Karen Duve - Anständig essen. Ein Selbstversuch

Es gibt 147 Antworten in diesem Thema, welches 30.258 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Jaqui.

  • MacOss
    Ich glaub das liegt auch daran das man eben einfach in den Supermarkt geht und viele Menschen nicht mal mehr den Metzger nutzen um ihre Wurst und das Fleisch zu kaufen, da kommt einem das erst recht nicht ins Bewusstsein. Grade Kinder können den Bezug dann sicher noch schwerer stellen.


  • Viele Leute wachsen in dem Bewusstsein auf: Fleisch ist einfach da. Das ist wie mit dem Strom, von dem viele gar nicht wissen (wollen), wie er produziert wird - der kommt halt aus der Steckdose.


    Genau. Einen großen Teil trägt auch die Werbung dazu bei, die dem Konsumenten glückliche Tiere und blühende Landschaften vorgaukelt Viele hinterfragen dies nicht. Ich habe auch jahrelang die Denke meiner Mutter für mich übernommen, dass z.B. Daunendecken das Beste zum Schlafen sind, ohne mir Gedanken zu machen wie die Daunen in die Decke kommen. Jetzt kaufe ich keine Federbetten mehr.

  • Das beste Beispiel dafür ist die Grüne Woche in Berlin... da sind überall Tiere die glücklich dargestellt werden. Es wird zumindest durch die Bilder davon im Fernsehen suggeriert das die Nahrung ausschließlich vom Bauernhof kommt. Da stellt man ja den Bezug trotzdem nicht so recht her. Da ist entweder dieser heile Welt Gedanke oder das Gegenteil dass das Tier gar nicht mit Fleisch in Zusammenhang steht.

  • Ich kenne auch durchaus ein paar Leute in meinem Bekanntenkreis, die sich vor rohem Fleisch ekeln :rollen: Das ist nun mal der "Naturzustand" eines geschlachteten Tiers. Da sollte man dann lieber Vegetarier werden, wenn man das nicht wahrhaben will oder ekelhaft findet, alles andere ist inkonsequent und/oder verlogen

  • illy
    Meine Schwester :breitgrins: sie fasst kein rohes Fleisch an, vor allem Rindfleisch ist ihr ein Gräuel. Wobei sie für andre schon auch Fleisch kocht. (und es lecker schmeckt *g*) Aber sie hat sehr lange gar kein Fleisch gegessen und auch keinen Fisch. Das hat sich aber auch geändert, weil sie Fisch inzwischen sehr lecker findet. Bei ihr ist das also wirklich eine Geschmacksache. Meine Mama meint sogar das meine Schwester schon als Baby dieses Pürierte Fleisch nicht (gut das wundert mich jetzt weniger *gg*) mochte, aber damals konnte man sich das einfach noch nicht so vorstellen das jemand kein Fleisch mag. (Meine Schwester ist in den 70er Jahren in England geboren)


  • Viele Leute wachsen in dem Bewusstsein auf: Fleisch ist einfach da. Das ist wie mit dem Strom, von dem viele gar nicht wissen (wollen), wie er produziert wird - der kommt halt aus der Steckdose.


    Ja genau. Es sind halt fertige Stücke, in unterschiedlichen Varianten und sauber verpackt. Wenn jeder sein Fleisch selbst besorgen, also Tiere erschießen, ausnehmen, etc. müsste ....

  • Und damit ist wieder ein Buch auf meinem SuB gelandet :breitgrins:


    Ich finde es wichtig über so etwas grundsätzliches wie "Wo kommt mein Essen her und wie ist es entstanden?" nachzudenken. Ich sehe bei mir und meinem Mann das wir dieses Thema im Alltag schon verdrängen. Aber gerade ein Buch das locker geschrieben ist und eben nicht gleich mit dem Zeigefinger auf mich zeigt und sagt wie böse ich bin, ist wahrscheinlich genau das richtige um ein anderes Denken und vor allem Handeln zu bewirken.



    Ich behaupte, nur die Form der Tierhaltung wird verdrängt und man redet sie sich schön, dass Töten an sich ist doch jedem klar.


    Bei uns ist das so. Wir verdrängen nicht das Tiere sterben, wir verdrängen die Tierhaltung, die Transporte und die Art des Tötens. Das ist falsch und genau da müssen wir (also mein Mann und ich) ansetzen. Ich hätte gar nicht damit gerechnet das es sein könnte, das z. B. Freunden das nicht bewusst ist. Da werd ich demnächst mal die Ohren offen halten.....

  • Dieses Buch will ich auch noch unbedingt lesen.


    Ich bin Veganerin - es ist für mich, ähnlich wie "Tiere Essen", keine schockierende Neuigkeit, sondern dient mir nur als Bestätigung. Ich freu mich aber darauf, endlich Argumente untermauern zu können, in dem ich auf die Zustände in Deutschland verweise.


    Viele aufrüttelnde Filme und Bücher sind amerikanische Produktionen. Food Inc. zum Beispiel, in dem gezeigt wird, dass Rinder E.Coli-Bakterien im Magen "entwickeln", weil man ihnen Mais statt Gras/Heu füttert. "Tiere Essen" bezieht sich ja auch zu 98% auf US-amerikanische Zustände. Mein "Lieblingsfilm" zu dem Thema - Earthlings - hat das gleiche Problem.


    Immer, wenn man Leuen diese Dinge als Orientierungshilfen oder Argumentationsstützen hinhält, kommt der abfällige "Ja, da geht's ja um AMERIKA - hier ist das anders"-Gedanke, der sich nicht mehr abschütteln lässt. Die "Ware Tier"-Serie ist da ja schon eine glorreiche Ausnahme...


    Für Menschen mit starken Nerven kann ich Earthlings nur empfehlen (kann man online legal kostenlos angucken/runterladen)!

    [center]If I could go back in time, wouldn&#39;t change a damn thing in my life. Love the dumb things we do when we&#39;re young, but the best is yet to come...<br />[/center]

  • So, ich habe das Buch heute ausgelesen, und es hat mir bis zum Ende sehr gut gefallen.


    Karen Duve zieht auch die vegane und die frutarische Phase weitestgehend konsequent durch, wobei ihr aber gerade letztere streckenweise sehr schwer gefallen ist, sind doch hier die moralischen und praktischen Anforderungen an die Lebensführung - und nicht nur die Vorgaben, was gegessen werden darf - am strengsten.


    Schon in der veganen Phase, in der sie nicht nur auf den Verzehr, sondern auf jegliche Ausbeutung von Tieren verzichten muss, erkennt sie, dass sie vieles in ihrem Leben umkrempeln müsste, sollte sie dauerhaft so leben wollen: Als begeisterte Reiterin dürfte sie z.B. kein Reitzubehör aus Leder mehr verwenden. Und was ist überhaupt mit dem Reiten...? "Für vegane Hardliner", schreibt sie, "ist Reiten eine besonders perfide Form der Ausbeutung, eine Beleidigung des Pferdes und der zur Schau getragene Herrschaftsanspruch über das Tier."


    Und wo sie nun schon mal dabei ist, komplett auf tierische Produkte zu verzichten und sich entsprechend schlau zu machen, trägt sie einige interessante Informationen zusammen, so u.a. zum Milchkonsum (z.B. dass 75 % der Weltbevölkerung unter einer Milch- bzw. Laktoseunverträglichkeit leiden, darunter 98 % der Asiaten, aber lediglich 25 % der Europäer) oder zum exorbitanten (Miss-)Verhältnis zwischen aufgewendeter pflanzlicher Energie zur gewonnenen tierischen Energie. So werden 7.000 Kalorien Soja benötigt und an Schweine verfüttert, um 1.000 Kalorien Schweinefleisch zu produzieren.


    Am schwierigsten für sie ist schließlich die frutarische Phase - ihre komplette bisherige Lebensweise einschließlich des Umgangs mit Tieren und Pflanzen wird auf den Prüfstand gestellt. So darf sie an pflanzlichen Dingen nur noch die Bestandteile essen, die - zumindest theoretisch - gewaltlos gepflückt sein könnten und zu keiner Schädigung der Pflanze an sich führen: also z.B. Fallobst, Nüsse und Samen, jedoch keine Kartoffeln, keine Rüben, keinen Spinat.


    Aber: Konsequent, wie sie dabei ist, führt das im ersten Moment bei ihr zu einem ungeheuren moralischen Höhenflug, und sie bringt das in ihrer ironischen Art in der Schilderung eines Gesprächs mit ihrem Verleger zum Ausdruck:


    Zitat

    Moralisch bin ich jetzt kaum noch zu toppen. Ich vernichte kein Leben mehr. Ich bin die Super-Grille.
    "Dann darfst du ja wohl auch keine Baumwolle tragen."
    "Doch, darf ich. Baumwolle wird aus den Samenfäden der Baumwollpflanze gemacht und kann abgepflückt werden, ohne die Pflanze zu zerstören."
    "Ich schick dir mal ein Buch über die Zustände auf den Baumwollfeldern in Usbekistan."
    Bei einer so streng moralischen Lebensführung wie der eines Frutariers reizt es ethisch tiefer agierende Subjekte nun einmal, ein Haar in der Früchtesuppe zu finden. :breitgrins:


    Nach ihrem Experiment fasst Karen Duve fünf gute Vorsätze, wie sie ihr künftiges Leben führen möchte, kennt aber ihre Schwächen und weiß, dass sie eine bis in die letzte Konsequenz moralisch vertretbare Lebensweise nicht dauerhaft wird durchhalten können. So nimmt sie sich jedenfalls vor, künftig auf eine für sich selbst vertretbare Weise und insgesamt bewusster zu leben und darauf zu achten, dass ihretwegen wenigstens kein Tier leiden muss. Auch wenn sie angesichts ihrer - wie sie selbst einräumt - mangelnden Willensstärke nicht ausschließen kann, auch mal wieder Fleisch zu essen, obwohl sie das nach Möglichkeit natürlich vermeiden will. Zumindest aber führt sie ihr Leben nun mit geschärftem Bewusstsein. Ihr Fazit: "Ich werde nicht konsequent sein, aber achtsam." Und das ist doch schon mal was. :smile:


    Das Buch bekommt von mir
    4ratten und :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Das ist wenigstens ein ehrliches Fazit von Frau Duve, ich finde gut das sie auch selbst zugibt das sie eben auch Schwächen hat und das sie keine Übermoralistin ist.


    Ich für mich könnte mir ehrlich gesagt nicht vorstellen Veganerin zu werden. Allein schon weil der Mensch eben nicht nur pflanzliches Eiweis zu sich nehmen soll - aber ich gebe auch zu ich bin ein Milchjunkie und das kann die beste Sojamilch nicht ändern :breitgrins: und ich gebe auch zu: ich esse einfach total gerne Fleisch. Da bin ich zugebener maßen egoistisch. Allerdings überlege ich mir seit den ganzen Diskussionen schon länger wo ich meine Fleischprodukte einkaufen soll. Gerade hier bin ich noch zwiespältig, eben weil man sich ja auch bei Bio nicht mehr so sicher sein kann wie vor ein paar Jahren. Bei mir hier in der Stadt gibts ja einen Biosupermarkt, vielleicht sollte ich mich da mal schlauer machen wo das Fleisch bei derren Produkten genau herkommt. Das wäre für mich jedenfalls eine Alternative die ich persönlich mit mir vertreten könnte.


  • Allerdings überlege ich mir seit den ganzen Diskussionen schon länger wo ich meine Fleischprodukte einkaufen soll. Gerade hier bin ich noch zwiespältig, eben weil man sich ja auch bei Bio nicht mehr so sicher sein kann wie vor ein paar Jahren.


    Auch Bio-Hühner führen kein angenehmes Leben. Das wird aus den Schilderungen der zweiten Hühnerbefreiungsaktion deutlich, die Karen Duve mit einigen Tierrechtsaktivisten auf einem Bio-Hühnerhof durchgeführt hat. Die Hühner dort haben zwar etwas mehr Platz als die konventionell gehaltenen, aber verhaltensauffällig und oftmals mit deutlich gerupftem Gefieder laufen auch sie herum. :sauer:


    Tja, ich bin momentan auch total verunsichert, was und wo ich noch einkaufen kann...

  • Ich hab auch schon erlebt, dass die Hühner aus der Farm "gesünder" ausgesehen haben, als diejenigen vom Bauernhof :rollen: Genau deshalb möchte ich am liebsten meinen eigenen Garten und ein paar Hühner, dann weiss ich auch, wo meine Eier herkommen. Leider funktioniert das mit der Milch nicht ganz so einfach... Ich versuche mich zwar immer wieder an Soya-Milch, aber jedes Mal komme ich zum gleich Ergebnis: Mag ich nicht besonders :redface:

    //Grösser ist doof//


  • Ich versuche mich zwar immer wieder an Soya-Milch, aber jedes Mal komme ich zum gleich Ergebnis: Mag ich nicht besonders :redface:


    Ich hab's zwar noch nicht ausprobiert, aber Duves Schilderungen ausflockender Sojamilch im Tee klangen auch nicht sehr verlockend... :breitgrins:

  • Mir ist im Kaffee noch keine Sojamilch geflockt...

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  • Vielleicht war die ja schlecht? Kokosmilch zb kann ja auch schlecht werden (hab das mal selbst erlebt... war echt eklig...) ich denk mal Sojamilch reagiert da sicher wie Kuhmilch. (Die ja auch flockt wenn sie schlecht ist)


  • Mir ist im Kaffee noch keine Sojamilch geflockt...


    Na, dann ist es doch mal einen Versuch wert. :zwinker:



    Für Menschen mit starken Nerven kann ich Earthlings nur empfehlen (kann man online legal kostenlos angucken/runterladen)!


    Hast Du da für einen Suchfaulen wie mich eine Quelle bzw. Internetadresse zur Hand? :smile:

  • Ja, hier: http://veg-tv.info/Earthlings


    Ich trink Sojamilch wirklich nur im Kaffee (oder eben verkocht/verbacken), weil ich den Geschmack nicht wirklich mag. Aber ich hab auch noch nie normale Milch einfach so getrunken... Als Alternative gibt's ja auch immernoch Hafermilch oder Reismilch... (Ist auch nicht verkehrt, wenn man mal die Östrogensache bedenkt...)

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  • Erzähl dann mal, wie du ihn fandest...

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