich Moira zusammen mit Leons finnischer Großmutter Aino auf der Flucht.


    Meine Meinung:
    Ich habe Nina Blazon als Autorin von Jugendbüchern kennen- und lieben gelernt. Nun ist ihr erster Roman für Erwachsene erschienen, und ich muss sagen, auch in diesem Genre konnte Nina Blazon mich überzeugen.


    Erzählt wird die Geschichte von zwei ungleichen Frauen. Moira ist Ende zwanzig und wünscht sich nichts mehr, als von einer Familie geliebt zu werden. Ihre eigene Familie ist total zerrüttet, und Mo hat gegen etliche Dämonen aus der Vergangenheit zu kämpfen. Dabei nimmt sie es nicht unbedingt sehr genau mit der Wahrheit, belügt sich auch gerne selbst.


    „>>Sollen wir? <<, frage ich mit einem Lächeln, so echt wie eine Fata Morgana.“ (S. 41)


    Die eigensinnige Aino ist 85 und wird von ihrer Familie mehr als Kostenfaktor gesehen denn als geliebte Mutter bzw. Großmutter. Sie hat in Helsinki noch eine Rechnung aus Kriegszeiten offen, die sie unbedingt begleichen will. Ihr Gesundheitszustand ist nicht der beste und so bleibt ihr nicht mehr viel Zeit. Es dauert eine gute Weile, bis die beiden Frauen sich auf ihrer seltsamen Reise zusammenraufen und einander schätzen lernen.


    Nina Blazon schreibt sehr detailliert. Zuweilen war es mir fast ein bisschen zu viel, zu ausufernd, vor allem zu Beginn. Aber immerhin ist eine wirklich tolle Story dabei herausgekommen, da kann ich darüber hinwegsehen. Und vielleicht braucht es auch einfach so viele Worte, um eine entsprechende Tiefe der Charaktere zu erreichen. Später habe ich es auch nicht mehr als ausufernd empfunden, sondern nur noch als fesselnd. Es hat mir auch gut gefallen, dass hin und wieder etwas Humor aufblitzt und die eigentlich sehr ernsthafte Handlung auflockert.


    Nach und nach lernen wir als Leser die beiden Frauen, die anfangs ja selbst nichts voneinander wissen und sich nicht einmal mögen, sehr gut kennen. Die Abgründe in Moiras Vergangenheit tun sich immer weiter auf. Und auch Aino hat ihre Geheimnisse, die sie nicht gerne der Öffentlichkeit und auch nicht Moira preisgibt. Hier hält die Autorin manche Überraschung bereit. Immer wenn man denkt, man wüsste jetzt, was damals geschehen ist, belehrt sie einen eines Besseren.


    Auch die finnische Lebensart ist ein großes Thema dieses Romans. Ich wusste über die finnischen Eigenheiten so gut wie gar nichts und fand es sehr interessant, darüber etwas zu erfahren.


    Fazit:
    Ein großartiger Roman über eine Reise nach Helsinki, eine Reise in die Vergangenheit, eine Reise zu sich selbst.


    5ratten

  • Buchrücken: "Fotos verraten alles. Sie zeigen das, was gezeigt werden soll - aber darüber hinaus zeigen sie die Lücken in den Familien. Die schadhaften Stellen am Haus."
    Verstohlene Blicke, versteckte Gesten, die Abgründe hinter lächelnden Gesichtern: Fotografin Mo sieht durch ihre Linse alles. Wenn sie der Welt ohne den Filter ihrer Kamera begegnen soll, wird es kompliziert. Mit ihrer Schwester hat sie sich zerstritten, von ihrem Vater entfremdet. Umso mehr freut sich Mo auf das Familienfest ihres Freundes Leon. Doch das endet in einer Katastrophe. Mo reicht es. Gemeinsam mit Aino, Leons eigensinniger Großmutter, flieht sie nach Finnland. Eine Reise auf Umwegen für die beiden grundverschiedenen Frauen. Als Mo in Helsinki Ainos geheime Lebensgeschichte entdeckt, ist sie ein anderer Mensch.


    Beide Frauen sind auf den ersten Blick grundverschieden, und vom Alter her gesehen, könnten Moira und Aino Enkeltochter und Großmutter sein, doch eigentlich sind sie eine eher zufällige Zwangsgemeinschaft auf der Flucht vor der Enge ihrer Familie. Beide Frauen kommen erstmal so gar nicht miteinander aus, aber ihre Flucht vor der Familie verbindet sie letztendlich doch! Während Mo ihre unschöne, bisher nicht verarbeitete Vergangenheit vergessen möchte, will die Aino sie endlich aufarbeiten und so lernen sie mit Hilfe der anderen einen vollkommen neuen Blickwinkel auf das Geschehen kennen.


    Abgesehen von der eigentlichen Geschichte, mit sehr starken Charakteren, werden historische Hintergründe zu Finnland erzählt.


    Fazit: Ein wunderschöner, einfühlsamer Roman. Ein sehr angenehmer Schreibstil, der das schwierige Thema leichter verdaulich macht.


    5ratten

    Ein Haus ohne Bücher ist arm, auch wenn schöne Teppiche die Böden und kostbare Tapeten und Bilder die Wände bedecken.

  • Fazit:


    Liebten wir liebte ich von Anfang bis Ende. Gibt es dazu noch mehr zu sagen


    Bewertung:


    Ehrlich gesagt, hatte ich ja ein wenig Angst vor dem Buch. Ich mag die Autorin bisher sehr gerne und da es nicht ganz mein Genre ist, hatte ich eben Angst, dass es mir nicht gefallen wird. Meine Angst war aber zum Glück total unbegründet


    Mo ist genial. Sie hat einfach den Blick fürs Detail. Sie erkennt so viel in der Körpersprache von anderen, was viele übersehen. Durch die Fotografie sieht man diese Momente eingefangen.
    Aber hinter Mo verbirgt sich so viel mehr, die Abgründe ihrer Familie. Auf dieser Reise lernt sie aber so viel mehr und springt über ihren Schatten. Es ist sehr schön, sie auch auf ihrer inneren Reise zu begleiten. Ich mochte sie wirklich gerne.
    Auch hinter Aino verbirgt sich viel mehr, als es den Anschein hat. Aber auf Grund ihrer ruppigen, bestimmenden Art, mag ich sie öfters nicht so gerne. Trotzdem ist sie total authentisch und echt.
    Es zeigt sich auch, wie verschiedene und doch gleich beide sind. Beide lassen tief Blicken.


    Was ich auch sehr schön fand war, dass ich bei keiner Person dachte, die ist aber unecht. Die Personen sind wie im wahren Leben. Total verschieden, vielseitig und der eine eben sympathisch und der andere eben nicht.


    Es gab auch so viele Fragen, die ich mir immer wieder stelle und genau das macht die Spannung in diesem Buch aus. Ich möchte einfach wissen, was ist da los. Warum macht das jemand, wieso jetzt das. So geht das immer weiter. Besonders die Familiengeheimnisse sind immer wieder spannend und erschreckend.


    Der Schreibstil der Autorin lässt mich von der ersten Sekunde an in dem Buch verbleiben. Ich liebe Frau Blazon einfach. Schon als ich die ersten Seiten gelesen habe, konnte ich aufatmen, da es einfach ihr Schreibstil ist, der mich fesselt.


    5ratten

    :leserin:

  • Eine Mischung aus Tragikomik, Road-Movie und Reise in die eigene Vergangenheit


    Die junge Fotografin Mo hat durch ihre Kamera einen ganz besonderen Blick auf die Menschen: sie deckt mit ihren Fotos die Wahrheit hinter der Maske der Alltäglichkeit auf. Wenn es allerdings um den Blickwinkel auf das eigene Leben geht, sieht es bei ihr düster aus, ihr eigenes Familienleben besteht nur aus Schweigen und Streit. Umso mehr freut sie sich auf das Familienfest ihres Freundes Leon, das jedoch in einer Katastrophe und in der gemeinsamen Flucht mit der kratzbürstigen Großmutter Aino nach Finnland endet. Ainos Reise in ihre Vergangenheit wird auch für Mo ein Blick in die eigene Vergangenheit samt all ihrer Probleme.


    Mit diesem Buch wendet sich die Autorin diesmal an erwachsene Leser und ich hoffe sehr, daß es nicht der letzte Ausflug in dieses Genre sein wird. Mit einer ausdrucksstarken und bildhaften Sprache nimmt Nina Blazon den Leser mit auf eine Reise nach Finnland und in die Vergangenheit zweier völlig unterschiedlicher Frauen. Aber das Buch kommt nicht nur ernst daher, dazwischen blitzt auch immer wieder der Humor der Autorin auf. Und stellenweise erinnert das Buch auch an ein Road-Movie.


    Die Charaktere sind liebevoll und tiefgehend ausgearbeitet, nach und nach schälen sich immer mehr Details aus der traurigen Vergangenheit von Mo und Aino heraus.


    Bei Mo(ira) und ihrer Schwester Danae wird schnell klar, daß ihre Kindheit durch Lieblosigkeit und Mißachtung gekennzeichnet war, was schließlich auch zum Bruch zwischen den Schwestern geführt hat. Die beiden Schwestern haben sich in völlig verschiedene Richtungen entwickelt und haben immense Probleme damit, überhaupt miteinander zu kommunizieren. Zwischen ihnen haben sich Frust, Hass, Schweigen und Unverständnis breitgemacht.


    Die lieblose Kindheit spiegelt sich in Mos Fotos wider: sie ist immer auf der Suche nach den dunklen Seiten der Menschen und ihrer Familien („Fotos verraten alles. Sie zeigen das, was gezeigt werden soll – aber darüber hinaus zeigen sie die Lücken in den Familien, die schadhaften Stellen am Haus.“). Mos Sehnsucht nach dem perfekten Familienidyll geht soweit, daß sie ihre Partner nach deren Familien aussucht, von denen sie hofft, daß sie sie mit offenen Armen aufnehmen.


    Leons Großmutter Aino ist über 80 Jahre alt, lebt im Pflegeheim und gilt bei ihrer Familie als senil. Mit ihrer kratzbürstigen und verletzenden Art der Familie und Mo gegenüber ist ihr erster Auftritt nicht sehr einnehmend. Und über der gezwungenermaßen gemeinsamen Flucht von Aino und Mo herrscht Gewitterstimmung. Aber bald müssen die beiden Frauen einsehen, daß sie bei ihrer Flucht nach Finnland, Ainos Heimatland, aufeinander angewiesen sind. Ainos Geschichte sowie die Gründe, warum sie noch einmal nach Helsinki will, sind spannend und bis zum Schluß überraschend. Und nebenbei zwingt sie Mo, endlich in ihrer eigenen Vergangenheit aufzuräumen.


    Nebenbei erfährt der Leser einiges über Finnland und seine Bewohner, wie die Liebe der Finnen zur Sauna, zum Alkohol und Karaoke, ihre Wortkargheit, aber auch die tiefe Liebe zum finnischen Tango, welche mir bisher völlig unbekannt war und der nicht nur im Buch eine große Rolle spielt.


    Das Ende des Buches ist für mich sehr stimmig und war bis zur letzten Seite offen. Außerdem bringt es noch einige überraschende Aufklärungen.


    5ratten + :tipp:

    Liebe Grüße

    Karin

  • Meine Meinung:


    Menschliche Abgründe und ein Roadtrip nach Finnland


    Nina Blazon ist sowieso schon eine sehr beliebte Autorin und die Vorfreude auf und Erwartungen an ihr Belletristik-Debüt “Liebten wir” waren bei vielen Fans extrem hoch, so auch bei mir. Vorwegnehmen kann ich in diesem Sinne gleich, dass ihr mit diesem Debüt ein unglaublich toller Roman gelungen ist. Nina Blazon spielt hier mit menschlichen und psychologischen Abgründen, skurrilen Momenten und einem fast rasanten Roadtrip nach und durch Finnland.


    Die Protagonistin dieses Romans, Moira, ist Fotografin und gerade frisch bei ihrem neuen Freund Leon eingezogen. Nun steht das erste Treffen mit seiner Familie bevor und Mo ist aufgeregter denn je, denn eine liebende Familie ist alles, was sie sich wünscht, mehr noch als einen liebenden Partner. Beim Kennenlernen geht allerdings alles schief, was nur schiefgehen kann, und Mo muss flüchten. Kurz bevor sie losfahren kann, sitzt plötzlich Leons Großmutter Anusch mit im Auto und befielt ihr sie mitzunehmen. Und zwar nicht einfach nur nach Hause, nein, Anusch, die eigentlich Aino heißt, möchte nach Helsinki und ihr sind alle Mittel recht, um ihren Willen durchzusetzen. So beginnt also ein ungewöhnlicher Roadtrip zweier Frauen, die sich überhaupt nicht kennen, aber so was von kennenlernen werden.


    Moira selbst ist schon eine der gebrochensten Personen dieser Geschichte, die Gründe dafür erfährt man allerdings erst im Verlauf des Romans. Schnell wird jedoch klar, dass sie nicht einfach nur Fotografin ist oder sich hinter ihrer Kamera versteckt, sondern dass sie diese fast als Lupe oder gar Waffe benutzt, um beim Fotografieren all die Abgründe und Geheimnisse der abgelichteten Personen zu ergründen. Zu Beginn wirkt ihr Verhalten noch recht amüsant, als sie eine Hochzeit fotografiert und dabei nicht nur hinter die fröhliche Fassade blickt, sondern auch eine Affäre entdeckt. So witzig das auch klingen mag, so schaurig wird ihr Verhalten allerdings, wenn langsam deutlich wird, warum sie das macht. Und schon befindet man sich überhaupt nicht mehr in einem schönen und kuscheligen Roman, sondern muss sich fragen, wo da überhaupt der Boden ist, auf den man fallen könnte.


    Es ist allerdings nicht nur Moira, die in ihrem Leben unter vielen Erfahrungen gelitten hat, im Grunde hat hier jeder Charakater einen ordentlichen Knacks. Anusch/Aino gehört natürlich dazu, auch wenn man hier ebenso lange nicht weiß warum. Zunächst tritt sie als eine sehr herrische und mürrische Person auf, die anderen Leuten, besonders Mo, ständig den Spiegel vorhält und sie dabei oft gründlich vor den Kopf stößt. Ganz allmählich eröffnet sich auch bei Aino eine Vergangenheit, die emotional mitreißt.


    “Liebten wir” ist ein unglaublich vielschichtiger Roman: Beginnend bei einer schlimmen Familienfeier, die so viele menschliche Abgründe zeigt, dass mir beim Lesen fast schlecht geworden ist, reisen wir über das Meer nach Helsinki, das für die eine ein Ziel und für die andere nur Flucht ist. Dabei zeichnet Nina Blazon nicht nur ein unglaublich plastisches Bild vom schönen Helsinki, sondern auch umso traurigere Bilder vom Leben mehrerer Personen. Jeder Moment berührte mich dabei ganz tief und hat mich richtig in die Geschichte eintauchen lassen, obwohl sie doch manchmal so voll von negativen Emotionen ist. Auch die neuen zwischenmenschlichen Beziehungen, die sich hier entwickeln, besonders die zwischen Aino und Mo, haben mich mitfühlen und zittern lassen, denn zwischen all den negativen Erfahrungen waren diese ein richtiger Lichtblick. Doch nicht nur der Gefühlsaspekt steht hier im Vordergrund, auch die Geschichte selbst ist eine unheimlich spannende und mitreißende. Um die Vergangenheit von Moira und Aino — zwei Frauen, die mit ihren Erinnerungen kämpfen — wird lange ein Geheimnis gemacht, das man sich zwar durch einige Hinweise irgendwie zurecht puzzeln kann, das aber am Schluss zu einem sehr überraschendem Ende kommt.


    5ratten :tipp:

  • Nina Blazon - Liebten wir - Ullstein


    Moira und Danae, zwei Schwestern, wie sie nicht unterschiedlicher sein könnten:
    Kompetente Anwältin mit Sirenenerscheinung gegen Gelegenheits-Fotografin mit Understatement.
    Eine, die immer wusste, was sie will und eine, die einen pfadlosen Weg geht.
    Wo sie können gehen sie sich aus dem Weg, Moira hat sogar ein Extra-Handy mit Danaes Nummer darauf..
    Leonid schleppt Moira mit zu seinem Elternhaus, die Familie hat sich versammelt, um die neue Freundin kennenzulernen, sogar die altersschwache Oma Aino wird dafür aus dem Heim geholt.
    Moiras Stand ist nicht der Beste, Vergleiche mit der Ex-Freundin werden gezogen und als Danae unerwartet auftaucht, kippt die Lage so schnell, wie Sahne in der Sonne. Sie tut etwas Unglaubliches mit Leon, ihr korallenroter Lippenstift ist Zeuge..
    Wenig später sieht sich Moira mit der plötzlich sehr mitteilsamen Aino auf der Flucht. Der eben entwendete Schmuck der Verwandtschaft wird gegen zwei Finnland-Tickets eingetauscht.
    Aino hat etwas zu verstecken und umschifft ihr Geheimnis, wie die Fähre die Untiefen nach Helsinki. Aino ist clever, aber die stark gehbehinderte Dame mit eingeschränkter Lungenfunktion ist auf Moiras Hilfe angewiesen. Die Austellung einer verstorbenen Künstlerin dient ihr als Wegweiser. Nach einem Museumsbesuch machen sie einen jungen Mann ausfindig, in dessen Wohnung sie sich einfach einquartieren und Aarto lässt sich in die Suche nach dem fehlenden Puzzleteil miteinbeziehen. Moira weiß nicht, was sie von dem wortkargen Musiker in Lederjacke und Sturmfrisur halten soll..
    Die beiden setzen Himmel und Hölle in Bewegung, um Aino nach ihrer Spursuche in die Vergangenheit zu helfen, manchmal haarscharf an der Grenze ihrer Möglichkeiten.
    Als Aino die letzte Information bekommt, verschwindet sie..
    -----------------------------------------
    Einerseits bin ich glücklich so ein schönes Buch gelesen zu haben und andererseits traurig, weil es schon vorbei ist. Es ist spannend und mitreissend, ein Buch der Sehnsüchte:
    Luftgitarre für die Seele!


    5ratten


    Rezi-Links:
    http://www.leserunden.de/index…11598.msg241871#msg241871

    Einmal editiert, zuletzt von SABO ()

  • Sprachlos


    lässt mich dieses wunderbare, erstaunliche, aufrüttelnde, kluge, humorvolle, eloquente und weise Buch zurück - und zudem in der Hoffnung, dass die Autorin Nina Blazon bald wieder einen "Erwachsenenroman" mit vergleichbarer Thematik verfassen wird. Normalerweise sind nämlich eher Fantasy, Historisches und Jugendliteratur ihre - bereits durchaus vielseitigen - Genres. Ihr neuer Roman rundet dieses Oeuvre trefflich ab: etwas so Originelles, so wenig Adaptiertes und damit im allerpositivsten Sinne Eigenes (keineswegs jedoch Eigenartiges oder Eigentümliches) habe ich selten gelesen und so trafen mich ihre Worte, ihre Botschaften wie eine riesige Welle.


    Wir treffen auf die Fotografin Mo, eigentlich Moira, die meint, in Leon endlich ihrer großen Liebe begegnet zu sein. Er nimmt sie mit zu einer Familienfeier, auf der Mo ein Riesendesaster erlebt - aber auch Aino, Leons aus Finnland stammender Oma begegnet und sich mit ihr nach einer wilden Jagd auf einem Schiff nach Finnland wiederfindet, wo sie erstmals nähere Bekanntschaft mit Finnen, vor allem mit der überaus eigentümlichen Spezies der finnischen Männer macht. In Helsinki, dessen Beschreibung jedem, der die Stadt bereits kennt, lebendige Erinnerungen bescheren wird, stellt sich heraus, dass Aino auf der Suche nach einer Freundin aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs ist, die sie lange Zeit für tot hielt. Es gab nun aber Hinweise darauf, dass sie zumindest die Kriegsjahre überlebt hat - weilt sie etwa noch unter den Lebenden? Mit einem Fingerzeig aus der Vergangenheit begeben sich Aino und Mo auf eine Spurensuche, die immer mal wieder Assoziationen mit den "Leningrad Cowboys" und anderen Filmen der Kaurismäki-Brüder aufkommen lässt. Dabei wohnen sie bei dem jungen Aarto, der selbst einem dieser Kaurismäki-Filme entstiegen zu sein scheint und mit seiner Präsenz die Geschichte erst richtig rund macht. Wer also einen Sinn für das Skurrile, das Humorvolle, das Reduzierte und nicht zuletzt für die finnische Seele hat - der ist hier richtig aufgehoben und wird wie ich mit Kummer den letzten Seiten des Buches entgegensehen.


    Aber davor passiert noch so einiges - jede Menge Action, wenn auch auf die finnische und somit eher reduzierte Art, die jedoch voller Überraschungen steckt. In gewisser Art und Weise ist dies nämlich ein Road Movie in Buchform, der Aino und Mo einen Parcours durch die Gegend, aber ebenso in vergangene Zeiten beschert, auf dem sie auf faszinierende Typen beiderlei Geschlechts treffen.


    Und nicht zuletzt ist die Art, in der Aino, Aarto und vor allem Mo die Welt sehen, eine unglaublich faszinierende. Sätze wie
    "Ich weiß schon, warum meine Fotos Beweise sind: Weil sie nicht zulassen, dass Wirklichkeiten einfach wieder verschwinden, als hätten sie nie existiert." (S. 201)
    oder
    "Es ist verrückt, dass es immer wieder Bilder sind, die mich aus meinen kleinen Paradiesen vertreiben." (466)
    oder
    "Es ist eine Sache, nicht an die Familie zu glauben, aber eine ganz andere, sie zu verlieren." (S. 501)
    versetzen den Leser in neuartige, nie zuvor erahnte Dimensionen.


    Ich muss sagen, so etwas habe ich noch nie gelesen und wie bereits eingangs erwähnt, hoffe ich sehr, dass dies nicht der einzige "Erwachsenenroman" dieser so grandiosen Autorin bleiben wird. Mit so etwas meine ich eine absolut gelungene Melange aus Entwicklungsroman, Liebesgeschichte(n), Familienroman, historischem Hintergrund, Humorvollen, psychologischen Themen und, und, und. Ich empfehle Ihnen von Herzen, das selbst zu überprüfen! Ich selbst warte jedenfalls gespannt und - wie ich zugeben muss - nicht sonderlich geduldig auf den nächsten Wurf von Nina Blazon!


    Sechs von fünf Sternen bzw. Ratten... oder besser sieben!
    5ratten

  • Jedesmal denke ich, dass Nina sich nicht mehr steigern kann und werde dann eines Besseren belehrt. Dieses Buch allerdings ist wohl das wundervollste, das sie bisher geschrieben hat :herz: .
    Die Handlung an sich ist ja schon großartig, aber die Sprache verschlägt mir ebendiese. Sie ist gleichzeitig schwermütig und schwerelos, eben etwas ganz Besonderes.


    Es ist schwer, nach "Liebten wir" in ein anderes Buch einzutauchen.


    Fazit: Hochkarätig!


    5ratten


    ***
    Aeria

  • Leider leider konnte mich die Geschichte um Moiras Roadtrip nicht so sehr fesseln ...


    Die junge Fotografin Moira erlebt bei einem Familienfest bei der Verwandtschaft ihres Freundes Leon eine Katastrophe. Diese endet mit der überstürzten Flucht, doch Leons eigensinnige Oma Aino hat sich in den Wagen geschmuggelt. Auf einer turbulenten Reise nach Finnland werden beide Frauen auf unterschiedliche Art mit ihrer Vergangenheit konfrontiert, aber können am Ende friedlich mit dieser abschließen.
    Eigentlich ein turbulenter Road Trip, mir war jedoch Vieles zu detailliert beschrieben und es gab einige Passagen, in denen leider nicht wirklich viel geschieht, das die eigentliche Geschichte weiterbringt. Ich selbst habe mich deshalb mit dem Lesen etwas schwer getan obwohl die Sprache im Buch mir gefällt.
    Die Chemie zwischen den beiden Protagonisten Moira und Aino ist sehr bissig und teilweise aggressiv, leider bis zum Schluss der Geschichte. Obwohl beide sich kennenlernen und wohl auch irgendwo mögen, hört die ewige Kabbelei zwischen den beiden Frauen nicht auf.
    Hauptaugenmerk hat die Autorin neben der Geschichte auf den Schauplatz Finnland und seinen Menschenschlag gelegt. Hier bietet das Buch einige Stellen und Beschreibungen, an denen man schmunzeln muss, wenn man die Finnen ein wenig kennt. Allerdings geht mir Nina Blazon – auch wegen ihres bildhaften Sprachstils - wieder zu sehr ins Detail. Sehr oft stören zudem immer wieder finnische Wörter oder Redewendungen meinen Lesefluss, die ich mir ohnehin nie werde merken können und wollen.
    Mir fehlt leider die Spannung während der turbulenten Reise der beiden Frauen, auf der Faden um Faden ihrer verknoteten Vergangenheit entwirrt wird.
    Die doch sehr konstruierte, einem Thriller würdige Auflösung zu Moiras Vergangenheit stellt mich nicht wirklich zufrieden, obwohl sie Alles in Allem schlüssig ist.
    Ich weiß mit der Geschichte, obwohl gut geschrieben, nicht wirklich etwas anzufangen, vielleicht deshalb, weil sie einfach überfrachtet ist. Zu viel Konstrukt, zu viel Detailliebe in den Beschreibungen, zu viel Finnland, zu viel versteckte Aggression in den Gesprächen und auf meiner Seite wohl einfach zu wenig Verständnis für die Handlungsweise der Protagonisten.


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Ullstein Buchverlage


    Die Autorin


    Nina Blazon wurde 1969 in Koper bei Triest geboren und wuchs in Neu-Ulm auf. Sie las schon als Jugendliche mit Begeisterung Fantasy-Literatur. Selbst zu schreiben begann sie während ihres Germanistik-Studiums, bevor sie den Fantasy-Jugendroman Im Bann des Fluchträgers schrieb, der 2003 mit dem Wolfgang-Hohlbein-Preis und 2004 mit dem Deutschen Phantastik-Preis ausgezeichnet wurde. Seither haben Nina Blazons Bücher zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Die erfolgreiche Jugendbuchautorin lebt derzeit in Stuttgart.


    Liebten wir


    Moira liebt das Fotografieren. Nach zahlreichen anderen Versuchen, hat sie hier ihre Bestimmung gefunden. Mit ihrer Kamera fängt sie von kleinen Gesten, über verstohlene Blicke, bis hin zu den tiefsten Abgründen alles ein. Allerdings bekommt sie Schwierigkeiten, wenn sie ohne ihre Kamera in die Welt blicken soll. Ihre Familie ist zerstritten, ihre Mutter früh gestorben, mit ihrer Schwester versteht sie sich nicht, von ihrem Vater hat sie sich schon lange entfremdet. Doch auf einem Familienfest ihres Freundes Leon endet dies in einer Katastrophe. Nun hat Mo endgültig die Nase voll. Gemeinsam mit Leons Großmutter Aino, flüchtet sie vor ihren Problemen nach Finnland.


    Fazit


    Ein interessanter Roman, welcher das Debüt von Nina Blazon in diesem Romangenre bildet. Ich persönlich finde es, im Gegensatz zu zahlreichen wunderbaren Jugendromanen, welche mich mit Nina Blazon bekannt gemacht haben, ein wenig schwierig und gewöhnungsbedürftig. Die Protagonistin Mo ist nicht ganz einfach, ihre Familienverhältnisse sind durch den frühen Tod ihrer Mutter eher schwierig und auch das Verhältnis zu Vater und Schwester eher weniger gegeben. Dies hängt einerseits mit den ständig wechselnden Freundinnen ihres Vaters zusammen, aber auch mit dessen Desinteresse. Als sie dann ihren Freund Leon und dessen große Familie kennenlernt, scheint es für sie ein Glücksgriff zu sein. Doch da Mo nie geordnete Familienverhältnisse kennengelernt hat, fällt es ihr schwer sich zurecht zu finden. Allerdings stößt sie auch hier auf Ablehnung und reagiert mit Wut und Verzweiflung. Ihre Hoffnung liegt nun auf Leons Großmutter Aino.


    Den Schreib- und Erzählstil des Romans empfand ich als schwierig und kompliziert. Vor allem die verschachtelten Sätze bereiteten mir zunehmend Schwierigkeiten beim Lesen. Das Lesevergnügen wollte sich einfach nicht einstellen. Vor allem die vielen Landschafts- und Charakterbeschreibungen im Roman fand ich passend und auch die Geschichte von Aino weckte mein Interesse am Geheimnisvollen. Allerdings die Dialoge und Gespräche fand ich anstrengend und an einigen Stellen auch ein wenig unpassend. Es schien als wären die Menschen in Blazons Roman alle Einzelkämpfer, welche es sich nicht leisten könnten, andere Menschen in ihr Umfeld zu lassen.


    Alles in allem meines Erachtens ein nicht so gelungener Roman der sonst so begnadeten Autorin. Im Roman vermisste ich teilweise auch einige Verbindungen, gewissermaßen den „Roten Faden“, wie man so schön sagt. Es blieben am Ende noch einige Fragen offen und ich fühlte mich des Öfteren als Leser außenvor, da ich immer wieder aus der Geschichte „herausgeworfen“ wurde und Dinge nicht verstand.


    2ratten
    http://immer-mit-buch.blogspot…bte-ich-leider-nicht.html

  • Meine Meinung:
    "Liebten wir" - ein Titel dem fast schon ein Fragezeichen zu fehlen scheint - mich lies dieser zerbrechlich wirkende Titel nicht so recht los. Deshalb, habe ich den Roman trotzdem gelesen. Denn eigentlich hatte mich die Inhaltsangabe nicht so richtig angesprochen. Nur der Name Nina Blazon lies mich aufhorchen. Ihre phantastischen Romane liebe ich alle sehr und daher, habe ich mich doch auf den Roman eingelassen. Bereut habe ich es keine Sekunde lang!


    Ich gebe aber zu das ich das "Vorgeplänkel" mit Ainos Familie nicht gebraucht hätte. Für mich beginnt die Handlung eigentlich erst, als Mo und Aino in Finnland ankommen. Ab diesem Zeitpunkt hat es mich richtig gepackt. Hier wurde der Roman für mich zu etwas Besonderem. Vor allem der Bezug zur Fotografie hat mich dabei überzeugt. Einige Passagen haben mich auch stark an ein Fotoalbum erinnert.
    Aino war für mich übrigens der absolute Knaller. Eine rüstige Frau die ihren Willen durchsetzt und sehr ungewöhnliche Wege einschlägt. :breitgrins: Insofern hat man das Familienfest vorher doch gebraucht, um zu verstehen, weshalb sie dort erst mal weg muss. Sie bleibt allerdings eher spröde und wirklich nett ist sie dabei nicht.
    Mo hat aber definitiv einen solchen Menschen in ihrem Leben gebraucht, denn so konnte sie sich wirklich weiter entwickeln.
    Es war schon sehr amüsant wie sie von Aino überrumpelt wird. Ich fand es aber auch toll das sie sich nach und nach darauf einlässt.


    Roadmovies sind ansonsten nicht unbedingt mein Geschmack, aber "Liebten wir" bildet eine große Ausnahme. Ich denke das liegt daran, das die Reise nur einen Teil des Romans ausmacht. Vieles spielt dann vor Ort in Finnland und man bekommt einen kleinen Einblick in den dortigen Alltag. Sowohl Mo als auch Aino mussten einfach aus ihrem Alten Leben ausbrechen um einen anderen Blick darauf zu bekommen. Ich habe große Lust auf finnischen Tango bekommen *gg*
    Das Ende des Romans ist dann Bittersüß mit ein paar Hoffnungsschimmern für die Zukunft. Für mich war der Roman eine kleine Überraschung im Jahr 2015.


    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus: