Dieses Buch liegt noch nicht allzu lange auf meinem SUB, wurde aber aus unerfindlichen Gründen immer zu Gunsten eines anderen Buches beiseite geschoben.
Klappentext
Auf dem Nachhauseweg gerät der 15-jährige Michael in eine heikle Situation. Eine Frau, Mitte dreißig, kümmert sich um ihn. Später kommt der Junge mit einem Blumenstrauß, um sich zu bedanken. Und er kommt wieder. Hanna ist die erste Frau, die er begehrt. Eine heimliche Liebe beginnt. Doch es ist etwas Düsteres, Reizbares um Hanna. Seine Fragen, wer sie war und ist, weist sie schroff zurück. Eines Tages ist sie verschwunden. Aus Michaels Leben, nicht aus seinem Gedächtnis.
Als Jurastudent sieht er Hanna im Gerichtssaal wieder und erleidet einen Schock. Er hat eine Verbrecherin geliebt. Vieles an Hannas Verhalten im Prozess ergibt keinen Reim. Bis es ihm wie Schuppen von den Augen fällt: Sie hat nicht nur eine grauenhafte Tat zu verantworten, sie hat auch ihr verzweifelt gehütetes Geheimnis.
Die Vergangenheit bricht auf - die seiner Liebe und die deutsche Vergangenheit. Michael muss erleben, dass er von beiden nicht loskommt.
Meine Meinung
Der Autor schildert in schlichten Worten, aber doch sehr eindringlich, wie die mehr als 20 Jahre ältere Frau für den Jungen die erste große Liebe wird, ein einschneidendes und prägendes Erlebnis. Die Protagonisten werden sehr objektiv dargestellt, wobei bei Hanna immer eine gewisse Distanz bestehen bleibt, während man von Michael selbst die geheimsten Gedanken kennen lernt, was ihn sehr sympathisch erscheinen lässt.
Schlink konfrontiert uns in diesem Roman gleich mit mehreren heißen Eisen, von denen wenigstens zwei auch heute gerne noch totgeschwiegen werden. Das Thema der deutschen Vergangenheit speziell im Fall von Hanna zwingt den Leser jedoch, sich Gedanken über die Beweggründe derer zu machen, die aus eigenem Antrieb unter dem NS-Regime arbeiteten. In Hannas Fall steckt nicht der Glaube an das Regime dahinter, sondern der Versuch, ihr eigentliches Problem zu vertuschen, das aus heutiger Sicht als viel banaler erscheint. Für mich beschreibt das Buch weniger die Geschichte des Jungen, sondern zeigt, wozu Menschen sich aus Scham hinreißen lassen.
Die Erkenntnis, dass die Beziehung zwischen den beiden auch auf freundschaftlicher Ebene keine Zukunft hat, macht die Erzählung realistisch. Eine kurze Geschichte in Moll, die von mir erhält.
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