Welche Kinder- oder Jugendbücher kann ein Erwachsener noch lesen?

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  • Hallo zusammen!


    Da ich den Potter-7-Gerüchte-Thread nicht mit OT überlasten möchte, lagere ich die Frage mal in einen eigenen Thread aus:


    Gibt es Kinder- oder Jugendbücher, die ich als Erwachsener noch mit Genuss und Gewinn lesen kann? (Und damit meine ich nicht den Genuss nostalgischer Erinnerung an eigene Kindheit und Jugend!) Wenn es sie gibt: welche?


    Als Kinder- bzw. Jugendbuch würde ich alle Bücher bezeichnen, die kindliche bzw. jugendliche Protagonisten führen, deren Probleme (z.B. Schule) behandeln und deren Fähigkeiten ins Licht stellen. Typische Jugendbücher sind also z.B. von den Damen Blyton oder Potter geschrieben worden. (Ne, letztere heisst anders ... aber mein Gedächtnis weigert sich ... )


    Keine Kinder- oder Jugendbücher sind es für mich, wenn zwar kindliche / jugendliche Protagonisten geführt werden, hinter ihren Problemen / Handlungen aber (z.B.) existentielle Abgründe sich öffnen.


    Von daher sind Die Verwirrungen des Zöglings Törleß oder Professor Unrat meiner Meinung nach trotz jugendlicher Protagonisten und schulischen Problemen keine Jugendbücher, waren vom jeweiligen Autor auch nicht so gemeint.


    Mir kommen im Moment eigentlich nur zwei in den Sinn: Tom Sawyer und Huckleberry Finn. Bei Karl May zögere ich, zu viel geht da durcheinander.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Also ein weiteres Buch fällt mir da ein. "Der Schüler Gerber" Ich fand es als wir es in der Schule gelesen haben schon toll. Und auch jetzt interessiert es mich noch und es ist super zu lesen.
    LG

  • Da könnte ich dir nur Empfehlungen liefern, wenn ich du wäre. D.h. wenn ich wüßte, wes Geistes Kind du bist. Da ich mich ganz gut kenne und deshalb weiß, daß ich ein Kindskopf bin, könnte ich mir ALLE Kinder- und Jugendbücher empfehlen.


    Was man allgemein empfehlen kann, ist z.B. "Krabat" von Otfried Preußler. Ich habe das Buch erst als Erwachsener gelesen und fand es recht beeindruckend.


    "Der Hobbit" von Tolkien, ebenfalls als Kinderbuch gedacht, ist natürlich auch sehr empfehlenswert.


    Außerdem finde ich praktisch alle Bücher rund um Michel, Pippi und die Brüder Löwenherz von Astrid Lindgren einfach köstlich. Gilt auch für die Bücher um Jim Knopf von Michael Ende, natürlich auch "Die Unendliche Geschichte" und "Momo".


    "Der 35. Mai" von Erich Kästner gehört auch heute noch zu meinen Lieblingsbüchern.


    Die Narnia - Bücher von C.S. Lewis scheinst du ja schon zu kennen.

  • Jaaaa, den Kästner find ich auch klasse :klatschen: "Dann pinseln Sie ihren blöden Äquator doch mit Mennige an" :lachen:


    Überhaupt glaube ich, dass Kringel und ich uns diesbezüglich ähnlich sind - ich hab wohl auch eine kindliche (oder kindische? :breitgrins: ) Ader behalten.


    Ich hätte noch zu bieten (lege mal Wendys All-Age-Bücher-Definition zugrunde):


    Harry Potter (auch wenn sandi das nicht verstehen wird :breitgrins: )
    die Tintenherz-Trilogie
    die Bücher von Ralf Isau
    die Legenden von Phantásien

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Wir hatten so eine ähnliche Diskussion (siehe: "Als Erwachsener Kinder/Jugendbücher lesen ?") schon einmal *g*.


    Zitat

    Bei Karl May zögere ich, zu viel geht da durcheinander.


    Für mich waren Karl May und auch "Die drei Musketiere" immer Jugendbücher, obwohl sie das wahrscheinlich gar nicht sind. Zumindest nicht, wenn ich Deine Definition zu Grunde lege.


    Zitat

    Gibt es Kinder- oder Jugendbücher, die ich als Erwachsener noch mit Genuss und Gewinn lesen kann?


    Was genau meinst Du mit "Gewinn"?


    LG - cat

    Liebe Grüße - Inge


    ~ Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann. ~

  • Ich stelle mit Cat die Frage, was für dich "Gewinn" ist, ganz abgesehen von dem Definitionsproblem Kinder-, Jugend-, Erwachsenenliteratur.



    Keine Kinder- oder Jugendbücher sind es für mich, wenn zwar kindliche / jugendliche Protagonisten geführt werden, hinter ihren Problemen / Handlungen aber (z.B.) existentielle Abgründe sich öffnen.


    Genau mit dieser Definition was, bzw. was nicht JuLi ist, hast du dir natürlich alle die Bücher, die auch für Erwachsene, die nur "ernsthafte" Literatur lesen, Bücher, die sich mit dem Problem des Mensch-seins beschäftigen, solche an denen man lange "knabbern" kann, geschickt als Nicht-Jugendliteratur wegdefiniert und damit dein Statement im Harry Potter-Thread (Umgekehrt glaube ich nicht, dass ein Erwachsener ein Kinder- oder Jugendbuch mit Freude und Gewinn lesen kann) bewiesen.
    Dabei findet doch gerade die Beschäftigung mit existenziellen Fragestellungen sehr stark im Jugendalter statt, nur scheinst du der Meinnung zu sein, dass diese Fragestellung so "erwachsen" ist, dass deren Umsetzung innerhalb der Literatur nur in Erwachsenenbüchern stattfindet.

    Wir sind irre, also lesen wir!


  • Jaaaa, den Kästner find ich auch klasse :klatschen: "Dann pinseln Sie ihren blöden Äquator doch mit Mennige an" :lachen:


    *grins* Ja, die Stelle finde ich auch Klasse. Übrigens: Hatte das Buch vor Jahren auf meiner Homepage vorgestellt. Mein damaliger Chef hatte das gelesen und wollte das Buch haben, um es seinen Söhnen vorzulesen. Das hat er dann auch gemacht. Die Söhne sagten hinterher: "Mensch Papa, das war ja mal 'ne tolle Geschichte". Das Problem dabei: Die Jungs meinen jetzt, daß sich am Äquator tatsächlich ein Metallband um die Erde spannt...


    Mit "Gewinn" meint Sandhofer möglicherweise, dass die Bücher nicht nur Unterhaltung sind, sondern auch einen Wert auf einer Meta-Ebene haben.

  • Für mich sind solche Bücher zB auch noch die (ebenfalls schon im Potter-Thread erwähnte) Philip Pullman Trilogie, in der zwar Kinder die Hauptrollen spielen und auch allerhand Hexen, Zauberer und sprechende Tiere vorkommen, die sich aber des weiteren noch sehr kritisch mit der Kirche und Religion an sich beschäftigt.
    Die Bücher werden trotzdem als Kinderbücher verkauft und sehen vom Coverdesign her auch nicht so anders aus als Harry Potter.


    Ansonsten schließe ich mich voll und ganz Saltanah an. :winken:

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog


  • Mit "Gewinn" meint Sandhofer möglicherweise, dass die Bücher nicht nur Unterhaltung sind, sondern auch einen Wert auf einer Meta-Ebene haben.


    Meta-Ebene? Hat sich mir noch nicht vorgestellt. :lachen: Nein, Scherz ...


    Warum sollten Kinder.-Jugendbücher keine neuen Einsichten anregen können? Weil die Sprache einfacher - man könnte auch sagen verständlicher - ist? Weil sich Kinder.-Jugendbuchautoren nicht mit existenziellen Fragestellungen auseinandersetzen (können)? Dann könnte ich schon eher die Kein-Genuß-Theorie nachvollziehen.


    LG - cat

    Liebe Grüße - Inge


    ~ Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann. ~


  • *grins* Ja, die Stelle finde ich auch Klasse. Übrigens: Hatte das Buch vor Jahren auf meiner Homepage vorgestellt. Mein damaliger Chef hatte das gelesen und wollte das Buch haben, um es seinen Söhnen vorzulesen. Das hat er dann auch gemacht. Die Söhne sagten hinterher: "Mensch Papa, das war ja mal 'ne tolle Geschichte". Das Problem dabei: Die Jungs meinen jetzt, daß sich am Äquator tatsächlich ein Metallband um die Erde spannt...


    :totlach: :geil:


    Das Inhalts-Argument "zieht" für mich weniger als das der Sprache. Wer gerne Klassiker und ähnliches liest, findet mit Sicherheit die Sprache in Jugendbüchern zu einfach und kunstlos (wobei gerade - sorry, ich muss ihn halt schon wieder anführen - HP auch herrliche Wort- und Sprachspielereien beinhaltet).

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Hallo zusammen!


    Was genau meinst Du mit "Gewinn"?


    Eigentlich habe ich fast 2x dasselbe gesagt: Ich meinte einen gewissen Lustgewinn (wobei die Betätigung von ein paar grauen Hirnzellen sehr lustvoll sein kann!). Die existentielle Fragestellung war ja nur ein Beispiel. Auch die Sprache gehört zum "Lustgewinn".


    Kästner: ja, ein gutes Beispiel. Die Lindgren mochte ich nie so wirklich, schon als Kind nicht - kann ich also nicht wirklich beurteilen. Alice in Wonderland und Alice behind the Mirror ist mir noch in den Sinn gekommen.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)


  • Eigentlich habe ich fast 2x dasselbe gesagt: Ich meinte einen gewissen Lustgewinn (wobei die Betätigung von ein paar grauen Hirnzellen sehr lustvoll sein kann!). Die existentielle Fragestellung war ja nur ein Beispiel. Auch die Sprache gehört zum "Lustgewinn".


    Hi, Sandhofer!


    Aha, dann war ich auf einer falschen Fährte - Danke für die Erklärung.


    Ich glaube ehrlich gesagt nicht, daß es Kinder-und/oder Jugendbücher gibt, die Deinen Anforderungen entsprechen.


    LG - cat

    Liebe Grüße - Inge


    ~ Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann. ~

  • Hallo sandhofer,


    lies mal die "Gretchen Sackmeier"-Bücher von Christine Nöstlinger. Oder auch "Olfi Obermeier und der Ödipus". Ganz großes Theater.
    Lies nicht den "Hobbit" (Kringel, wie kannst du? Dann liegt er uns wieder wochenlang in den Ohren, er würde fürderhin kein einziges Kinderbuch usw. usf. :breitgrins:), lies bitte auch nicht "Tintenherz", da hab ich schon das Hörbuch abgebrochen. Lies, wenn du willst, den dritten Band von HP und wenn dir der gefällt noch die beiden ersten; und wenn du dann noch aufhören kannst, hör auf :elch:.


    Herzlich, Bartlebooth.

  • Hallo!


    Eigentlich habe ich fast 2x dasselbe gesagt: Ich meinte einen gewissen Lustgewinn (wobei die Betätigung von ein paar grauen Hirnzellen sehr lustvoll sein kann!). Die existentielle Fragestellung war ja nur ein Beispiel. Auch die Sprache gehört zum "Lustgewinn".


    Also ich glaube, für jeden bedeutet "Gewinn" etwas Anderes. So, wie Kringel es in seinem ersten Beitrag angedeutet hat. Ähnlich ist die Frage, warum jeder Einzelne eigentlich liest. Der eine sucht eben diese "Betätigung von ein paar grauen Zellen" (warum auch immer), der andere sucht einfach nur gute Unterhaltung (warum auch immer). Letzteres entspricht meinem Wesen (zumindest ist das einer der Hauptgründe für dieses Hobby von mir). Für mich ist es also ein Gewinn, wenn mich ein Kinder- oder Jugendbuch unterhalten kann. Und dafür gäbe es nun auch wieder die unterschiedlichsten Gründe.


    Sollte nun also "Lustgewinn" in einem thematischen oder sprachlichen Anspruch zu finden sein, dann bedeutet dies wieder für jeden etwas Anderes. Der eine Erwachsene findet Kinder- oder Jugendbücher anspruchsvoll, die sich mit Wissenschaft beschäftigen, der nächste diejenigen, die sich mit Moral beschäftigen, wieder der nächste Erwachsene kaut an größeren emotionalen Problemen herum (z.B. weil es eine persönliche Narbe aufreißt) und findet diese anspruchsvoll.


    Fazit: Ich bin der Überzeugung, dass es auf diese Frage ("Gibt es Kinder- oder Jugendbücher, die ich als Erwachsener noch mit Genuss und Gewinn lesen kann?") keine pauschale oder generalisierte, sondern nur eine individuelle Anwort gibt.


    Liebe Grüße,
    melima

  • Absolut geniale, tiefgründige Jugendbücher schreibt Lurlene McDaniel. Davon kann ich jedes Buch empfehlen, aber am meisten berührt hat mich "Mourning Song" aus ihrer One Last Wish-Reihe. Das Buch ist auf deutsch nur im inzwischen nicht mehr existenten FuntasieClub-Verlag erschienen, als Taschenbuch unter dem Titel "Nur einmal im Leben".


    Ebenfalls sehr gut schreibt Brigitte Blobel, da würde ich "Einen Lehrer liebt man nicht" empfehlen, aber mit nem Paket Taschentücher :zwinker:


    Und wirklich tolle, fantasievolle und schöne Romane hat Elfie Donnelly verfasst, da kann ich uneingeschränkt alles empfehlen.


    Wer Pferde mag, sollte mal die Reiterhof Dreililien und Pferdeheimat im Hochland- Bücher von Ursula Isbel versuchen.

  • Hallo zusammen!


    @Hobbit: Hab' ich schon gelesen. Könnte eventuell auch noch in die Kategorie passen.


    Ein Grenzfall sind für mich die Bücher von Karl May und Konsorten - die sog. Abenteuerliteratur. (Täusche ich mich, oder fehlt diese Rubrik tatsächlich noch im Forenaufbau alldahier?) Die meisten Bücher von Gerstäcker, Kraft, Rider Haggard, Sealsfield etc. sind wohl ebenso als Jugendbuch einzustufen wie als Buch für Erwachsene.


    Ähnliche Grenzfälle sehe in in Fantasy und SF. Heinlein z.B. hat explizit für Jugendliche geschrieben, aber auch Podkayne of Mars wird oft als Jugendbuch verkauft, auch wenn er es meines Wissens nicht so gemeint hat.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Ach ja: "Märchenmond" von den Hohlbeins soll ein recht gutes, unterhaltsames Buch sein. Sagt jedenfalls meine Freundin, die alles andere von Hohlbein entsetzlich findet (ich packe seine Bücher nicht mal mit der Kneifzange an).

  • Sandhofer hat geschrieben:

    Zitat

    Deshalb stehe ich dieser ganzen Harry-Potter-Hysterie recht ratlos gegenüber; nach allem, was ich gelesen und gehört habe, sind es Kinder- bzw. Jugendbücher, und trotzdem benehmen sich erwachsene Menschen wie Teenies, denen gesagt wird, dass Tokyo Hotel im McDo um die Ecke gerade einen Hamburger verdrücken ...


    Erzähl das nicht meiner Tochter, die macht sich sofort auf zum nächsten McDo.... :zwinker: Ganz im Ernst. Ich bin 36 Jahre und lese Harry Potter noch sehr gerne. Warscheinlich sogar noch lieber als meine 10jährige Tochter. Warum? Ich lese eigentlich generell bis zum heutigen Tag auch mal gerne ein Kinderbuch. (Obwohl ich auch der Meinung bin Harry Potter 4,5 u. 6 sind keine Kinderbücher mehr) Ich habe auch mehrere Bücher von Cornelia Funke gelesen und war begeistert. Warum soll man als Erwachsener keine Kinderbücher mehr lesen? Mir leuchtet das nicht ein. Vielleicht gibt mir ein Kinderbuch heute nicht soviel "Gewinn" wie beispielsweise irgendein Sachbuch, aber kommt es darauf beim Lesen immer an...? Das es mir Gewinn bringt...? Lesen ist für mich etwas, das mir Spass machen sollte, und mir die notwendige Entspannung und den Ausgleich in meiner Freizeit bringt. Und da muss dann doch letztlich jeder selber entscheiden, was gefällt , oder...?

  • @Hobbit: Hab' ich schon gelesen. Könnte eventuell auch noch in die Kategorie passen.


    Du überraschst mich immer wieder. Kannst du das auch begründen? :breitgrins: