Ein Monat auf dem Land
von J.L.Carr
Originalausgabe von 1980 ("A Month in the Country")
Deutsche Erstveröffentlichung 2016, übersetzt von Monika Köpfer
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Rückseite + Klappentext (etwas zusammengefasst)
Yorkshire im Sommer 1920: Der Londoner Restaurator Tom Birkin steigt im nordenglischen Oxgodby aus dem Zug. Tom Birkin hat im ersten Weltkrieg gekämpft, als traumatisierter Veteran wurde er von seiner Frau verlassen. Nun ist er damit beauftragt, ein mittelalterliches Fresko in der Dorfkirche freizulegen. In der Ruhe der Landschaft hofft er Frieden zu finden. Und tatsächlich: Je näher er dem Meisterwerk hinter dem Putz der Kirchenwände kommt, desto näher kommt er auch sich selbst und den Menschen in seiner Umgebung.
"Ein Monat auf dem Land" ist ein Buch über das Leben, die Verletzungen, die es uns zufügt, und die Möglichkeit sie zu überwinden. J.L. Carr erzählt von einem Mann, der überlebt, und von der Rettung, die in uns wie den anderen liegt. Dieser moderne Klassiker der englischen Literatur ist in seiner sprachlichen Leichtigkeit und Eleganz eine echte Wiederentdeckung. Er liegt jetzt erstmals in deutscher Übersetzung vor.
Über den Autor:
Joseph Lloyd Carr auch Jim oder James (geboren 20. Mai 1912 in North Yorkshire; gestorben 26. Februar 1994 in Kettering) war ein britischer Schriftsteller. Nachdem er jahrelang als Lehrer gearbeitet hatte, gründete er 1966 einen eigenen Verlag und verfasste acht Romane. "Ein Monat auf dem Land" ist Carrs bekanntestes Werk und war 1980 für den Booker-Preis nominiert. Wikipedia
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Diese kleine Büchlein hat mir in den letzten Tagen, trotz des grauen Novembers draußen, ein kleines Stück Sommer und Wärme zurückgeholt. Der vom Krieg seelisch schwer geschädigte Tom Birkin tritt nach Kriegsende eine Flucht in die ländliche Einsamkeit an, nur die Restaurierung des Wandgemäldes soll seine Tage bestimmen. Er reduziert sein Leben auf die einfachsten Handlungen, den Rythmus seiner Arbeit, schläft auf dem Boden in einer kargen Turmkammer, lehnt jeden Komfort ab um möglichst nahe an seiner Arbeit zu sein und will sich ansonsten aus allem heraushalten. Es ist ein Fest wie er sich Schritt für Schritt an das Freilegen des Freskos macht, nach und nach die Figuren entdeckt, über die Farben und den Künstler nachdenkt und die Größe des Werks erkennt. So meditativ und heilsam dieses Tun für den Protagonisten ist, so wirkt es auch weiter, über das Buch hinaus, auf den Leser.
Tom stellt aber auch nach und nach fest: So einfach wie man es sich als Großstädter denkt, ist das mit dem Rückzug auf dem Land gar nicht. Nach und nach beziehen die Dorfbewohner den zurückgezogenen Mann in ihr Leben mit ein und langsam öffnet sich auch für ihn wieder der Blick auf das Leben um ihn herum.
Die Geschichte wirkt sommerlich leicht, manchesmal auf leise Art humorvoll, niemals kitschig. Man riecht den Sommer geradezu, fühlt die Wärme auf der Haut, sieht das Flirren in der Luft, gleichzeitig macht das Buch aber auch nachdenklich und melancholisch es geht um das Geschenk des Lebens und um Vergänglichkeit und es verdeutlicht, trotz aller Leichtigkeit, die Unmenschlichkeit, den Irrsinn eines jeden Krieges - um es kurz zu machen: Für mich eins der (leider wenigen) Lesehighlights dieses Jahres, Balsam für die Seele, hat für mich das Zeug zu einem persönlichen Lieblingsbuch zu werden, welches man hervorholt wenn man Trost sucht.
Erwähnen möchte ich auch die hochwertige und wunderschön schlichte, perfekt zum Inhalt passende Aufmachung des Büchleins, aufgelegt vom Dumont-Verlag, das mich allein schon damit angezogen hat.
Uneingeschränkte