Das erste Wiedersehen der beiden Zwillingsschwestern lief nicht ganz so glatt ab, wie sich das wahrscheinlich beide vorgestellt haben. Die beiden trennen einfach zu viel getrennt lebende Zeit und dann noch die unterschiedlichen politischen und gesellschaftlichen Ansichten und Positionen.
Alice muss sich zwangsläufig die Frage stellen, warum ihre Mutter und Schwester erst Jahre später den Suchauftrag aufgegeben haben, aus ihrer Perspektive ist das eine sehr drängende Frage, die sich nicht so einfach erklären lässt. Und sie kann sie nicht mal mehr selber fragen, weil Rosa nun tot ist. Hätte sie früher bzw. überhaupt nach ihrer totgeglaubten Tochter gesucht, hätten sich die beiden wiedersehen können. Wenn und hätte ... hinterher ist man immer schlauer.
Authentisch sind auch dabei auch die Gefühle der Eifersucht, die Alice verspürt, weil Emma die ganze Zeit mit ihrer Mutter zusammenleben durfte, während sie auf sich alleine gestellt in Heimen leben musste. Aber auch Emma kann ich gut verstehen, dass sie es missbilligt, wenn ihre Schwester nichts von ihrer Vergangenheit erzählt, aber von ihr alles über die letzten Jahre erfahren möchte. Die Gräben zwischen den beiden sind doch recht tief: einerseits ist da diese geschwisterliche Vertrautheit unter Zwillingen, andererseits sind sie sich fremd.
Warum nur werden die beiden Schwestern überwacht? Bei Alice habe ich bisher darauf getippt, dass sie von Markov überwacht wird, damit dieser vllt. irgendwas gegen Sergej in der Hand haben könnte, aber nachdem sowohl Markov als auch Sergej Alice gegenübersitzen und ihr diese ominöse Akte lesen lassen, muss da noch mehr dahinterstecken. Aber was ist an Emma so wichtig? Wenn es um ihre Freundschaft mit Max geht, müsste doch eher Max überwacht werden, bei Emma sollten ihre Beschatter inzwischen ja rausgefunden haben, dass sie nichts mit der Kampftruppe zu tun hat. Mich würde jetzt natürlich brennend interessieren, was in der Akte steht, die Alice von Sergej und Markov zu Lesen bekommt.
Falls Max und Kai aber tatsächlich demnächst beim BND anfangen, wird die Konstellation allmählich noch brisanter: dann haben wir auf der einen Seite Max und Emma im Westen mit Max beim BND und zuvor bei der Kampftruppe, die der Stasi und den Sowjets eh schon ein Dorn im Auge ist; und auf der anderen Seite Alice, Julius und Sergej, wobei die Rolle und Arbeit des Letzteren immer noch nicht klar ist.
Ich bekomme jedenfalls ein immer schlechteres Gefühl bei der ganzen Sache und bin mir nicht sicher, ob das am Ende gut ausgehen wird. Auch habe ich immer noch keine Ahnung, wie das alles mit dem Prolog zusammenhänge könnte. Sehr gut gemacht, liebe Claire
Alice lebt gerne in Ost-Berlin und steht hinter den Idealen des Kommunismus ... aber gleichzeitig traut sie sich nicht, Sergej von ihrer Schwester zu erzählen, weil sie Schiss hat. Und als sie von Markov "eingesammelt" und zu dem Sitz der Russen gebracht wird, überwältigt sie ebenfalls die Angst. Außerdem die Befragungen usw. müssen ihr doch klar machen, dass die Menschen in der DDR überwacht werden.
Weiß Sergej tatsächlich nichts davon, dass Irma Alices Briefe nie erhalten hat? Ich möchte es für Alice glauben, denn er ist der Einzige, dem sie vertraut, aber sicher bin ich mir ganz und gar nicht. Und ja, warum hat er nichts über Emma oder ihre Mutter wissen wollen? Weil er schon längst Bescheid weiß?